04.05.2023 – Von Yuma nach Phoenix

Gestern wäre der Tag beinahe in einem Desaster geendet. Unser Hotel für die nächsten zwei Nächte sollte in Mesa sein, also am östlichen Rand von Phoenix. Erinnern wir uns (oder auch nicht?): Im Sommer 2019 waren wir vor den Hagelschauern in Flagstaff gen Süden geflüchtet, in ein schönes Hotel in Scottsdale, auch Phoenix. Mit dem uncharmanten Nachteil, dass sich sämtliche Diskotheken des Dorfes um das Hotel herumgruppierten mit dem entsprechenden Lärmpegel. Zum Glück konnten wir noch umbuchen in ein Hotel in Mesa.

Als ich dann gestern Abend in meine Best Western App schaute, lag dort eine Buchung für ein BW-Hotel in Chandler vor. Und diesen Stadteil hatte ich fälschlicherweise im Südwesten, und Mesa im Nordosten von Phoenix verortet.

Aber wie sich herausstellte, befindet sich Mesa mehr im Osten und Chandler direkt südlich davon. Und da liegt auch das Hotel. Also alles im grünen Bereich.

Es war angenehm warm am Morgen und wir nahmen das Frühstück im Innenhof des Hotels draußen ein. Das Frühstück war das reichhaltigste, das ich auf dieser Reise kennengelernt habe. Daran werden sich alle anderen Hotels messen lassen müssen.

Bevor es auf die Straße geht, noch kurz in Chandler anrufen und fragen, ob wir ein Upgrade bekommen können. Das machen wir jetzt immer so, da am Morgen die Zimmerbelegungen durchgeführt werden und wenn sie ein Upgrade zur Verfügung haben, sind die Chancen groß, dass wir es auch bekommen. In diesem Fall sollte es klappen.

Schauen wir uns jetzt noch kurz die Oldtown von Yuma an. Ich liebe diese alten Innenstädte mit ihren aus Stein gebauten Häusern, die einen eigenen Charm der “alten” Zeit verströmen.

Nachdem unser Navi uns endlich dahin gelotst hatte – Computer sind auch nur Menschen – standen wir vor dem Eingangsbogen, der in vielen dieser Städte den Eingang markiert. OK, in San Francisco ist der Bogen zu Chinatown wesentlich größer, aber der Stadteil selbst ist auch nicht mit Yuma zu vergleichen.

Linker Hand steht das Gowan Building und beherbergt mittlerweile das Post-Office.

Ein Stück weiter die typische Häuserzeile, wie man sie häufig findet.

Die Fahrt auf der Autobahn war relativ langweilig, weshalb ich einen Teil der Fahrt verschlief (auf der Beifahrerseite).

Die einzigen “interessanten” Unterbrechungen waren ein Großfeuer (ob von Menschenhand gelegt oder nicht, wissen wir nicht)

und einer von mehreren Zügen, die parallel zu uns fuhren. Der abgelichtete hatte sage und schreibe 235 Wagen und wenigstens 6 Loks.

Als wir uns Phoenix näherten, beschlossen wir, noch einen kurzen Umweg einzulegen und bei den Casa Grande Ruins einzulegen. Diese hatten wir vor einigen zig Jahren schon einmal besucht und wollten die Erinnerung auffrischen.

Ein freiwilliger Führer erzählte gerade etwas von dem Bauwerk, also stellten wir uns einfach dazu und hörten ihm zu.

Auf der Rückseite machte er uns auf ein Eulennest aufmerksam und begann dann, über die Eule als solche und die dortige Familie im speziellen zu referieren. Unter anderem erzählte er, dass die Eulen bei den native Americans ungefähr den gleichen Ruf haben, wie bei uns schwarze Katzen, die an einem Freitag von links nach rechts über die Straße gehen. Und deshalb lässt er diesen Teil in seinem Vortrag raus, wenn unter seinen Zuhörern native Americans sind. Diese Vögel haben trotz ihres schlechten Rufs offensichtlich die Genehmigung, dort zu nisten. Menschen dürfen nicht rein, das ist heiliger Boden.

Der Nachmittag war mittlerweile angebrochen und wir hatten noch ca. 20 Minuten zum Hotel. Unser Guide vom National Monument hatte uns noch auf eine Stelle hingewiesen, wo hunderte Saguaros in Blüte ständen. Nun zieht man ja von Behauptungen von “Fremdenführern” erstmal die Hälfte ab, aber in diesem Fall war die Zahl eher noch zu tief gegriffen.

Die einzige Schwierigkeit bestand darin, ohne auf eine Klapperschlange zu treten, eine Blüte aus der Nähe abzulichten. Aber wozu haben wir einen Truck? Als einer dieser Kakteen ganz nah am Straßenrand stand, musste ich nur die Ladefläche entern und kam so zu diesem Foto.

Die Kreosote-Büsche leuchten schön gelb im Vordergrund und machen die Fahrt wirklich zu einem Erlebnis.

Im Hotel bekamen wir ein schönes Zimmer, machten uns aber sogleich wieder auf den Weg, erst zu Costco, Tanken und Futter einkaufen und dann zum “Hole in the Rock”.

Ich weiß auch nicht, was die Menschen an Löchern in Felsen so fasziniert, kann mich aber auch nicht davon ausschließen. Dieser Felsen befindet sich im Papago Park, ebenso wie der Phoenix Zoo und der Desert Botanical Garden. Da uns die ganze Fahrerei schon ziemlich geschwächt hatte, genehmigten wir uns erstmal ein gemütliches Abendessen, um dann anschließend den Felsen von hinten zu erklimmen. Ist halt ein Loch im Felsen, man kann durchschauen

im Loch posieren,

die umliegenden Felsen fotografieren

und wieder zurücklaufen.

Den Botanischen Garten hätten wir uns auch noch angeschaut, aber die Dämmerung brach herein und dafür pro Person 25 USD zu zahlen, empfand ich ein bisschen viel.

Folglich musste diese “Kunstblume” herhalten, die dafür schön im Gegenlicht stand:

Danach zurück auf die Autobahn in unser gemütliches Hotelzimmer. Auch wieder ein schöner und sehenswerter Tag.

 

03.05.2023 – Fahrt von LA nach Yuma

Das Jetlag ist noch nicht vorbei, wir kommen früh aus den Federn, was uns mehr Zeit am Tag zum Erkunden lässt.

Das heutige Ziel ist die Stadt Yuma an der Grenze von Arizona, ca. 4,5 Autostunden entfernt. Mit ein paar schönen Zwischenzielen lässt sich die Fahrt bestimmt noch würzen.

Nachdem wir dem großen Stau in LA erstmal entkommen sind, biegen wir vom Interstate 8 einfach an einem Schild zu einem Beach Park ab. Der San Clemente Beach Park sollte es sein. Einfach das Meer sehen.

Der Himmel wird nur von ein paar Schäfchenwolken geschmückt und die Felsenschluchten laden zum Klettern ein. Aber immer, wenn es droht, interessant und schön zu werden, steht dort ein Schild, welches genau das verbietet. Nicht nur in Deutschland so.

Weiter geht es und an einem Vista Point südlich vom San Onofre State Beach legen wir eine Pause ein, um die süßen Squirrels zu beobachten und abzulichten.

Weiterhin gibt es süße Panzer, Landungsboote und genauso süße Hubschrauber zu sehen, die ihre Militärübungen machen, aber die Fotos werde ich aus Gründen der nationalen Sicherheit nicht zeigen.

Das nächste Ziel, welches ich mir ausgesucht hatte, war das Salk Institute for Biological Studies, welches mir von der Architektur sehr interessant vorkam. Aber die beste Strandläuferin zog es mehr zum Meer und so fuhren wir über einen riesigen Dirt Parkplatz bis zum Ende, wo ein Trampelpfad an den Klippen nach unten führte.

Plötzlich überfielen meine Göttergattin heftige Zweifel, ob ihre Schuhe genau für diesen Sand, diese geografische Breite und Länge und die Steilheit geeignet seien. Kurz gesagt, sie hatte Schiss. Aber an Herausforderungen wächst man bekanntlich und so tapsten wir vorsichtig (wie Beamte: Immer einen Fuß vor den anderen setzen, und das in abwechselnd umgekehrter Reihenfolge) nach unten. Der Blick von oben war schon atemberaubend, was man meiner Göttergattin auch ansieht.

Am Rande einer Schlucht (in Spanien hieße sowas glaube ich Barranco) landeten wir schließlich auf dem Strand. In die Schlucht selbst durfte ich – wie üblich – nicht reingehen, gesperrt.

Wir genossen am Strand den herrlichen Sonnenschein, die Wellen, genau wie die anwesenden Vögel.

Ich glaube zu wissen, warum die Strandläufer so lange Schnäbel haben: Ich hätte auch keine Lust jedes Mal mit den Lippen im Sand zu wühlen.

Genossen wurde der Strand auch von einigen Männern, die offensichtlich total verarmt waren. Wie wäre es sonst zu erklären, dass sie sich noch nicht einmal Kleidung leisten konnten? Auch diese werde ich aus Gründen der nationalen Sicherheit nicht zeigen (und weil ich sie nicht fotografiert habe)

Die Alltrails-App schlug uns für den Weg nach oben zwei weitere Optionen vor: Zum einen über gefühlt 100 Treppenstufen die hundert Meter wieder rauf.

Oder noch ein paar Meter weiter den Saigon-Trail versuchen. Den hatte ich auch schon auf dem Schirm gehabt, aber er war als deutlich schwieriger beschrieben als der von uns nach unten gewählte Pfad. Ein paar Meter zog ich mich an einem Seil empor, um zumindest einen Blick in dieses wirklich reizvolle Tal zu werfen, um dann vorsichtig wieder nach unten zu schlittern. OK, wir nehmen doch die Treppe – wenn kein Aufzug da ist.

Oben angekommen, liehen wir uns erstmal Sauerstoffzelte aus. Danach  “landeten” wir am Torrey Pines Glideport. Dort startet die Gleitschirmflieger einzeln oder im Tandemflug. Das waren also die großen schwarzen Schatten, die immer wieder den Sand verdunkelten.

Wo ich schon gerade bei Torrey Pines bin: Dies ist der Name des etwas weiter nördlich gelegenen Stateparks, den man nach Zahlung des Eintrittsgeldes auch zum Wandern benutzen kann. Aber ich glaube, dass es dort auch nicht viel anders aussieht als das, was wir gerade erlebt haben.

Wandern macht hungrig. Und wofür haben wir einen Truck? Ladeklappe herunter geklappt und eine schöne Mittagspause mit Salat, Baguette von Costco und natürlich dem unvergleichlichen Artichoken-Jalapeno Dip gemacht.

Jetzt hatte ich aber immer noch das Salk-Institute auf dem Plan. Also fuhren wir so nahe wie möglich ran und ich machte mich alleine und zu Fuß auf den Weg. Als ich das küstennahe Ende erreicht hatte, versperrte mir ein Zaun den Zugang. Also einmal rum ums Gebäude, und da ist es genauso zu. Aber immerhin ein Schild mit “Visitor entrance”. Eintritt nur mit Registrierung. Aber ich bin jetzt nicht den ganzen Weg gelaufen, nur um mich dann abspeisen zu lassen. Ich wurde von einer sehr freundlichen Dame namens Angela begrüßt und teilte ihr mit, dass ich einen Travel-Blog schreibe und das Gebäude gerne fotografieren möchte. Ob ich registriert wäre? Äh, nein. Dann bitte hier ins Wlan einklinken, das Reg-Formular ausfüllen und schon bekam ich einen Bepper auf die Brust geklebt und durfte mich austoben. Geht doch.

Nun aber endlich auf die Piste. Eine etwas längere Fahrtstrecke liegt vor uns bis zu einem Zwischenziel, dem Valley of the moon. Dort angekommen hätten wir a) noch eine ganze Streck 4WD-Road fahren und danach noch laufen müssen. Und es war mittlerweile schon 16 Uhr geworden. Ziel gestrichen, in schwarzer Farbe.

An der gleichen Ausfahrt, auf der anderen Seite der Autobahn, gibt es angeblich den sogenannten Desert View Tower. War nicht allzuweit, macht optisch was her und liegt am Rande einer schönen Felsenlandschaft.

Weiter geht es in Richtung Osten, noch ca. 1,5 Stunden bis Yuma. Teilweise dicht entlang der mexikanischen Grenze, welche durch einen hohen Zaun gut erkennbar ist. Also der dunkle Strich im Hintergrund, falls das nicht klar sein sollte.

Eine letzte PP legten wir an der Sand Hills Rest Area ein, die Imperial Sand Dunes leuchteten schon im Abendlicht. Warum sind wir dazu eigentlich nach Colorado gefahren im letzten Urlaub.

In Yuma kamen wir kurz nach 18 Uhr an und bezogen unsere großzügige Suite, wo wir uns ein leckeres Abendessen schmecken ließen. Besonderes Highlight: An der Rezeption gab es sehr leckere Cookies.

Morgen geht es weiter nach Phoenix.

08.11.2017 – Fahrt von Yuma nach Tucson

Eigentlich könnte ich den Bericht heute mal sehr kurz halten, um die Zeit der geneigten Leserinnen und Leser nicht zusehr zu strapazieren: Morgens nach dem Frühstück in Yuma aufgebrochen, abends in Tucson angekommen. Aber wir wären ja nicht die Hitzblecks, wenn wir nicht zwischendurch auch etwas zu zeigen hätten.

Ungewöhnlich ging der Morgen schon vor dem Frühstück los. Ein Blick aus dem Fenster zeigte einen kolorierten Himmel, der gerade zu schrie: Fotografier mich. Und da wir gestern mit dem Gefängnis bzw. dem Hügel, auf dem es liegt, gute Erfahrungen gemacht hatten, düsten wir kurzerhand mit dem Wagen dahin, um die Sonne zu begrüßen.

Anschließend begrüßten wir im Frühstücksraum den Koch, der neben zwei verschiedenen Sorten Rührei auch noch Kartoffeln und Corned Beef (ich würde es nach deutscher Sitte als Labskaus ohne Hering und Gurke bezeichnen) servierte. Eine weitere Schüssel enthielt Bisquits und Gravy. Zur Gravy kann ich sagen, dass sie besser roch als sie aussah, aber nicht so gut schmeckte, wie sie roch. Aber ansonsten ein sehr schmackhaftes Frühstück.

Aber bevor es auf die Piste geht, erstmal tanken. Wir sind in Arizona und dort bekamen wir die Gallone für 2,279 USD. Bei 22.614 Ga macht das dann 51.54 USD. Verbrauch ca. 11.7 Liter / 100km. Nicht so sparsam wie unsere Silverados, aber akzeptabel.

Es ging auf den Interstate 8 Richtung Osten. Ein ziemlich langweilige Strecke, die auch durch ein paar eingestreute Berge nicht interessanter wurde.

In Gila Bend bogen wir auf die 85 nach Süden ab, um nach Süden zum Organ Pipe Cactus National Monument zu fahren. Auf dem Weg dahin passierten wir die Stadt Ajo, die zuerst nach absolut heruntergekommenem Drecksnest aussah, sich aber dann mit einer wunderschönen Plaza und einer schönen Kirche präsentierte.

In dem Zusammenhang eine kleine Sprachkunde: Ausgesprochen wird die Stadt Aho, also mit stimmlosem “j”. Und das bringt mich zu einer weiteren Sprachverwirrung. Karin hatte ihr in den USA gekauftes TomTom-Navi vor der Fahrt einem Update unterzogen und das gute Stück machte alle Ansagen in deutscher Sprache. Wollten wir eigentlich nicht. Denn dabei kamen so Slapsticks wie 4th heraus, gesprochen vier te ha…

OK, in Ajo kehrten wir kurz ins Visitorcenter ein. Dort empfahl man uns, die Kupfermine zu besuchen. Diese besteht aus einem riesigen Loch und man kann nur kurz von oben reinschauen.

Abgesehen davon ist sie geschlossen. Auf meine Frage, wovon die Leute hier leben, bekam ich zur Antwort: Border patrol und retired. Also Grenzbeamte und Rentner (die ihr eigenes Geld schon mitbringen). Das erklärt es.

Auf dem weiteren Weg nach Süden wurde ich immer wieder durch die in der Nähe fliegenden Kampfflugzeuge gestört, die diverse Manöver flogen und offensichtlich auf dem Testgelände auch Abwürfe übten.

Und wir durchfuhren auf den ganzen Strecken mindestens ein halbes Dutzend Grenzkontrollen. In südlicher Richtung kein Problem, in nördlicher Richtung wollte man zumindest einen Ausweis sehen. Einmal führte man auch einen Drogenspürhund um den Wagen herum. Hoffentlich hatte der Vormieter die Kiste nicht für illegale Zwecke verwendet.

Im Organ Pipe Cactus National Monument ließen wir uns von der Rangerin aufklären, was man in dem Park unternehmen könne. Sie empfahl die 21 Meilen lange Ajo (Aho)-Mountain Loop.

Vor dem Visitor Center ein süßer kleiner Dodge Challenger, für alle Freunde des gepflegten Muscle-Cars.

Die Loop durchfuhren wir, machten an einer Stelle auch noch Picnic

und an vielen diversen Stellen Fotos von diversen Kakteen. Der Park heißt zwar Organ Pipe,

aber die allermeisten stacheligen Freunde sind Saguaros

und Chollas.

Speziell als wir auf der Rückrunde waren, stand die Sonne schon etwas tiefer und tauchte die Kakteen und deren Stacheln in ein herrliches Licht.

Mir haben es besonders die Cholla angetan, die wie kleine pelzige Knubbel aussehen, denen man aber besser nicht zu nahe kommt. Sie haben den Beinamen Jumping Cactus.

Während der Fahrt kamen wir noch auf die Schnappsidee, einen Saguaro nach Hause zu schicken. Ich fand, dass Blisterfolie nicht das richtige Verpackungsmaterial sei…

Nach der Runde noch einen kurzen Abstecher zum Zeltplatz. Hier hatten wir anlässlich unserer Hochzeitsreise, aus Oregon kommend, eine Nacht verbracht und unsere Super Solar Shower an einem Kreosote Busch aufgehängt. Der Busch war noch an der gleichen Stelle wie vor 27 Jahren.

Die Rangerin hatte bei unserem ersten Besuch gemeint, nach Tucson wären es zwei Stunden. Vermutlich hatte sie einen Überschall-Jet gemeint, unser Navi sprach von 3 Stunden und 150 Meilen. Also auf die Piste und über die 86 eine total langweilige Strecke durch das Indianerreservat bis zum Hotel. Dort hatten wir schon eine schöne Suite reserviert bekommen, die wir die nächste Woche bewohnen werden.

Good Night.

 

07.11.2017 – Fahrt nach Yuma

Heute war die Nacht um 3.30 Uhr zu Ende. Ein Fortschritt.
Der Morgen war noch jung und wir beschlossen, in den Balboa-Park zu fahren. Das letzte Mal war ca. 30 Jahre her und die Erinnerung daran war nur noch schwach. Der frühe Vogel findet jedenfalls noch gute Parkplätze und wir beseitigten erstmal unseren Colaspringbrunnen im Auto. Meine Beifahrerin hatte nämlich plötzlich das Gefühl, dass es bei ihr im Fußraum feucht wurde. Der Griff nach hinten unter den Beifahrersitz förderte eine Colaflasche zutage, die am unteren Ende ein winziges Loch hatte, aus der der feine Regen wie ein Sprühnebel herausblies. Bis zum Parkplatz hielt sie tapfer die Flasche in der Hand aus dem Fenster. Gut, dass auf den Gehwegen keine Leute waren…
Nachdem wir die zwei Liter ausgetrunken hatten (nein, wir haben den Inhalt umgefüllt), machten wir einen Rundgang durch die zentralen Bereiche.
Die Museen hatten logischerweise geschlossen, aber die Gebäude von aussen sind an Imposanz kaum zu überbieten.
Dieses Foto ist übrigens nicht, wonach es aussieht (klar, dass ich das jetzt sagen muss).
Es wurde von meiner Stalkerin beim Schiessen dieses Fotos gemacht.
Faszinierend an dem Park im Speziellen und an San Diego im Allgemeinen finde ich übrigens das Klima: Wie man sieht, wachsen hier die Eukalyptusbäume und Palmen wild vor sich hin,
selbst eine der ausschließlich auf der Vulkanasche Hawaiis gedeihende Ohi’a Lehua sehr ähnlich sehende Pflanze treibt wilde Blüten.
So langsam aber sicher waren die zwei Tassen Kaffee und der Orangensaft durchgelaufen und wollten mit aller Macht an die frische Luft. Wie sagte schon Jürgen von der Lippe so schön? Auf Meilen ist kein Klo in Sicht…
Endlich fanden wir doch noch die entsprechende Örtlichkeit. Ich konnte danach noch vom Stealth-Bomber ein Foto machen
und fuhr deutlich erleichtert ins Hotel zurück. Auf dem Weg dahin ein Foto, wie es in Downtown aussieht (wie in jeder anderen Großstadt):
Im Hotel gab es mal wieder ein opulentes Frühstück, so dass wir gut gesättigt aufbrechen konnten. Zwischendurch waren die Wolken zur Seite gegangen, so dass es für ein Foto vom Hotel im Sonnenschein reichte.
So, gleich geht es auf nach Yuma, Arizona. Warum gerade dahin? Was gibt es dort?
Erstens haben wir keine Lust, die ganze Strecke nach Tucson (unserem östlichsten Ziel auf dieser Reise) in einem Rutsch abzufahren, zum anderen wollten wir noch den Yuma Territorial Prison State Park besuchen.
Aber nicht ganz so schnell. Vorher gab es noch was in San Diego zu tun. Steffie hatte eine Top Gun Location angefordert. Am Navy Pier liegt der Flugzeugträger Midway, der mittlerweile zu Besuchszwecken freigegeben ist. Am Parkplatz auf der Backbordseite die riesigen Statuen des sich küssenden Pärchens – embracing peace – one of the most famous and iconic moments of the history of the United States. World War had ended.
Aber der riesige Pott soll natürlich auch nicht zu kurz kommen. War auch nicht ganz leicht, ihn komplett aufs Bild zu bekommen.
Ob die Navy wohl zuviel Geld hat, dass sie den Anker hat vergolden lassen?
Zu einem Besuch reichte die Zeit nicht mehr und wir setzten uns auf die Piste Richtung Osten. Der Interstate 8 führte durch die Berge bis auf ca. 4.100 Fuß und machte meine Spritberechung komplett zunichte. In Californien kostete die Gallone wenigstens 3.49 USD, in Arizona locker einen USD weniger. Als wir durch die Berge durch waren, neigte sich die Tachonadel bedenklich dem Ende zu. Ein Tankstellenschild wies zu einer Dorftankstelle, aber 4,39 USD/Ga waren mir dann doch zuviel. Dann lieber auf heißer Luft fahren. Andererseits: Die mexikanische Grenze lief stellenweise weniger als eine Meile rechts neben uns. Den Grenzzaun konnte man deutlich sehen. In El Centro fuhren wir dann raus und – oh Wunder – in diesem Drecksnest gab es einen Costco. Gut, das Pröbchenangebot hielt sich in Grenzen, aber über ein Mittagessen (eine Chicken Roll, einen Hot-Dog incl. Getränke-Refill und einen Salat) für 9,18 USD kann man nicht meckern. Und wie üblich gibt es dort den billigsten Sprit im Dorf. Also mal 10 Gallonen rein in den Tank und ab nach Yuma. Unser Hotel war schnell gefunden und eroberte sofort mein Herz: Eine große Schale Chocolate Chip Cookies wurde an der Rezeption angeboten. Als Zimmer bekamen wir eine Suite mit einem Bedroom und einem extra Wohnzimmer.
Sehr hübsch. Und dann rief auch noch eine Mitarbeiterin an und fragte, ob alles in Ordnung sei. Haben die uns mit dem Kaiser von China verwechselt? Danach ging es direkt weiter zum Gefängnis. Durch die Zeitverschiebung in Arizona wurde uns die gestern so mühselig erworbene Stunde wieder geklaut. Das Gefängnis war schon ziemlich interessant. Als wir da waren, hatte es (Anfang November) noch 25°C bis 27°C, im Sommer kann es leicht schon mal in die 120ies raufgehen – das sind dann 49°C. Und das in einer 6-Mann-Belegung? Ich ziehe doch mein Hotelzimmer vor.
Und ich schätze mal, dass mit “Dark Cell” nicht die Dunkelkammer des Gefängnisdirektors gemeint ist.
Das Museum selbst war auch recht interessant und zeigte neben einigen anderen Dingen,
dass es Frauen gibt, die wirklich alles tragen können:
Vom Wachturm aus hat man einen guten Überblick über das Gelände – war wohl auch beabsichtigt.
Vor dem Gefängnis lag der Zusammenfluss des Rio Grande und des Gila River mit einem schönen Riverfrontpark. Als wir gerade so die Brücke bestaunten, kamen wir mit einem Herrn ins Gespräch, der uns über die Bedeutung des “Ocean to Ocean Highway” aufklärte: Dies war die erste komplette Eisenbahn-Verbindung zwischen Ost und West.
Er schwärmte uns auch in höchsten Tönen von der Oldtown Yumas vor. Wir beschlossen, uns eine eigene Meinung zu bilden. Bei einer Durchfahrt durch die Mainstreet konnten wir die Begeisterung nicht ganz nachvollziehen. Das sah so aus, als würden die Bürgersteige bei Einbruch der Dunkelheit ganz schnell hochgeklappt.
Die Dämmerung brach langsam herein und das Hochklappen wollten wir nicht unbedingt miterleben. Dann lieber im Hotel mal in den Pool und relaxen. War wirklich schön, bis uns die ersten Regentropfen ereilten. Also ab in die gute Stube und mal Mails checken etc. Als es dann wirklich dunkel geworden war, machten wir uns (WIR DÜRFEN NICHT SO FRÜH SCHLAFEN GEHEN) nochmals auf den Weg zum Riverfrontpark, denn die Buchstaben (s. oben) sollten bei Dunkelheit beleuchtet sein. Waren sie auch:
Danach noch einmal durch Downtown um zu schauen, ob die Bürgersteige wirklich hochgeklappt werden. Aber das machen die anscheinend nicht mehr. Für zwei Fotos reichte es auch so.
Aber es ist immer noch zu früh. Was tun? Auf einem großen Schild war ein Ross angekündigt worden. Das beste: Direkt daneben ein Bealls und ein Marshalls. Paradies in Reinstform. Und sie hatten alle bis 9.30 Uhr geöffnet. Also setze ich mich gemütlich auf einen Stuhl und tippe schonmal den Reisebericht ins Handy, während die beste Shopperin von allen die Ständer leer räumt. Aber es kam total anders: Bei Bealls fand ICH ein Hemd, das mir gefiel, meine Göttergattin kam unverrichteter Dinge wieder raus. Da fing ich an, mir ernsthaft Sorgen zu machen: Sie sagte, sie wäre zu müde, um sich zu konzentrieren. Alarmstufe ROOOT. Aber es war nichts zu machen. Sie verließ alle drei Läden mit leeren Händen. Mittlerweile hatte es heftig angefangen zu regnen. Zur Info: In dieser Stadt scheint an 350 Tagen im Jahr die Sonne. Wir müssen den Einheimischen wie DIE Regenmacher vorgekommen sein. Wenn Sie uns demnächst anbeten, weiß ich, dass sie es wirklich glauben. Schließlich klappt es ja in Deutschland auch immer.