20.05.2023 – von Flagstaff nach 29 Palms

Schaaade, wir müssen Flagstaff verlassen. Nicht nur, dass wir es sehr genossen haben, unser Zweiraumstudio zu bewohnen. Irgendwie ist uns Flagstaff ans Herz gewachsen. Obwohl wir diesmal noch nicht einmal die Zeit gefunden haben, durch Downtown zu bummeln. Und anstatt direkt auf den Interstate zu fahren und Flagstaff nur durch Zuwinken zu passieren, setzen wir uns einfach auf die Hauptstraße. Ich mache am Visitorcenter ein Foto von dem alten Bahnhof

und wir kreuzen noch einmal durch die Altstadt. An einer Kreuzung kann ich gerade eben noch den Schilderwald ablichten, der mich regelmäßig fasziniert, wenn ich dort mit dem Auto stehe oder vorbeifahre. Ob vom Fremdenverkehrsverein ein Studiengang zum Entziffern und Begreifen angeboten wird? Wir werden beim nächsten Mal fragen.

Vorbei geht es dann schnell an Ross und Panda Express und die Strecke bis Williams ist uns ja mittlerweile gut bekannt.

Die reine Fahrzeit beträgt ca. 5,5 Stunden, aber ich glaube nicht, dass wir das in der Zeit schaffen. Zu viele interessante Zwischenziele liegen auf dem Weg und wollen entdeckt werden.

Als da wäre zuerst das berühmteste Nest an der Historic Route 66, Seligman. Die 66 zieht sich von Chicago in Illinois bis nach Santa Monica in Kalifornien und gilt als eine der ersten durchgehend asphaltierten Ost-West-Verbindungen. Es hat sich ein Hype darum aufgebaut. So zehren noch heute viele von der Erinnerung, die komplette Straße gefahren zu sein. Zehren davon tut auch die Tourismusindustrie, die an den westlichen Highlightstädten wie Seligman und Kingman davon profitieren.

Logisch, dass neben Andenkenbuden und anderen unnützen Artikeln auch Autos aus der damaligen Epoche zur Schau gestellt werden.

Na ja, zu Schau stellen ist vielleicht etwas beschönigend. Sie wurden seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts einfach nicht weggeräumt und haben automatisch, ohne eigenes Zutun, das Prädikat “Historisch” erworben.

Es geht weiter Richtung Westen (also so, wie die frühen Pioniere, nur bequemer). Nach Kingman (welches wir nicht heimsuchten, irgendwann ist Schluss mit DIESER Historienduselei) blieben wir nicht auf der I40, sondern bogen bei Ausfahrt 44 auf den Oatman Highway ein.

Der Name Oatman kam mir schon bekannt vor (und nicht nur wegen der Ähnlichkeit mit dem leckeren Oatmeal beim Frühstück). Karin erzählte von wilden Eseln auf der Straße und von einer Bergbaustadt. Warum nicht von den ausgetretenen Pfaden abweichen und gemütlich über die Landstraße juckeln? Die Schilder mit den Eseln auf der Straße tauchten ab und zu auf, aber die Tiere selbst nicht. Wo sind die nur?

Es ging, wie die Karte auch andeutete, kurvenreich (genau 191) in die Berge.

Oben auf dem Pass mal wieder ein toller Überblick über die Landschaft.

Und dann wieder runter nach Oatman.

Das Navi sagte uns eine Verzögerung von 6 Minuten an. Stau? Unfall? Straßenbauarbeiten? Weit gefehlt. Wir befanden uns am Ende der “Sidewinder-Route”

und vor uns tummelten sich viele Besucher von Oatman. Und jetzt wurde mir auch klar, warum auf der gesamten Sidewinder keine Esel zu sehen waren: Sie haben es hier viel leichter, an Futter zu kommen. Einfach die Touristen mit Schmachtblick ansehen, und schon rennen diese in den nächsten Laden und kaufen Donkey-Food. Keine schlechte Masche.

Die Stadt lebt halt von Eseln. Ob es die vierbeinigen sind, oder die vielen als Biker verkleideten, ist ja im Endeffekt egal. Und “Wild Hogs” gab es wirklich reichlich. Sie waren uns schon auf der engen und kurvenreichen Straße entgegengekommen.

 

Wir nutzten die Gelegenheit, um das Dorf zu okularinspizieren und auch einen Restroom (auf-)zusuchen.

Den hatte meine Beifahrerin auf der Strecke von Flagstaff aus schmerzlich vermisst, bis wir kurz vor Kingman eine Tankstelle mit entsprechendem Etablissement fanden. Das passiert uns nicht nochmal.

Weiter geht es. Erstes wirklich wichtiges Etappenziel war die Tankstelle Thalypo im Mohave Valley, AZ. Genaue Adresse: 1520 Courtwright Rd. Der Sprit kostete dort sage und schreibe 3,439 USD/Ga. Unschlagbarer Preis. Wir tankten unseren Dicken nochmal randvoll und das war gut so. Kurz danach durchquerten wir Needles, ein sehr nichtssagendes Drecksnest und wurden von unserem Navi mit “Welcome to California” begrüßt. Und auch einer Tankstelle direkt an der I40 mit einem Preis von 6,29 USD/Ga. Ist ein Unterschied, nicht wahr?

Wieder auf dem Freeway, die Landschaft war mittlerweile deutlich wüstenartiger geworden, nahmen wir die erste Restarea auf kalifornischem Boden mit und ich die Gelegenheit, mal einen der alten, hübschen Trucks abzulichten.

Kurze Zeit später bogen wir an der Ausfahrt 78 nach Süden auf die Kelbaker Road in Richtung Amboy ab.

Links von uns eröffnete sich die Tribolite Wilderness. Nur falls jemand das Verlangen überkommen sollte, sich in der totalen Einöde die Nase zu verbrennen. Aber schön sieht es dort aus.

Die “City of Amboy” hatten wir fälschlicherweise mit dem Film “Out of Rosenheim” in Verbindung gebracht, aber hier gibt es wirklich nichts Sehenswertes. Na ja, wenn man mal von dieser wunderschönen Statue absieht, die neben einer anderen ein paar Kilometer vorher einfach auf den Wüstenboden gestellt wurde. Und einem Hotel.

Lohnt es sich, dafür nach Amboy zu fahren?

DAS muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir jedenfalls entschieden uns, ohne Stop weiterzufahren und wurden links der Straße auf diese multiplen Pyramiden aufmerksam.

War da ein altägyptischer Pyramidenbauer dem Ordnungswahn verfallen oder war es eine Ausbildungsstätte für diesen nicht alltäglichen Beruf? Wir vermuten, dass es mit Salzabbau zu tun hatte, denn ein Schild sagte irgendwas mit “chloride”, also vermutlich Natriumchlorid.

Die Straße wurde nicht unbedingt interessanter. Meile um Meile zog sie sich schnurgerade dahin und ich dachte schon, ich könnte unser Hotel sehen.

Links und rechts immer wieder Briefkästen, d.h. es wohnen in dieser Wüste Leute. Und das bei 102°F, also 38,9°C.

Schließlich erreichten wir doch unsere Hotel, ein Surestay. Wer unsere Reiseberichte aufmerksam verfolgt hat, wird sich bestimmt daran erinnern, dass wir mit diesem Namen keine gute Erinnerung verbanden, ich sage nur Albuquerque. Aber schließlich sind wir heute in einem Surestay PLUS.

Und oh Wunder, man hatte uns ein Upgrade spendiert, ein großzügiges Studio mit Kochecke. Zwar direkt am Pool, der Lautstärkepegel lässt erst jetzt, um 21 Uhr etwas nach, aber wir werden leider nur eine Nacht bleiben. Die Klimaanlage zur Poolseite ist so laut, die würde auch ein startendes Düsenflugzeug übertönen, aber mit der Anlage im Schlafzimmer lässt es sich leben.

Wir wollten noch in den Joshua Tree Nationalpark für den Sonnenuntergang. Vorher noch bei Burger King den Magen füllen und dann los. Aber auf der Hälfte der Strecke merkten wir, dass sich die Sonne hinter Wolken verkrochen hatte und wir nicht unnötig Sprit verfahren mussten.

Also umgekehrt, die Arbeit wartet.

Für einen reinen “Fahrtag” ein sehr ereignisreicher Tag.

 

 

19.05.2017 – Fahrt von Los Angeles nach Flagstaff

Wie nicht anders zu erwarten war, wachten wir zwischen zwei und drei Uhr in der Früh auf. Also schonmal Reisebericht schreiben, Fotos aussortieren, bis es um sechs Uhr Frühstück gibt. Dieses war sehr ordentlich, in einem mittlerweile bei Best Western zum Standard werdenden Frühstücksraum.

Ach ja, den im Zimmer vorhandenen Spa mussten wir natürlich auch mal ausprobieren. Merke: das Zimmer steht wesentlich weniger unter Wasser, wenn man die Düsen erst NACH dem VOLLSTÄNDIGEN Befüllen einschaltet.

Wenn wir schon in Los Angeles sind, gehört ein Besuch zum Strand dazu. Die Sonne schien herrlich vom Himmel herab und ließ unseren vierrädrigen Untersatz im besten Licht glänzen.

Der nächstgelegene Strand war der Hermosa Beach mit einer beeindruckenden Seebrücke und (bedingt durch die Uhrzeit) wenig Publikum.

Genug gestrandet, jetzt wird gearbeitet: Lebensmittel und Klamotten müssen her. Zuerst beim Walmart rein und eine große Eiskiste kaufen. Sonst ist die Ladefläche unseres Pickup zu leer. In der Nähe bettelte ein Ross darum, geleert zu werden, ein Wunsch, dem die beste Shopperin von allen nur zu gerne nachkam.

Jetzt noch bei Costco vorbei, die Großpackungen für vier Wochen auf die Ladefläche und es kann losgehen in Richtung Osten. Zum Verkehr in L.A. muss ich nicht viel sagen: Er war da und es machte keinen Spaß. In Barstow packten wir uns den Tank voll (weil man ja nicht weiß, wie teuer der Sprit in Arizona wird) und zahlten 2,79 USD/Gallone.

Die Fahrt verlief relativ ereignislos.

Ich stellte nur zwischendurch immer wieder fest, dass unheimlich viele Lastwagen auf der Straße waren – der I40 ist eine der Ost-West-Verbindungen im Süden der USA. Und wenn in Deutschland die Laster 80km/h fahren dürfen (und diese üblicherweise um 10% überschreiten), fahren die Trucks dort locker die erlaubten 75 Meilen = 120 km/h. Und dann versuch mal, die zu überholen. Zum Glück war unserer roter Silverado mit einem V8-Motor (5,3L) ausgerüstet. Im letzten Jahr habe ich noch über die Sparsamkeit des Wagens geschwärmt. Die 9 Liter / 100 km im Durchschnittsverbrauch kann ich mit der jetzigen Maschine nicht erreichen. Zur Zeit pendelt sich der Durst auf 11-12 Liter ein.

Das einzig sehenswerte auf der Strecke war unser eigenes Auto (im Spiegel eines Trucks, wie habe ich das Foto wohl gemacht?) und ab und zu eine der älteren Schönheiten, die zuweilen noch auf den Highways anzutreffen sind.

Der Interstate 40 zieht sich ein Stück parallel der alten Route 66, ein von Historie geprägtes Stück Landstraße, welches sich ursprünglich von von Chikago nach Santa Monica über 2451 Meilen asphaltiert entlang zog. Die meisten Relikte aus dieser Zeit sind verschwunden, nur in manchen Dörfern versucht man, den ehemaligen Charme als Touristenattraktion zu vermarkten.

So auch in Seligman.

Klar, dass uns diese Fahrtunterbrechung die entscheidende Zeit kostete, um unsere neue Behausung in Flagstaff bei Tageslicht zu erblicken. Deshalb, bevor wir alles in Besitz nehmen, hier nur ein paar Räume unseres über drei Etagen gehenden Town-Homes.

Eltern-Schlafzimmer:

Eltern-Bad:

Wohnzimmer:

Küche:

Und dann geht es in die Kiste, total kaputt. Morgen gibt es mehr Fotos.

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