28.09.2023 – Von Canon City nach Colorado Springs

Unser Ballsaal hat uns als Zimmer sehr gut gefallen, schade, dass die Räume nicht immer so groß sind. Dafür ist das Frühstück OK, aber ohne Finessen. Aber wir werden satt, das ist die Hauptsache.

Für heute haben wir auf dem Plan, “nur” nach Colorado Springs zu fahren, reine Fahrzeit ca. eine Stunde. Aber wer uns kennt, weiß, dass wir nach einem Start um 9.30 Uhr mit Sicherheit nicht um 10.30 schon dort aufschlagen werden.

Zuerst haben wir das Gewicht unserer Koffer gecheckt, denn übermorgen geht es in den Flieger. Können wir uns noch einen Einkauf leisten? Um ehrlich zu sein, wir könnten (und sollten) noch einiges verkaufen, um auf das passende Gewicht zu kommen. Alles Überflüssige wird erstmal in Karins Handgepäckkoffer verlagert, bis er platzt. Der wird nicht gewogen.

Dann überlegen wir uns, was wir jetzt noch in Canon City unternehmen können. Wir hatten gestern schon kurz den Trailhead zum Tunnel Drive Trail angefahren, aber beschlossen, dort nicht zu laufen. Heute haben wir genug Zeit und es ist noch nicht zu warm.

Zuerst geht es ca. 100 Meter bergauf und ich merke den Muskelkater in den Oberschenkeln, den ich mir beim Treppensteigen in Bishop’s Castle geholt habe. Oben bekommt man einen schönen Überblick ins Tal und wir hoffen, bis zur Gorge vorstoßen zu können.

Der Weg führt – wie der Name korrekterweise vermuten lässt – durch insgesamt drei Tunnel, der letzte lang, dunkel und kühl.

Auf der Hälfte kommt und eine Horde Jugendlicher entgegen: Sportunterricht mit Handy (diesmal erlaubt, sie brauchten die Taschlampen, um sich auf den 100 m nicht zu verirren).

Wieder draußen gewöhnen wir uns langsam an die Helligkeit und starren hoffungsfroh in die andere Richtung der Gorge.

Noch ist es nicht so hoch wie schmal, aber wir geben die Hoffnung nicht auf. Träge schlängelt sich der Fluss mit einigen Stromschnellen im Tal entlang, begleitet von der einspurigen Eisenbahn. Von den in einigen Prospekten erwähnten Raftern fehlt jede Spur. Als wir ca. zwei Kilometer auf gerader Strecke gelaufen sind, von Schatten fehlt übrigens auch jede Spur, kommt uns eine Familie entgegen. Unsere erste Frage: Sieht man hinter den nächsten 6 Biegungen was anderes als jetzt? Kommt man der Brücke nah? Beides verneinen sie und wir sehen keinen Sinn darin, noch weiter zu latschen und kehren um.

Nach etwas über 4 km sitzen wir wieder im Auto und beraten, wie es weitergeht. An einer Kreuzung hatte ich ein Straßenschild gesehen mit dem Namen Steinmeier. Das ist (fast genau so geschrieben) der Mädchenname meiner Göttergattin. Ob wir Verwandten einen Besuch abstatten können/sollten?

Wir suchen uns in der historischen Altstadt das Visitor Center raus und fragen dort nach.

Eine Angestellte konnte mit dem Namen was anfangen, ja da hätten mal – sie zeigt mit dem Finger nach Südosten – wohl welche gewohnt. Ihre Kollegin klingt sich bei Wikitree ein und findet wahrhaftig die aus der Lippe-Gegend stammenden Vorfahren und Verwandten. So klein ist die Welt.

Aber wenn wir schon im Zentrum des Wissens gelandet sind, was können uns die Damen noch empfehlen? Wir studieren gemeinsam Karten in Bezug auf unser heutiges Ziel und einigen uns auf den Phantom Canyon. Und die Dame mit dem skandinavisch klingenden Nachnamen Larsen meint noch, am Ende gäbe es einen Troll. Das passt wunderbar zueinander. Die Straße ist als gut erhaltene Dirt Road ausgeführt und ist an manchen Stellen einspurig.

Wir kommen in eine von stellenweise eng aneinanderstehenden Felswänden Schlucht, die sich an einem Bach entlangschlängeln. Hier hat es früher viel aktive Minentätigkeit gegeben, auch eine Eisenbahn fuhr durch das Tal entlang. Von den früheren Aktivitäten zeugen seltsamerweise so gut wie keine Artefakte, nur Schilder weisen ab und zu auf die Vergangenheit hin.

Die Straße ist für meinen Geschmack bei dem Zustand relativ gut befahren, zwischen 1 und 2 Dutzend Fahrzeuge kommen uns entgegen und zwingen ab und zu zu einem abrupten Bremsvorgang.

Auf der Passhöhe von ungefähr 9000 Fuß (wir starteten bei 5600 Fuß) immer wieder die leuchtend gelben Aspen, wie sie halt in der Höhe gerne vorkommen.

Irgendwann weitet sich das Tal, Hochwiesen fangen den Blick des Wanderers ein.

Und dann, Erstaunen macht sich breit, sehen wir vor uns im Sonnenschein die Stadt Victor liegen.

Wir fahren ein und ich stelle fest, dass ich selten ein so verschlafenes, aber auch hübsches Nest gesehen habe. Tourismus? Fehlanzeige. Die vielen Parkplätze, die in Touristendörfern wie diesen üblicherweise zugeparkt sind, stehen zu großen Teilen leer.

Hat das Phantom des Canyons was damit zu tun? Die City Hall liegt besonders schön in der Sonne.

Und direkt daneben die Feuerwache. Süß

Aber wir wollen noch dem Troll die Hand schütteln. Oder ihn zumindest sehen. Die Beschreibungen dahin sind etwas wage, kommen sie doch alle aus der anderen Richtung.

Auf dem Weg nach Cripple Creek schließlich fanden wir eine Ansammlung von Fahrzeugen, die auf eine Sehenswürdigkeit hinwiesen. Einige Leute stapften einen steilen Hügel hinauf, direkt neben einer Dirt Road. Aber solange die Wegstrecke länger ist als das Auto, wird gefahren.

Und dann standen wir auf einem Parkplatz und mussten nur noch ca. 100 m bergab laufen und sahen Rita, “the rock planter” vor einem Baum knieen.

Dieser Troll (so wie andere) ist komplett aus Abfallholz gebaut. Eine weitere Figur steht wohl in der Nähe von Breckenridge.

Die Legende besagt: Rita füllt die Löcher, die die Bergleute vor langer Zeit hinterlassen haben, und legt Wert darauf, das Land wieder in seinen natürlichen Zustand zu versetzen.

Offensichtlich gelingt ihr das auch. Obwohl sie damit viel Arbeit hat. Denn die ganze Gegend um Cripple Creek ist noch aktives Minengebiet. Wie man im Hintergrund auf dem Foto sehen kann, sind ganze Berge auf der Suche nach Gold abgetragen.

Mittlerweile müssen die Anwohner nicht mehr harte körperliche Arbeit leisten, um an Gold zu kommen. Cripple Creek hat durch wenigstens ein Casino die Möglichkeit, den Touristen das Geld auf angenehmere Weise aus den Taschen zu ziehen. Mehrere Touristenbusse – vermutlich von Colorado Springs und Denver – karren die Menschen für das Wochenende in dieses Bergbaunest.

Der Weg nach unten ins Tal gestaltete sich sehr angenehm, immer wieder locken tolle Ausblicke zum Fotografieren.

Schließlich landen wir von der CR67 auf der CR24, die uns in Richtung Osten bis zum Interstate Highway 25 führt. Hier gelangen wir in den üblichen Feierabendverkehr, bis wir die Autobahn verlassen können und im Hotel für die nächsten (und letzten) zwei Nächte einchecken.

 

 

 

27.09.2023 – Von Alamosa nach Canon City

Wir trödeln beim Frühstück ausnahmsweise mal nicht sonderlich rum. Quatschen aber doch ein wenig mit Bryan, ein netter Rentner, der den Frühstücksraum versorgt und auch schon im letzten Jahr hier war. Der Rentnerjob alleine war ihm zu langweilig, deshalb verdient er sich hier etwas dazu.

Heute wollen wir nach Canon City. Es gibt zwei mögliche Routen: Im Uhrzeigersinn über die 17 und die 285. Oder gegen die Uhr über die 16 nach Osten dann über den Interstate Highway 25 nach Norden.

Wir entschließen uns für die zuletzt genannte Route. Denn erstens wollen wir die Sanddünen noch einmal im Morgenlicht betrachten. Und zweitens gibt es in den Bergen noch eine Sehenswürdigkeit, die die beste Planerin von allen noch nicht auf dem Schirm hat.

Den Weg in den Nationalpark finde ich mittlerweile ohne Karte, aber wir sind genau genommen viel zu spät dran.

Die Dünen haben fast keine Schatten und wirken flach, fast unstrukturiert.

Wir durchfahren auf der 160 nach Osten die Orte Blanca und Fort Garland, nichts, über das es sich in meinen Augen zu berichten lohnt. Ein Stück weiter erheben sich linker Hand der Blanca Peak (14.350 Fuß hoch, links) und der Mt Lindsey (14.055 Fuß hoch, rechts). Ich habe noch nie so scharf die Baumgrenze gesehen.

Angeblich soll der Mt Blanca innerhalb von 8 Stunden besteigbar sein, soviel Zeit hatten wir nicht (abgesehen von der mangelnden Kondition).

In Walsenburg (wo in Deutschland ist dieser Name her?) fahren wir auf den Interstate und verlassen ihn kurze Zeit später, an der Ausfahrt 67, um zuerst auf die 670 und schließlich auf die 165 einzubiegen. Es geht langsam höher, wir fühlen uns ein wenig wie im Voralpenland.

Und wenn man dieses Foto von Rye sieht, fällt es auf den ersten Blick schwer zu sagen, ob das Foto in den USA geschossen wurde.

Noch ein Stück weiter in den Bergen kommen wir am Lake Isabel vorbei. Das war auch erforderlich, den wir benötigten dringend ein Roadside Püsch. Aber zum Glück haben die Amis ja mehr Toiletten als in Deutschland.

Mächtig erleichtert ging es dann noch ein paar Meilen weiter, bis zu unserem ersten Zwischenziel: Bishop Castle. Ich hatte Fotos davon im Netz der Netze gesehen und es erschien mir einen Besuch wert.

Bishop Castle ist ein erstaunliches Bauwerk, erbaut angeblich von einem Mann alleine. Er hatte das Grundstück im Alter von 15 Jahren für 450 USD gekauft und seitdem Stück für Stück das Gebäude erweitert. Die Besichtigung ist kostenlos, er erbittet nur eine Spende, die wir ihm gerne zukommen ließen.

Am Anfang ein riesiges Schild, welches auf die “Gefahren” beim Betreten der Baustelle hinweist und ihn bei Unfällen von jeglicher Schuld freispricht.

Das kann ja heiter werden. Zuerst geht es über enge Treppen (sie könnten wirklich aus dem Mittelalter stammen) in die oberen Stockwerke bis in den Ballsaal.

Von dort aus führen weiter Wendeltreppen, Obacht Kopf, Fototasche und Kamera, in die beiden Türme.

Von dort aus hat man einen schönen Überblick. Aber wenn man ganz oben in dem runden Käfig des linken Turms angelangt ist, kann einem schon mulmig werden. Zum einen sind die Bodengitter nicht ganz in einem Zustand, dass deutsche Baubehörden diese auch nur andeutungsweise abnehmen würden, zum anderen schwankt diese Kugel – und das in der Höhe – schon vernehmlich. Ich habe normalerweise keine Probleme mit großen Höhen, aber da fühlte ich mich doch nicht sonderlich wohl.

Da meine Göttergattin “durchsichtige” Treppen und Gänge nicht sonderlich schätzt, verzichtete sie auf den Aufstieg und überließ mir das alleinige Vergnügen.

Aber auf der Höhe des Ballsaals ging es noch.

Irgendwie müssen wir wieder runter. Es führt eine Treppe (steil, keine Normstufen, aber zumindest ein Geländer gab es) auf direktem Weg nach unten.

Diese nahmen wir und als Belohnung durfte sie auf einem ihr angemessenen Platz sitzen: Auf dem Königinnenstuhl.

Jetzt geht es nur noch bergab. Ich versuche, ab und zu die tolle Laubfärbung im Bild festzuhalten, was unproblematisch ist, weil hinter uns so gut wie kein Verkehr ist.

Auf dem Weg begegnen uns mehrfach Schilder wie diese:

Wir vermuten, dass in dieser Gegend Amish People leben, die die Benutzung moderner Technik mehr oder weniger komplett ablehnen. Sie wissen ja nicht, was ihnen bei der Fahrt mit unserem Dicken entgeht.

Ca. eine Stunde später rollen wir bei unserem Hotel vor. Auf unsere freundliche Frage, wie es denn mit einem Upgrade stünde, gab es nur ein: No chance, we’re booked.

Umso angenehmer überrascht waren wir dann, als wir eine King Size Suite bekamen. Vergleichbar mit dem Ballsaal in Bishops Castle. Nur deutlich sicherer. Ich nahm mir vor, meine Handy ständig in der Hosentasche zu tragen, da bekommt der Schrittzähler ordentlich was zu tun.

Der Tag ist noch nicht zu Ende. Es gibt hier die Royal Gorge mit der dazugehörigen Royal Gorge Bridge. Das verspricht optisch sehr interessant zu werden. Wir ließen uns vom Navi dahinführen und wunderten uns über die riesigen Werbetafeln mit den folgenden Inhalten:

– Zip lining
– Rafting
– Rail Coaster
– Walk

Im Endeffekt wird um diese in den USA höchste Hängeseilbrücke ein Riesenaufwand betrieben. Man kann drüberlaufen. Aber selbst das kostet pro Person 35 USD. Das war uns dann doch zuviel.

Wir spazierten ein wenig am Rand entlang, bis wir die Brücke in Augenschein nehmen konnten. Merke: Die Hochseilbrücke Geyerlei in der Eifel ist auch nicht ohne.

Schöner fand ich meinen ersten Kaktus am Rande der Schlucht.

Eigentlich wollten wir den Abend früh und ruhig ausklingen lassen, aber meine höhenverwöhnte Göttergattin wollte unbedingt den ausgefallenen Nervenkitzel nachholen.

Auf dem Weg zurück nach Canon City hieß es plötzlich: Da, ein Skyline Drive. Und da oben fahren Autos.

Was tut man nicht alles für die Liebe seines Lebens? Umdrehen, den Skyline Drive rauffahren und das Gequietsche ruhig über sich ergehen lassen. Wer die Strecke in der Escalante-Gegend kennt, weiß, dass es da über einen Kamm geht, der zu beiden Seiten (sonst wäre es kein Kamm) nach unten abfällt. Genauso war es hier auch.

Nur, dass die Straße einspurig war und ein Aussteigen nicht unbedingt empfehlenswert. Was habe ich nur getan? klang es immer wieder vom Beifahrersitz.

Irgendwann ging es dann nach unten mit schönem Blick auf Canon City und kurze Zeit später ereichten wir auch unser Hotel.

Dort genossen wir die Räumlichkeit. Erstmalig seit fast drei Wochen wieder gemeinsam an einem Esstisch essen. Das hat schon was. Könnte mich dran gewöhnen.

26.09.2023 – Creede

Für heute haben wir uns einen Ausflug nach Creede vorgenommen (ausgesprochen Kridi). Diese Bergbaunest hat als Besonderheit, dass es direkt an eine Schlucht gebaut wurde.

Wir fahren also los. Erst noch im Walmart einen frischen Salat einkaufen und noch einmal volltanken.

Dann geht es auf der 285 Richtung Nordwesten nach Monte Vista und von da aus auf der 160 weiter über El Norte bis nach South Fork, von wo die 149 nach Creede abbiegt.

In der Stadt entern wir zuerst das Visitor Center, denn wir wollen uns noch ein paar Tipps holen. Und dort gibt es kostenloses Wlan, während Telefonverbindungen rar werden. Kommunikation mit der Heimat via Whatsapp und dann geht es durch das Dorf in das Tal.

Erster Tip war der Besuch der “Fire Station”. In die Feuerwache kann man einfach reingehen, wenn die Tore offen sind. Waren sie. Besonderheit? Die vermutlich einzige Feuerwache, die komplett in einen Berg reingesprengt wurde. Und von Sprengen haben die hier vom Bergbau wirklich Ahnung.

Im Tunnel stehen sowohl moderne Löschfahrzeuge als auch der eine oder andere Oldi. Ob er noch betriebsbereit ist, wissen wir nicht.

Nächstes Ziel ist die sogenannte Bacherlor Loop. Hat nichts mit der Fernsehsendung zu tun und ob die Jungs hier alle so gut aussehen?

Wir wollten sie schon im letzten Jahr fahren, aber für die 17 Meilen sollte man sich Zeit lassen. Zumal der erste Teil der Strecke für 2-Rad getriebene Fahrzeuge nicht empfohlen wird in dieser Richtung.  Aber für unseren Dicken kein Problem: 4-Rad-Antrieb zugeschaltet und gemütlich den Berg angefahren. Das Problem bei den normalen PKW liegt nicht darin, dass sie es fahrender Weise nicht schaffen würden.

Aber wenn sie (wie wir) zwischendurch einen Stop machen, um zu staunen und zu fotografieren, drehen beim Anfahren die Räder durch.

Wir steigen höher in die Berge hinauf und genießen den Anblick der in dieser Höhe deutlich verstärkten Laubfärbung. Daran kann man sich nicht sattsehen.

Nachdem wir den Scheitelpunkt der Loop überschritten haben, kommen wir zum Abzweig der Last Chance Mine. Ob der Name aussagen soll, dass das unsere letzte Chance ist, eine Mine zu besichtigen oder ob er einen anderen Hintergrund hat, wir vergaßen leider, Jack Morris, den Besitzer, danach zu fragen.

Jedenfalls rollten wir auf das am steilen Hang liegende Gelände und wurden von einem Waldschrat, der sehr viel Ähnlichkeit mit Tom Haggerty hatte, auf einen Parkplatz eingewiesen. Es handelte sich um den Besitzer persönlich.

Wir mussten uns etwas beeilen, da gerade eine Minentour losgehen sollte, die wir nicht verpassen wollten. Ich drückte an der “Kasse” 2×15 USD ab und dann ging es zum Eingang, wo wir jeder einen harten Hut (Helm) aufsetzen durften.

Vermutlich zu Dokumentations- und Kontrollzwecken machte unser Guide, Bobby, mit Karins Handy ein Foto von uns beiden und dann begann die Tour.

Ach ja, ein erstes Foto mit meiner neuen Jeansjacke.

Die Mine hatte bis 1998 der Granger Familie gehört, bis sie von Jack Morris übernommen wurde. Dieser beutet sie nicht länger aus, sondern versucht, sie für die Nachwelt herzurichten und zugänglich zu machen.

In ihrer aktiven Zeit wurden alle möglichen Metalle dort aus den Bergen geholt. Kilometerweit ziehen sich die Schächte in den Berg hinein. Immer wieder zeigt uns Bobby “Veins”, Adern, die wertvolle Metalle enthalten. Wir sehen riesige Spalten viele zig Meter über uns, die früher voll mit Silber waren.

Türkise Brocken leuchten im sonst er gelblichen Gestein, hier mal Schwefelablagerung und auch mal dunkelblau Malachit. Das Ganze war früher mal ein Vulkanschlot und der Vulkan hat großzügig aus dem Erdinneren Materialien gefördert.

Bei einer Sprengung (hier die Sprengschnüre an den Sprengkapseln) waren wir zum Glück nicht dabei.

Ein sehr interessanter, wenn auch manchmal schlecht verständlicher Vortrag.

Wieder draußen konnten wir uns einen Blick ins Tal gönnen (da waren wir soeben noch raufgefahren.

Und als Beweis, das Höhenangst doch besiegbar ist:

Anschließend noch ein kurzer Besuch im “Museum”: Die Ansammlung aller Artefakte aus alten Tagen, die ein Sammler nicht wegwerfen konnte. Ich glaube, ich nenne mein Arbeitszimmer demnächst auch so.

Weiter geht es, jetzt den Berg runter, immer schön im kleinsten Gang schleichen. An der Bachelor Township machen wir Mittagspause und genießen auf der Ladefläche unseres Pickups den Salat.

Es gesellen sich zwei Motorradfahrer zu uns. Wir kommen ins Gespräch und sie empfehlen uns einen Abstecher zum Love Lake. Dieser soll von der asphaltierten 149 nur ca. 7 Meilen entfernt sein. Why not?

Auf dem Weg ins Tal erhaschen wir eine Blick auf Creede, leider ohne das beeindruckende Panorama mit den Felswänden im Hintergrund.

Im Tal des Rio Grande (ja, der läuft ganz in der Nähe von Creede vorbei) möchten wir im Endeffekt an jeder Kurve ein Foto machen, so schön ist das Tal eingebettet von den mit bunten Bäumen gesäumten Bergen. Viele Häuser stehen hier, wir fragen uns, ob das Ferienhäuser oder Dauerwohndomizile sind.

Als wir an die Stelle kommen, wo es zum Love Lake abgeht, beginnt eine Dirt Road, welche nach kurzer Zeit vor einem verschlossenen Gatter endet. So ein Mist. Da hat man uns entweder einen Bären aufgebunden oder das Navi kennt sich hier überhaupt nicht aus.

Aber wir sind ja flexibel wie eine Eisenbahnschiene. Fahren wir doch einfach ein paar Meilen weiter zu den North Clear Creek Falls. Und den South Clear Creek Falls.

Die nördlichen Fälle liegen am weitesten entfernt, sie haben wir schon einmal gesehen und für sehr schön befunden.

Auf dem Weg in die Berge kommen wir immer wieder an den gelb belaubten Birken vorbei. Und da die Straße so schön leer ist, kann ich einfach stoppen und ein Foto machen.

Schließlich auf ca. 3000 Meter Höhe die Fälle.

Und wenn man dann noch ein paar Meter den Berg raufgeht, hat man einen tollen Überblick über das Tal des Clear Creek, welches in der Abendsonne erstrahlt. Ein wahnsinniger Anblick, eine wahnsinnige Landschaft.

Wir geben dann die South Falls ins Navi ein und sehen auch, wo sie abseits der Straße liegen. Als unser Navi uns darauf hinweist, dass wir am Ziel angekommen sind, sehen wir: nichts. Dann müssen die Fälle eben auf uns verzichten, wie beim letzten Mal auch schon.

Auf dem Rückweg stoppen wir noch am Weminuche Wilderness Vista. Auch hier ein unbeschreiblicher Blick ins Tal. Diese Weite. Dieser Frieden. Man möchte sich hier niederlassen auf alle Ewigkeit.

Dann geht es auf dem schnellsten Weg nach Hause. Immerhin noch 1 Stunde 41 Minuten zu fahren. Das wird ein kurzer Abend im Hotel.

 

25.09.2023 – Von Dillon nach Alamoso

Dillon ist gemütlich. Nach einer kühlen Nacht (unter warmen Decken) konnten wir vom Bett aus sehen, wie die Sonne langsam das Dillon Reservoir beleuchtete.

Wir gehen jetzt erstmal frühstücken (übrigens ein sehr reichhaltiges Frühstück mit mehr Auswahlmöglichkeiten als bei den meisten anderen Hotels, die wir in diesem Urlaub erlebt hatten).

Und dann haben wir ein wenig Zeit, uns in der Gegend umzusehen. Wir müssen ja heute “nur” nach Alamoso, dass sind drei Stunden reine Fahrzeit. Als wir im letzten Jahr hier waren, ging es nur noch nach Denver zum Flughafen und da blieb keine Zeit für Extratouren.

So können wir jetzt in aller Ruhe den See umrunden. Auf dem Weg zum Sapphire Overlook geht die Straße an einer Seite eines Arms hoch. Und auf der anderen Seite, direkt oben auf der Klippe der wirklich steilen Felswand stehen einige Wohnhäuser.

Wagemut? Luxus? Verrückt? Wir wissen es nicht.

Oben auf dem Berg angekommen gibt es einen ein Meilen langen Rundweg, der uns zum Overlook führt.

Schöne Aussicht. Gut, dass man hier (noch) keine Häuser hingesetzt hat.

Wieder zurück lassen wir uns den Weg zur ortsansässigen Outletmall zeigen. Ich bin ja – wie schon erwähnt – auf eine gefütterte Jeansjacke scharf. Und hier gibt es einen Levis Shop. Und was soll ich sagen? Sie hatten eine in meiner Größe. Werde ich, wenn das Wetter mal kalt genug ist, vorführen.

Aber jetzt geht es auf die Straße. Wir wählen die Strecke, die über Leadville führt. Dazu geht es zuerst ein Stück auf dem I70 Richtung Westen, bis die 91 nach Süden abbiegt. Zuerst verunzieren noch Minenabraumgebiete die Berge, aber auch ein wunderschöner Bergsee (das Clinton Gulch Dam Reservoir) liegt vor uns.

Wir befinden uns mittlerweile in über 3300 m Höhe, wir könnten locker 400 m tiefer auf die Zugspitze hinabblicken. Aber es geht noch weiter in die Höhe.

Nach einigen weiteren Meilen verkünden die Straßenschildern mit reduzierter Geschwindigkeit, dass wir eine Stadt erreichen, Leadville liegt vor uns.

Wir haben ja mittlerweile einige dieser Städtchen durchfahren und durchlaufen, aber (liegt es am Sonnenschein?) diese gefiel zumindest mir bisher am besten.

Leadville ist laut Wikipedia die am höchsten gelegene inkorporierte City der Vereinigten Staaten. Und mit knapp über 3000 m ganz schön hoch.

Und es gibt dort auch den mit 3028 m höchstgelegenen Flughafen der USA (ist aber kein International Airport).

Was das Transportwesen anbelangt, ist man dort offensichtlich sehr umtriebig. Auch eine Eisenbahn, die LC&S, Leadville Colorado & Southern. Sie bietet Zugfahrten nach Norden bis zum Freemont Pass an.

Wir hatten keine Zeit, um Zug zu bekommen (soll ja auch ungesund sein) und machten uns auf die Reifen nach Süden.

Da die Strecke als Scenic Byway ausgezeichnet war, musste ich doch das eine oder andere Mal anhalten, um den Fluss und die ihn umgebende Landschaft abzulichten.

Schließlich erreichten wir Buena Vista. Hier hatten wir vor einem Jahr schon einmal genächtigt. Aber da nicht zu erwarten war, dass wir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatten (keine Kneipenschlägerei, kein demoliertes Hotelzimmer etc.) stoppten wir dort nicht. Unser Augenmerk war auf den Citypark zu unserer Rechten gerichtet, wo es bestimmt saubere Toiletten gab.

Aber es fiel noch etwas anderes ins Auge: Eine lange und bisher vergeblich gesuchte “Gartenhandlung”.

Schon das Schild “Wildflower Seed” ließ das Herz meiner Göttergattin höher springen. Logisch, dass wir dort reinfuhren und nach einem sehr netten Plausch mit der Angestellten (oder war es die Besitzerin?) fuhren wir mit einer zweistelligen Zahl an Pflanzensamentütchen (auch als Mitbringsel gedacht) weiter. Das Stille Örtchen hatten wir übrigens auch noch aufgesucht.

Die Landschaft neben uns wurde flacher und flacher (und langweiliger). Berge mit weißen Spitzen tauchten im Dunst auf. Oder war es ein Feuer, dessen Rauch rübertrieb?

Jedenfalls erreichten wir schließlich Alamosa. Wir konnten uns gar nicht daran erinnern, dass das 7000 Seelen Kaff so groß war. Sei es drum. Wir bekamen ein schönes Zimmer, packten noch kurz ein paar Lebensmittel zusammen und fuhren weiter zum Great Sand Dunes National Park.

Auch diesen hatten wir – wie auch das Hotel – im letzten Jahr schon besucht, allerdings mit ziemlich wenig Zeit.

Diesmal wollten wir es besser machen. Von Alamosa aus sind es 15 Meilen auf der 160 stur nach Osten. Dann biegt rechtwinklig die 150 nach Norden ab bis in den Nationalpark.

Als wir uns der Parkgrenze näherten, war es mittlerweile auch schon kurz vor 17 Uhr. Die Schatten in den riesigen Sanddünen wurden immer länger.

Und das heißt im Endeffekt auch immer schöner.

Die Parkwache hatte schon geschlossen, aber wir kannten uns ja aus und begaben uns direkt (also nicht über Los) zur Picnic Area, denn seit heute morgen knurrte der Magen.

Die Picnic Plätze bieten einen tollen Ausblick auf die Dünen und man hat einfach keine Vorstellung, wie groß diese sind.

Nach dem Abendessen ging es dann auf einen näheren Parkplatz und wir wollten den Sandbergen etwas näher kommen – oder vielleicht sogar raufklettern.

Schuhe anziehen uns losmarschieren. Der Sand war tief und schwer und mir schwante, dass wir das obere Ende auch nur einer Düne wohl kaum erreichen würden.

Es kam noch hinzu, dass aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit die Schatten noch viel länger wurden. Und bei diesem Motiv ist irgendwann der Zeitpunkt erreicht, wo attraktive Fotos nicht mehr möglich sind.

Und das war genau jetzt. Auf dem ersten kleinen Hügel, den wir noch erklommen hatten, drehten wir um und marschierten gen Auto. Auch dieses kurze Stück war schon mehr als ein Kilometer.

Aber jetzt sind wir früh genug dran, um noch bei Tageslicht im Hotel anzukommen. Eigentlich. Denn die tieferstehende Sonne lockte immer wieder meine Kamera hervor, damit ich doch bitte, bitte vom Sonnenuntergang auch Fotos machen mögen.

Auf dem Rückweg eine Art Sandsturm? Oder war es nur ein Auto, welches über eine Dirtroad geheizt war? Auch hier: Wir wissen es nicht.

Dafür kam auf der gegenüberliegenden Seite der Mond schön raus zwischen den Bergen. Ich habe versucht, die Stromleitungen so gut wie möglich wegzuretuschieren. Bitte seht es mir nach, wenn es nicht perfekt gelungen ist.

Und dann kam die Sonne endlich richtig zur Geltung. So hatte ich sie zuerst noch auf der rechten Seite (wir fuhren nach Süden).

Bis wir dann auf die 160 zurück abbogen und sie uns voll ins Gesicht schien.

Das ganze Ungeziefer auf der Windschutzscheibe war dabei nicht gerade hilfreich, so dass ich jedesmal für ein Foto aussteigen musste.

Dann war die Sonne hinter dem Berg verschwunden und das Nachglühen der von hinten angestrahlten Wolken begann. Auch nicht schlecht.

Trotz diverser Unterbrechungen landeten wir im Hotel und freuen uns auf eine ruhige Nacht.

24.09.2023 – Von Rapid City nach Dillon

Wir müssen scheiden. 5 Nächte haben wir in diesem schönen und neuen Hotel verbracht. Das Frühstück genossen und mit der Klimaanlage hatten wir uns nach kurzer Zeit ausgesöhnt.

Heute gibt es einen “Gewaltmarsch” ins schöne Colorado, nach Dillon in die Ptarmigan Lodge. Hier hatten wir vor ziemlich genau einem Jahr schon einmal genächtigt und wir freuten uns schon auf ein Wiedersehen mit dem Dillon Lake.

Aber um dort anzukommen, sind erstmal über 450 Meilen zu bewältigen. Das sind an reiner Fahrzeit bei 70mph schon über 6 Stunden.

Also brachen wir sehr zeitig auf. Unsere Wunschzeit von 8.00 Uhr schafften wir zwar nicht, aber immerhin waren wir mit nur einer Viertelstunde Verspätung auf der Straße. Der kürzeste (und schnellste) Weg führt eigenartigerweise nicht hauptsächlich über einen Interstate, sondern beginnt hinter unserem Hotel auf die 16, dann die 79 am Custer State Park vorbei.

Nach einer Viertelstunde hatten wir das Wolkenband über Rapid City hinter uns gelassen und die Sonne schien auf die hügelige Prairie. Es ist das Buffalo Gap National Grasland, was wir durchfahren.

Einen “Kulturstop” haben wir immerhin eingebaut, damit wir nicht nur auf der Piste hängen.

Am westlichen Rand von Nebraska, dessen Grenze wir schnell erreicht hatten, liegt das Scotts Bluff National Monument.

Zum einen ragen “Berge” ein paar hundert Meter in die ansonsten flache Ebene, zum anderen ist hier einiges an historischem Hintergrund begraben.

Früher (also vor vielen Millionen Jahren, kann sich kein lebender Zeitzeuge mehr dran erinnern) war hier Meer und es werden immer wieder Fossilien ausgegraben.

Nicht so weit zeitlich entfernt liegt die Auswanderergeschichte vieler Amerikaner, die über den Oregon Trail hier vorbeikamen.

Der North Platte River fließt hier vorbei, ein Fluss, dessen Name sich beim Lesen der Colorado-Saga von James Mitchener bei mir eingegraben hat.

Wir schauten uns im Visitor Center einen Film an und erfuhren dort, dass sehr, sehr viele Siedler auf diese Weise versuchten, ein besseres Leben zu erlangen. Leider führte die Reise für ca. 20.000 Menschen nicht zum Ziel, sondern in den Tod.

Am Rande der Berge sind die alten Planwagen ausgestellt.

Aber nach Besichtigung eines solchen

meinte meine Beifahrerin, sie zöge unseren Ford F150 doch als Fortbewegungsart vor.

Also starteten wir doch wieder den Motor unseres Dicken und fuhren in mehreren Schleifen (und durch drei Tunnel) oben auf den Berggipfel.

Dort hatte man einen wunderbaren Rundblick um 360°.

Bei einer zweiten Drehung sogar bis zu 720°.

Und die Äuglein auf den Boden gerichtet, sieht man auch schöne Schmetterlinge.

Dann noch ein letzter Blick auf die Berge:

Und dann geht es weiter. 3,5 Stunden hatten wir schon hinter uns, weitere vier lagen noch vor uns.

In Cheyenne kurze Nahrungsaufnahme bei einer bekannten Schnellimbisskette. Weiter auf der Piste hielten wir durch auf der I25, bis diese auf die I76 in Richtung I70 abbog.

Denver war schon gut zu sehen, aber wir müssen weiter.

Dort, wo die I76 in die I70 einmündet, gibt es noch einen Costco. Den nutzten wir, um uns noch einmal mit Sprit, Jalapeno-Dip und natürlich auch Baguettes einzudecken. Diese Brote sind meines Erachtens die einzigen, die sich auch nur andeutungsweise mit deutschen Erzeugnissen messen können. Alles andere würde ich nicht als Brot, maximal als Teigwaren bezeichnen.

Nach Costo stand uns noch ca. eine Stunde auf dem Insterstate 70 bevor. So langsam wurde der Stadtverkehr in unserer Richtung dünner, aber die Gegenspur sah die ganzen Wochenendheimkehrer. Dicke Staus auf drei Spuren ließen uns erleichtert aufatmen, weil wir NICHT drinsteckten. Kommt noch früh genug.

In Dillon war das Hotel schnell gefunden und unsere Freude war riesig, als man uns ein Zimmer mit Upgrade gab. Es war das Zimmer direkt neben dem, welches wir letztes Jahr gehabt hatten: Mit Blick auf den See. Wie schön. Wir fühlen uns wohl. Es ist mittlerweile 20.15, wo ich diesen Bericht beende. Der Tag war zwar anstrengend, aber trotzdem schön.