11.11.2017 – Im Süden von Tucson

Der Tag begann etwas zähfliessend. Gesundheitstechnisch waren wir zu 90% wieder auf dem Damm, aber es dauerte seine Zeit, bis wir auf der Strasse waren. Zum Frühstücksangebot zählten heute Rührei, Würstchen, Bratkartoffeln und Biquits mit Gravy. Zu letzterem hatte ich ja meine Meinung schon kundgetan. Und da die Mischung auch nicht appetitlicher aussah als die letzten Male, ließ ich die Finger davon.
Ziel für heute: einige der Stateparks im Süden von Tucson. Aber immer liegen Steine im Weg. In diesem Fall als erstes ein Ross, wo die beste Göttergattin von allen nur mal kurz reinspringen wollte, um spezielle Damenbekleidung rauszufischen. Zu ihrer Ehrenrettung muss ich sagen, dass es diesmal schnell ging. DIESMAL. Auf dem Weg nach Süden mussten wir mal wieder Tanken, Costco liegt fast auf dem Weg mit dem billigsten Sprit: 2,259 USD/Ga. Und eigentlich wollten wir uns NUR noch einen Happen zu Essen mitnehmen. Eigentlich. Aber dann fiel der besten Kleidershopperin von allen ein, dass sie MAL EBEN für die Großnichte von Carters Childrenswear ein paar Sachen mitnehmen könnte. Was soll ich Euch sagen? Ich habe meine Berufung entdeckt: Klamotten hochhalten. Foto per Whatsapp verschicken. Kleidungsstück drehen, same procedure. Und das 5 Mal und dann zwischendurch immer wieder die Telefonate mit der glücklichen Mutter, die die Sachen total süß fand. Was bin ich froh, dass die Kleine noch nicht alt genug war, um ihren Senf dazuzugeben. Dann säße ich heute Abend vermutlich noch nicht am Rechner, um diese Zeilen zu tippen.
Auf dem Weg nach Süden (den wir dann doch noch einschlugen) landeten wir auf dem Interstate19, der bis nach Mexico führt. Witzig daran ist, dass an diesem Highway alle Entfernungsangaben in metrischen Einheiten angezeigt werden. Wohl als Vorbereitung für das Nachbarland. Einen Statepark erreichten wir auf diese Weise natürlich nicht, dafür aber die Mission Mine, eine noch aktive Kupfermine, wo wir gerade rechtzeitig für eine Führung (10 USD/Person) aufschlugen.
Was die Dame uns zu erzählen hatte, war sehr aufschlussreich und absolutes Neuland für uns. Z.B. dass 68% der Kupferförderung der USA dort im Tagebau geschürft werden. Dass Arizona den Beinamen “The Copper State” hat. Dass der Stern im Inneren der Arizona-Flagge das Rot des Kupfers hat. Und noch vieles mehr, was ich mir auf die Schnelle nicht merken konnte.
Die Tour führte auf eine Abraumhalde (ca. 2/3 des geschürften Drecks ist Abraum).
Von dort hatten wir mal einen ungetrübten Blick auf das riesige Loch in der Erde. Und auch auf die dort arbeitenden Bagger und Wagen.
Ihr habt bestimmt schon in einer Doku bei N24 oder n-tv diese riesigen Muldenkipper gesehen. Dort waren sie live in Aktion. Der Bagger ist so hoch wie ein vierstöckiges Haus und wird ELEKTRISCH angetrieben. Er wird über ca. 7cm dicke Stromkabel mit 4160 Volt versorgt. Die Muldenkipper der neuesten Generation fassen 320 Tonnen Gestein. Die Schaufel des Baggers braucht drei Schüppen, bis der Wagen voll ist.
Dann ging es noch in die Mühle, wo das Gestein zerkleinert, gewaschen und aufbereitet wird. Irgendwann wird es in große Platten gegossen, die Anoden. Diese sind zu 99 % reines Kupfer und damit unbrauchbar. Mittels eines elektrochemischen Prozesses wird in einer speziellen Flüssigkeit eine hauchdünne Kupferkathode eingetaucht und durch den elektrischen Strom, der dort angelegt wird, scheidet sich das Kupfer an der Kathode ab, welches eine Reinheit von 99,9999 % hat. Der restliche Schlamm besteht dann aus Gold, Silber, Platin und einigen anderen selteneren Metallen. Das Silber, was daraus gewonnen wird, reicht, um die Stromrechnung in dem Jahr zu bezahlen.
Nach der Tour hatten wir noch die Gelegenheit, uns einen der ausgemusterten (weil zu klein) Muldenkipper aus der Nähe anzusehen. Die Mulden fassen NUR 240 Tonnen, klar, dass man die nicht mehr brauchen kann. Übrigens: Die Reifen dieser Monster, die ca. jedes halbe Jahr auszutauschen sind, kosten 6.500 bis 7.000 USD (pro Stück). Ich bleibe besser beim PKW.
Eigenartigerweise (wie kam das nur) war der Tag nach dieser nur 1,5 stündigen Tour schon so weit fortgeschritten, dass wir es gerade noch bis zum Tubac Presidio schafften. Tubac selbst ist ein nettes Dorf, wo sich Kunstgeschäfte und Andenkenläden aneinanderreihen.
Für den Statepark blieben uns ca. 20 Minuten, um einmal ober- und einmal unterirdisch durchzurauschen. Danach noch (die Sonne war hinter einem Berg schon verschwunden) einmal durchs Dorf.
Die freundliche Dame im Statepark hatte uns zum Sternengucken das Whipple-Observatorium (oder zumindest die Straße dorthin) empfohlen. Also machten wir uns im schwindenden Büchsenlicht auf den Weg dorthin.
Auf 1.500 Meter Höhe (weiter trauten wir uns nicht, siehe gestern) fanden wir einen Turnout, stellten die Kamera aufs Stativ und genossen die Lebensmittel, die wir von Costco mitgebracht hatten. Und siehe da, die Milchstraße erschien. Also schnell ein paar Fotos gemacht, bis es dunkel war und dann ab in Richtung Hotel.
Einen Stop musste ich noch einlegen: Links der Autobahn (übrigens wieder mit einer Border Patrol) sah ich die Mission San Xavier del Bac hell erleuchtet liegen. Kurz rausfahren und ein Foto von der Kirche machen.
Dann aber auf dem (fast) direkten Weg nach Hause – Rosse kreuzen immer wieder den Weg und dann aber wirklich ab ins Hotel.

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