Extraschicht im Vinyl Cafe “Schwarzes Gold” in Dorsten

Die Extraschicht hatte geladen. Eine der Attraktionen fand im Vinyl Cafe “Schwarzes Gold” in der Zeche Fürst Leopold in Dorsten statt. Dort wimmelte es nur so von Vorführungen, Bands, Aufführungen, Zechencharm und Leckereien.

_D586575Ich konzentrierte mich auf das Wesentliche, auf den Auftritt von Akrazul Boa und Shori Dotco aka Thierry aus Nizza. Das Vinyl Cafe besteht zum einen aus dem eigentlichen Gastraum, in einem Nebenraum aber sieht man den Grund für den Namen dieses Cafes: Schallplatten zu hunderten stehen, wohl sortiert nach Interpret, aus.

_D586507 _D586508Natürlich darf auch ein alter Plattenspieler nicht fehlen.

_D586503Und im Hintergrund, hinter der Jukebox, eine alte Grubenlampe.

_D586509Auch im Gastraum zeugt noch so einiges von der Vergangenheit im Zechenzeitalter.

_D586510Akra und Shori begeisterten das Publikum, wie sie sonst auch immer tun.

_D586532 _D586500 _D586467 _D586463 _D586470 _D586476Schweißgebadet durften die Jungs

_D586450 _D586519 _D586528 _D586443dann irgendwann abbauen und wurden von 2/3 der Gruppe Schall & Rausch (Berni und Kai) aus Köln abgelöst. Auch diese begeisterten das Publikum mit selbstgeschriebenen Stücken und diversen Cover-Versionen.

_D586563 _D586544Auf jeden Fall hörenswert. Solltet Ihr mehr Interesse an Akra und seiner Musik haben, hört mal mittwochs in Düsseldorf in Zorans Bar Studio 1 rein.

i-people. Im Interview mit Akrazul Boa

Hiermit starte ich eine neue “Serie”. Axel Stosberg von Santiano hat mal gesagt: Ich habe schon so ein aufregendes und vielfältiges Leben gehabt, ich glaube, ich werde ein Buch schreiben. Nun, ein Buch schreiben werde ich gewiss (noch) nicht, aber ich möchte über die vielen interessanten Menschen berichten, die mir im Laufe der letzten Jahre untergekommen sind. Und das “i” bei i-people steht einfach nur für interessant. Hat nichts mit der Obstfirma zu tun.

Den Anfang mache ich mit dem Musiker Akrazul Boa. Er lief mir eines Tages im R25 Kulturschlachthof bei Roger Erdmenger über den Weg und machte tolle Musik. Und wie beabsichtigt, erregte nicht nur der Name Aufmerksamkeit. Ich verabredete mich mit ihm in Düsseldorf am Rhein, wo wir ein gemütliches Stündchen bei Kaffee und Cola verbrachten.

Steckbrief:

Name: Akrazul Boa
Alter: 54
Familienstand: erwachsene Tochter, lebt in einer festen Beziehung
Beruf: Musiker
Lebt in: Auenland

Die erste Frage, die mich natürlich beschäftigte, war die Herkunft seines Namens. Wo kommt der her?

Akrazul ist eine Verballhornung des spanischen Wortes für Bogenschütze. Ein besonderes Alter Ego mit einem auffallenden Namen, der Interesse weckt – perfekt, oder?!

Wo kommt Erfolg her?

Auf die Dauer ist nicht der beste Sänger oder Performer erfolgreich, sondern derjenige, der es am meisten will… und der sich am besten verkauft.  Da tritt dann “Akrazul” auf die Bühne. Mein alter Ego hat sich verselbständigt, Akra ist der Boss.
Ganz in dem aufgehen, was ich tue. Motivation.

In seinem Studio spielt er eigene Stücke ein, mischt alles zusammen und macht sich mittels Tastatur und virtueller Klangerzeuger Instrumente, die er nicht beherrscht, (und das sind nicht viele, z.B. Streichinstrumente), zu Eigen. Dabei bleibt er seinem Musikstil im Wesentlichen treu: Dem Blues. Beeinflusst von Muddy Waters trieb er auf seiner ersten Gitarre mit 10 Jahren in diese Richtung, die in seinen Stücken immer wieder durchklingt. Für ihn ist es wichtig, dass ein Musiker die Verbindung zur Musik hat. Starres Abspielen von Noten ist langweilig, er will mit seiner Musik die Menschen erreichen und berühren. Improvisation ist einer der wichtigsten Bestandteile seiner Interpretationen, obwohl er (aufgrund seiner profunden Kenntnisse der Musiktheorie) diese auf Scalen und Accorde reduziert. Sei es drum, wenn man das beherrscht…

Einer Band hat er sich nie so richtig zugehörig gefühlt, er bezeichnet sich als Einzelgänger, der sein DING macht. Zusammen mit Gleichgesinnten oder eben alleine.

Was willst Du mit Deiner Musik ausdrücken?

Ich möchte ein Gefühl transportieren und etwas, wonach jeder Musiker  – eigentlich jeder Mensch, der so etwas selbst erlebt hat – im Endeffekt süchtig ist: Wenn dieser Flow entsteht, wenn Leute mitgehen, wenn alles ineinandergreift und strahlt.
Das Publikum soll berührt werden. Wenn das nicht der Fall ist, kann der Musiker technisch noch so talentiert sein, der Funke muss überspringen.

Mir ist aufgefallen, dass Du Dir während des Vortrages öfter eine Hand ans Ohr hältst. Habe ich noch nie bei einem Musiker gesehen. Marotte? Feature?

Manchmal ist die Monitoring-Situation übel. Eigentlich bräuchte man ein in-Ear Monitoring. Wenn das nicht möglich ist, kann ich mit der einen Hand abschirmen, die Stimme IN meinem Kopf hören und besser intonieren.

Auf den Fotos auf Deiner FB-Seite arbeitest Du mit sehr ausdrucksstarken Bildern und Farben. Kannst Du Dir vorstellen, mehr mit Fotografie zu machen?

Ich interessiere mich für Videografie und Fotografie im Allgemeinen. Angefangen habe ich mit einer zweiäugigen Rollei-Kamera. Damals gab es keine Computer, sondern man musste sämtliche Mal- und Fototechniken noch von der Pike auf lernen. Alles, was ich in den verschiedenen Bereichen gelernt habe, kombiniere ich und wende es dann bei meinen Projekten an. So kommt es auch, dass ich z.B. heute mehr Instrumente spiele, als “nur” die Gitarre.
Im fotografischen Bereich arbeite ich mit einer Rollei 4k (Action-Cam), einer Sony und meinem Handy, anschließend bearbeite ich das Ganze mit Photoshop. Fürs Video verwende ich Premiere und Hitfilm. Dabei kommt mir die Ähnlichkeit bei der Bearbeitung von Bildern, Videos und Audiodateien zupass. Ich verfremde gerne, es muss rocken.
Ob ich mehr machen kann, ist eine gute Frage. Auf jeden Fall werde ich immer etwas mit dem Bereich Fotografie zu tun haben.

Wo würdest Du gerne Urlaub machen?

Fernost, Asien…  Zum Einen war ich bisher noch nicht dort und zum Anderen faszinieren mich Bilder dieser Orte. Eine undefinierbare Anziehungskraft…

Wie definierst Du Freundschaft?

Freundschaft ist die gegenseitige Berechtigung, sich auszunutzen zu dürfen. Meine Freunde dürfen mich ausnutzen. 

Wo siehst Du Dich in 20 Jahren?

Mmmhh, in 20 Jahren bin ich 74, ruhig und entspannt. Das Alter ist zum großen Teil eine Sache, die im Kopf abgeht. Manchmal bin ich 5.
In meiner Mitte sein, kreativ sein, mich in meiner Haut wohlfühlen. Möglichst mit dem Menschen, den ich liebe. Immer noch gut sein, in dem, was ich tue.

Gibt es Dinge, die Du auf Deiner Bucket-List hast (= Dinge, die man im Leben erledigen möchte, Anm. des Interviewers)?

Einmal in den Weltraum fliegen und natürlich wieder zurück.
Bei einem Film mitwirken.

Hast Du ein Traumziel für den Urlaub?

Westindies, Seychellen, Bali.

Lieber Akra, vielen Dank für das Interview


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