13.10.2021 – Go West – Flug nach Montreal

Ja, Ihr lest richtig. Wir sind wieder auf dem Weg über den großen Teich. Allerdings steht uns nicht der gesamte nordamerikanische Kontinent zur Verfügung. USA hat vor kurzem angekündigt, dass sie für europäische Touristen öffen wollen, aber Kanada hatte diesen Schritt im September vollzogen.

Also machten wir uns auf, um wenigstens ein paar Wochen dem Alltag und Europa zu entfliehen. Warum Kanada? Warum nicht? Corona hält uns alle in Atem und der nördliche Nachbar der USA hat vergleichsweise gute Coronazahlen und ist sich offensichtlich einig, was Tests und Impfungen betrifft. Dies schlägt sich logischerweise in den Vorbereitungen nieder. Neben der normalen Reiseplanung – wo wollen wir hin, reiten wir oder nehmen wir ein Auto, Hotels buchen oder unter Brücken schlafen – stand die Bürokratie der kanadischen Gesundheitsbehörden diesmal fast im Vordergrund. Was mussten wir beibringen?

1. mussten wir den üblichen Impfstandard aufweisen (Kreuzimpfung Astra/Biontech wird akzeptiert).
2. mussten wir einen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden vor Abflug war. Spannend, weil davon abhing, ob wir überhaupt fliegen konnten.
3. musste die Arrive-Can-App mit genau diesen Daten gefüttert werden und wir steckten sowohl Impfpässe als auch die Impfnachweise in Papierform ins Gepäck.
4. Eta musste ausgefüllt/beantragt werden, das kanadische Äquivalent zum USA-ESTA
5. Für den “Übertritt” in die Provinz New Brunswick musste auch ein Online-Zertifikat ausgefüllt werden.

Nachdem wir all diese Hürden bewältigt hatten, fühlten wir uns wohlgerüstet für die Reise. Unsere Standard-Airline United fiel leider aus, weil sie keine Direktflüge nach Kanada anbot, folglich einigten wir uns auf Air Canada. Die auch einen sehr guten Ruf hat. Wir werden testen und berichten.

Leider kommt man auf einem solchen Flug doch immer wieder in innigen Kontakt mit anderen Menschen, die wieder in Kontakt mit anderen Menschen waren, welche wiederum….

Kurz: Wir wollten uns soviel Platz wie möglich verschaffen im Flieger und buchten ausnahmsweise Premium Economy, was uns eine Zweierreihe verschaffte.

Aber erstmal müssen wir zum Flughafen kommen. Frankfurt ist 2,5 Stunden entfernt, Baustellen auf der A3 sind unkalkulierbar. Deshalb war die Nacht um 3 (in Buchstaben: DREI) Uhr zu Ende und wir schafften es tatsächlich, um ca. 3.30 Uhr auf der Piste zu sein. Die Straßen waren erwartungsgemäß und wie erhofft frei und so konnten wir relativ pünktlich um 6 Uhr unseren Stellplatz im Parkhaus P2 einnehmen.

Gewitzt durch schlechte Erfahrungen aus einem der vorigen Urlaube, wo wir lange umhergeirrt waren, um unser Parkhaus bei der Rückfahrt wiederzufinden, streuten wir aus der Kekspackung (Reiseverpflegung) Krumen aus, um später den Weg leichter wiederzufinden. Aber da auf die altbewährten Mittel auch nicht unbedingt Verlass ist, machten wir an auffälligen Landmarken noch Fotos. Sicher ist sicher.

Der Schalter von Air Canada war so gut wie leer und wir konnten direkt um 6.30 Uhr einchecken. Dort wurden unsere Impfnachweise, unser PCR-Test und ETA geprüft und wir erhielten unsere Bordkarten. Puh, bis hierher alles gut gegangen. Keine 100 m weiter war die Rolltreppe zur Luxx-Lounge, wo wir die ca. 2 h bis zum Boarding verbringen konnten. Erstmal frühstücken, dann ein wenig Reisebericht anfangen. Der Urlaub kann beginnen.

Was erwartet uns in Kanada? Genau wissen wir es nicht, aber unsere Vorstellung geht im Osten, an der Atlantik-Küste in Richtung Schweden/Norwegen mit den Felsen und der Natur.

Wer eine Einstimmung auf dieses wunderschöne Land hören möchte, kann sich diese Liebeserklärung mal anhören:

Ca. 7 Stunden später. Wir hatten einen sehr angenehmen Flug, Platz war ausreichend vorhanden,

das Essen war in Ordnung (auf Porzellangeschirr).

Beim Anflug einen schönen Blick auf Montreal

Unten angekommen, ging der Ausweismarathon los. Zuerst war die Zollerklärung durchzuführen. Am Kiosk ging das relativ problemlos, die Schlange an der Einwanderung war auch nicht allzulange (vielleicht auch deshalb, weil wir sehr weit vorne saßen?).

Dann das Warten auf das Gepäck. Während der Wartezeit versucht Karin ihr Handy zum Laufen zu bringen, vergeblich. Ich stelle im Flughafen WLAN die Route zum Hotel her. Zum Glück hatte ich die Karten von unseren Reisezielen schon als Offline-Karten runtergeladen. Aber noch sind wir nicht draußen. Als offensichtliche Nicht-Kanadier wurden wir noch einem PCR-Test unterzogen. Ergebnis kommt innerhalb von 72 Stunden per E-Mail…

Dann durften wir den langen Gang zum Hertz-Schalter antreten. Nur gut, dass alle Gepäckstücke Rollen haben.

Am Schalter die obligatorische Frage: Haben Sie auch Pickup-Trucks (in Deutschland konnten nämlich NUR SUVs gebucht werden, wahrhaft traurig). Und oh Wunder, der Angestellte hatte einen Ford F150 zur Verfügung, den er uns für 15 CAN-Dollar Aufpreis anbot. Zuviel für meinen Geschmack. Also fragte ich kackfrech, wie es denn mit 10 Dollar Aufpreis wäre. Geht auch. Den Wagen fanden wir ohne Probleme, er hatte schon etwas mehr als 50.000 km runter und die Ladefläche hatte schon bessere Zeiten erlebt. Aber Hauptsache, Truck. Mein Handy verband sich ohne Murren und Knurren mit Ford Sync und so konnten wir dank der Offline-Karten problemlos das Hotel finden. Die Straßenbezeichnungen sind fast alle in französisch gehalten, nicht mein Favorit, aber geht. Als Hotelzimmer bekamen wir ein Update auf eine Junior-Suite, was sich im Endeffekt nur als ein großer Raum rausstellte, aus dem man ein Doppelbett entfernt hatte. Dafür Herd, Kühl- und Eisschrank. Allerdings fehlte bei der Kaffeemaschine sowohl Milch als auch etwas zum Umrühren, führt zur Abwertung. Einen großen Teil des Nachmittages verbrachten wir mit dem Versuch, die SIM-Karte in Karins Handy zum Laufen zu bringen, leider vergeblich.

Das WLAN im Hotel ist auch nur sehr schleppend, aber es reichte für unsere Zwecke.

Nachdem wir vom Telefon Basteln genug angenervt waren, machten wir uns auf den Weg zum nächsten Walmart. Zum Glück nur ca. 2 km entfernt. Und die Route im Hotel-WLAN ins Navi eingegeben, klappte auch. Kanada ist so groß, und doch gibt es reichlich Staus. Der Walmart kam mir nicht so ausladend vor wie die amerikanischen Pendants, irgendwie war das Angebot deutlich kleiner. Aber irgendwie schafften wir es, die allerwichtigsten Lebensmittel einzukaufen. Im Walmart-WLAN suchte ich mir den Weg ins Hotel bei Google Maps. Dieser führte uns durch Nebenstraßen eines Wohngebiets. Und gefühlt an jeder Kreuzung ein Stopschild. Ob die Stadt die bei großen Stückzahlen billiger gekommen hat? So langsam entwickle ich eine Aversion gegen “Arret”. Natürlich auf Französisch, wie alles beim Walmart auch. Die Angestellten sprechen zwar alle auch Englisch, aber keiner lässt das raushängen.

Im Hotel angekommen, Nudelsalat mit Würstchen, Möhrchen und Vanille-Hafermilch sowie zwei Mini-Töpfchen Joghurt.

Eigentlich hatte ich noch vorgehabt, Montreal bei Nacht zu besichtigen, aber plötzlich war der Ofen aus.

Gute Nacht Kanada, morgen ist auch noch ein Tag.