24.05.2022 – Cedar Creek Falls

Eigentlich könnte der Bericht für diesen Tag angenehm kurz werden: Zum Trailhead gefahren, zum Wasserfall hin und zurück gelaufen, zurück gefahren.

Aber da ich vermute, dass der geneigte Leser doch nach etwas mehr Informationen giert, hier das Ganze in epischer Breite:

Auf meinen Streifzügen durch das Internet war mir bei IG ein Account aufgefallen: hiddensandiego. Hört sich geheimnisvoll an, ist es aber nicht. Aber es werden schon verborgene Schätze landschaftlicher und kultureller Art aufgezeigt. Unter anderem auch die Cedar Creek Falls. Genaue Recherche ergab, dass man sich vorher ein Permit besorgen muss. Kein Problem, 6 USD bezahlt und fertig. Permit noch auf dem Hoteldrucker ausdrucken (wurde ausdrücklich empfohlen. Also der Ausdruck, nicht das mit dem Hotel) und einstecken.

Der Trailhead der Falls liegt ca. eine Stunde von Oceanside entfernt in der Nähe der Stadt Ramona am Highway 78. Als wir ankamen, hatten wir schöne Wohngebiete und Farmland durchfahren. Die Wolken, die uns bis zum Interstate Highway 5 begleitet hatten, waren einem strahlend blauen Himmel gewichen. Und die 16 °C gingen jetzt in die Mittzwanziger.

Erstmal Sonnenschutz auftragen, das waren wir gar nicht mehr gewohnt.

Am Trailhead sollten wir uns erstmal registrieren und unsere aus dem Internet erhaltene Permit-Nummer eintragen. Kein Problem. Das kam erst danach: Dick angeschrieben wurde überdeutlich darauf hingewiesen, dass man ja genug Wasser mitnehmen möge. Pro Person eine Gallone. Denn es geht zuerst 3 Meilen bergab und auf dem Rückweg logischerweise 3 Meilen wieder bergauf.

Wir hätten die Warnung gerne in den Wind geschlagen, hätte es welchen gegeben. Aber Wasser nahmen wir auf jeden Fall mit. Die Wegbeschreibung war korrekt, es ging wirklich immer nach unten.

Und nach jeder viertel Meile ein Marker, der anzeigte, wie lange es in jeder Richtung noch wäre. Nett, aber so kleinteilig? Dann auf dem Weg nach unten mehrere “Unterstände”, deren Sinn uns nicht so ganz erschloss. Ging doch eigentlich ganz glatt, der Weg.

Nach drei Meilen hatten wir dann wirklich den Wasserfall erreicht.

Er war wunderschön und nur ein paar Youngsters erfreuten sich mit uns daran. Bei mir (und bei Karin auch) kamen Erinnerungen hoch, wie wir 2018 in Utah die Lower Calf Creek Falls erwandert hatten. Damals auch eine Tortur durch tiefen Sand bei großer Hitze. Die Mädels verließen uns irgendwann und wir konnten in aller Ruhe das kühle Wasser und die Stille genießen.

Squirrels kamen neugierig näher in der Hoffnung, etwas Nahrung abstauben zu können.

Nach einiger Zeit waren wir erfrischt und fit genug, den Rückweg antreten zu können. Ich füllte noch meinen Cowboyhut mit Wasser und stülpte ihn mir über den Kopf.

Das waren so ungefähr unsere glücklichsten Momente. Bis zum Flussbett ging es auch noch so einigermaßen, aber dann ging es bergauf. Und da wurden dann alle Warnungen wieder wach, die wir oben gelesen hatten und von denen wir sonst gehört hatten: Überhitzung, Sonnenstich, Kreislaufkollaps und was noch alles dazu gehört. Das einzige Mittel dagegen war eine entsprechend langsame Gangart. Meine Running-App sprach von ca. 24 Minuten für einen Kilometer. Und jetzt wussten wir auch, wofür die Unterstände da waren. Und waren sowas von dankbar dafür, dass wir einige Minuten Pausen im Schatten einlegen konnten, damit der Puls sich wieder auf Normalniveau bewegte.

Ab und zu gab es Wind, aber wenn dieser nicht wehte, konnte man richtig die Hitze spüren, die vom Boden aufstieg. Theoretisch hätte ich mein Hemd zur Gewinnung von Flüssigkeit auswringen können, wenn diese nicht bei ca. 31 °C vorher weggetrocknet wäre.

Ich will nicht sagen, dass wir auf allen Vieren zum Wagen krochen, aber ich kam mir vor wie der Wüstenwanderer, der auf allen Vieren zu einem Gebäude kommt und der Portier meint: Hier Casino, nur Eintritt mit Kravatte…

Unsere Getränkevorräte, die wir mitgenommen hatten, waren restlos verbraucht. Aber im Auto gab es reichlich Nachschub. Was freuten wir uns, in der Kühle der Klimaanlage wieder Richtung Heimat zu fahren.

Auf dem Weg nahmen wir noch eine Costco-Tankstelle mit und landeten am frühen Abend wieder in Oceanside – bei bedecktem Himmel und deutlich geringeren Temperaturen.

Direkt am Pier von Oceanside (der übrigens einer der längsten an der Westküste ist) liegt ein kleines süßes Häuschen, welches unter dem Namen: The Top Gun House bekannt worden ist. Dort spielt die Szene, in der Tom Cruise seine Instruktorin Kelly McGillis besucht und anschließend mit dem Motorrad in den Sonnenuntergang rast.

Mangels Sonne, wegen der Stopschilder und der Geschwindigkeitsbegrenzungen versuchten wir nicht, es ihm nachzumachen.

Die romantische Szenerie ist auch mittlerweile einigen Großbauten gewichen. Das kleine Häuschen steht inmitten eines Hotelkomplexes, welcher artig darum gebaut worden war.

Wir wollten dort für eine Freundin noch einen “Top Gun Mug” kaufen, aber der Laden war schon vor 18 Uhr dicht.

Also begaben wir uns auf den Pier, suchten uns eine leere Bank und genossen mit Blick auf die Surfer unser Abendessen.

Danach ging es – selten so kaputt, aber glücklich – ab ins Hotel.

25.05.2020 – Usedom

25.05.2020 Usedom

Für die nächsten Tage hatten wir uns vorgenommen, die großen Inseln im Osten etwas näher kennenzulernen. Eigentlich standen für heute die Kreidefelsen in Rügen auf dem Programm. Aber ein Blick auf die Wetter-App zeigte, dass uns die Sonne dort nicht beglücken würde. Ein paar Kilometer weiter auf Usedom sieht es wesentlich freundlicher aus.

Also geht es weiter. Ziel war Heringsdorf. Warum gerade dorthin? Fans von Loriot werden wissen, dass für den Film “Papa ante Portas” die Familienfeier dort auf einer Seebrücke gefilmt wurde. Und die wollten wir uns mal live und in Farbe anschauen.

Die Fahrt dorthin verlief problemlos. An der Stelle, an der die A20 abgesackt war, ging es kurzfristig etwas langsamer, aber wenn das der einzige Stau bleibt…

Kurz hinter Greifswald liegt der Ort Wieck, ein kleines malerisches Fischernest mit einer Klappbrücke. Warum nicht dort mal vorbeischauen?

Ganz in der Nähe sollte es noch eine Klosterruine geben. Ein Foto auf einem Prospekt zeigte eine einsame Mauer, die in den Himmel ragte. Wir mussten ein paar hundert Meter laufen, dann konnten wir das Gelände des ehmaligen Klosters Eldena betreten. Die besagte Mauer stand dort, aber das war nur ein winziger Teil des großen Areals, welcher viele Backsteinreste beherbergte.

Nun aber weiter nach Heringsdorf. Nach einer vertretbaren Zeit konnten wir in der Nähe des Dorfkerns unser Auto auf einem – natürlich kostenpflichtigen – Parkplatz abstellen.

Feste Schuhe anziehen und schon ging es los in Richtung Strand. Schöne Häuser begegneten uns auf dem Weg (leider im Hintergrund ein riesiges und häßliches “Kurhotel”), eine schattige Promenade führt an der Küste vorbei.

Und dann sahen wir das Gebilde, welches so ganz und gar nicht unser Erinnerung entsprach.

Vielleicht war es ja in den letzten Jahrzehnten der Verwitterung zum Opfer gefallen? Links davon ragten jedenfalls einige Holzpfeiler aus dem Boden.

Schauen wir uns dieses moderne Monstrum aus Glas und Metall an. Der Wind wehte um die Nase, die Sonne schien. So kann Urlaub aussehen.


Wenn man nach Osten schaut, sieht man – direkt an der Waterkant – ein weißes Gebäude, welches älteren Ursprungs ist und schon eher Ähnlichkeit mit dem Loriot-Tempel hat.

Kurz die allwissende Suchmaschine angeworfen und tatsächlich. Das auf dem Strand stehende Bauwerk ist das im o.g. Film gezeigte.

Also auf nach Ahlbeck, einem hübschen Vorort von Heringsdorf, dort auch einen Parkplatz aufgesucht und ab zum Strand.

Und da war sie nun, die “Seebrücke” aus dem Film. OK, ganz so sah sie nicht mehr aus, aber die kleinen Änderungen seien der filmischen Freiheit geschuldet.

Auf dem Weg zurück – die Sonne neigte sich gen Horizont – machten wir noch einen kleinen Umweg durch Ahlbeck. Pompöse Hotels der alten Seebäder standen dort und an der Pforte kündeten Blechschilder von den Größen aus Politik und Unterhaltung, wer dort schon alles genächtigt hatte.

Auffallend an diesem Stadtteil war für mich, dass selbst die Neubauten – und von denen gab es einige – nicht einfach als seelenlose Betonklötze in die Landschaft gestellt wurden. Nein, man versuchte wirklich, sich dem Stil der alten Seebäder anzupassen. Und das ist meines Erachtens dort besser als in vielen anderen Locations gelungen.

Für die Fahrt zurück musste ich mir noch eine Aral-Tankstelle suchen, was in dieser Gegend gar nicht so einfach ist. In Anklam wurden wir fündig. Angesichts der fortgeschrittenen Stunde verzichteten wir auf eine Ortsbesichtigung, obwohl auch hier die Bauten in der Backsteingotik einiges zu bieten gehabt hätten.

Nach Sonnenuntergang trudelten wir dann endlich in unserer Behausung ein und fielen todmüde in die Feder. Ich kann nur eines sagen: MC-Pomm ist schön.