18.05.2023 – Bearizona

Als wir vor einigen Jahren – vor Covid – unser vierwöchiges Flagstaff-Praktikum absolvierten: Lerne die Stadt in einem Ferienhaus kennen, treibe Dich in der Umgebung rum uns schreibe eine Zusammenfassung, da lag in unserer Hütte auch eine Jahreskarte für Bearizona. Muss man ausnutzen.

Es handelt sich dabei um ein (in Deutschland würde man sagen Wildgehege), wo anstelle der Tiere in Käfigen die Menschen in Dosen auf Rädern angepriesen werden. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, gab es in der Gegend von Gelsenkirchen den Löwenpark Graf Westerholt. So ähnlich muss man sich das hier auch vorstellen, nur auf amerikanische Verhältnisse angepasst. Wo in Deutschland eine Tiergattung, nämlich Löwen faul in der “Savanne” rumlungerten und das Essen auf Rädern beobachteten, hat hier jede vertretene Tierart einen ähnlich großen Platz. Die einzelnen Gehege sind durch Cattle Guards voneinander getrennt und es wundert immer wieder, wieso die Carnivoren nicht ab und zu einen Abstecher zu den Vegetariern machen, um den Speiseplan aufzulockern.

Bei den harmloseren Tieren darf man die Seitenscheiben noch runtergekurbelt lassen (was das Fotografieren deutlich vereinfacht), aber spätestens bei den Teddys und Wölfen hört der Spaß auf. Ab und zu hört man aus dem Off eine Stimme: Please close your windows. Ob die Raubtiere das an die Verwaltung mittels Handy weitergegeben haben, wenn jemand gegen die Vorschriften verstößt? Oder liegt es an den vielen Kameras, die auf dem Weg angebracht sind? Da ich bei den Tieren nie ein Handy gesehen habe – wie sollen sie es auch bedienen mit den riesigen Pranken – tippe ich auf die zweite Überwachungsmethode.

Das Schöne ist, wenn man eine komplette Runde absolviert hat, steht einer zweiten und dritten und und und Runde nichts im Wege. Andere Tageszeit, andere Aktivität in der Fauna.

Wir starteten mit den gehörnten Freunden und freuten uns, dass wir die Fenster offen lassen durften.

Im Bärengehege, 1. Durchgang trafen wir auf diesen Vertreter, der sich in Pose gelegt hatte.

Leider lässt die Model-Ausbildung hier sehr zu wünschen übrig. Die meisten Insassen kümmern sich mehr oder weniger gar nicht um die Autos.

Neben der Selbst-Fahr-Tour gibt es auch noch die Selbst-Lauf-Tour. Hier werden die verschiedensten anderen Tiere in großzügigen Gehegen von den Touristen bespaßt.

Aus einer Ecke hörten wir lautes Stimmengewirr. Da ist bestimmt was los. Und richtig, die Zuschauer wurden gerade zur Fütterung der Grizzlys eingelassen. Also zum Zuschauen. Drei Jungbären, die durch einen Unfall in Montana ihre Mutter verloren hatten, haben hier ein Unterkommen gefunden. Crocket (Tubbs war nicht da), Hanna und Sky warteten schon an den Gitterstäben, um mit Obst und Lachs vollgestopft zu werden.

Die Tiere sind sehr intelligent, was man daran sehen konnte, dass, kaum dass die Pflegerin Zeigefinger und Daumen spreizte, Crockett schon das Maul aufriss und seine wunderbaren Zähne zeigte.

Während die Tiere noch die Reste der Nahrung vernichteten, begaben sich die drei Fütterer in das große Gehege, um weitere Nahrung zu verteilen und abgekotete Reste mit einer großen Schaufel zu beseitigen. War schon interessant, den Pfleger als solchen in freier Wildbahn zu beobachten.

Wir marschierten weiter und kamen bei den Racoons, den Waschbären vor. Immer zu Dummheiten aufgelegt, sind diese frechen Vertreter ständig unterwegs auf der Suche nach Neuem.

Als wir uns umdrehten, waren die Grizzlys wieder in ihr großes Gehege zurückgekehrt und die Pfleger daraus verschwunden. Warum wohl?

Man hatte extra ein Becken für sie angelegt, welches aber nur bedingt gut angenommen wurde. Vielleicht sollte man ihnen einmal mitteilen, dass in Montana und Alaska die Lachse auch nicht einfach so an Land ins Maul springen. Aber mit einem leckeren Maiskolben kann man etwas nachhelfen.

Nach den Bären kamen wir zu einer äußerst leckeren Vogelgattung, dem Truthahn. Das nicht gerade ansehnliche Äußere darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tiere vermutlich ein gutes Herz und auch sehr wohlschmeckendes Fleisch haben. Aber dieser Vertreter war in dieser Beziehung nicht gefährdet.

Länger verweilt man gerne beim Badger, beim Dachs. Auf dem Schild vor seinem Gehege stand extra, dass sich unter dem sandigen Untergrund eine solide Betondecke befindet. Wäre die nicht dort, wäre der Dachs auch nicht mehr dort. Seine Grableidenschaft hätte ihn schnell ausbüchsen lassen.

Besonderst hübsch fand ich die Rotfüchse, die auch gerne vor der Kamera posierten, als wüssten sie genau, wie kleidsam ihr flauschiges Fell ist.

Weniger flauschig sind die Javelinas, die Wildschweine, die sich gerade über einen Obstcoctail ala Bearizona hergemacht haben. Auch hier tippe ich auf ein gutes Herz aufgrund des Aussehens.

Im nächsten Gehege kam der Joke zur Anwendung: Wie heißt “Die Raubkatze sieht gut aus” auf Englisch? Luchs good.

Elegant schlichen die Katzen über die Felsen, ihrer Schönheit sehr wohl bewusst. Besonders die schwarzen Spitzen an den Ohren geben ihrem Aussehen einen modernen Touch.

Am Eingang gab es wieder großes Gejohle, eine Vogelschau hatte begonnen. Leider nicht mit fliegenden Greifvögeln, wie ich es mir gewünscht hätte, aber nicht weniger interessant.

Ein Vogel (dessen Namen ich bisher noch nicht herausbekommen habe) sorgte für allgmeine Heiterkeit. Eigentlich mehr laufend unterwegs, überquerte er die ausgestreckten Arme von 5 Touristen, um sich dann auf einem Baum niederzulassen.

Und da saß er dann und war weder durch Geld noch durch gute Worte zu bewegen, wieder herunterzukommen.

Lassen wir ihn einfach sitzen und schauen den nächsten Künstlern der Schau zu. Als da wäre Turbo, ein afrikanisches Stachelschwein, welches mit großer Geschwindigkeit dem Futter in der Hand der Pflegerin hinterherlief.

Der nächste Läufer lief wieder auf zwei Beinen (kein Mensch) und hatte die Eigenart, mit einer Gummiechse zu “spielen”. Immer, wenn er sie gefangen hatte, wurde sie mit großer Wucht zu Boden geschleudert. Also Echse möchte ich als Spielkamerad in seiner Gegenwart nicht sein.

Nach der Show ging es zu den “Jaguars” oder Panthern, die es nicht für nötig befanden, sich groß zu bewegen. Allein, dass einer für mich schon beide Augen aufmachte, darf ich als großes Entgegenkommen werten. Wahrscheinlich hatten die beiden die Nacht durchgefeiert und hatten noch einen Kater…

Die Schwarzbären waren auch gerade mit Essen versorgt worden und ließen sich durch die Menschen nicht stören.

Deutlich  lebhafter ging es bei den Ottern zu. Diese quirligen und possierlichen Tierchen halten kaum eine Sekunde still. Wahrscheinlich war der Grund das neue und größere Aquarium, welches sie seit unserem letzten Besuch bekommen hatten.

Wir drehten eine weitere Runde im Auto durch den Park, um andere Tiere an anderen Stellen “in Aktion” zu sehen.

Hier ein Elk mit mächtigem Geweih.

Bei den Wölfen betätigte sich einer als Drogenspürwolf.

 

Und einer der Schwarzbären hatte wohl die Aufgabe bekommen, den anderen zu berichten, was als nächstes als Nahrungsmittel auf Rädern anfahren würde. Er war hoch in den Baum geklettert und es sich dort gemütlich gemacht.

Wieder zurück kamnen wir gerade zur Fütterung der Fischotter. Die Zuschauer bekamen kleine Fische zur Verfügung gestellt und konnten sie ins Gehege werfen. Da ich noch ziemlichen Hunger hatte, beteiligte ich mich nicht daran, um nicht verdächtigt zu werden, ich hätte den Tieren das Futter weggegessen.

Um 14.30 Uhr sollte noch einmal eine Vogelschau starten. Aber aufgrund des Regens wollte man die Tiere nicht fliegen lassen. Statt dessen wurde nochmal Turbo rausgelassen und mit Leckerchen in einen Rundkurs gelockt, den er mit großem Spaß absolvierte. Die Tiere haben überhaupt keine Scheu vor Fremden und wenn sie nicht so extrem stachelig wären, ich hätte sie gestreichelt.

Auch der amerikanische Vertreter des Stachelschweins bekam Auslauf. Der Unterschied zu seinem afrikanischen Vertreter ist, dass er zwar kürzere Stacheln hat, diese aber nach vorne und hinten aufstellen kann, da die amerikanischen Raubkatzen wohl eine anderer Angriffstaktik haben.

Hier waren die Stacheln nicht vonnöten, er erfreute sich einfach nur der Leckerlies.

Der letzte Vertreter war Curly, ein ziemlich zahmer Waschbär. Üblicherweise sind diese Tiere ziemlich frech und man sollte auf seine Finger achten. Dieser war schon in Gefangenschaft groß geworden und er konnte ohne eine Extraportion Menschenfleisch aus der Hand fressen. Jedenfalls hatte die Pflegerin noch alle 9 Finger.

Wir starteten noch eine dritte Fahrrunde und hatten diesmal wesentlich lebhaftere Bären vor uns:

Sie bewegen sich doch.

Modisch gesehen braucht der Bison dringend eine Typberatung. Der Übergang vom Winter- zum Sommerfell ist bisher stylistisch daneben gegangen.

Ein letztes Mal sichteten wir einen fotogen hingeflätzen Bären und dann verließen wir ca. 9 Stunden später diese herrliche Einrichtung. Sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Direkt nebenan – also weniger als zwei Meilen entfernt – liegt das Städtchen Williams. Auch als Eingangstor zum Grand Canyon bekannt. Denn von hier fährt eine Eisenbahn direkt bis zum zentralen Hotel im Park.

Was mich vielmehr faszinierte, waren zum einen die herrlichen alten Gebäude, aber auch die Tatsache, dass die Circle K-Tankstelle das Benzin zu einem Preis von 3,559 USD/Gallone anbot. Das ist der absolut niedrigste Preis des ganzen Urlaubs.

Wir luden also unseren Dicken wieder voll und fuhren auf direktem Weg nach Flagstaff. Auf dem Weg überfiel meine Göttergattin eine heftige Müdigkeitsattacke, die sich nur durch einen Besuch bei Ross (der erste übrigens in diesem Urlaub, ehrlich) beheben ließ.

Während sie heftig arbeitend durch die Gänge schritt, reduzierte ich die heute geschossenen Fotos von ca. 400 auf unter 180.

Direkt nebenan ein Panda Express, das ist doch eine Fügung des Himmels.

Und “zuhause” lecker essen