12.09.2015 – Mesa Verde National Park

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Damit die Haftcreme unsere Gebisse mal wieder fest an den Kiefer kleben kann, beschlossen wir, unserem Auto und uns mal einen Ruhetag von den Dirtroads zu gönnen.

Was wir schon immer mal wieder sehen wollten, was aber immer zu weit abseits lag, ist der Mesa Verde National Park. In der südwestlichen Ecke von Colorado gelegen, erhebt sich neun Meilen von Cortez ein Bergmassiv, in das viele Schluchten eingegraben sind. Und an den Hängen dieser Schluchten befinden sich hunderte alter Indianersiedlungen.

Aber fangen wir vorne an: Da uns ca. zwei Stunden Fahrt bevorstanden (113 Meilen nach Cortez), waren wir schon um 9.07 Uhr (in Buchstaben NEUN) auf der Straße. Die Webseite gasbuddy.com verhieß uns sagenhaft niedrige Spritpreise, so dass wir aufs Tanken verzichteten. Wir fuhren auf der 191 nach Süden bis nach Monticello, um dort nach links auf die 491 in Richtung Südosten einzubiegen. Schlagartig änderte sich die Landschaft. Waren bisher eher karge Felslandschaften rechts und links zu sehen, kamen wir jetzt in eine eher landwirtschaftlich genutzte Gegend. Bohnen, soweit das Auge reicht.

Cortez, Colorado, ist überraschend groß (geworden?). Hatten wir gar nicht mehr so in Erinnerung. Erkenntlich ist dies daran, dass sowohl City Market, Safeway als auch Walmart vertreten sind. Und die großen Fast-Food-Ketten sind auch alle da. Am Visitor-Center fuhren wir prompt vorbei, weil es so viel zu sehen gab. Die Stadt hat von ihrem ursprünglichen Charme nichts verloren und ist auch weniger touristisch ausgerichtet als z.B. Moab. Da wir Samstag hatten, war der City Park gut besucht, UTA4498.jpgan der Fast-Food Tränke drängten sich die Cowboys mit ihren Pferden, äh, AutosUTA4502.jpg und so manch ein Biker hatte den Weg in die Stadt gefunden.

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Der Anteil der Pickups in dieser Stadt war nach meinem Empfinden noch höher als in Moab, was mich zu einem Vergleich bringt, den ich hier einfach mal äußern möchte:
Die Pickups sind die technisierten Nachfahren der früheren Cowboy-Arbeitspferde, robust, schön und für jeden Sch… zu gebrauchen. Wenn ich es schaffe, stelle ich in den nächsten Tagen mal die schönsten und am weitesten verbreiteten Exemplare dieser Gattung vor.

Auch ansonsten ist das Städtchen ein ansehnliches.

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Aber wir sind ja auf dem Weg nach Mesa Verde. Im Park kann man diverse geführte Touren mitmachen, die man tunlichst vorher buchen sollte. Dies ist zum Glück schon im Visitor-Center in Cortez möglich. Wir buchten also für 4 USD/Person eine Führung durch das “Cliff Palace” um 14 Uhr und machen uns auf den Weg nach Osten auf der 160.

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Nach neun Meilen geht es rechts den Berg hinauf.

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UTA4510.jpgDie Straße auf dem Berg zieht sich bis zum Ende weit über 20 Meilen hin. Und bis dahin gibt es noch so einiges zu sehen.

Unter anderem ein toller Blick über das zurückliegende Tal.

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Wir konnten leider nicht jeden Aussichtspunkt mitnehmen (wäre auch für die Leserschaft irgendwann zu langweilig), aber den Ausblick vom Park Point, dem höchsten Punkt im Park, wollten wir uns nicht versagen. Unter anderem sieht man dort den “Sleeping Ute Mountain”. Für die, die es nicht auf Anhieb erkennen, fragt Karin. Die wird euch genau erklären, wo was ist.

UTA4522.jpgBei gutem Wetter kann die Sicht durchaus um die 100 Meilen betragen. UTA4523.jpg

Am Parkplatz vom Cliff Palace angekommen erkannten dann auch wir, dass Wochenende ist.

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Eigentlich hatten wir noch vorgehabt, eine gemütliche Mittagspause einzulegen, aber die Wegstrecke hatte sich so hingezogen, dass wir kurzerhand ein paar Weintrauben und Tortillas einschoben, um pünktlich bei der Führung dabei zu sein.

Unsere Führerin, Kaycee, wies darauf hin, dass wir uns in großer Höhe befänden und Atemnot kein außergewöhnliches Kennzeichen sei. Und wir müssten klettern. OK, los geht es.

UTA4532.jpgDer Überblick über das Tal war als solcher schon nicht ohne.

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Aber der Anblick der Cliff Palace Ruine nicht minder.

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Von Kaycee

UTA454855f58d26ac2b3.jpgerfuhren wir, dass die vor zehn Jahren noch übliche Bezeichnung Anazazi jetzt nicht mehr verwendet würde, mittlerweile hat man sich auf “pueblo ancestor people” geeinigt. Und die Wissenschaft hat seit unserem letzten Besuch auch neue Erkenntnisse erlangt, was den Verbleib der dortigen Bewohner betrifft. Wusste man früher noch gar nichts darüber, was mit den Menschen nach 1280 a.D geschehen ist, so weiß man heute, dass unter anderem der Stamm der Hopi Indianer zu den Nachfahren gehört und auch, dass Menschen in Richtung Süden abgewandert sind. Hier noch ein paar Detailfotos vom Cliff Palace.

UTA4544.jpg UTA4553.jpgUm 15 Uhr waren wir wieder draußen, erfüllt mit neuen Eindrücken. Und dann kam die beste Felsenkletterin von allen auf die Idee, man könnte ja noch die Tour durch das Balcony House buchen. Also erstmal zum Museum (wo man auch Touren buchen kann) und anschließend wieder auf die Rundschleife zum Parkplatz vom Balcony House. Dort erwartete uns Roland, ein weiterer Park Ranger, der diese Tour führte. Vom geschichtlichen Hintergrund gab es nicht viel Neues, aber die Tour hatte so ihre reizvollen Extras, was das Klettern betraf. So stellte Roland ganz zu Anfang heraus, dass wir durch Tunnel kriechen müssten, die nicht breiter sind als ein Ranger-Hut. Bei der Körperfülle des Vortragenden konnte ich mir nicht ganz vorstellen, wie das funktionieren sollte, aber da ich nur die Hälfte seines Umfanges hatte, war ich zuversichtlich, das auch zu schaffen.

Wir starteten über eine 10 Meter hohe Leiter (ja, auch Karin schaffte das, congratiulations).

UTA4567.jpgDie Behausung unterschied sich nicht großartig von der vorherigen, wenn man die Details nicht kennt.

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Hier im unteren Bild mal eine Kiva, Versammlungsort, Kultstätte.

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Um wieder nach draußen zu gelangen, wurde es richtig interessant.

Wie Roland schon vorhergesagt hatte, ging es durch einen engen Tunnel, welcher wirklich nur die Breite seines Hutes hatte. Also Fotorucksack und Stetson abgelegt und vor mir herschoben und dann hochkant durchgerobbt.

UTA4591.jpgKarin hatte es da deutlich leichter. Ob das auch für die anschließende Kletterpartie galt, kann nur sie selbst beurteilen.

UTA4593.jpgUTA4574.jpgGeschafft!!!
UTA4594.jpgAls letztes Ziel, bevor die Sonne untergeht, konnten wir noch das “Spruce Tree House” besichtigen, diesmal ohne geführte Tour. Einfach den Berg runter und gucken.

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UTA4631.jpg UTA4645.jpgInteressant dabei waren in diesem Fall die Truthahngeier (Turkey Vulture), die sich in den Bäumen oberhalb einfanden. Ob sie zurückgelassene Touristen auflesen sollten?

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Ganz zum Schluss noch ein Blick vom gegenüberliegenden Canyonrand auf das Cliff Palace und ein paar andere Ruinen. Schon großartig, was die Jungs damals in den Felsen gebaut haben. Und heutzutage würde man für Wohnungen mit der Aussicht ein Vermögen bezahlen.

UTA4609.jpgUTA4602.jpgWas tun, die Sonne geht unter. Unser ursprünglicher “Plan” war, schnurstracks ins Tal zu fahren, um dann möglichst früh wieder zuhause zu sein (zwei Stunden Fahrt…). Auf der Fahrt ein Blick auf die Manti La Sal Mountains im Abendlicht.

UTA4697.jpgAber als wir dann beim Montezuma Valley Overlook ankamen (den uns ein Ranger beim Einfahren empfohlen hatte), war es mit meiner Selbstbeherrschung vorbei. Die Sonne ging gerade unter (wir waren doch mal wieder viel später dran als gedacht) und die Parkverwaltung hatte einen Baum so dekorativ in die Landschaft gepflanzt, dass ich nicht wiederstehen konnte. Da müsst ihr jetzt durch. Und während wir unser längst fälliges “Mittagessen” auf der Ladefläche einnahmen (zumindest Karin, ich musste ja fotografieren), ging wunderschön die Sonne unter.UTA4716.jpgUTA4722.jpgUTA4741.jpg

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Als die Sonne uns entgültig verlassen hatte und nur noch ein rotes Glühen am Horizont von ihrem Vorhandensein erzählte,

UTA4744.jpgmachten wir uns doch “schon” auf den Heimweg. Das Navi gab 22.10 Uhr als Ankunftszeit an. Die Fahrt durch die “Bohnenregion” wurde durch die Dunkelheit nicht unbedingt interessanter. Das wurde es erst, als ich mich von Süden der Wilson Arch näherte. Ich hatte sie schon bei Sonnenaufgang und im Abendlicht fotografiert, warum nicht bei klarem Sternenhimmel? Und auch wenn die Milchstraße nicht optimal stand, ein paar schöne Fotos sind doch dabei herausgekommen. Was nicht ganz einfach war, da ich direkt an der Straße stand und während er 20 Sek. Belichtungszeit immer mal wieder Autos die Szenerie kaputtmachten.

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Und so verzögerte sich unsere Ankunft auf ca. 22.30, ein Grund warum ich nicht mehr am gleichen Abend die Fotos auswertete und der Bericht erst so spät geliefert wird.

Und morgen werden wir es ganz gemütlich angehen lassen. D.h. weniger Fotos, weniger Action. Wir brauchen mal einen ruhigen Tag. Mal sehen, was draus wird.

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