30.10.2021 – Von Rivière du Loupe nach Québec

Heute ist die Nacht auch für meine Frau früh zu Ende. Ich bin sowieso wach, mich stört das nicht. Wir wollen heute um 8 Uhr die Fähre von unserem Übernachtungsort auf die andere Seite des St. Lorenz Stroms nehmen, Fahrzeit etwas über eine Stunde, Kosten ca. 90 Can-Dollar.

Da wir nicht wissen, wieviel Betrieb uns erwartet, hat man uns geraten, ca. eine Stunde vorher am Fähranleger zu sein. Frühstück gibt es nicht in dem Hotel, also fahren wir bei MD vorbei, um wenigstens etwas im Bauch zu haben. Dies gestaltet sich schwieriger als erhofft. Durch Maske und die schlechte Audioqualität am Drive through Schalter verbunden mit der Unfähigkeit (oder dem Unwillen) der Bedienung, Englisch zu sprechen, fahren wir schließlich zum Zahlschalter vor und versuchen, uns verständlich zu machen. Wir wissen nicht, was uns die Jungs in die Tüte gepackt haben. Aber es stellt sich heraus, dass es annähernd das war, was wir wollten. Und es schmeckt sogar noch (etwas) besser als letztens bei Tim Horton. Glück gehabt.

Wir fuhren zum Fähranleger vor. Die Temperatur war mittlerweile auf 1°C gesunken und eine trübe Erbsensuppe erwartete uns.

Da können wir unser mitgebrachtes Frühstück in Ruhe vernichten, die Beladung beginnt erst um 7.40 Uhr. Ein Bediensteter kommt vorbei und versucht unser Begehr auf Französisch zu erfragen. Als er merkt, dass er damit nicht weiterkommt, schaltet er auf Englisch um und nimmt unsere Daten auf.

Pünktlich und genauso unspektakulär wie auf vorigen Fährbeladungen geht es auch diesmal vonstatten. Wir sind halt richtige Profis im Fähre fahren. Haben es auch oft genug trainiert.

Diesmal dürfen (bzw. müssen) wir aussteigen und dürfen auf dem Passagierdeck die Fahrt erleben. Was mich ein wenig irritiert: Wozu die Bremsklötze? Wird damit das Schiff im Hafen verkeilt? Und wenn ja, warum liegen die soweit oben?

Es geht los, der Blick zurück verheißt nichts Gutes.

Wir stehen gerade gemütlich auf dem Oberdeck und starren in die Erbsensuppe, als uns ein lautes Tuten fast aus den Schuhen reißt. So hört sich ein Nebelhorn an.

Das lasse ich mir an meinen neuen Truck anmontieren.

Wir starren weiter ins Graue, um Wale zu sichten. Wenn wir welche sehen würden, wären es wahrscheinlich Grauwale?

Dann, nach ca. einer Stunde laute Rufe: Land in Sicht. Die von Skorbut und Ausdürstung geplagten Seefahrer schöpfen neue Hoffnung.

Und da liegt St. Simeon im Sonnenschein.  Inzwischen hatten wir unsere Fahrt bezahlt und fuhren am Anleger mit der gleichen Routine lässig winkend vom Schiff. Auch das können wir.

Von St. Simeon aus geht es noch ein paar Kilometer nach Norden, wo uns die nächste Fährfahrt erwartet. Richtig, Karin hat nichts ausgelassen, wir nehmen sie alle mit.

Diesmal führt die Fahrt nach Tadoussac und dauert nur ca. 10 Minuten. Sie überquert den Rivière Saguenay, eine Fjord-ähnliche Bucht, die schon ein wenig an Norwegen erinnert.

Unterwegs glaube ich, einen dunklen Rücken gesehen zu haben, der nicht von einem Seelöwen stammt. Aber sicher bin ich mir nicht.

Das Dorf selbst ist sehr hübsch, wie viele Küstenstädtchen, die wir durchfahren haben.

Um doch noch zu einer Walsichtung zu kommen (und damit es nicht beim Walsuchen bleibt), fahren wir noch zu den Dünen in der Nähe. Von dort aus ein toller Blick in die Landschaft, aber von Walen keine Spur. Aber wir geben nicht auf.

Auf dem Rückweg die Spielwiese der hiesigen Spielkinder, die Sanddünen, die mit Dune-Buggies durchpflügt werden.

Und noch eines der vielen hübschen Häuser, die am Straßenrand stehen.

Noch ein wenig weiter nördlich, bei Cap Bon Desir, machen wir einen kleinen Spaziergang hinter das geschlossene Tor und erfreuen uns an der wilden Felslandschaft.

Lassen uns auf den Steinen nieder und halten nach Walen Ausschau.

Und? Wieder Fehlanzeige. Ich glaube, dass die Wale nach Beendigung der Touristensaison vom Fremdenverkehrsbüro nicht mehr bezahlt werden und deshalb keinen Grund haben, sich weiter hier vor der Küste aufzuhalten.

Jetzt müssen wir aber langsam los. Bis Québec sind es noch so einige Kilometer.

Auf dem Weg zum Auto nehme ich noch den Leuchtturm

und ein paar besonders schöne Blätter auf die Fotoplatte, bis es mehr oder weniger öde in die Großstadt geht.

Logisch, dass wir in Tadoussac noch einmal die Fähre nehmen mussten. 3 mal Fähre pro Tag ist zwar nicht der Rekord, aber schon ganz gut.

Was auffällt, ist, dass die Häuser, die hier am Wegesrand stehen, auch gut gepflegt und hübsch sind, aber längst nicht den Stil von New Brunswicks oder Nova Scotias Küsten aufweisen.

In Québec fahren wir erstmal zu Costco, um den Tank aufzufüllen. Dann steht Abendessen an. Um nicht die Prozedur vom Frühstück zu wiederholen, beschließen wir, wieder zu MD zu gehen. Schließlich haben die so Bestellautomaten, da kann man sich ohne größere Verständigungsprobleme seine Mahlzeit selbst zusammenklicken. Und was ist? Ausgerechnet hier sind die Automaten außer Betrieb. Aber wir schaffen es, eine Angestellte mit “ein bisschen” Englisch zu erwischen und stellen die einfachste Möglichkeit für ein Essen zusammen.

Jetzt aber ins Hotel, morgen wird gepackt, dann schauen wir uns Québec an und fahren nach Montreal zum Flughafen.

29.10.2021 – Von Moncton nach Rivière du Loupe

Mit Riesenschritten geht es weiter. Einige hundert Kilometer haben wir vor der Nase. Gut, dass es in Moncton einen Costco gibt, der auch eine Tankstelle hat.

Also laden wir uns den Bauch unseres Dicken nochmal mit Sprit voll, nachdem wir unser schönes Hotelzimmer nach einem reichhaltigen Frühstück verlassen hatten. Gut: Die Dame im Frühstücksraum erkannte uns wieder und ersparte uns das Vorzeigen der Impfzertifikate.

Da Costco gerade geöffnet hatte, sprangen wir noch “kurz” rein, auch um mit leerer Blase die Fahrt beginnen zu können. Aufgrund ihrer geringen Ortskenntnis verirrte sich meine Göttergattin auf dem Weg dorthin in die Textilabteilung und hatte wie durch ein Wunder plötzlich einen Stapel Shirts auf dem Arm.

Wenn ich schon einmal da bin, kann ich auch mal was für meinen Astralkörper tun. Ich entdeckte auf einem Stapel Levis-Jeans in genau ZWEI Größen und in schwarz. Und zum Preis von 9,97 Can-Dollar. Umkleidekabinen gibt es dort nicht, also erstanden wir eine davon und ich probierte sie auf dem Parkplatz zwischen Hinter- und Vordertür an. Passt wie angegossen. Also wieder rein und mal schauen, ob sie davon noch welche haben. Auf dem Stapel lagen noch 4 weitere, die für mich in Frage kommen. Also vorher lagen sie da. Jetzt liegen sie in meinem Koffer.

Nun können wir endlich los. Erstes Tagesziel ist Fredericton, die Hauptstadt der Provinz New Brunswick.

Provinz stimmt schon. Wir verließen die Autobahn relativ früh, um gemütlich am St. John River entlangzugondeln.

Zwischendurch immer mal wieder Anzeichen von Landwirtschaft.

Wobei: Eigentlich ist doch Idaho das “Land of Potatoes”. Will da jemand dem Bundesstaat in den USA den Rang ablaufen?

Immer wieder sieht man auch, dass die Leutchen hier langsam den Winter erwarten. Hier haben nicht nur die Frauen viel Holz vor der Hütte.

Dann überquerten wir den St. John River über diese imposante Brücke.

Wir kamen gerade dem Zentrum näher als die Fahrerin unseres Wagens trocken meinte: Fahr Du weiter, Du kennst Dich hier besser aus! Hä? War ich in einem früheren Leben schonmal hier?

Wenn man Provinzhauptstadt sagt, dann ist das auch so. Mit ca. 58.000 Einwohnern gibt es größere Hauptstädte auf der Welt. Aber das tut der Schönheit keinen Abbruch.

Wir parkten unseren Wagen auf einem zentralen Parkplatz und ich wühlte mich durch diverse Menüs, bis ich für zwei Stunden ein Ticket gebucht hatte (hoffentlich).

Dann machten wir uns auf den Weg am Fluss entlang

vorbei am Leuchtturm

und dann in Richtung Fußgängerbrücke, eine alte Eisenbahntrasse.

Gut, sowas haben wir in Kupferdreh auch, aber längst nicht sooo lang.

Den Rückweg wollten wir uns durch den Anblick der vielen hübschen Häuser den Weg verschönern.

Dadurch, dass diese Gegend durch Holzindustrie vor ein paar hundert Jahren reich geworden ist,

konnte man sich derart schicke Villen leisten.

Und die Kirchen sind auch nicht ohne.

Auf dem Rückweg kamen wir dann auch noch auf der Main Street in Downtown vorbei.

Der Knochenmann wird auch wohl nur zur Nachtzeit Spaziergänger erschrecken.

Und weiter geht es wieder auf die Autobahn. Hatte ich eigentlich schon erzählt, dass wir heute das beste Wetter des ganzen Urlaubs hatten? Hiermit gern geschehen.

Auf dem Weg nach Norden machten wir noch einen kleinen Abstecher nach Grand Falls, wo wir auf dem Hinweg schon übernachtet hatten. Aber so trocken sehen die Fälle auch im Sonnenlicht nicht besser aus.

Die Sonne ging langsam auf den Horizont zu und die Straßen waren leer wie fast immer. Und die Bäume übrigens auch. Was sich vor zwei Wochen noch farbenfroh mit Blättern gezeigt hatte, war jetzt einem zarten Grau gewichen.

Als die Sonne verschwunden war, tauchte sie den Horizont in ein herrliches purpurnes und oranges Licht.

Kurz vor Rivière du Loup mussten wir noch durch eine Baustelle durch. Und die beste Truckfahrerin von allen hat da so eine Eigenschaft: Wenn ihr die Autos auf der Stoßstange kleben, fährt sie besonders vorschriftsmäßig. Schließlich wollen wir ja nicht von den kanadischen Polizisten ein Ticket bekommen.

Einige Kilometer spielte sie ganz brav Pilot-Car. Mark Zuckerberg würde es anders ausdrücken: Sie hatte eine Menge Follower.

Oberhalb der Stadt konnten wir die Verfolger durch ein paar beherzte Abbiegemanöver abschütteln und noch ein Foto der abendlichen Stadt machen.

Das Hotel (hier gibt es kein Best Western) ist total modern und das Zimmer gefällt uns gut. Auf einen Gutschein zur Benutzung des Spaßbades verzichteten wir.

Morgen geht es früh los, damit wir um 8 Uhr die Fähre auf der anderen Seite des St. Lorenz Strom bekommen.