01.10.2024 – Marina – SFO – Heimreise

Nun ist er angebrochen, der letzte Tag unserer wunderbaren Kalifornien-Reise. Den wollen wir voll auskosten. Unser Flieger ab SFO geht erst um 19.30 Uhr, wir haben mehr als genug Zeit, von Marina gemütlich an der Küste nach Norden und dann zum Flughafen zu fahren.

Beim Auschecken wäre beinahe noch ein Malheur passiert. Wir hatten vor zwei Tagen zwei Travelcards mit abgegeben. Diese kann man unter anderem bei Payback gegen Punkte erwerben. Auf jeder “Karte” sind 20 Euro drauf.

Die müssen bei der Abrechnung in USD umgerechnet und dann von der Rechnung abgezogen werden. Aber das erfordert etwas mehr Sachkenntnis als ein übliches Einchecken und wird daher gerne von den weniger hoch dotierten Kräften an “Spezialisten” weitergeleitet. Wenn es denn geschieht. So auch in diesem Fall. Ich fragte nach der Rechnung, und ob die Travelcards berücksichtigt worden wären. Welche Travelcards? Die Angestellte war erstaunt. Aber wir konnten sie überreden, nach den Papierdokumenten zu suchen und nach einiger Zeit wurde sie auch fündig. Und sie war sogar in der Lage, den Euro-Betrag in USD umzurechnen, so dass uns von der Rechnung 44,26 USD abgezogen wurden.

Dem Strand von gestern Abend (dem Marina State Beach) müssen wir noch einen Besuch abstatten.

Wie üblich sind die Parkplätze auch zu früher Morgenstunde gut besucht, aber wir wollen nicht lange bleiben, wir haben unser volles Gepäck im Auto.

Bei einer vorigen Reise hatten wir vor der Küste noch Delfine gesehen, die waren anscheinend gerade beim Einkaufen.

Jetzt geht es nach Norden, immer an der Bucht entlang bis hinauf nach Santa Cruz. Es geht vorbei an Feldern, auf denen die Pflücker fleißig arbeiten/ernten.

Südlich von Santa Cruz liegt noch die Stadt Capitola mit ca. 10.000 Einwohnern. Ich hatte ein Foto von dort gesehen mit vielen bunten Häusern.

Der erste Parkplatz oberhalb der Bucht ließ zwar den Pier gut zur Geltung kommen, aber von den Häusern ist nicht viel zu sehen.

Also machten wir uns auf den Weg nach Downtown und fanden einen passablen Platz für zwei USD/Stunde.  Das ist fair.

Auf der anderen Straßenseite eine hübsche Häuserzeile, die mit ihren Vorgärten schon fast einen englischen Touch hatte.

Dann quetschten wir uns durch zwei Häusern durch und standen vor dieser allerliebsten Hausreihe, so bunt, wie man sie selbst bei den Painted Ladies in San Francisco nicht findet. Die Sonne scheint und die Gebäude spiegeln sich im Wasser. Das Ganze nennt sich historic Venetian Court.

Auf dem Pier blickt man auf eine wilde Steilküste.

Auch die nicht zum Venetian Court gehörenden Häuser sind hübsch und malerisch.

Auf dem Rückweg queren wir den Soquel River mit einer imposanten Eisenbahnbrücke im Hintergrund.

Jetzt geht es weiter nach Norden. Das nächste Ziel, was gerade noch in unsere Zeitplanung passt, ist das Shark Fin Cove. Zumindest ist die Bucht unter diesem Namen im Internet gelistet. Wenn man von oben auf das Wasser schaut, erkennt man auch, warum.

Bevor es den Weg runtergeht, lesen wir allerdings Shark Tooth Beach. Was denn nun?

Unten gibt es eine Höhlung im Felsen, durch die man die komplett im Wasser liegenden Felsen sehen und auch fotografieren kann. Aber die Flut spült immer wieder Wellen hoch an den Strand, so dass ich nicht zu einem Schuss komme, auf dem der Shark Tooth komplett sichtbar ist. Das hätte für mich (und wahrscheinlich auch für die Kamera) ein Vollbad bedeutet. Heute am letzten Tag so kurz vor der Abreise keine Option.

Ich begnüge mich mit dem kleineren Felsen und einem Ausschnitt mit dem Shark Tooth, soweit ich ihn mit trockenen Füßen draufbekomme.

Wir mühen uns den Berg wieder rauf, es ist am ersten Oktober ganz schön warm und fahren weiter nach Norden.

Einen Stop machen wir noch vor dem südlich von Pacifica liegenden Tunnel, um noch ein letztes Stück Steilküste

und den Tunneleingang abzulichten.

Von Pacifica geht es direkt zum Costco, mein Koffergewicht lässt noch genau eine Dose M&Ms (ca. 1,7 kg) zu. Bevor wir tanken, ziehen wir uns noch die Reisekleidung an, tanken noch ein letztes Mal voll und geben den Wagen ab.

Gepäckaufgabe und einchecken klappen problemlos und kurz vor unserem Gate gibt es ein Restaurant, welches uns mit unserem Priority Pass einen sehr leckeren Burger spendiert.

Da es bis zum Abflug noch etwas dauert, kann ich mir eine Steckdose suchen und Bilder und Text vorbereiten.

Der Flug startet pünktlich und es gibt – im Gegensatz zu anderen Reisen, wie wir im Internet mitlesen – keine Komplikationen. Kurz nach 15 Uhr setzen wir auf deutschem Boden auf.

Die Einreiseformalitäten sind in Sekunden erledigt, so wünsche ich mir das in den USA auch.

Das Gepäck ist vollständig dabei. Aber dann geht es zum ersten Mal nicht direkt zu Fuß zum Parkhaus, sondern zu Holiday Parking Süd. Wir marschieren aus dem Zollgebiet raus und stehen schon direkt am Ausgang. Müssen uns nur links halten und ca. 100 Meter zur Bushaltestelle am Medical Centre laufen.

Der Bus fährt pünktlich los (ok, wir haben ca. 20 Minuten gewartet, aber es ist nicht zumutbar, die Ankunftzeit des Flieges mit Gepäckabholung etc. genau auf einen Abfahrttermin abzustimmen). So sitzen wir denn 50 Minuten nach Verlassen des Flughafengebäudes im Auto und verlassen das Parkhaus. Die reine Laufstrecke war deutlich geringer als zum direkt angrenzenden Parkhaus, dafür war die Gesamtdauer deutlich länger. Es kann sich jeder überlegen, wie er es gerne hätte.

Aber die Rückfahrt gestaltete sich leider so verstaut wie selten. Es dauerte bis 20.30, bis wir uns wieder in Essen befanden.

Resumée

Ihr wart doch schon in Amerika. Warum schon wieder? Die Frage bekommen wir häufig gestellt und die Antwort lautet: Ja, wir waren schon öfters dort und wir haben festgestellt, dass wir noch immer nicht alles gesehen haben, obwohl wir uns immer “nur” im Westen rumtreiben. Auch diese Reise hat viel Schönes und Bekanntes mit genauso viel Neuem verknüpft. Aber warum soll man nicht bewährte Hotels wieder besuchen? Orte, die vertraut und schön sind, erneut besichtigen? Die Waltour war ein Special und auch Carmel haben wir noch nie so gesehen. Bishop war wieder der Ausgangspunkt für viele schöne Wanderungen zu Seen, die bisher noch weiße Flecken auf unserer Karte waren. Den Lake Tahoe konnten wir erstmal so sehen und erkunden, wie wir es immer wollten. Capitola war die Überraschung des Tages.

Ich sage, wir haben alles richtig gemacht. Was war anders als sonst? Wir sind wieder ca. 3000 Meilen gefahren. Aber diesmal mit einem anderen Auto als sonst. Es war ein Dodge RAM 2500. Das ist eine Kategorie höher als die Pickups, die wir bisher unter dem Hintern hatten. Und da sind die Unterschiede nicht zu vernachlässigen:

  • Der Wagen ist deutlich höher als die F150-Klasse. Für das nächste Mal müssen wir uns einen Fußtritt besorgen, damit man halbwegs bequem auf die Ladefläche aufsteigen kann
  • Der Spritverbrauch ist deutlich höher. Ohne jetzt genau gemessen zu haben, lag er bei den Tankfüllungen ungefähr bei 15-16 mpg, das entspricht 14-15 l /100 km
  • Aufgrund des höheren Chassis sind die oberen Griffe an den Türöffnungen eine Notwendigkeit, das Runningboard eine willkommene Hilfe
  • Die Bedienung verlief intuitiv, da gab es nur wenig Eingewöhnungsprobleme
  • Interessant ist bei dem Wagen, dass er beim Bergabfahren die Geschwindigkeit sehr gut hält, das auch, wenn der Tempomat abgeschaltet ist
  • Wenn der Wagen, um die Geschwindigkeit zu halten, hochschaltet, schaltet er erst sehr spät wieder runter
  • Ein sehr praktisches Feature, welches ich sehr schätzen gelernt habe: Hinter dem Fahrersitz gibt es im Fußraum eine Klappe mit einem Staufach. In dieses passte meine Dicke Berta exakt rein. So musste ich sie nicht immer mitschleppen und hatte sie trotzdem sichtgeschützt immer schnell griffbereit.

30.09.2024 – Big Sur Coast – North, zweiter Versuch

Wir haben gut geschlafen, obwohl in den Morgenstunden der Verkehr des Highway 1 deutlich vernehmbar war. Nicht auszudenken, wie es gewesen wäre, hätte unser Zimmer direkt an der Straße gelegen.

Da die Küste selbst am frühen Morgen nicht von Nebel eingetrübt ist, beschließen wir, den Highway 1 noch einmal runterzufahren und für Euch all die schönen Küstenabschnitte zu präsentieren, wenn sie in der Sonne liegen. Ich hoffe, Ihr wisst den Aufwand zu schätzen.

Wir lassen Carmel direkt rechts liegen und landen nach einiger Zeit am Garrapata State Park. Ein kurzer Weg führt an der Steilküste vorbei, ein anderer Abzweig geht an den Strand hinunter. Die Küste sieht man am besten von oben, daher sparen wir uns die nach unten absteigenden Treppen. Es würde uns ja auch keiner wieder rauftragen.

Während wir versonnen auf das Meer starren, fallen uns immer wieder an fast der gleichen Stelle Unregelmäßigkeiten auf. Wale. Man kann sie wirklich auch auf diese Entfernung noch erkennen. Anscheinend eine Mutter mit ihrem Kalb, so eng und synchronisiert, wie die Blasfontänen aus dem Wasser steigen. Es ist schon etwas anderes, Tiere im Zoo zu sehen oder sie in der freien Wildbahn zu stalken.

Die Wale könnten wir zwar fotografieren, aber Ihr könntet sie nicht erkennen. Daher freut es mich, ein anderes Tier in freier Wildbahn zu erwischen. Von gestern wissen wir: Es geht keine Gefahr von Schmetterlingen aus. Folglich traue ich mich nah ran.

Es geht weiter. Auch diese Stelle am Kasler Point hatten wir schon bei trübem  Wetter gezeigt. So macht sie doch bedeutend mehr her.

Und die Eidechse traut sich bei Sonnenschein auch raus.

In der Nähe des Rocky Point kann man sehen, wie die Felsen an der Küste in einen weichen Dunst wie in Watte gehüllt werden. Das ist ein Anblick, der das Herz höher springen lässt.

An der Rocky Creek Bridge dürfen wir die Brücke wieder einspurig befahren. Immer noch das ungute Gefühl: Was ist, wenn von dieser einen Spur auch noch was wegbricht? Während wir fahren oder bevor es zurück geht? Aber auch dieses Mal geht alles gut und wir machen unseren nächsten Stop an der Bixby Bridge. Diesmal haben wir mehr Glück und finden direkt an der „offiziellen“ Parkbucht einen Platz.

Als wir das Bauwerk abgelichtet haben, fällt uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Einmündung auf ohne Verbotsschilder. Da müssen wir rauf. Abenteuerlust bricht sich ihren Weg. Aber damit ist es schon kurze Zeit später vorbei: Wir bekommen einen schönen Blick auf die Bixby Bridge von hinten, aber haben keine Ahnung, wohin uns diese Dirt Road führt.

Also kehren wir um und setzen uns wieder auf den Highway 1.

Am Hurricane Point werfen wir den Blick nach Norden auf die Bixby Bridge.

Dann wird es lebhaft und wir erfahren, wohin die ganzen Autos unterwegs sind: Direkt oberhalb der Steilküste gibt es ein Restaurant namens Nepenthe. Es gibt reichlich Parkplätze. Aber deswegen kommen die Leute nicht hierhin. Sie kommen wegen tollen Aussicht auf die Landschaft und die Aussicht, was zu Essen und zu trinken zu bekommen.

Die Aussicht können wir bestätigen, aber ehrlich gesagt, es gibt noch schönere Punkte. Die allerdings ohne Bedienung zum Essen und Trinken.

Zum Beispiel den Julia Pfeiffer Burns State Park Vista Point. Auch hier hatten wir schon gehalten, auch hier MÜSSEN wir wieder ein Foto machen.

Und das ist auch schon der vorletzte Punkt auf unserem Trip nach Süden, direkt vor uns liegt der McWay Falls, dieser malerischen, wunderschöne Wasserfall mit seinem türkisen Wasser, wie man es sonst nur aus Prospekten kennt.

Aber auch zur anderen Seite lässt sich die Landschaft nicht lumpen. Wenigstens genauso spektakulär, aber weniger fotografiert ist der Anblick nach Norden von fast der gleichen Stelle aus.

Wir drehen um, denn wir haben noch ein straffes Programm: Picknicken und Erholen an der Küste vor Monterey, Schnellshoppen bei Walmart, Sonnenuntergang beobachten in Marina.

Um nach Monterey zu kommen, passieren wir auf dem Highway 1 wieder den Berg mit dem Big Sur Lighthouse, wo wir auf unserem ersten Trip diese tolle Führung bekommen hatten.

Monterey und der Sunset Drive sind schnell gefunden und wir lassen uns auf der Ladefläche nieder, um heute morgen von Costco mitgebrachten Salat zu genießen. Diesen und die Aussicht. Obwohl wir kürzlich erst zu einer ähnlichen Uhrzeit und an ähnlicher Stelle viele Walsichtungen hatten, kommt heute kein einziger vorbei. Ein Waltourboot tuckert vor der Küste entlang, die werden enttäuscht sein.

Dann geht es nach Hause, vorher bei Walmart vorbei und dann “hetzen” wir die paar hundert Meter mit dem Auto zum Strandparkplatz, der wie immer gut besucht ist. Und das eine Stunde vor Sonnenuntergang. Schließlich finde ich in vierter Reihe ein Plätzchen und fange am mitgebrachten Rechner an, Fotos zu laden und den Text zu schreiben, während Karin unten am Strand Wellen zählt.

Schließlich macht sich die Sonne auf den Weg nach ganz unten. Sie plumpst bestimmt gleich über den Rand der Scheibe.

Als das geschehen ist, geht es zurück ins Hotel. Was für ein letzter Tag.

29.09.2024 – Von Santa Maria nach Marina

Good Morning Santa Maria. Wir haben extrem gut geschlafen. Lag es an den guten Betten? Oder der ruhigen Lage? Oder der Tatsache, dass aufgrund des riesigen Raumes die Luft noch nicht so verbraucht war? Wir finden es jedenfalls schade, dass wir weiterziehen müssen. Und zwar geht es heute nach Marina, 10 Meilen nördlich von Monterey. Dort haben sich die Preise mittlerweile wieder beruhigt und die reine Fahrzeit beträgt 2,5 Stunden. Aber was sollen wir schon um die Mittagszeit schon in unserem Hotel? Die kalifornische Küste hat so viele schöne Ecken zu bieten.

Auf dem Weg nach Norden führt uns der Weg zuerst nach Oceano, genauer zu Oceano Dunes State Vehicular Recreation Area. Eintritt 5 USD. Wir stellen uns lieber oberhalb auf einen Parkplatz und schauen, was dieser besondere Name verheißt: Man darf mit dem Auto auf den Strand fahren. Logisch, dass etwas, was in Oregon nicht unbedingt gang und gäbe, aber auch nicht außergewöhnlich ist, hier als besonderes Highlight vermarktet wird.

Wir gönnen dem autofreien Teil des Strandes einen längeren Blick. Für einen Sonntag Nachmittag ist es hier sehr ruhig und entspannt.

Als nächstes Ziel hatten wir ins Navi die Monarch Butterfly Grove eingegeben. Ein kleines Flecken Erde, eingerahmt mit vielen Eukalyptus-Bäumen, wird zwischen November und Februar von vielen (und damit meine ich wirklich viele) Monarch-Schmetterlingen bevölkert. Sie hängen wie Trauben an den Bäumen und man kann sich der Angriffe nur schwer erwehren. Kleiner Scherz, die tun einem nichts, die wollen nur spielen.

Wir haben nicht November oder später, deshalb passieren wir unbeschadet den kurzen Trail und fahren weiter in Richtung Pismo Beach.

Der Pier und die direkt angrenzenden Straßen sind logischerweise gut gefüllt, an einen Parkplatz ist nicht zu denken.

Aber nett ist es hier doch.

Auch nur eine Seitenstraße weiter kommen wir in ein Wohngebiet, wo eine Straße zwischen den Häusern und der Steilküste entlang führt.

Am Margo Dodd Park strömt durch unsere offenen Autofenster ein vertrauter, wenn auch nicht sonderlich angenehmer Geruch rein. Hier gibt es animalisches Leben.

Wir parken am Straßenrand (problemlos möglich, keine Verbotsschilder etc.) und schauen die Felsen hinab.

Auf unseren Touren haben wir ja schon viele Vogelkolonien gesehen, aber das toppt doch so einiges. Auf den im Wasser liegenden Felsen haben sich hunderte (oder mehr) Kormorane, Möwen und Pelikane niedergelassen.

Und flattern, sitzen und stinken vor sich hin.

Die Pelikane sehen immer so aus, als hätten sie ein Grinsen im Gesicht, was natürlich nicht stimmt. Auf jeden Fall sind es sehr interessante Vögel und ich kann den Finger nicht vom Auslöser lassen. Sieht er nicht ein bisschen schüchtern und verschämt aus?

Sitzend, aber auch besonders im Fluge machen diese Tiere eine gute Figur.

Gegenüber in unserem Rücken kann man sehen, was die Seeluft mit den Häusern anrichtet. Ein Teil des Hauses ist komplett verfault und wurde bis zur Freilegung des Innenlebens nur von Farbe zusammengehalten. Also Obacht beim Hauskauf.

Ein paar hundert Meter weiter, am Eldwayen Ocean Park müssen wir noch einmal für einen Stop aus dem Wagen, zu schön bietet sich die Küste dar.

Jetzt aber schleunigst weiter, sonst kommen wir heute Abend nicht mehr in Marina an.

Bevor die 101 die Küste verlässt, gibt es noch einen letzten Coastal Access: Den Avila Beach. Gleich drei Piere (oder Piers?) erstrecken sich ins Wasser, aber nur einer ist begehbar. Auch auf den verzichten wir, zu groß ist der Zeitdruck, unter dem wir stehen. Urlaub ist einfach nur Stress. Schnell ein Foto machen und dann auf den Highway zurück.

Auf dem Hinweg waren wir schon einem Pumpkin-Verkauf vorbeigekommen. Wobei die Bezeichnung nicht ganz zutreffend ist. Ca. 100 Autos quetschten sich auf den staubigen Hofparkplatz, ein Streichelzoo lockt die kleinsten, ein Heuballenlabyrinth die mutigeren und alle anderen lassen sich gerne vor der organgefarbenen Kugeln fotografieren.

Und da ich ja eine Gartenfachfrau in der Familie habe, weiß ich schon genau, was mir demnächst bevorsteht: Trecker reparieren.

Dann schaffen wir es doch, uns zu lösen und geben das letzte Zwischenziel ein: Den Montana de Oro State Park. Er liegt etwas südlich von Morro Bay. Wir waren vor ein paar Jahren schon einmal dort wandern gewesen und hatten uns an der tollen Felsenküste erfreut. Diesmal sah es so aus, als könnte dort richtig schön die Sonne scheinen. Aber auf dem Weg dahin leuchtete auch der Felsen von Morro wunderbar im Nachmittagslicht. Die Morro Bay im Sonnenschein? Das können wir uns nicht entgehen lassen. Also werfen wir den Plan über den Haufen und fahren in den mittlerweile deutlich belebteren Hafen ein.

Obwohl es dort richtig hübsch aussieht im Sonnenschein und sich viele Besucher in der Bucht tummeln, finden wir leicht einen Parkplatz.

Da wir noch nichts gegessen haben seit dem Frühstück, fahren wir zur anderen Seite der Bucht an den Fuß des Felsen, parken unsere Black Beauty rückwärts an den Strand und picknicken.

Und dabei können wir wunderbar die Seeottern beobachten, die sich nahe vor uns im Wasser tummeln.

Auch das Dorf mit einem Tele rangeholt wirkt bei Sonne deutlich attraktiver.

Aus dieser Perspektive erinnert es mich an Hilo auf der Insel Hawaii.

Wir müssen weiter. Ein letzter Blick von einer der weiter oben liegenden Straßen und es geht ohne weitere Unterbrechungen auf den Highway 101.

Der Verkehr ist gering und wir fahren gegen die Sonne nach Westen. Vielleicht bekommen wir den Sonnenuntergang noch mit.

Als wir schließlich in Marina auf die Straße zu unserem Hotel einbiegen, fahren wir noch ein paar Meter weiter zum Strand, um den letzten Teil der Sonnenscheibe zu sehen, die gerade hinter den Wolken verschwindet.

Unser Hotelzimmer ist einfach, aber renoviert und liegt soweit möglich vom Highway entfernt. Hier werden wir uns zwei Tage wohlfühlen.

28.09.2024 – Von Morro Rock nach Santa Maria – Gaviota Wind Caves

Wir wollen dem Nebel entfliehen. Und dem Zimmer. Obwohl wir es genossen haben, so zentral zu wohnen in einem gemütlichen Ort, fühlen wir uns etwas bedrängt. Ich gestehe, wir haben uns durch unsere unbezahlten, geschenkten Zimmerupgrades wunderbar an einen höheren Standard gewöhnt. Und das macht sich in diesem Fall besonders bemerkbar. Auch beim Frühstück sind wir schon besser verwöhnt worden.

Aber zum Thema. Wir müssen abreisen. Und da kommt mal wieder eine unserer kurzfristigen Umplanungen zum Tragen. Eigentlich wollen wir ja eine ganze Zeit an der Küste verbringen. Aufgrund des Wochenendes und dem Jazz-Festival in Monterey waren die Preise für Hotels zum Teil auf das dreifache gestiegen. Und für unser Hotel in Morro Bay 300 USD auf den Tisch zu legen, fanden wir echt unverschämt.

Also ging unsere Planung in folgende Richtung: Während der teuren Tage bewegen wir uns weg von der Küste nach Dinuba für zwei Nächte, um an dem Tag dazwischen den Sequoia National Park unsicher zu machen. Nach unseren Erfahrungen mit Kurvenfahrten in den Bergen und auch durch den Spritverbrauch unseres Dicken bedingt ergab eine einfache Rechnung, dass eine Unterkunft nicht weit von der Küste preislich günstiger wäre. Und wir müssen nicht mehrere Stunden erst Richtung Osten und dann wieder Richtung Westen fahren.

In Santa Maria, einer Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern fanden wir ein Hotel, das zwar immer noch sündhaft teuer (fast 200 USD), dafür aber mit sehr guten Kritiken ausgestattet war. Die darauf folgende Nacht (wäre die zweite in Dinuba gewesen) konnten wir zu akzeptablen Konditionen in Marina festmachen, wo wir sowieso einen Tag später wieder gelandet wären.

Bevor es auf die Straße ging, mussten wir noch den Morro Rock selbst besuchen. Alles andere wäre sträflich gewesen. Steht man vor dem großen Steinbrocken, schaut man in nördlicher Richtung auf den Strand, wo sich – es ist Samstag morgen – viele zig Surfer tummeln. Wenn die wüssten, dass es am Willow Beach sehr viel schönere Wellen gibt.

Richtung Süden schauen wir auf den Hafen, die Stadt und auf das unvermeidliche Kraftwerk. Obwohl ich schon vor vielen Jahren in meinem Reisebericht angeregt hatte, dieses zu entfernen, verschandelt es immer noch die Landschaft. Offensichtlich hat die Stadtverwaltung meinen Blog nicht gelesen.

Im Hafen selbst dann das gewohnte und bei Sonnenschein richtig hübsche Bild des Hafens mit dem Rock im Hintergrund.

Unsere Tankuhr zeigt mittlerweile bedenkliche Werte an: Noch ca. 50-60 Meilen, bis wir nur noch auf benzinhaltiger Luft fahren.

Zum Glück ist ein Costco nur 13 Meilen in San Luis Obispo gelegen. Wir spazieren kurz durch und wie durch ein Wunder rettet Karin wieder ein paar Klamotten davor, von anderen Kunden gekauft zu werden. Wir füllen auch unsere Costco Karte auf (brauchen wir zum Tanken) und stellen uns brav an der Tankstelle an. Noch 30 Meilen im Tank. Soweit habe ich ihn noch nie runtergefahren.

Nach endlosen Minuten des Wartens habe ich knapp 27 Gallonen (das sind ungefähr 100 Liter) bei einem Preis von 4,399 USD/Ga eingefüllt. Jetzt geht es uns wieder besser.

Wir setzen uns auf den 101 und fahren nach Santa Maria. Ich bin nicht sicher, ob es diese Stadt war, die Roland Kaiser besungen hat. Und auch nicht, ob er einfach nur “Sand da, Maria” geträllert hat. Ist aber auch egal. Beim Hotel hatten wir in Morro Rock schon angerufen und um ein Upgrade gebeten. Die freundliche Angestellte meinte, das hätte sie schon aufgrund unseres Wunsches in der Buchung schon berücksichtigt. Also werden die Kommentare doch gelesen.

Jedenfalls betraten wir unseren Palast und waren geflasht. Allein die Toilette, das Schminkzimmer und die Küche waren schätzungsweise so groß wie unsere Behausung in Morro Rock. Und der Esstisch erstmal. Wir sind in einem Eckzimmer und zu beiden Seiten führen Verbindungstüren zu den anliegenden Räumen. Vermutlich wird man hier die Familien zum gemeinsamen Essen zusammenführen. Hier fühlen wir uns wohl. Leider nur für eine Nacht.

Reichlich mit guter Laune versehen machen wir uns wieder auf die Straße nach Gaviota. Dies ist ein Ort mit 94 Einwohnern ca. 40 Meilen südlich von Santa Maria. Es gibt dort einen Statepark und auch mehrere Wanderwege. Einer führt zu den Windcaves. Den wollen wir gehen. Zumindest ich, denn meine Göttergattin sträubt sich zu Anfang noch heftig: Das schaffe ich nicht, das ist zu schwer, ich muss ja auch wieder zurück.

Die Proteste ignorierend – auch die Seals müssen an ihre Grenzen und auch darüber hinaus getrieben werden – machen wir uns auf den Weg.

Unter uns liegt zum Strand hin der Statepark, den wir aber nicht bezahlen müssen, da der Trail außerhalb los geht.

Zuerst führt der Weg ca. einen Kilometer auf einer asphaltierten Straße entlang, das ist gut zu laufen und es gibt auch keine Beschwerden.

Dann geht es nach links ab in die Berge. Ein Schild hat wohl früher davon Kunde getan, jetzt sollte man es einfach abreißen.

Sanft ansteigend auf einem getrockneten Lehmpfad geht es durch die Graslandschaft bis zum Waldrand aufwärts.

Die Büsche und Bäume stehen dichter und man kann sich leicht zerkratzen. Als Ausgleich dafür spenden sie auch Schatten und es geht deutlich steiler bergauf. Hinter mir wird es deutlich lauter, aber noch nicht unerträglich.

Endlich erreichen wir die erste der Höhlen auf einer Höhe von 133 Metern. Diese sind wunderschön, obgleich auch schon Vandalen beschmiert.

Logisch, dass wir jetzt auch noch mehr sehen wollen. Weiter oben sehen wir schon weitere Höhlungen in den Felsen, da müssen wir rauf. Gut, dass meiner Mitturnerin die Luft zum weiteren Lamentieren fehlt.

Schließlich erreichen wir (auch sie, und ich bin stolz auf sie) die zweite Höhle und genießen den Ausblick.

In die Nachbarhöhlen zu klettern war mir dann doch zu gefährlich, wir haben auch so schon viel Schönes gesehen.

Also machen wir uns auf den Rückweg, immer schön vorsichtig wie die Beamten: Einen Fuß vor den anderen, das in abwechselnd umgekehrter Reihenfolge. Eidechsen begleiten uns auf dem Weg.

Der Rückweg auf der asphaltierten Straße ist dann ein Kinderspiel und die Rückfahrt gestaltet sich im Abendlicht sehr angenehm. Unsere Leistung wollen wir aber noch belohnen: Auf dem Weg zum Hotel liegt ein Panda Express. Dass dort schmackhafte Gerichte serviert werden, ist bekannt, aber einen dermaßen großen Ansturm haben wir noch nicht erlebt. Eine Angestellte nimmt per Tablet unsere Bestellung auf und wir dürfen in der Schlange warten, bis mein Vorname aufgerufen wird und wir die Tüte in Empfang nehmen können.

Die vier Meilen zum Hotel überstehen wir auch und können dann am großen Tisch unser Mahlzeit genießen. Nur ein “Reisetag”, aber ein toller.

27.09.2024 – Big Sur Coast – South

Wie üblich war der Nebel allgegenwärtig, aber die Handy-App kündigte an, dass irgendwann im Laufe des Tages die Sonne durchbrechen könnte.

Also begaben wir uns gemütlich zum Frühstücksraum, der insgesamt acht Personen “beherbergen” darf. Das Frühstück war OK, aber nicht herausragend. Aber das Völlegefühl würde wohl einen großen Teil des Tages vorhalten.

Da noch immer keine Sonne in Sicht war, fuhren wir in paar Blocks weiter, um einen Laundromat aufzusuchen, Wäsche musste gewaschen werden. Innerhalb von 22 Minuten waren zwei Maschinen fertig. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, verteilten wir die fast trockene Wäsche in unserem Hotelzimmer und hofften, dass der Durchzug das erledigen könnte.

Als nächstes brauchten wir noch einen schmackhaften Salat für das Mittagessen. Einen Grocery Outlet gab es im Nachbarort, in Baywood Park. Die benötigten Lebensmittel waren schnell gefunden, aber da dieser Ort auch am Wasser liegt, beschlossen wir ins Blaue, mal runterzufahren an die Bay.

Eine hübsche und ruhige Kleinstadt, noch wesentlich weniger vom Tourismus beleckt als Morro Bay, welches vom Fischfang und dem Felsen lebt.

Aber wir müssen ja nach Norden, wollen die schöne Küste sehen. Soweit etwas davon zu sehen ist. Wir setzen uns auf den Highway 1 und landen natürlich im Nebel. So hatten wir nicht gewettet.

Irgendwann schob sich dieser zur Seite und wir atmeten erleichtert auf. So kennen wir die Küstenstraße, so lieben wir sie.

Die Freude war nur von kurzer Dauer. Wie man sehen kann, legt sich eine Nebelwand immer wieder direkt an der Küste über das Wasser und auch über das Land.

Wir fahren vorbei am Abzweig zum Hearst Castle. Irgendwann schauen wir uns das auch einmal an, aber heute waren mir 35 USD/Person zu teuer. Kurze Zeit später, wir durchfahren immer wieder Nebelbänke und machen an einspurigen Baustellen Halt, ein weiterer Haltepunkt mit Sonnenschein. Das müssen wir dokumentieren.

Nach Süden scheint die Sonne über der Küste.

Und am Willow Creek ebenfalls.

Da es dort zum Meer runtergeht und wir uns daran erinnerten, dass wir dort einmal Jade gefunden hatten, stand der Entschluss fest: Wir machen dort Mittagspause.

Es gab nur noch wenige Parkplätze, aber in einen konnte ich mich mit dem Dicken reinquetschen.

An der Küste stieg unsere Laune sofort um einige hundert Prozent. Am Wasser sitzen und auf die Wellen zu starren, ist ein sehr beruhigendes Hobby.

Und wirkt offensichtlich sofort.

Mich reizte eine der Kugeln, die vom Kelp an Land gespült worden waren. Mittlerweile war der einzige Picnic-Tisch freigeworden, den ich sofort mit Beschlag belegte.

Während wir uns das Mittagessen schmecken ließen, konnten wir die Blicke nicht von der wunderschönen Küste und den Wellen lassen. Da müsst ihr mal wieder durch.

Die Wellen waren (geschätzt) bis zu drei Meter hoch und ein halbes Dutzend Surfer tummelte sich in der Brandung. Klar, dass ich mein Glück auch mit einem von denen versuchen musste:

Aber ansonsten erinnerten mich die Wellen an den Ke’e Beach auf Kauai. Der Überschlag, die Glaswellen und die Schaumkronen, da kann ich nicht widerstehen.

Irgendwann aber stellten wir fest, dass es Zeit wäre, nach Hause aufzubrechen. Schließlich wollen wir noch die Seeelefanten sehen, die wir auf dem Hinweg links hatten liegen lassen.

Aber ein Stückchen dürfen wir noch Richtung Norden fahren. Noch ist das Wetter dort schön.

Es ist schon fast mystisch, wie sich der Nebel über das Land legt. Wenn man an einer höher gelegenen Stelle auf die Bank aus Weiß schaut, kommt man sich fast wie im Flugzeug vor.

Am Sand Dollar Beach kann man dieses sehr gut nachvollziehen.

Jetzt noch schnell ein Foto vom Pampasgras machen und dann sollte es eigentlich schnell nach Süden gehen.

Würde es auch, wenn da nicht immer wieder Aussichtspunkte wären, die schön in der Sonne liegen.

Waren die vorher auch schon da? Kann mich nicht erinnern.

Endlich werden wir erlöst (soviel Sonne vertragen wir nicht an einem Tag) und es geht in der Nebelsuppe zum Elefant Seal Vista Point.

Das Licht ist schon echt bescheiden, aber man hört die lautstarken Diskussionen der Halbstarken und der Boss muss ab und zu dazwischengehen.

Manchmal geben die Tiere einem das Gefühl, man wäre ein richtiger Stalker (was ja auch nicht ganz falsch ist).

Andere beschweren sich direkt lautstark bei der Elefant-Verwaltung, die allerdings andere Dinge zu tun hat, als sich um ein paar knipsende Touristen zu kümmern.

 

Und wieder anderen ist es schlicht und ergreifend egal, wer da oben auf dem Weg steht und neugierig runterschaut.

Dann wird es uns doch zu kalt und wir schwingen uns in unsere Black Beauty, um noch ca. eine Stunde nach Hause zu düsen. Als wir ankommen ist es neblig, trüb und dunkel.

Wir hatten mit vielem gerechnet, aber nicht damit, den Tag am Willow Beach zu verbringen und den puren Erholungsmodus einschalten zu können.