21.06.2018 – White Rocks

Heute war unser letzter Termin, um bei der Lotterie um die Wave einen Platz zu bekommen. Was bedeutet hätte, dass wir morgen sehr früh (eigentlich fast Mitternacht) hätten zur Wanderung aufbrechen müssen. Hätten wir aber getan. Unser “Application-Sheet” wies mitterweile eine nette Anzahl an Neubewerbungen auf und als der Ranger unseren Namen aufrief, hielt er mitleidig das bekritzelte Formular hoch. Ein oooooh ging durch den Raum. Aber keiner der danach gezogenen Gewinner wollte uns freiwillig seinen Platz abtreten.

Nun gut, es muss nicht unbedingt die Wave sein. Es gibt so viele Naturschönheiten hier und zur Wave geht schließlich jeder – der ein Permit gewinnt.

Nicht ganz so erforscht ist die Gegend um die White Rocks, ca. 50 Meilen östlich von Kanab an der 89. Wir hatten bisher nur wenige Bilder davon gesehen und noch weniger Informationen bekommen.

An der Paria Contact Station an der 89 schneiten wir nochmal kurz rein, um uns Informationen zu zwei Trails zu holen. Viel gelobt und sehr bekannt sind die Wahweap Hoodoos und die schon erwähnte White Rocks Area.

Zu ersterer bekamen wir die Information, dass es a) ein Ausflug für den Morgen sei (vom Licht her) und b) dass es nicht so besonders gesundheitsförderlich ist, ca. 9.7 Meilen ohne Schatten durch die Wüste zu tappen.

Da erschienen uns die White Rocks viel versprechender: Fahren mit dem Auto, soweit man kommt, und dann die Gegend erkunden. Why not?

Also weiter auf der 89 bis Church Wells fahren, dort abbiegen, bis zum Ende der “Dorfstraße” fahren und dann auf die Dirt Road Richtung Norden, ca. 4 Meilen. Dort erwartete uns eine Wendeschleife, viel Sonne und ein Zaun mit einem Durchgang.

Wir marschierten Richtung Norden über eine ausgetrocknete Kuhweide, Pasta Tauris Mollis (Apothekerjargon für Kuhfladen) säumte unseren Weg.

Vor uns ein weites Tal, mit ein paar bunten Flecken schräg rechts vor uns.

Laufen wir mal da hin. Dies war der Anfang des großen Staunens. In diesem relativ kleinen Areal gab es Hoodoos (klein), Felsen in allen Farben, getrocknete Lehmstrukturen, ein Mekka für Fotografen.

Als wir uns daran sattgesehen und sattfotografiert hatten, gingen wir links um den nächsten größeren Hügel herum.

In der Ferne leuchteten noch andere viel versprechende Felsen. Motivationspegel war noch bei mindestens 80%, also weiter an Kuhfladen vorbei.

Zwischendurch in den Hängen die Swiss-Cheese-Formation

und unter einem großen Felsen Schatten für eine kleine Pause.

Darum herum gruppierten sich weitere Hoodoos.

Wir wollten schon auf unser zuerst ins Auge gefasstes Ziel zustapfen, als uns in einem Tal rechts ein paar sehr filigrane Strukturen auffielen. OK, bei dem Motivationspegel ist das noch drin.

Und hier erwartete uns ein Formenspiel, wie ich es a) niemals erwartet und b) auch noch nicht gesehen hatte. Die Felsen sahen aus wie gefrorener Lehm, oder hatten die Hoodoo-Steinchen oben drauf, es war einfach fantastisch.

Wir spazierten durch das Tal (was zum Glück irgendwann zu Ende war, wie sich in der glühenden Sonne auch unser Motivationspegel etwas absenkte) und versuchten, die ganzen Eindrücke, Farben und Formen sowohl im Kopf als auch mit der Kamera einzufangen.

Zu unserem eigentlichen Ziel langte es dann nicht mehr, dazu war es zu warm.

Wir mussten insgesamt ca. 2,5 Kilometer zum Auto zurücklaufen. Zum Glück war von den unangenehmen Wegbegleitern nur einer vorhanden: Wärme.

Als wir am in der Sonne stehenden Auto nach ca. 7km ankamen, zeigte das Thermometer lockere 124°Fahrenheit = 51°C, die sich dann aber schnell auf der 100er-Marke einpendelten.

Was für ein Erlebnis zum Abschluss unseres Urlaubes. Eines der absolut unterbewerteten Highlights in dieser Region. Und wir haben wahrscheinlich nur am äußeren Rand gekratzt.

Sehr schade, dass diese wunderschöne Gegend seit den letzten politischen Entscheidungen aus den Grenzen des Naturschutzgebietes “Grand Staircase Escalante National Monument” herausgefallen und damit zum Freiwild von Industrie und Kommerz geworden ist.

Zuhause mussten wir nochmal kurz in den Supermarkt, wo ich diese herrliche Konstruktion eines Fahrrades mit Hilfsmotor entdeckte.