29.10.2021 – Von Moncton nach Rivière du Loupe

Mit Riesenschritten geht es weiter. Einige hundert Kilometer haben wir vor der Nase. Gut, dass es in Moncton einen Costco gibt, der auch eine Tankstelle hat.

Also laden wir uns den Bauch unseres Dicken nochmal mit Sprit voll, nachdem wir unser schönes Hotelzimmer nach einem reichhaltigen Frühstück verlassen hatten. Gut: Die Dame im Frühstücksraum erkannte uns wieder und ersparte uns das Vorzeigen der Impfzertifikate.

Da Costco gerade geöffnet hatte, sprangen wir noch “kurz” rein, auch um mit leerer Blase die Fahrt beginnen zu können. Aufgrund ihrer geringen Ortskenntnis verirrte sich meine Göttergattin auf dem Weg dorthin in die Textilabteilung und hatte wie durch ein Wunder plötzlich einen Stapel Shirts auf dem Arm.

Wenn ich schon einmal da bin, kann ich auch mal was für meinen Astralkörper tun. Ich entdeckte auf einem Stapel Levis-Jeans in genau ZWEI Größen und in schwarz. Und zum Preis von 9,97 Can-Dollar. Umkleidekabinen gibt es dort nicht, also erstanden wir eine davon und ich probierte sie auf dem Parkplatz zwischen Hinter- und Vordertür an. Passt wie angegossen. Also wieder rein und mal schauen, ob sie davon noch welche haben. Auf dem Stapel lagen noch 4 weitere, die für mich in Frage kommen. Also vorher lagen sie da. Jetzt liegen sie in meinem Koffer.

Nun können wir endlich los. Erstes Tagesziel ist Fredericton, die Hauptstadt der Provinz New Brunswick.

Provinz stimmt schon. Wir verließen die Autobahn relativ früh, um gemütlich am St. John River entlangzugondeln.

Zwischendurch immer mal wieder Anzeichen von Landwirtschaft.

Wobei: Eigentlich ist doch Idaho das “Land of Potatoes”. Will da jemand dem Bundesstaat in den USA den Rang ablaufen?

Immer wieder sieht man auch, dass die Leutchen hier langsam den Winter erwarten. Hier haben nicht nur die Frauen viel Holz vor der Hütte.

Dann überquerten wir den St. John River über diese imposante Brücke.

Wir kamen gerade dem Zentrum näher als die Fahrerin unseres Wagens trocken meinte: Fahr Du weiter, Du kennst Dich hier besser aus! Hä? War ich in einem früheren Leben schonmal hier?

Wenn man Provinzhauptstadt sagt, dann ist das auch so. Mit ca. 58.000 Einwohnern gibt es größere Hauptstädte auf der Welt. Aber das tut der Schönheit keinen Abbruch.

Wir parkten unseren Wagen auf einem zentralen Parkplatz und ich wühlte mich durch diverse Menüs, bis ich für zwei Stunden ein Ticket gebucht hatte (hoffentlich).

Dann machten wir uns auf den Weg am Fluss entlang

vorbei am Leuchtturm

und dann in Richtung Fußgängerbrücke, eine alte Eisenbahntrasse.

Gut, sowas haben wir in Kupferdreh auch, aber längst nicht sooo lang.

Den Rückweg wollten wir uns durch den Anblick der vielen hübschen Häuser den Weg verschönern.

Dadurch, dass diese Gegend durch Holzindustrie vor ein paar hundert Jahren reich geworden ist,

konnte man sich derart schicke Villen leisten.

Und die Kirchen sind auch nicht ohne.

Auf dem Rückweg kamen wir dann auch noch auf der Main Street in Downtown vorbei.

Der Knochenmann wird auch wohl nur zur Nachtzeit Spaziergänger erschrecken.

Und weiter geht es wieder auf die Autobahn. Hatte ich eigentlich schon erzählt, dass wir heute das beste Wetter des ganzen Urlaubs hatten? Hiermit gern geschehen.

Auf dem Weg nach Norden machten wir noch einen kleinen Abstecher nach Grand Falls, wo wir auf dem Hinweg schon übernachtet hatten. Aber so trocken sehen die Fälle auch im Sonnenlicht nicht besser aus.

Die Sonne ging langsam auf den Horizont zu und die Straßen waren leer wie fast immer. Und die Bäume übrigens auch. Was sich vor zwei Wochen noch farbenfroh mit Blättern gezeigt hatte, war jetzt einem zarten Grau gewichen.

Als die Sonne verschwunden war, tauchte sie den Horizont in ein herrliches purpurnes und oranges Licht.

Kurz vor Rivière du Loup mussten wir noch durch eine Baustelle durch. Und die beste Truckfahrerin von allen hat da so eine Eigenschaft: Wenn ihr die Autos auf der Stoßstange kleben, fährt sie besonders vorschriftsmäßig. Schließlich wollen wir ja nicht von den kanadischen Polizisten ein Ticket bekommen.

Einige Kilometer spielte sie ganz brav Pilot-Car. Mark Zuckerberg würde es anders ausdrücken: Sie hatte eine Menge Follower.

Oberhalb der Stadt konnten wir die Verfolger durch ein paar beherzte Abbiegemanöver abschütteln und noch ein Foto der abendlichen Stadt machen.

Das Hotel (hier gibt es kein Best Western) ist total modern und das Zimmer gefällt uns gut. Auf einen Gutschein zur Benutzung des Spaßbades verzichteten wir.

Morgen geht es früh los, damit wir um 8 Uhr die Fähre auf der anderen Seite des St. Lorenz Strom bekommen.

 

28.10.2021 – Von Digby nach Moncton

Vor uns liegen drei mehr oder weniger langweilige Fahrtage, um zum Flughafen nach Montreal zurückzukommen.

Dazu müssen wir erstmal das wunderschöne Zimmer in Digby verlassen, welches uns die stürmischen Tage in diesem süßen Fischernest doch sehr angenehm gestaltet hat. Falls jemand mal unbedingt nach Digby muss (z.B. geschäftlich in Sachen Muscheln), dann sollte er sich unbedingt dort einquartieren. Es gibt dort sehr viele unterschiedliche Zimmer, jedes auf seine Weise sehr modern und unterschiedlich gestaltet.

Da wir gestern schon festgestellt hatten, dass das Frühstück beim Zimmer nicht dabei war und wir andererseits auf die Wiederholung von Tim Horton verzichten konnten, zauberte meine Göttergattin aus Brötchen von Costco, Käse, Schinken und Tomaten mit Hilfe der Mikrowelle ein mindestens ebenbürtiges, nein, ein deutlich besseres Frühstück.

Nun geht es auf die Piste. Reine Fahrzeit ca. 4,5 Stunden (wir wollten ja nicht die Fähre nehmen, die ja sowieso nicht fährt).

Aber das lässt uns Zeit, am Wegesrand liegende Ziele anzufahren (unter anderem einen Modeladen, liegt halt am Wegesrand).

Zuerst stoppten wir kurz in Anapolis Royal, ein Nest, von dem es außer dem Namen nicht viel Interessantes zu berichten gibt.

Ca. 2 Autostunden später trudelten wir dann in Truro ein. Ich hatte mir von Fotos, die ich gesehen hatte, mehr davon versprochen. Aber zumindest die Library und eine der Steinkirchen

sehen nicht schlecht aus von außen.

Bitte nicht wundern über den merkwürdigen Vordergrund: Dort war gerade Vogelscheuchenfest.

Die Mainstreet downtown: Wie viele andere hier.

Weiter geht es. Von Truro aus führt eine (ziemlich große) Landzunge nach Westen, in die Bay of Fundy hinein. Dort liegt das Örtchen Parrsboro, welches für seinen Mineralienreichtum an den Küsten bekannt ist. Das wollten wir auch sehen.

Wir wendeten uns nach Partrige Island, fuhren auf den Strand und suchten diesen nach Amethyst-Drusen und Achaten ab. Zumindest mir fehlte die Qualifikation, einen Amethysten, der noch eingeschlossen ist, zu erkennen. Achate hätte ich noch erkannt, aber davon gab es genauso wenige. Ein Einheimischer, der uns über den Weg lief, meinte, dass diese auf der Seeseite der insel zu finden seien. Aber die ist nur mit dem Boot zu erreichen.

Na gut, haben wir zumindest etwas für unseren Schrittzähler getan und einen langen Strandspaziergang gemacht.

Und eine schöne Schale einer Schnecke gefunden. Habe ich aber dagelassen. Wir haben was Besseres zum Abendessen.

Jetzt noch 1,5 Stunden bis nach Moncton, wo wir schon einmal 4 Nächte verbracht hatten. Bei der Reservierung hatte ich mich richtig eingeschleimt und um ein Zimmerupgrade gebeten.

Als wir ankamen, meinte die freundliche Dame an der Rezeption, dass wir eines bekommen hätten.

Wie groß war unsere Überraschung, als wir das gleiche Zimmer wie beim letzten Mal bekamen. Also die Business-Suite mit dem Riesen-Schreibtisch. Nur diesmal für einen deutlich günstigeren Kurs.

Aus Freude darüber mussten wir das gesparte Geld wieder loswerden. Und wo geht das besser als bei Marshalls. Liegt ja wie erwähnt am Wegesrand. Nicht direkt an unserem, aber an irgendeinem.

Nach erfolgreicher Jagd noch den restlichen Kartoffelsalat und ein paar andere Reste vernichten. Der Tag war doch nicht so langweilig wie befürchtet.

19.10.2021 – Von Moncton nach Chétikamp

On the road again. Wir müssen unser kleines Studio – mit dem riesigen Schreibtisch (habe gar kein Foto davon gemacht) verlassen. Wir begeben uns auf die Reise auf die Insel Cape Breton Island. Reine Fahrzeit knapp 5 Stunden. Aber wer uns kennt, weiß, dass es nicht dabei bleibt. Zu oft und zu gerne geraten wir auf Abwege. Vorher noch nebenan zum Walmart, denn Lebensmittelläden dürften im Norden der Insel rar gesät sein.

Die Sonne lacht vom Himmel runter und wir erleben den Indian Summer (ich weiß, political incorrect) von seiner schönsten Seite. Am liebsten möchte ich alle zwei Meter ein Foto machen. So müsst ihr euch jetzt mit ein paar wenigen begnügen.

Irgendwann überqueren wir die Grenze nach Nova Scotia, nach Neu Schottland.  Im Welcome Center, wo wir uns mit Karten und Info-Material eindecken wollen, werden wir erstmal nach unserem Impfstatus befragt. Karin kann natürlich sofort ihr Handy zücken und über die ArriveCan App und CovPass die erforderlichen Nachweise erbringen. Da mein Handy – wir erinnern uns – gestern den Heldentod gestorben ist, zücken wir die Papierunterlagen und der Mitarbeiter wird gleich eine Runde freundlicher. Das Material, das wir erhalten, ist reichlich. Endlich erhalten wir mal eine vernünftige Karte dieser Provinz.

Kurz bevor wir die Brücke auf die Insel überqueren, wird noch einmal vollgetankt. Wahrscheinlich ist der Sprit hier billiger als weiter nördlich auf den Dörfern.

Wir wählen nicht die vom Navi vorgeschlagene Hauptroute über den Trans Canada Highway, sondern die weiter westlich gelegene Straße 19, die zu Teilen an der Küste vorbeiführt.

Süße Nester kreuzen unseren Weg. Und zu unserem Erstaunen sind die Schilder zwar auch auf Englisch ausgeführt, aber als zweite Sprache ist in dieser Gegend Gälisch (so vermute ich) anzutreffen.

An einem Rastplatz machen wir Mittagspause, keine Menschenseele sonst unterwegs, wir genießen das schöne Wetter.

Obwohl es mittlerweile deutlich kühler geworden ist als in Moncton. Nur Hemd ohne Pulli reicht auch mir nicht mehr.

Weiter geht es Richtung Norden. Eine drohende schwarze Wolke bietet einen tollen Kontrast zu den bunten Bäumen. Hoffentlich entlädt die sich nicht, während wir wandern.

Dann wieder direkter Kontakt zur Küste.

Sind wir hier in Oregon oder Nordkalifornien gelandet? Heimatliche Gefühle kommen hoch.

Schließlich passieren wir das Ortsschild von Chétikamp und das Navi weist uns von der Hauptstraße weg, aber immer noch 6 km zu fahren. Karin, in welche verlassene Berghütte hast Du uns gebucht?

Irgendwann (es gibt auch noch andere Häuser in der Umgebung und aus Lebkuchen ist die Hütte auch nicht) sehen wir das Schild vom Chetikamp Outback Inn.

An der Tür ein Schild: Wenn keiner im Office ist, bitte folgende Nr. anrufen…

Karin zückt ihr Handy, aber dieses findet keinen Provider. Suuuper. Ich mache mich also auf den Weg zum Nachbarhaus. Dort wohnt die Besitzerin des Etablissements und freut sich wie eine Schneekönigin, dass wir angekommen sind. Sie zeigt uns zuerst das Zimmer, was für uns vorgesehen war. Aber da ein Gast abgesagt hat, könnten wir auch ein etwas größeres bekommen. Total süß eingerichtet. Hier werden wir uns wohlfühlen. Wenn wir denn länger blieben.

Denn die beste Reiseplanerin hat für heute noch ein straffes Programm eingeplant: Den Skyline Trail im Cape Breton Highlands National Park. Das bedeutet ca. 20-25 min Fahrt, Eintrittskarte kaufen und dann noch ca. eine Stunde laufen. DAS wird sportlich.

Das Ticket ist schnell erworben und wir machen uns auf den Weg. Die Rangerin zweifelte daran, dass wir das bis zum Sonnenuntergang schaffen, aber die kennt nicht unsere deutsche Marschgeschwindigkeit. Bzw. die niedrige Flughöhe, wenn wir es eilig haben.

Vom Parkplatz aus ist es noch eine Zeit zu laufen. Zuerst durch waldiges Gelände, ganz zart bergab. Als der Wald dann endet, steht für die letzten Meter bergab ein Bretterbohlenweg zur Verfügung.

Die Ängste meiner Göttergattin, es könne sich um eine schmale Gratwanderung à la Angels Landing handeln, erweisen sich als unbegründet. Sonnenuntergang war auch noch nicht, so kann ich in Ruhe das Stativ aufbauen und die ersten Lichtstimmungen einfangen.

Alle genießen die tolle Stimmung. Es ist windstill und auch die indischen Touristen verstummen mal. Sehr wohltuend.

Die Sonne sinkt tiefer und taucht das Meer in ein eigenartig diffuses Licht. Ganz bekommen wir den Sonnenuntergang nicht mit, dazu sind zuviele Wolken davor.

 

Bevor es ganz dunkel ist, kämpfen wir uns wieder bergauf und brauchen für den Rückweg ca. 45 Minuten.

Zum Glück fängt es erst während der Wanderung leicht an zu nieseln. Der Parkplatz ist stockfinster, aber unser Auto hat zum Glück Licht.

Die Rückfahrt verläuft problemlos, obwohl das Navi schon manchmal merkwürdige Anwandlungen hatte.

Wir freuen uns auf unser Zimmer. Morgen geht es rund um das Kap auf die Ostseite der Insel.

18.10.2021 Fundy National Park

Wir starten heute den dritten Versuch, den Fundy National Park zu erobern und der Länge und Breite nach zu durchforsten.

Vor uns liegt die übliche Fahrtstrecke von ca. einer Stunde an der Küste der Bay of Fundy entlang. Aber vorher versuchen wir, die Tidal Bore gegen 9 Uhr noch einmal zu erwischen. Leider habe ich Schusselchen mein Sweatshirt im Hotel vergessen und die Minuten fehlten uns dann leider zum pünktlichen Eintreffen. Aber wenn wir schon in Downtown stehen, können wir auch versuchen, Hertz zu erreichen. Hatte ich noch gar nicht davon erzählt? Gestern kam an einer Baustellenampel der Fahrer des hinter uns fahrenden Autos zu uns und meinte, bei uns würde etwas unter dem Boden raushängen. Ich hatte schon den Verdacht, wir hätten ein Reh oder zumindest einen Waschbären oder ein Skunk (aber das hätten wir gerochen) mitgenommen. Zum Glück war das nicht der Fall. Es handelte sich um die Plastikabdeckung des Getriebes, wo eine Schraube ausgerissen war. Ich befragte am Abend sofort das Schwarmwissen eines F150-Forums, wo man mir prompt die englische Bezeichnung rüberreichte.

Heute morgen also riefen wir am Flughafen in Moncton an und fragten nach, ob sie einen Ersatz für uns hätten. Glück gehabt: Ab Mittag steht einer zur Verfügung. Den holen wir uns dann auf dem Rückweg ab.

Jetzt geht es aber zum dritten Mal auf die 114. Großer Unterschied zu gestern und vorgestern: Die Wolkendecke riss auf und zuweilen kam richtig schön die Sonne durch und ließ die Bäume im schönsten Licht erstrahlen.

Da wir es nicht eilig hatten, konnten wir ganz in Ruhe auch mal den einen oder anderen Stop machen, um verschiedene Dinge abzulichten. Da wären zum einen diese merkwürdigen Boxen, deren Sinn sich uns bisher nicht erschlossen hat:

Sollte jemand wissen, wofür die achteckige Kiste da ist, bitte melden.

Und es gibt natürlich die vielen hübschen Häuser. Da gibt es ja durchaus Unterschiede:

Die gut renovierten und offensichtlich auch bewohnten.

Die nicht mehr bewohnten, aber noch brauchbaren Häuser.

Und die “haunted houses”, die für einen Gruselfilm taugen oder am besten abgerissen werden sollten.

Wo wir gerade beim Gruseln sind: Auf der Strecke bereitet man sich intensiv auf Halloween vor:

In Alma war ein Garten richtig schön geschmückt.

Die Boote sehen immer so aus.

Aber jetzt geht es endlich in den Fundy NP. Der Park ist nicht das, was wir von amerikanischen Parks her kennen: Rudimentäre Versorgung mit Wasser, Straßen und Wanderwegen. Hier gibt es einen riesigen Strauss von Aktivitäten, zu denen Wandern als eine der einfacheren gehört.

Wir beschlossen, einen der Wasserfälle zu besuchen und machten uns auf den Weg zu den Dickson Falls.

Vom Trailhead aus hat man auch einen schönen Überblick über die Bucht.

Und auch hier erschlagen einen die Bäume mit Farben.

Weiter geht es zum Wolfe Point über eine schön angemalte Covered Bridge

bis zum Herring Beach. Erinnerungen an Hawaii poppten auf. Wären da nicht die deutlich kühleren Temperaturen gewesen.

Auf dem Rückweg machten wir am Visitor-Center Halt zum Zwecke der Nahrungsaufnahme.

Dort hatte man – wie an vielen Stellen – diese roten Stühle aufgestellt, die bequemer sind, als es die Form vermuten lässt.

Jedenfalls genossen wir eine kurze Mittagspause dort bei einem wunderschönen Ausblick, um uns anschließend auf den Weg zurück nach Moncton zu machen.

Ach ja, zwischendurch hatte mein Handy seinen Geist aufgegeben. Hat den Sturz von der Ladekante in die Ladefläche nicht so gut verkraftet. Werde bis zum Ende des Urlaubs weder über Whatsapp oder Telefon erreichbar sein.

Wir verließen den Park diesmal in nördlicher Richtung und machten noch einen letzten Fotostop am Bennet Lake.

Ins Navi gaben wir direkt Costco ein, da wir den Wagen ja vollgetankt abliefern mussten. Von dort aus zum Flughafen, wo ein schöner F150 in braun metallic für uns bereit stand. Leider ist der Tank deutlich kleiner und unser Aktionsradius verringert sich von ca. 1200 km auf etwas über 800. Egal.

Wir fahren jetzt ins Hotel, machen uns ein Tässchen Kaffee und Kakao und entspannen den Rest des Tages. Morgen geht es nach Chetikamp und damit nach Cape Breton Island.

17.10.2021 – Alles läuft umgekehrt in New Brunswick

Komischer Titel, nicht wahr? Aber der passte am besten.

Wir begaben uns zum Frühstück (wir brauchten unser Impfzertifikat nicht zu zeigen, weil uns die Dame im Frühstücksraum noch kannte). Das Frühstück ähnelte dem gestrigen wie ein Ei dem anderen.

Zwischendurch kam ein Paar herein. Er zeigte sein Zertifikat, sie hatte ihres nicht dabei und wurde sofort wieder höflich herauskomplimentiert. Gut, dass darauf geachtet wird. Man fühlt sich sicherer.

Erstes Tagesziel: The Tidal Bore. Deepl.com übersetzt das mit Tidenbohrung oder auch Gezeitenbohrung. Was verbirgt sich dahinter? Wie schon gestern erwähnt, fließt der Petite Codiac River durch Moncton in die Bay of Fundy. Als wir kurz vor 8 Uhr ankamen, wälzte sich der Fluss träge von rechts nach links durch sein Bett. Schlammige Ufer standen meterhoch im Trockenen. Wir (speziell ich) schauten gebannt nach rechts in Erwartung der Dinge, die da kommen sollten. Und dann schaute meine Göttergattin durch eine Eingebung nach links und da kam sie: DIE WELLE.

Das Meereswasser strömte einfach so flussaufwärts und drängte das Flusswasser zurück. Reversing River.

Der Fluss war anschließend gut gefüllt. Da hatten wir genau den richtigen Zeitpunkt erwischt.

Der Wetterbericht hatte für die ganze Gegend den Durchzug eines Regengebietes angekündigt. Aber erfahren durch die Zuverlässigkeit von Wettervorhersagen in Deutschland schlugen wir die Warnung in den Wind (von dem es reichlich gab) und machten uns auf den Weg zum Fundy National Park.

Auf halber Strecke kamen wir – wie schon gestern – an den Hopewell Rocks vorbei. OK, wenn die Flut soeben mit voller Kraft den Fluss nach Moncton raufgeströmt ist, wie sieht es dann bei den Felsen aus? Wir nahmen diesmal nicht die gestern verwendete Zufahrt, weil die Rampe schätzungsweise sowieso unter Wasser stand, sondern gingen direkt den Höhenweg, um das Schauspiel von oben zu bestrachten. Schon faszinierend, dass wir gestern auf dem Meeresboden entlangspazieren konnten, wo heute meterhoch die Wellen an die Felsen schlagen. Reversing Tide.

Gut, jetzt können wir beruhigt zum Nationalpark fahren. Leider ist der Wetterbericht in Kanada zuverlässiger als in Deutschland. Als wir durch das Dörfchen Alma durchwaren, goss es in Strömen. Am Eintrittstor des Parks drehten wir um.

Machten noch ein Foto vom Hafen auf dem Kai (wollte schon immer mal mit dem Wagen drauf fahren)

und eines vom Dorfrestaurant.

Jetzt können wir zum Hotel zurückfahren. Aber da gab es doch noch einen tollen Aussichtspunkt: Cape Enrage (als meine Göttergattin mir den Namen zum ersten Mal mitteilte zur Eingabe ins Navi, hieß es bei mir Cape in rage. Hat Google natürlich nicht gefunden…)

Es ging einige Kilometer über mehr oder weniger schlechte Straße, bis wir oben auf dem Kap standen, welches den ältesten Leuchtturm in New Brunswick hostet. Sieht man ihm gar nicht an. OK, so nah sind wir auch nicht herangekommen, da uns nicht nach einer Dusche zumute war.

Auf dem Rückweg als Beispiel mal eines der hübschen Häuser, die auf der Straße am Wegesrand stehen. Die allermeisten sehr gepflegt, manche schon in Sachen Halloween eingerüstet. Man hat den Eindruck, als würden sich die Menschen hier wohlfühlen.

Wieder im Hotel gab es eine Salatbowl, die wir gestern bei Costco erstanden hatten und dann eine kurze Siesta.

Denn noch steht was Wichtiges auf dem Plan: Wir müssen zumindest einen Klamottenladen leerkaufen. So ganz gelang uns das nicht, aber mit leeren Händen verließen wir den Shop auch nicht.

Jetzt gibt es nur noch ein letztes Ziel: Der Magnetic Hill. Im Nordosten der Stadt gibt es eine Art Vergnügungspark, dessen eine Attraktion ist, dass man zu Anfang eine Straße “bergrunter” fährt. Dann hält man an einer bestimmten Stelle an. Stellt den Wahlhebel auf N und lässt sich dann (gefühlt) den Berg wieder raufrollen. Wir wissen, das ganze ist eine optische Täuschung, aber es war trotzdem faszinierend, dieses mitzuerleben.

Eigentlich könnte der Tag hier abgeschlossen werden, aber ich hatte mir noch ein Highlight für den Abend aufgehoben: Ich wollte von der gegenüberliegenden Seite des Flusses die “Skyline” von Moncton bei Nacht fotografieren. Wir waren ja mittlerweile zweimal dort auf dem Weg nach Fundy vorbeigekommen und ich musste mir “nur” noch ein Eckchen raussuchen mit freier Sicht vom Hügel aus.

Und dann ergab es sich, dass die Tidal Bore auch noch einmal um 20.40 Uhr vorbeirauschen sollte.

Also ins Navi den Fundy NP eingegeben. Nur suchte sich Bärbel diesmal eine KOMPLETT andere Strecke raus. Bis ich das begriffen hatte, waren wir irgendwo im Nirgendwo. Zum Glück wusste ich noch einen Straßennamen, die ich mir zu diesem Zweck gemerkt hatte. Also den ins Navi einhacken. Aber auch hier spielte Maps nur suboptimal mit. Ich gab schließlich aus Zeitgründen auf und wir fuhren zu dem Park, in dem wir das Naturschauspiel am Morgen beobachtet hatten. Wie schon am Morgen drängelten sich KEINE Menschenmassen am Aussichtspunkt und mir gelangen zumindest noch zwei Fotos:

Eines von der Flutwelle.

Und weil es so schön ist, eines von einer Skulptur direkt nebenan.

Übrigens: Die Videos stammen beide aus dem Händy meiner Göttergattin.

Gute Nacht zusammen.