20.05.2023 – von Flagstaff nach 29 Palms

Schaaade, wir müssen Flagstaff verlassen. Nicht nur, dass wir es sehr genossen haben, unser Zweiraumstudio zu bewohnen. Irgendwie ist uns Flagstaff ans Herz gewachsen. Obwohl wir diesmal noch nicht einmal die Zeit gefunden haben, durch Downtown zu bummeln. Und anstatt direkt auf den Interstate zu fahren und Flagstaff nur durch Zuwinken zu passieren, setzen wir uns einfach auf die Hauptstraße. Ich mache am Visitorcenter ein Foto von dem alten Bahnhof

und wir kreuzen noch einmal durch die Altstadt. An einer Kreuzung kann ich gerade eben noch den Schilderwald ablichten, der mich regelmäßig fasziniert, wenn ich dort mit dem Auto stehe oder vorbeifahre. Ob vom Fremdenverkehrsverein ein Studiengang zum Entziffern und Begreifen angeboten wird? Wir werden beim nächsten Mal fragen.

Vorbei geht es dann schnell an Ross und Panda Express und die Strecke bis Williams ist uns ja mittlerweile gut bekannt.

Die reine Fahrzeit beträgt ca. 5,5 Stunden, aber ich glaube nicht, dass wir das in der Zeit schaffen. Zu viele interessante Zwischenziele liegen auf dem Weg und wollen entdeckt werden.

Als da wäre zuerst das berühmteste Nest an der Historic Route 66, Seligman. Die 66 zieht sich von Chicago in Illinois bis nach Santa Monica in Kalifornien und gilt als eine der ersten durchgehend asphaltierten Ost-West-Verbindungen. Es hat sich ein Hype darum aufgebaut. So zehren noch heute viele von der Erinnerung, die komplette Straße gefahren zu sein. Zehren davon tut auch die Tourismusindustrie, die an den westlichen Highlightstädten wie Seligman und Kingman davon profitieren.

Logisch, dass neben Andenkenbuden und anderen unnützen Artikeln auch Autos aus der damaligen Epoche zur Schau gestellt werden.

Na ja, zu Schau stellen ist vielleicht etwas beschönigend. Sie wurden seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts einfach nicht weggeräumt und haben automatisch, ohne eigenes Zutun, das Prädikat “Historisch” erworben.

Es geht weiter Richtung Westen (also so, wie die frühen Pioniere, nur bequemer). Nach Kingman (welches wir nicht heimsuchten, irgendwann ist Schluss mit DIESER Historienduselei) blieben wir nicht auf der I40, sondern bogen bei Ausfahrt 44 auf den Oatman Highway ein.

Der Name Oatman kam mir schon bekannt vor (und nicht nur wegen der Ähnlichkeit mit dem leckeren Oatmeal beim Frühstück). Karin erzählte von wilden Eseln auf der Straße und von einer Bergbaustadt. Warum nicht von den ausgetretenen Pfaden abweichen und gemütlich über die Landstraße juckeln? Die Schilder mit den Eseln auf der Straße tauchten ab und zu auf, aber die Tiere selbst nicht. Wo sind die nur?

Es ging, wie die Karte auch andeutete, kurvenreich (genau 191) in die Berge.

Oben auf dem Pass mal wieder ein toller Überblick über die Landschaft.

Und dann wieder runter nach Oatman.

Das Navi sagte uns eine Verzögerung von 6 Minuten an. Stau? Unfall? Straßenbauarbeiten? Weit gefehlt. Wir befanden uns am Ende der “Sidewinder-Route”

und vor uns tummelten sich viele Besucher von Oatman. Und jetzt wurde mir auch klar, warum auf der gesamten Sidewinder keine Esel zu sehen waren: Sie haben es hier viel leichter, an Futter zu kommen. Einfach die Touristen mit Schmachtblick ansehen, und schon rennen diese in den nächsten Laden und kaufen Donkey-Food. Keine schlechte Masche.

Die Stadt lebt halt von Eseln. Ob es die vierbeinigen sind, oder die vielen als Biker verkleideten, ist ja im Endeffekt egal. Und “Wild Hogs” gab es wirklich reichlich. Sie waren uns schon auf der engen und kurvenreichen Straße entgegengekommen.

 

Wir nutzten die Gelegenheit, um das Dorf zu okularinspizieren und auch einen Restroom (auf-)zusuchen.

Den hatte meine Beifahrerin auf der Strecke von Flagstaff aus schmerzlich vermisst, bis wir kurz vor Kingman eine Tankstelle mit entsprechendem Etablissement fanden. Das passiert uns nicht nochmal.

Weiter geht es. Erstes wirklich wichtiges Etappenziel war die Tankstelle Thalypo im Mohave Valley, AZ. Genaue Adresse: 1520 Courtwright Rd. Der Sprit kostete dort sage und schreibe 3,439 USD/Ga. Unschlagbarer Preis. Wir tankten unseren Dicken nochmal randvoll und das war gut so. Kurz danach durchquerten wir Needles, ein sehr nichtssagendes Drecksnest und wurden von unserem Navi mit “Welcome to California” begrüßt. Und auch einer Tankstelle direkt an der I40 mit einem Preis von 6,29 USD/Ga. Ist ein Unterschied, nicht wahr?

Wieder auf dem Freeway, die Landschaft war mittlerweile deutlich wüstenartiger geworden, nahmen wir die erste Restarea auf kalifornischem Boden mit und ich die Gelegenheit, mal einen der alten, hübschen Trucks abzulichten.

Kurze Zeit später bogen wir an der Ausfahrt 78 nach Süden auf die Kelbaker Road in Richtung Amboy ab.

Links von uns eröffnete sich die Tribolite Wilderness. Nur falls jemand das Verlangen überkommen sollte, sich in der totalen Einöde die Nase zu verbrennen. Aber schön sieht es dort aus.

Die “City of Amboy” hatten wir fälschlicherweise mit dem Film “Out of Rosenheim” in Verbindung gebracht, aber hier gibt es wirklich nichts Sehenswertes. Na ja, wenn man mal von dieser wunderschönen Statue absieht, die neben einer anderen ein paar Kilometer vorher einfach auf den Wüstenboden gestellt wurde. Und einem Hotel.

Lohnt es sich, dafür nach Amboy zu fahren?

DAS muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir jedenfalls entschieden uns, ohne Stop weiterzufahren und wurden links der Straße auf diese multiplen Pyramiden aufmerksam.

War da ein altägyptischer Pyramidenbauer dem Ordnungswahn verfallen oder war es eine Ausbildungsstätte für diesen nicht alltäglichen Beruf? Wir vermuten, dass es mit Salzabbau zu tun hatte, denn ein Schild sagte irgendwas mit “chloride”, also vermutlich Natriumchlorid.

Die Straße wurde nicht unbedingt interessanter. Meile um Meile zog sie sich schnurgerade dahin und ich dachte schon, ich könnte unser Hotel sehen.

Links und rechts immer wieder Briefkästen, d.h. es wohnen in dieser Wüste Leute. Und das bei 102°F, also 38,9°C.

Schließlich erreichten wir doch unsere Hotel, ein Surestay. Wer unsere Reiseberichte aufmerksam verfolgt hat, wird sich bestimmt daran erinnern, dass wir mit diesem Namen keine gute Erinnerung verbanden, ich sage nur Albuquerque. Aber schließlich sind wir heute in einem Surestay PLUS.

Und oh Wunder, man hatte uns ein Upgrade spendiert, ein großzügiges Studio mit Kochecke. Zwar direkt am Pool, der Lautstärkepegel lässt erst jetzt, um 21 Uhr etwas nach, aber wir werden leider nur eine Nacht bleiben. Die Klimaanlage zur Poolseite ist so laut, die würde auch ein startendes Düsenflugzeug übertönen, aber mit der Anlage im Schlafzimmer lässt es sich leben.

Wir wollten noch in den Joshua Tree Nationalpark für den Sonnenuntergang. Vorher noch bei Burger King den Magen füllen und dann los. Aber auf der Hälfte der Strecke merkten wir, dass sich die Sonne hinter Wolken verkrochen hatte und wir nicht unnötig Sprit verfahren mussten.

Also umgekehrt, die Arbeit wartet.

Für einen reinen “Fahrtag” ein sehr ereignisreicher Tag.

 

 

29.05.2022 – Die Wüste ruft

Und wir rufen zurück. Heute geht es weg von San Diego, weg von der schönen Küstenstadt, die laut Angaben eines Hotelbediensteten schön, aber auch teuer ist. Ziel ist ein Hotel in Palm Desert, welches wir vor 3 Jahren schon einmal besucht (und für gut befunden hatten). Als Zwischenziel hatten wir im Anza Borrego Statepark DEN Slot Canyon auserkoren. Um dahin zu kommen, mussten wir über die Berge (ca. 4000 Fuß Höhe). Darüber kann ich nicht viel berichten, da mich plötzlich eine Müdigkeitsattacke überfiel und ich den größten Teil der Bergetappe verschlief.

Als wir dann wieder im Tal ankamen, erreichte uns der Ruf der Wüste. Öde, trocken und leer zog sich die Straße über Meilen hin bis irgendwann das Navi sagte: In 18 Meilen links abbiegen.

Zwei Meilen Dirtroad ließen uns so langsam in Stimmung kommen. Am Trailhead angekommen, noch kurz überflüssige Flüssigkeiten entsorgen und es kann in der sengenden Hitze losgehen. Trailbeschreibungen gab es keine, aber andere Wanderer sprachen von 4 Meilen in die eine Richtung, eine halbe Meile in die andere.

OK, wir nahmen den kürzesten Weg und kletterten direkt in den Canyon runter.

Zuerst noch richtig gut zu begehen, verengte sich die Schlucht immer weiter, bis es schließlich so schmal wurde, dass ich meine Kameratasche abnehmen und seitwärts durchtragen musste.

Schließlich weitete sich das Tal wieder und da wir es nicht besser wussten, trabten wir den gleichen Weg zurück.

Kein Problem, insgesamt waren das dann nur 1,4 km. Weiter durch die Wüste, teilweise erschwerte der Sand die Sicht, vorbei an der Salton Sea gelangten wir dann gegen 15 Uhr an unserem Hotel an.

Wir hatten am Morgen schon kurz durchgerufen und um ein Zimmerupgrade gebeten und versichert bekommen, wir würden eine King-Suite bekommen. Sie hatten Wort gehalten, unser Zimmer ist wirklich sehr schön.

Danach ein wenig Mittagessen und eine Stunde Siesta.


Wohl ausgeruht und voller Tatendrang (ja, ich merke, langsam kommt der Urlaub durch) beschließen wir, endlich was Verrücktes zu unternehmen: Sonnenuntergang im Joshua Tree National Park. Beim vorletzten Mal waren wir im Cholla Cactus Garden gewesen, für heute hatte die Google Suche unter anderem Keys View ausgeworfen. Luftlinie 17 Meilen entfernt. Aber da wir keinen Helikopter besitzen, der uns auf direktem Weg dorthin bringt, müssen wir die 69 Meilen rund um den Park fahren, um dorthin zu gelangen. Schnell noch bei Costco den Tank vollmachen und dann geht es nach Westen auf den I10. Dort hatte sich ein mächtiger Staubsturm aufgebaut und ich war froh, dass unser Dicker sich davon nicht beeindrucken ließ und unbeirrt seine Bahn zog.

Der Sonnenuntergang war für 19.48 Uhr angekündigt. Das würde ein knappes Rennen werden. Und so langsam stieg die Nervosität, ob wir das schaffen würden. Ankunftszeit war laut Google Maps 19.30. Aber wer weiß, wie lange sich die Sonne über den Bergen hält? Finden wir einen Parkplatz? Wie weit müssen wir anlaufen? Vor uns ein Auto, dessen Fahrer es genauso eilig hatte. Am Parkplatz angekommen war logischerweise ALLES voll. Ich wollte gerade aussteigen, um meiner Göttergattin den Wagen zu überlassen, als sie mich zurückwinkte, weil direkt vor uns, quasi an der Pole-Position, ein Platz frei wurde. Ganz gegen meine Gewohnheit stellte ich den Wagen vorwärts rein und konnte erstmal erleichtert aufatmen.

Es hatten sich Scharen von Besuchern, davon die meisten aus Asien, warum auch immer, auf der Bergspitze eingefunden. Ein einsamer Joshua Tree stand – von den meisten unbeachtet – etwas daneben. Dabei gibt er doch einen so schönen Vordergrund ab.

Als die Sonne dann hinter den Bergen verschwunden war, warteten wir noch artig das Nachglühen ab

und fuhren dann Richtung Ausgang. Der Himmel hatte sich mittlerweile toll gefärbt und bot zusammen mit den Bäumen eine wunderbare Kulisse.

Als es dann noch dunkler wurde, suchten wir uns einen Platz, um die Sterne zu betrachten und zu fotografieren.

Der erste Platz war noch nicht ganz optimal.

Aber der nächste wurde schon besser. Allerdings war es gar nicht so leicht, die Fotos ohne Autos, die vorbeifuhren oder andere Hanseln, die mit ihren Stirnlampen durch die Dunkelheit wuselten, abzulichten.

Schließlich gelang eine Aufnahme halbwegs zufriedenstellend.

Und ich glaube, man kann dort auch schon die Andeutung der Milchstraße sehen. Leider war bei uns so langsam der Ofen aus, so dass wir uns nach diesem Foto auf die ca. eine Stunde lange Rückfahrt machten, um um 23.30 ins Bett zu fallen.

30.05.2019 – Joshua Tree National Park

Gehen wir heute mal unsere stacheligen Freunde besuchen. Nördlich von Palm Desert zieht sich ein Landstrich hin, der erst vor nicht allzulanger Zeit zum Nationalpark erklärt wurde – der Joshua Tree National Park.

Kaum aufgewacht, mal einen Blick in unseren Vorgarten. Nett.

Nach einem guten Frühstück – built to order – wurde ich von der besten Vogelkundlerin von allen ganz aufgeregt herbeigerufen: Direkt vor dem Hotelzimmer meiner Mutter befand sich in Augenhöhe ein Kolibri-Nest.

Als die Eltern gerade mal wieder berufstätig waren, warf ich einen schnellen Blick mit der Kamera hinein. So groß wie ein M&M, nur in weiß, lag da ein winziges Ei.

Kurze Zeit später kehrte ein Elternteil zurück und hockte sich vorsichtig auf das gute Stück.

Jedem sein Job. Meiner war es, Urlaub zu machen. Wir fuhren durch das sonnige Palm Desert

auf dem Highway hin zum südlichen Eingang des Parks und von dort zum Cottonwood Visitor Center.

Die in meinen Augen drei großen Attraktionen dieses Parks bestehen im Cholla Cactus Garden, den riesigen Felsbrocken, die überall ziemlich ungeordnet in der Gegend rumliegen und natürlich den Joshua Trees.

Wenn man sich von Süden nach Norden vorarbeitet, kommt man unweigerlich an einem riesigen Feld mit Cholla Kakteen (auch bekannt als Teddybär- oder jumping Kaktus).

 
 
Inmitten dieser Kakteen lief uns plötzlich eine Eidechse über den Weg, wie wir sie noch nicht gesehen hatten. Neugierig und kein bisschen ängstlich posierte sie, wohl wissend, einen guten Fotografen vor der Nase zu haben (über die Rechte ihrer Fotos müssen wir uns noch einigen).

 
Dann an einigen Stellen größere Anhäufungen kleiner Chollas. Ratten benutzen sie, um ihre Löcher vor Feinden zu schützen. Sehen putzig aus, diese Knäul, aber anfassen würde ich sie nicht.

So plötzlich, wie die Chollas angefangen hatten, hörten sie auch wieder auf. Es ging in die Felsenregionen, die noch hübscher aussehen, wenn sie mit einem JT im Vordergrund geschmückt werden.

Einer der bekanntesten Felsen ist der Skull Rock. Selbst ich konnte ohne Nachhilfe erkennen, was er darstellen sollte.

Von dort aus liefen wir einen kleineren Trail. Die Temperatur hatte sich auf angenehme 28 °C eingependelt, war gut zu laufen.

 
 
 
Immer wieder faszinierend fand ich die runden Knubbel, die aus fast allen JTs zu Hauf wuchsen, vermutlich Samenkapseln.

Im Hidden Valley gingen wir dann nochmal auf einen kürzeren Trail, um JTs und Felsen zu bewundern.

 
 
 
 
Auf dem Weg war uns immer wieder so rotes Zeugs aufgefallen, was wir nicht einordnen konnten. Wir hatten schon Umweltsünder im Verdacht, aber eine andere Wanderin klärte uns auf: Das sei eine Art Pilz oder Parasit.

Und dann zum ersten Mal eine Blüte eines Cholla Kaktus. Entweder waren sie bisher zu weit weg, oder die Sonne schien nicht hinein oder oder oder.

Fast zum Schluss machten wir noch einen Abstecher zum Keys View. Hier hatten wir vor zwei Jahren mal einen fantastischen Sonnenuntergang erlebt. Aber der Dunst ließ mich befürchten, dass es heute nichts damit werden würde.

 
Auf dem Weg zurück zur Hauptstraße eine Allee von JTs

und direkt vor uns hatte sich eine Klapperschlange zum Zwecke der Verdauung (man sah deutlich ihren dicken Bauch) auf die Straße gelegt.

Vorsichtig umfuhren wir sie und düsten durch bis zum Cholla Garden. Karin machte es sich auf der Ladefläche gemütlich

und ich spazierte zum Sonnenuntergang durch die Chollas, um verschiedene Blickwinkel für den Sonnenuntergang einzufangen.

 
 
 
 
 
Als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, fuhren wir gen Süden. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte allerdings, dass es doch nicht so schnell gehen würde mit dem Heimkommen.

23.06.2018 – Fahrt von Las Vegas nach Los Angeles

Das Hotel war echt gemütlich. Auch das Frühstück hat sehr gut gemundet. Was nicht so toll war, war die Tatsache, dass der Online-Checkin nicht funktioniert. Als das das letzte Mal der Fall war, haben wir stundenlang am Flughafen in LA verbracht, um das wieder in Ordnung zu bringen. Mit der Folge, dass wir unser teuer bezahltes Hotel für gerade mal 2 Stunden nutzen konnten. Daher wandte sich die beste Bucherin von allen direkt an die Hotline von United Airlines in Deutschland und nervte (im positiven Sinne) die Dame so lange, bis diese den Murks, den Eurowings auf dem Hinflug verzapft hatte, wieder geradegebogen hatte. Im Business-Center des Hotels konnten wir sogar unsere Bordkarten ausdrucken. Herzzerreissender Abschied vom Hotelpersonal, dann wollten wir auf die Piste. Und man mag mich jetzt für übervorsichtig halten, aber das Navi zeigte 273 Meilen bis zum Hotel an, Restreichweite 293 Meilen. Also nochmal kurz zu Costco rein, tanken und für die Kollegen/innen eine große Packung M&Ms eingekauft. Wie zufällig hatte sich dazu noch ein T-Shirt in den Einkaufswagen verirrt.

Die Fahrt verlief recht eintönig durch die Wüste von Nevada und Californien.

Zwischendurch am Wegesrand entweder Sanddünen (könnten die Kelso-Dunes gewesen sein)

oder auf der rechten Seite Joshua Trees in Mengen.

Zum Fahrertausch wählen wir die Ausfahrt an folgender Straße:

Wie sie auf den Namen gekommen sind, keine Ahnung.

Dann vor Barstow die erste Überraschung des Tages: Mitten in der Wüste ein Stau. Steht morgen bestimmt in meterhohen Lettern im dortigen Käseblatt.

Wir nutzten die Gelegenheit, um in der Station der Stadt in einem alten Eisenbahnwagen bei Panda Express ein wenig Reis und Nudeln zu uns zu nehmen.

In LA erwarteten uns ein paar kleinere, aber kein wirklich fetter Stau. Was ich empfehlen kann, ist die Carpool-Lane bei 2 oder mehr Insassen im Auto. Auf der geht es häufig schneller.

Im Hotel alles ausgeladen und dann nochmal zu Costco, tanken und den Wagen abgeben.

Bei Hertz mussten wir uns von unserer treuen Karre verabschieden. Immer, wenn wir am Abgebeplatz stehen

und die Flugzeuge bei der Landung am Bauch kitzeln können, heißt das, dass der Urlaub sich langsam dem Ende zuneigt.

Ob Sam Hannah von Navy CIS LA sich seine Karre auch hier mietet?

03.06.2018 – Red Hills Desert Garden – Virgin River Gorge

Wir gehen es wieder gemütlich an. Letztens waren wir am Red Hills Desert Garden vorbeigekommen, der am Red Hills Parkway liegt und kostenlos einen Ausflug in die Botanik der Umgebung bietet – mit dem Vorteil einer exakten Beschilderung einer jeden Pflanze. Ein sehr liebevoll angelegter Park, wenn ihr Zeit habt, geht mal durch.

Man durchläuft auch einen “Slot Canyon” und kann sich dann – so die Jahreszeit es zulässt – an vielen blühenden Pflanzen erfreuen.

Die Tatsache, dass sich meine beste Kartenleserin von allen langsam der Erholung hingibt, lässt sich daran messen, dass sie nicht darauf bestand, dieses Ziel ins Navi einzugeben, sondern darauf vertraute, dass der beste Fährtensucher von allen (also ICH) diese Location allein durch Studium der Karte und den angeborenen Ortssinn sowie eingebautes Navi (wie bei den Tauben) ohne große Irrfahrten findet. Das hatte gestern schon bei Ross funktioniert, warum nicht heute wieder. Wenn man den Garten verlässt, kann man auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf einen Parkplatz fahren und hat einen schönen Überblick über St. George.

Übrigens ein nettes Feature des Navis unseres Autos: Es erkennt das ST unserer Stadt nicht als Saint George, sondern macht aus ST das übliche Street, also fahren wir demnächst nach “street George”. Nächstes Ziel für den Vormittag: Costco und Walmart (ebenfalls ohne Navi). Hier mussten wir unsere Vorräte besorgen, die wir in den nächsten Wochen benötigen. Sechs Tage im Bryce Canyon, da gibt es keinen (preiswerten) Supermarkt. Zwei Tage in Page, da gibt es immerhin einen Walmart und dann neun Tage in Kanab, keine Ahnung, welche Shops sie dort haben. Also gehen wir vom schlimmsten = teuersten aus.

Bei Costco hatten sie schöne Probierständchen (endlich mal wieder) und so kamen wir mit halbwegs vollem Magen und einem gut gefüllten Einkaufswagen wieder raus:

Zuhause ausladen und alles in die Kühlung bzw. wenn möglich einfrieren. Dann noch einen leckeren Salat verputzen und ein wenig Siesta einlegen.

Gegen 15 Uhr sollte es dann wieder auf die Piste gehen. Die Virgin River Gorge mit dem Interstate 15 hatten wir ja schon einige Male durchfahren und dabei immer sehnsüchtig auf den Campground geschielt, der durch eine Ausfahrt zu erreichen war (auf der anderen Straßenseite hatten wir sogar schonmal mit dem Wohnmobil geboondockt, aber das zählt nicht). Jetzt hatten wir mal die Zeit, uns dort umzuschauen. Von der Picnic-Area ging ein Trail runter zum Fluss und ein weiterer mit zwei Meilen Länge in die Gorge. Zum Fluss schafften wir es noch, auf den längeren Weg verzichteten wir angesichts von 108° Fahrenheit großzügig.

Wieder zurück im Auto – nach einem kleinen Ausflug in die Fauna –

ging der Überraschungsteil der Tour los. Bei Google Maps hatte ich gesehen, dass von dieser Ausfahrt aus eine “Straße” durch die Berge bis zum Highway 91 führen sollte. Dieser wurde, als die Gorge durch Erdrutsche im letzten Jahr gesperrt war, als Umgehung für die Verbindung zwischen St. George und Las Vegas verwendet. Auf diese Straße wollten wir stoßen, ohne die geringste Ahnung, ob die Dirt Road überhaupt durchgängig ist und was uns erwartet. Hier zeigt uns die Karte auf der 91 die “Joshua Tree National Landmark”, ein Ziel, was uns lohnenswert erschien.

Wie sagte schon Hägar der Schreckliche so schön? Ignorance is the mother of adventure. Also los. Schon nach ein paar Meilen über mäßig zu fahrende Piste stießen wir auf eine tolle Canyonlandschaft mit einer der schönsten Ansammlungen von Joshua Trees, die ich seit langem gesehen hatte.

Wir wühlten uns weiter über die Dirt Road, bis wir irgendwann links Littlefield am Interstate Highway liegen sahen und stießen dann auf die 91. Super, soweit hat der Plan funktioniert. Auf dem Weg nach Norden stießen wir dann auf einen Abzweig, der besagte: Joshua Tree Road Scenic Backway. Ob das das gewünschte Ziel ist? Versuch macht kluch. Es ging wieder ins Gelände, diesmal ja sogar auf einem offiziellen Backway. Aber das, was wir vorher an Vegetation gesehen hatten, war nicht mehr zu toppen. Abgesehen davon haben wir – wie wir hinterher auf der Karte sahen, die National Landmark verpasst.

Aber unser Auto-Navi kannte die Strecke zumindest und so ließen wir uns auf fast direktem Weg (die Schlange mussten wir umfahren)

bei Shivits auf die 91.

Mittlerweile waren die Schatten länger geworden und wir in der Nähe des Snow Canyon. Eine gute Gelegenheit, auch hier noch ein paar Fotos zu schießen.

Jetzt aber schnell nach Hause, morgen geht es (vermutlich) früh auf die Straße, geplant haben wir einen kleinen Ausflug nach Angels Landing im Zion National Park. Zumindest so hoch es die Schwindelfreiheit erlaubt.