Kurztrip in die Lutherstadt Wittenberg

Kurztrip in die Lutherstadt Wittenberg

Eine Erklärung, warum es uns ausgerechnet an diesem Wochenende in die Lutherstadt Wittenberg getrieben hat, würde zu weit führen. Auf jeden Fall machten wir uns am Freitag, so gegen kurz vor 17 Uhr auf den Weg. Was ich nicht vermutet hätte: Der Weg dahin nahm sich aus wie ein Who is Who der deutschen Autobahnen. A40, A448, A44, A45, A1, A44, A7, A38, A143, A14 und schließlich die A9, auf der uns gegen 22 Uhr eine Vollsperrung ereilte, vor der wir gerade noch abfahren konnten, um gegen 22.25 unser Hotel zu erreichen. Also ab ins Bett und Matrazenhorchdienst.

DSC2493.jpgDer nächste Morgen zeigte sich grau in grau, also lässt man es beim Frühstück gemütlich angehen. Danach regnete es immer noch leise vor sich hin. Aber wir sind ja nicht aus Zucker. Kameratasche unter dem regendichten Umhang verstaut und los geht es. Einmal entlang der “Main Street”, die hier den Namen Collegienstraße trägt. Und zurück auf auf der Coswiger Straße, noch immer im strömenden Regen. Da ich mein Ewa-marine-Gehäuse zuhause gelassen hatte, blieb für diesen Spaziergang die Kamera in der Tasche. Wieder im Hotel Mittagspause bis ca. 15 Uhr. Zu dem Zeitpunkt hatte es sich deutlich aufgeklart und April-typisch war die Sonne so einige Male zu sehen. Also die Räder aus dem Auto geholt und los geht es.

Die Main Street war fast genauso leer wie am vorhergenden Abend und auch am Morgen.

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Die völlige Abwesenheit von Autos lässt sich dadurch erklären, dass an den Enden der Altstadt massive (herunterfahrbare) Pöller angebracht sind, welche die Innenstadt vernünftigerweise in dieser Richtung abschotten.

Auf dem Weg wird klar, dass der Beiname “Lutherstadt” seine Berechtigung hat. Der Name des Reformators Martin Luther fällt einen an allen Ecken und Kanten an. Da sei zu Anfang die Leucorea zu nennen, die Universität Wittenberg.

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Vorbei geht es an vielen Geschäften. Dabei fällt auf, dass es größtenteils nicht die in einer touristischen Altstadt üblichen Läden sind. Hier hat sich noch vieles von vor der Wende erhalten. Man kommt sich wirklich in eine andere Zeit versetzt vor.

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Nächstes Ziel ist der Markplatz mit RathausDSC2512.jpg und Lutherdenkmal.

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Interessant auf dem Weg das Röhrwasser: Durch Anlegen dieses Bewässerungssystems im 16. Jahrhundert stand den Bewohnern eine ständige Frischwasserquelle zur Verfügung.

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Vom Markplatz noch ein Blick auf die renovierte Stadtkirche mit schön restaurierten Häusern im Vordergrund.

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Am Ende der Dorfdurchfahrung die Schlosskirche, an dessen Tür Luther am 31.10.1517 seine berühmten 95 Thesen annagelte. Die Löcher sind jetzt nicht mehr zu sehen, die Originaltüre wurde bei einem Brand zerstört.

DSC2536.jpgUnd da die Kirche zu großen Teilen in ein Baugerüst gehüllt ist, hier nur ein Foto des Turmes von der ausserstädtischen Seite.

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Auf dem Weg zurück ein Besuch in der Stadtkirche, DSC2520.jpgin der sich unter anderm Lucas Cranach d. Ä. durch diverse Gemälde verewigt hat.

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Auch auf dem Rückweg geht es vorbei an schön restaurierten Häusern.

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Dazwischen immer mal wieder der Blick in enge Gassen.

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Und auch Häuser, bei denen in Bezug auf Restaurierung noch deutlicher Handlungsbedarf besteht.DSC2540.jpg

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Auch hier Läden, die man in der heutigen Zeit nicht mehr erwarten würde.

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Und dann (das hat mich total überrascht) hinter einer Fassade, die man vom Stil her eher DDR-Zeiten zuordnen würde, die sich aber unauffällig in die Häuserzeile einreiht, ein riesiges Einkaufzentrum mit allen modernen Marken, die das Herz begehrt.

DSC2543.jpgMan könnte meinen, dass dies mit Absicht geschah, um jeglichen Anstrich von Modernität aus der Altstadt herauszuhalten. Geschickt gemacht.

Auch ausserhalb des Stadtkerns wird das Auge von wohlrestaurierten Häusern (hier die Post) verwöhnt:

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Der Blick zurück zum Lutherhaus.

DSC2551.jpg(Übrigens hat fast jedes Gebäude mit Luther, Lucas Cranach oder Melanchton zu tun). Wir wollten der Elbe noch einen Besuch abstatten und radelten an den Hinterhöfen der Altstadt vorbei in Richtung Fluss.

Auch hier zum Teil noch restaurierungsbedürftige Häuser.

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Und dann, oh Wunder, auf einem der alten Schornsteine, ein Storchennest mit einem Pärchen, welches gerade über die neue Wohnungseinrichtung disktuierte.

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Toll, dass es so etwas noch gibt. Ein anderer Zuschauer, der auch begeistert mit der Kamera draufhielt, meinte, es gäbe insgesamt 4 Nester in der Umgebung, von denen drei schon besetzt seien.

Auf der äußeren Rundtour ein Abstecher auf eine Brücke über die Elbe.

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Und ein letzter Abstecher zur Hunderwasserschule.

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Man sieht, Wittenberg hat einiges zu bieten. Jetzt aber ab nach Hause, erholen von den Strapazen. Etwas über 20 km hatten wir uns bei unserer Tour kreuz und quer durch Wittenberg erradelt.

Aber was wäre eine Städtetour ohne eine ordentliche Portion Nachtaufnahmen. Also machte ich mich um 22 Uhr noch einmal auf den Weg.

Die Hauptstraße machte den gleichen verlassenen Eindruck wie schon bei Tag.

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Das Rathaus selbst war nicht angeleuchtet, hier musste ich mit entsprechender Belichtung nachhelfen.

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Aber der Stadtkirche hatte man ein paar Scheinwerfer gegönnt, sie erstrahlt über allen Gebäuden als Wahrzeichen der Stadt.

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Ein weiter Blick über die Alstadt zur Schlosskirche, DSC2580.jpgnoch einen Blick in die Fußgängerzone, DSC2577.jpgund zurück geht es zum Hotel. Auf dem Weg ertönt aus einigen Lokalen Musik, und davor stehen in Reih und Glied, wie es sich für Großstadtcowboys gehört, nicht Pferde oder Autos (die dürfen ja auch nicht rein), eine Ansammlung von Fahrrädern.

Gute Nacht Wittenberg.

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