05.06.2017 – Canyon de Chelly

Für heute ist mal wieder ein Fahrtag angesetzt. Vermutlich der längste zu einem Ausflugsziel. Im Nordosten von Arizona liegt der Canyon de Chelly. Wobei die Bezeichnung eigentlich doppelt gemoppelt ist. Chelly stammt von dem alten Indianerwort “Tsegi = Felsschlucht”, also hieße es übersetzt Schlucht der Felsschlucht.

Aber halten wir uns nicht mit solchen Kleinigkeiten auf. Ca. 180 Meilen lagen vor uns, drei Stunden Fahrzeit. Vom Interstate 40 bogen wir auf die SR 87 ab,

um kurz darauf von einem Schild “Homolovi State Park” überrascht zu werden. Eine kleine Unterbrechung kann nicht schaden, einen State Park Pass haben wir sowieso. Im Visitor Center wurden wir sehr freundlich von einem Ranger empfangen, welcher uns, nachdem er festgestellt hatte, dass wir aus Deutschland kamen, so einiges interessantes erzählte. Unter anderem, dass er in Mannheim Hubschrauberpilot gewesen wäre und dass ihm das Leben als Parkranger sehr viel Spaß mache. Aber auch zum State Park selbst und zur Umgebung wusste er zu berichten.

Wir machten uns auf zur Ruinentour. Nicht nur “Säulen und Trümmer” gab es zu sehen.

Auch konnte man sehr viele große “Löcher”, wie auf einem Handgranatenwurfstand, finden. Hier hatten Ruinenräuber in der Hoffnung auf große Schätze viele Artefakte unwiderbringlich zerstört.

Ein Blick nach unten offenbarte zum einen die üblichen, aber nicht weniger schönen Kakusblüten,

aber auch eine Eidechse (Colored Lizzard), die von Scheu keine Spur zeigte.

Im zweiten Teil der Ausgrabungsstätte – und so muss man es bezeichnen, da 90% der Gebäude noch unter der Oberfläche liegen – hatte man freundlicherweise die Scherben für den Besucher dekorativ rausgelegt. Hoffentlich bedienen sich Besucher nicht daran.

Ein Tip, den uns der freundliche Ranger verraten hatte, war ein County Park 13 Meilen nördlich vom Parkabzweig. Painted Desert sollte dranstehen.

Das Schild war mehr als verwittert und nach kurzer Wegstrecke standen wir mal wieder an einer Abbruchkante mit einem Blick auf eine der farbenprächtigsten Wüstenteile, die wir bisher gesehen hatten. Natürlich fast zur Mittagszeit, im ungünstigsten Licht.

Weiter ging es, immer durch das Indianerreservat – in diesem Fall Navajo- und Hopi Nation – auf mehr oder weniger langweiligen Straßen.

Da wir merkten, dass uns trotz unseres relativ frühen Aufbruchs die Zeit langsam davon lief, verlegten wir unser Picnic kurzerhand in den Wagen während der Fahrt.

Am Ziel angekommen hatten wir wieder das Problem mit der Zeitverschiebung. Gerade mal eine Stunde blieb uns, bis das Visitor Center schloss. Aber für einen Rimdrive blieb uns noch genug Zeit und Sonne.

Der Canyon de Chelly ist wenigstens 20 Meilen langer Canyon und gehört der Navajo Nation. Vor ca. 150 Jahren haben Soldaten sich einen unrühmlichen Namen durch ein furchtbares Massaker dort gemacht. Mittlerweile ist die Schlucht selbst wieder komplett in indianischer Verwaltung. Es gibt einen Weg ins Tal hinunter, den Trail zu den White House Ruins, den man ohne Führer machen darf. Ansonsten kann man geführte Touren zu Pferd oder Jeep bei den Einheimischen buchen, ein gutes Zubrot in dieser kargen Wüste. Der Rimdrive führt ca. 11 Meilen mehr oder weniger nah an der Kante entlang und offeriert aus bis zu 700 Fuß Höhe einen Blick in eine fantastische Landschaft. Schaut Euch den Canyon spaßeshalber mal bei Google Maps in der Geländeansicht an.

Hier mal ein Blick auf die White House Ruins, zu denen ein 1,5 Meilen langer Trail vom oberen Rand nach unten führt. Und bitte dran denken, auch bei 30°C muss man wieder rauf…

Ganz am Ende der Fahrstraße eine der Attraktionen, der Spider Rock. Ca. 200 m hebt er sich steil und einsam in die Höhe. Ein absolut imposanter Anblick.

Zurück vom Rimdrive stellten wir fest, dass das Visitor Center wirklich schon geschlossen hatte. Gefühlt waren es für uns erst 16 Uhr, aber die blöde Zeitverschiebung…

Was tun? Eine Idee war – und darauf kamen wir erst beim Betrachten der Karten – noch zum Monument Valley zu fahren, um dort den Sonnenuntergang zu erleben. Zeit gecheckt, Sonnenstand kontrolliert, könnte gerade passen.

Aber nicht ohne vorher zu tanken. Meine Tankuhr sagte, es wären noch locker 300 Meilen im Tank drin, also null Problemo. Aber die ängstlichste von allen Beifahrerinnen bestand darauf, nochmal nachzutanken. Also packte ich zähneknirschend für 2,459 USD/ga noch Sprit in den Tank.

Dann aber schnell los Richtung MV. Unterwegs durchfuhren wir tolle Landschaften und ich ließ so einige Fotomotive links, rechts bzw. vor uns liegen, um den Sonnenuntergang nicht zu verpassen. Eine Impression eines Galaxy S7 Edge:

Und wirklich, wir waren ca. 15 Minuten, bevor die Sonne hinter den Bergen verschwand, am Monument Valley Navajo Tribal Park.

Die 20 USD, die normalerweise zum Eintritt zu bezahlen sind, wurden nicht kassiert. Sogleich erfuhren wir auch, warum: Die Straße ins Tal selbst war schon gesperrt und so konnten wir den Sonnenuntergang nur “außerhalb” des Tals erleben. Aber auch nicht schlecht.

Sonne untergegangen. Nachglühen beobachten.

Jetzt noch schlappe 176 Meilen zurück und schon sind wir wieder zuhause.

Übrigens: Wer sagt, dass Autos mit große Motoren Spritfresser sein müssen:

26.2 mpg entsprechen 9l/100 km. Nicht wirklich wenig, wenn man mit einem modernen Diesel in Deutschland vergleicht, aber für 5.6 l und über 350 PS OK.

In Tuba City wechselte ich Karin mit dem Fahren ab und machte am Wupakti National Monument noch einen Abstecher zur Milchstraßenfotografie. Da ich ungefähr wusste, in welcher Richtung die Milchstraße zu erwarten war, hatte ich mir die Hauptruine vorgenommen, die von allen Seiten mit einem asphaltierten Weg umgeben ist.

Der Mond schien brutal hell und sowohl der Weg als auch die Ruine waren bestens zu erkennen. Leider führte das dann auch dazu, dass von der Milchstraße absolut nichts zu sehen war. That’s live.

Ab nach Hause, gegen 0.30 Uhr konnten wir dann endlich in die Betten fallen.