10.05.2023 – von Tucson nach Payson

Nachdem wir uns planungstechnisch so wahnsinnig mit Ruhm bekleckert hatten, galt es heute, diese Scharte auszuwetzen. Für heute steht als Hotel das BW-Hotel in Payson. Und wir werden alles dransetzen, dort auch hinzukommen.

Für das Navi gibt es mehrere Möglichkeiten: Einmal westlich über den Interstate 10 so weit wie möglich nach Norden und dann auf der 87 nach Payson. Oder die Ostroute, ginge tatsächlich über Globe, aber das wollten wir jetzt auch nicht mehr.

Wir wählten die mittlere Route, die 77 von Tucson aus über Oracle nach Nordenführt. Vorher noch bei Costco den Tank füllen, die Kleiderabteilung etwas erleichtern und auch ein paar Baguettes einpacken.

Die Strecke ist “eigentlich” eintönig, wären da nicht die Kakteen und gelb leuchtenden Büsche, die sich so herrlich gegen den blauen Himmel abheben. Die Saguaro Kakteen sind fast alle in Blüte, ein Schauspiel, an das ich mich die letzten 36 Jahre so nicht erinnern kann.

Wir fahren an Apache Junction vorbei, bis wir auf dem Weg nach Norden den Salt River beim Pebble Beach kreuzen.

Welch ungewohnter Anblick, natürlich fließendes Wasser in der Wüste. Das haben sich viele andere auch gesagt, weshalb sie wohlorganisiert via Tubing den Fluss runtertreiben.

Wir fahren noch ein Stück weiter nördlich, bis wir einen Abzweig zum Saguaro Lake sehen. Kam mir bekannt vor, hier waren wir schonmal.

Und richtig, an einem schattigen Picknick-Platz hatten wir früher schon eine Pause eingelegt.

Es geht auf dem North Bush Highway weiter, bis wir auf die 87 stoßen, der wir dann bis Payson folgen.

Hier ist es landschaftlich deutlich abwechselungsreicher, es macht Spaß, die Berge rauf- und runterzudüsen.

Im Hotel checken wir ein und lassen uns bgzl. einer Abendwanderung beraten. Aber die Tipps sind mehr oder weniger nichts sagend, also bemühen wir unsere eigenen Quellen. Und heraus kommt der Waterwheel Falls Trail.

Im nördlichen Payson verlassen wir die Hauptstraße nach rechts auf die Houston Mesa Road, der wir ca. 6-7 Meilen folgen. Schilder, die auf den Kauf des Tonto-Passes dringend hinweisen, ignorieren wir geflissentlich. Denn wir haben uns kürzlich im Saguaro NP schon mit dem sg. Interagency Pass eingedeckt. Dieser eröffnet für ein Jahr nicht nur den Eintritt in alle Nationalparks, -monumente und sonstiges “national”. Es werden auch alle möglichen Feriengebiete, hier der Tonto-Rim, aber auch die Sedona-Gegend davon abgedeckt. Nicht eingeschlossen sind State Parks und Regional Parks.

Der Weg vom Parkplatz aus fängt schön unter Sycamoren an, immer am Bach entlang. Sorry, es ist der East Verde River. Eine herrliche Umgebung, es ist auch nicht zu heiß.

Langsam kommen die ersten Felsen in Sicht, die Schuhe haben einen super Grip, als wären sie mit den Steinen verwachsen.

Kleinere Fälle machen das Laufen und die Verschnaufpausen abwechselungsreich.

So einen schönen Trail hatten wir schon seit langem nicht mehr.

Dann zeigte uns die Alltrails-App (ja, sie funktionierte ausnahmsweise mal und stimmte mit unseren Vorstellungen überein), dass wir nach rechts Richtung Osten abbiegen sollten.

Aber da befand sich ein Übergang über den Fluss, der sich gerade mit dem Elison Creek vereinigte. Und leider war dieser Übergang weder mit den Knöcheln meiner Göttergattin noch mit meiner Fotoausrüstung kompatibel.

Kein Problem, wir haben bis hierhin auch schon eine wunderschöne Landschaft gesehen, gehen wir einfach wieder zurück.

Auf dem Rückweg auch gerne wieder Stopps a) wegen der wunderschönen Flora

und b) auch wegen der vielen Eidechsen, die uns immer wieder zwischen den Füßen umherhuschten.

Auf jeden Fall ein toller Weg.

Und morgen gehen wir die Falls einfach von einer anderen Seite an. Genaueres Studium der Karten zeigt, dass man quasi von oben und ohne sich die Füße nass zu machen, wahrscheinlich auch die Fälle und auch die Elison Cascades erreichen kann.

 

 

09.05.2023 – Mount Lemmon

Kennt Ihr das, wenn an einem Tag nichts nach Plan läuft? Und es trotzdem ein superschöner Tag wird? So einen hatten wir heute.

Genau genommen begann es damit, dass um 3.30 Uhr mein Telefon klingelte. Da ich die (deutsche) Nummer nicht kannte, habe ich sie erstmal weggedrückt.

Genau wie den Schlaf.

Es ging damit weiter, dass unser wunderbarer Ford F150 am Abend zuvor gemeldet hatte, dass er gerne einen Ölwechsel haben möchte. Und das mit ca. 8.500 Meilen? Ungewöhnlich. Aber gut. Nun fährt man mit einem Mietwagen nicht einfach in eine Werkstatt und lässt sich das Geld wiedergeben. Man muss sich durch diverse Hotline-Menüs bei Hertz quälen, um dann schließlich die Adresse einer authorisierten Werkstatt genannt zu bekommen, die den Ölwechsel vornehmen darf.

Die Werkstatt war zum Glück nur 5 Meilen entfernt, aber sie hatte logischerweise das Voucher nicht erhalten, aber wir hatten uns das auch zuschicken lassen, so dass der Vorgang starten könnte. Dauer? 2 Stunden. Ich setzte mich in ein Eckchen und schloss die Augen, um ein wenig Schlaf nachzuholen.

Irgendwann war der Wagen dann fertig (ich habe nicht auf die Uhr geschaut) und wir machten uns auf den Weg zum Mt. Lemmon. Der Name stammt übrigens nicht von den säuerlichen Früchten, wie Ihr wahrscheinlich anhand des 2. “m” vermutet habt. Eine Frau namens Sarah Plummer Lemmon hat ihn im Jahre 1881 bestiegen (ob es die Erstbesteigung war, ist dem Chronisten nicht bekannt).

Jedenfalls zieht sich die Straße in langgezogenen Kehren nach oben und immer wieder gibt es Aussichtspunkte, damit das Auto verschnaufen kann und die Insassen den Blick genießen können.

Säulenkakteen und interessante Felsformationen säumen den Weg.

Ziemlich weit oben überrascht der Berg dann mit einem Haufen Zivilisation: Ein Ortschaft namens Summerhaven erwachte gerade aus dem Winterschlaf oder probte gerade den Übergang zum Sommerbetrieb.

Es fahren nämlich wirklich Skilifte hier oben. Und wenn mal gerade kein Schnee liegt, ist das Klima im Gegensatz zu den 40 und mehr Grad im Tal deutlich besser zu ertragen.

Aber wie gesagt, noch war nicht viel los.

Wir fuhren fast bis zur Spitze (also zumindest so weit man fahren konnte) und begannen unsere Wanderung. Geplant war der Weg 5a zu einer Meadows.

Aber irgendwie vertrugen sich Alltrails und der GPS-Empfänger nicht, so dass wir die geplante und die gelaufene Route so gut wie nicht in Übereinstimmung bringen konnten. Dafür landeten wir – Highlight dank Fehler – an einem alten Fire Lookout. 

 

 

Man konnte drinnen noch die Gerätschaften sehen. Außen ragte ein Duschkopf aus der Wand hervor. Und ein Donnerbalken war in einiger Entfernung aufgestellt. Ehrlich gesagt kein Job für mich.

In etwas anderer Runde ging es wieder zurück zum Wagen (auf Alltrails und das GPS wollte ich mich nicht mehr verlassen, also folgte ich zielsicher meiner Nase, die hat auch eingebautes GPS).

Auf dem Weg nach unten mit dem Wagen machten wir noch einen Stop an der Windy Ridge. Diesen Aussichtspunkt kann ich jedem wirklich nur empfehlen.

Einfach von der Straße aus ein paar hundert Meter auf den Felsen entlang laufen und die Landschaft genießen.

Eigentlich hatte ich mich auf den Sonnenuntergang dort gefreut, aber wie schon am Gates Pass festgestellt, geht die Sonne ein ganzes Stück weiter rechts unter und das war eher suboptimal.

Also gondelten wir gemütlich nach Tucson im Abend- und Gegenlicht runter

bis zum Panda Express für eine Ladung Chow Mein Nudeln und Orange Chicken.

WIeder im Hotel der letzte große Fauxpas: Unser Zimmerschlüssel funktionierte nicht (mehr). Ich ging zur Rezeption und erfuhr dort, dass wir für heute nacht nicht hier reserviert hätten.

Ups. Was ist das? Schnell die App auf dem Handy aufgerufen: Ja, heute sollten wir in Globe, Arizona eingecheckt haben. Haben wir aber nicht. Mist. Was nun?

Der Hotelangestellte buchte uns auf unser Zimmer wieder ein und versprach zu versuchen, das Hotel in Globe für uns zu stornieren.

Ob ihm das gelungen ist, werden wir wohl morgen erfahren. Jedenfalls geht es morgen direkt nach Payson, das wird bestimmt auch schön.

 

08.05.2023 – Arizona Sonora Desert Museum

Wenn man in Tucson ist, sollte man unbedingt das Arizona Sonora Desert Museum besuchen, es ist auf jeden Fall die 30 USD / Person wert.

Im Prinizip fuhren wir dahin, um einige Kakteen und andere Wüstenbewohner zu sehen. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich mich in einem Zoo für Pflanzen und Tiere befand – ja, genau, ein Zoo für Pflanzen! Ich meine, wer hätte gedacht, dass Kakteen soziale Tiere sind, die in Gruppen herumhängen und wilde Partys feiern?

Aber im Ernst, der Park ist wirklich beeindruckend. Es ist eine Art Naturmuseum im Freien, in dem man viele einheimische Arten sehen kann, darunter Kojoten, Wüstenfledermäuse und Gila-Krustenechsen. Man beginnt den Rundgang durch ein großes Terrarium, in welchem man die gefährlicheren und scheueren Bewohner hinter einer sicheren Glasscheibe begutachten kann.

Dann geht es ab in die Sonne.

Ein Rundgang mit Karte erleichtert die Orientierung. Man kommt den Pflanzen so nahe, dass  man gar nicht anders kann als sie zu fotografieren.

In diversen Innengebäuden werden die Räumlichkeiten und Eigenschaften der dort lebenden Tiere beschrieben und erklärt. Wie zum Beispiel die Fledermaus, deren vorzügliches Gehör man mit diesen Kunstohren nachempfinden kann. Wenn es mal für mich soweit ist, dass ich nicht mehr ohne Hörgerät auskomme, möchte ich so eins haben. Sollen die Leute im Bus doch zur Seite rücken.

Zu den ersten Tieren im Außenbereich gehörten die Deers, ziemlich unscheu.

Gegenüber lag ein Puma im Schatten von Felsen, noch etwas kamerascheu. Aber Dich werde ich auch noch knacken. Eine Hausnummer weiter aalten sich Wölfe in der Sonne. Würde ich mit so einem Fell auch machen.

Auf einer Jucca-Palme machte sich ein Vogel über die Samen her,

ein Cholla-Kaktus hatte sich zum Blühen entschlossen (habe ich in diesem Urlaub zum ersten Mal gesehen).

Unter einer Brücke hatte es sich ein Rudel Javelinas bequem gemacht, um die größte Mittagshitze abzuwarten.

Und das ohne Angst vor dem Luchs zu haben, der gerade ein paar Snacks bekommen hatte.

Es gab auch viele Pflanzen zu sehen, darunter riesige Kakteen und andere Sukkulenten, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich habe gelernt, dass Kakteen mehr können, als nur stachelige Dinge zu machen – sie können auch sehr lecker sein! Aber probiert haben wir keine davon. Das hatten wir mal, meine Göttergattin hatte lange danach noch Probleme, die kleinen Widerhaken aus den Fingern zu bekommen…

Besonders angetan hatten es mir die lila Sukkulenten, die auf dem Weg zum Gates Pass häufig am Straßenrand blühen – aber so, dass man nicht anhalten und sie fotografieren kann. Was ein herrlicher Kontrast.

Und sehen diese Vertreter nicht süß aus? Wie stachelige Aliens.

Mit der Libelle hatte ich richtig Glück, dass ich sie einigermaßen scharf draufbekam.

Und der Otter machte es mir mit seinen flinken Bewegungen auch nicht leichter. Gutes Zureden half kein bisschen.

Dafür hatten die Big Horn Schafe wesentlich mehr Geduld mit mir. Immer wieder andere Posen und keine Probleme, in der Sonne zu stehen. Das nenne ich Standhaftigkeit.

In der Voliere hatte ich Spaß mit dem Vertreter mit dem orangenen Schnabel.

Wieder draußen, lief uns diese fette Echse über den Weg. Bestimmt 40 Zentimeter lang und nicht sehr kommunikativ.

Dann konnten wir auch noch das Kolibri-Gehege besuchen. Dort hingen auch einige dieser Mini-Vögel rum, aber fotografisch machten sie nicht viel her.

Dafür stellte sich direkt draußen davor einer beim Trinken zur Verfügung.

Es war langsam früher Nachmittag geworden, die Sonne stand etwas schräger am Himmel und in die Tierwelt kam etwas Bewegung. Auf dem Weg zum Ausgang noch eine fette Echse.

Und Mr. Cruze (so der Name des Pumas, Vorname ist nicht Tom) hatte sich aus seiner Nische rausbequemt und herrschte über das Gelände.

Die drei Wölfe verschafften sich Bewegung

und auch der Bär namens Strawberry vertrat sich die Beine. Warscheinlich gibt es gleich was zu essen.

Insgesamt hatten wir viel Spaß im Arizona Sonora Desert Museum. Es war eine großartige Möglichkeit, die einzigartige Schönheit der Wüste von Arizona zu erleben, ohne sich von der Hitze verbrennen zu lassen. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen, um mehr zu sehen – wer weiß, vielleicht treffen wir  ja beim nächsten Mal auf die wilde Kakteen-Party!

Die Flugshow, auf die ich mich schon sehr gefreut hatte, fiel jetzt schon wegen der Temperaturen aus. Und auch die Prarie-Dogs, die ich gerne gesehen hätte, waren wegen eines Umsiedlungsprojektes nicht zu sehen.

Jetzt fahren wir erstmal ins Hotel und schlagen uns auch die Bäuche voll.

06.05.2023 – Von Phoenix nach Tucson

Good bye Phoenix, wir müssen das schöne Hotel verlassen. Als Trost sei gesagt: Auf uns warten jetzt 4 Nächte in Tucson und wir haben uns direkt in einer Two-Room Suite eingebucht. Wir kannten das Hotel schon von einem vorigen Besuch und hatten auch da in einem solchen Zimmer übernachtet. Meinem Rechner kam es auch bekannt vor, das eingespeicherte Anmeldepasswort funktionierte immer noch…

Auf der Strecke liegt am Interstate 10 der Picacho Peak State Park. Wobei bei mir direkt die Frage aufkam: Was war zuerst da? Das Pokemon oder der Park? Werden wir es jemals erfahren?

Der Weg zum Picacho Peak via Hunter Trail sollte laut Alltrails 4,5 km lang sein und eine Höhendifferenz von 644 m aufweisen. Und das um 11 Uhr? Den nehmen wir schonmal nicht.

Direkt nebenan liegt noch eine Straußenfarm. Aber da wir im Hotel sowieso mit den entsprechenden ovalen Vogelprodukten versorgt werden (und diese noch nicht einmal selbst zubereiten müssen), mussten wir dort nicht einkehren. Aber eine Erinnerung kehrte zurück: Als wir vor vielen Jahren mit zumindest einem Kind im Wohnmobil in der Gegend waren, waren die herumliegenden Straußenfedern für den Nachwuchs äußerst interessant. Aber im Wohnmobil wollten wir die Dinger auch nicht haben (also weder die Federn noch die Sträuße). Also verstauten wir sie in einer nur von außen zugänglichen Kammer des Mobils. Und wenn sie inzwischen nicht jemand gefunden und rausgeräumt hat, liegen sie immer noch da drin.

Nicht weit entfernt vom Picacho Peak (ca. 5 Meilen auf dem Interstate Highway) biegt eine Straße ab, die laut Landkarte zum Ironwood Forest National Monument führen soll. Google Maps kannte das auch, aber das waren anscheinend auch die einzigen. Es gab kein Hinweisschild zum Monument geschweige denn irgendwelche “Eintrittsschilder” oder gar ein Besucherzentrum. Dafür verließen wir nach einiger Zeit die asphaltierte Straße und fuhren munter auf einer gut maintainten Dirt Road weiter.

Irgendwann meinte Google, wir wären da. Wo? Da? Außer wunderschönen Säulenkakteen und viel anderem Gestrüpp war nichts zu sehen, was auch nur andeutungsweise auf die Existenz eines National Monument hingedeutet hätte. Das Monument ist anscheinend selbst der Verwaltung unbekannt, denn wenn man auf die entsprechenden Seite von blm.gov klickt, läuft man auf einen Fehler. Ansonsten verweise ich hier einfach auf den entsprechenden Eintrag von Wikipedia, die wissen meist mehr als alle anderen.

Wir hätten jetzt zurückfahren können, aber ein Stück weiter südlich liegt ein Teil des Saguaro National Parks (gesprochen suaro). Da wir dringend einen Nationalparkpass brauchten, steuerten wir geradewegs dieses Ziel an.

Es gibt noch eine weitere Sektion dieses Parks im Osten von Tucson, die uns nie so recht beeindruckt hatte, gab es doch außerhalb des Parks wesentlich mehr Kakteen als drinnen. Aber hier war es anders. Wie uns auch die Rangerin bestätigte, wachsen hier ca. 3 mal so viele von den stacheligen Freunden als weiter im Osten.

Wir nahmen uns die Zeit, einen kleinen Rundweg zu spazieren und alles, was an Blüten auf uns einsprang, mit der Kamera abzulichten.

Nächstes und fürs erste letztes Ziel ist unser Hotel im Norden von Tucson. Wir machten es uns in der Hütte gemütlich und nach dem Mittagessen gönnten wir uns eine ausgiebige Siesta.

Nachdem wir die Qualität des Bettes für gut befunden hatten (ist das weichste auf dieser Reise bisher), wollten wir den Abend nicht im Hotelzimmer, sondern an einem schönen Ort ausklingen lassen. Aus der Vergangenheit wussten wir, dass sich der Gates Pass Viewpoint dazu hervorragend eignet. Die Sonne sollte um 19.02 untergehen, 25 Minuten Fahrt, also fahren wir um 18 Uhr los, denn wir sind nicht die einzigen, die diesen Spot kennen und Parkplätze sind begrenzt.

Aber wir hatten Glück: Direkt am Rondell räumte ein Tesla-Fahrer seinen Platz und quetschten unseren Dicken in die Lücke. Als wir in einem früheren Urlaub hier den Sonnenuntergang genießen konnten, war das von der Aussichtsplattform möglich. Heute sind wir zu einer anderen Jahreszeit unterwegs, folglich müssen wir ein paar Meter den Berg raufkraxeln und uns ein bequemes Plätzchen suchen.

Dort konnten wir dann die Stille und die friedliche Atmosphäre mit einigen anderen teilen, die sich auch am Hang aufgereiht hatten.

Irgendwann verschwand die Sonne dann hinter den Bergen und wir machten uns auf den Weg zurück.

Ein wunderschöner Ausklang des Tages.

 

15.11.2017 – Fahrt von Tucson nach Phoenix

Heute ein letztes Frühstück in Tucson. Ich kann mich nicht überwinden, nochmals Gravy zu mir zu nehmen. Mein Magen dankte es mir mit zartem Schnurren.

Bevor es losgeht, hier noch ein Foto von Cisco, den wir am Abend vorher am Gates Pass getroffen hatten und der uns unbedingt seine Fotos übermitteln wollte. Hier eines davon. Thanks, Cisco.

Die beste Wegplanerin von allen hatte uns eine Strecke ausgesucht, die uns auf dem schnellsten Weg von Tucson über den I10 nach Phoenix gebracht hätte. Abgesehen davon, dass ich es langweilig fand, nur über die Autobahn zu rutschen, hatte ich auch keine Lust, anschließend in Phoenix im Städtestau zu stehen. Das kommt noch früh genug. Übrigens: In Tucson haben wir nicht ein einziges Mal in einem richtigen Stau gestanden. Ob die Bewohner noch nicht mitbekommen haben, wie so was geht? Hoffentlich bleiben sie noch lange unwissend.

Meine Route ging nördlich auf die SR77 in Richtung Globe. Quasi auf dem Weg lag noch eine Niederlassung von “The Walking Company”, der Firma, die für meine Göttergattin die besten Schuhe herstellt. In Punkto Schuhe wurden wir nicht fündig, aber wir haben ja noch Phoenix.

Kurz nachdem wir den Laden verlassen hatte, fuhr uns ein echter Hardcore Biker auf seiner Harley über den Weg. Zumindest die Lederjacke und der Rest des Outfits oberhalb der Gürtellinie ließen darauf schließen. Was absolut nicht dazu passte, waren seine Sandalen mit den weißen Tennissocken. Ein Deutscher?

Vorbei am Biospähren-Gebäudekomplex führte die Route anschließend. Wir machten einen kurzen Stop in der Hoffnung, einen Blick darauf ergattern zu können. Leider wollten die Leutchen dort auch für eine Außenbesichtigung 20 USD/Person haben, ein angesichts unserer knappen Zeit ein schlechtes Preis/Leistungsverhältnis.

Daher habe ich mir erlaubt, nur ein paar Fotos an den Wänden abzufotografieren, um dem geneigten Leser eine Impression zu geben, womit er es zu tun hat.

Die University of Arizona hat dort wirklich dieses Gebäude komplett hermetisch abgeriegelt. Kein Sauerstoff oder irgendwas anderes rein, geschweige denn raus. Und die Insassen mussten ca. 2 Jahre komplett ohne Internet, Facebook und Whatsapp darin leben. Im Endeffekt scheiterte das Experiment. Ob es an den mangelnden Social Media-Möglichkeiten oder so Nebensächlichkeiten wie den biologischen lag, wer weiß?

Aber zumindest außerhalb erfreut sich die Natur bester Gesundheit.

Was ich von meiner Göttergattin nicht unbedingt behaupten konnte. Wie sagt man so schön? Ihre Nase hatte einen Run, deshalb auch die künstlerisch wertvolle Installation “Papier an Spiegel”. Joseph Beuys hätte seine Freude daran gehabt. Was er nicht hatte, war die volle Ladefläche mit weiteren Rollen…

Für unsere Route hatte ich die Fahrt bis Globe eingeplant, von dort aus einen Abstecher in die Salz-Fluß-Schlucht, im amerikanischen auch als Salt River Canyon bekannt. Auf dem Weg durchfuhren wir sehr interessante Landschaften, unter anderem mit den schönsten Saguaros gespickt, die wir in diesem Urlaub gesehen hatten. Solche Verzweigungen und Dichte im Wachstum haben wir nur hier gesehen.

Die nächste Überraschung war dann Globe. Wir suchten zuerst das Visitor Center auf. Die Dame dort war ziemlich baff, dass sich jemand für ihre Stadt interessierte, sprudelte aber dann mit Informationen heraus, die für einen mehrwöchigen Aufenthalt gereicht hätten. Gut, ganz so schlimm war es nicht, aber wir waren total aus dem Häuschen, als wir die vielen schönen alten Steinhäuser sahen.

Da unsere Zeit knapp war, drehten wir nur eine schnelle Runde mit dem Auto durch die Broad Street

und machten uns dann auf den Weg zum Salt River Canyon. Die Wegstrecke geht ähnlich wie beim Grand Canyon durch eher unauffälliges Gelände, bis man plötzlich nach ein paar Kurven vor einer Brücke steht.

Dort aussteigen, die obligatorischen Fotos machen und schnell wieder auf den Rückweg.

Auf dem Weg fielen uns immer wieder Schilder mit Warnungen vor Eis auf Straße auf. Merkwürdig. Mitte November hatte es hier noch 25°C. Kam mir übervorsichtig vor. So ähnlich, als würde man vorsorglich vor herabstürzenden Astronauten oder Kokosnüssen warnen. Aber die werden schon wissen, warum.

Warum die Eile zur Weiterfahrt? Wir wollten im Tonto National Monument noch eine kurze Wanderung in die Ruinen machen und von dort aus ein Foto nachstellen, welches wir vor 30 Jahren als Hochzeitsannonce verwendet hatten. Und laut unserer Kenntnis machen die Monuments um 17 Uhr zu. Das Navi zeigte 16.46 Uhr als Ankunftszeit an, also für mich als Fahrer eine Herausforderung.

Um 16.37 standen wir auf dem Parkplatz und lasen: Besichtigung der Ruine bis 16 Uhr. Suuuuper. Also bequatschte ich den Ranger, ob wir nicht ein paar Schritte raufgehen könnten, um das Foto zu machen. Er war so lieb, uns zu begleiten und auch das Foto zu schießen. Leider hat er es versaut, total unscharf (zumindest, was die beiden einzigen wirklich scharfen Personen auf dem Bild betrifft).

Aber das konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht erkennen.

Bevor es auf die Straße ging, sah ich in einem Schuppen noch diese herrliche Transportgelegenheit, mit der die Ranger anscheinend immer wieder zusammengebrochene Wanderer vom Berg runterholen müssen. Daher ist der Weg im Sommer auch ab 12 Uhr gesperrt.

Als wir dem Ranger erzählten, wir wollten über den Apache Trail nach Phoenix fahren, wiegte er bedenklich mit dem Kopf, beruhigte sich aber, als wir ihm versicherten, dass wir den Trail schon bei Tag und auch bei Nacht, zuletzt noch vor Monaten gefahren wären.

Hier war das nächste ambitionierte Ziel, einen schönen Sonnenuntergang mitzuerleben. Ich nehme es mal vorweg: Wir haben es nicht geschafft. Dafür haben wir einige Autos, die wir dazu überholen “mussten”, so sehr mit unserem Staub eingenebelt, dass diese erstmal mit einem Spachtel den Dreck abkratzen müssen. Auf dem Pass gelang uns dann doch noch das eine oder andere “hingeklatschte” Foto. Hingeklatscht deswegen, weil ich nicht das Stativ auspacken und eine Doktorarbeit aus dem Foto machen wollte. Die von uns eingestaubten anderen Fahrer hingen uns schließlich im Nacken.

Auf asphaltierter Straße fand ich dann noch einen schönen Turnout (drehte den Wagen vorsichtshalber) und es gelang mir endlich mal, Kaktus mit Sonnenuntergangshimmel abzulichten.

Jetzt nur noch 20 Meilen kurviger Straße nach Mesa und schon sind wir im Hotel.