Unser nächster Tag in Quedlinburg bricht an.
Für heute haben wir uns ein wenig Kraxelei vorgenommen. Etwas südlich von Halberstadt (eine Stadt, die von Goethe zweimal besucht wurde, einmal zu Lebzeiten Gleims, einmal nach seinem Tod) liegen zwei Sandsteinformationen mit außergewöhnlichem Aussehen. Wir hatten gestern schon versucht, einen Parkplatz als Ausgangspunkt zu finden, aber die Komoot App hatte eine so tolle Idee, wo man noch starten könnte. Also gaben wir diesen Punkt ins Navi ein und mussten mal wieder feststellen, dass es entweder keinen Satellitenempfang (von Handyempfang wollen wir gar nicht erst reden) gibt oder noch lange nicht alles erfasst ist. ODER: Ich habe in meinem Handy irgendwo hinterlegt, dass ich einen Pickup fahre und deshalb ungeteerte Straßen und schlechte Feldwege bevorzuge. Jedenfalls führte uns die Software zu diesem genannten Endpunkt. Und meinte dann, dass wir noch 10 Kilometer zu laufen oder fahren hätten.
Also schlug ich die Vorschläge in den Wind und wir machten uns auf den Weg zum gestern gefundenen Parkplatz. Und wieder stellte sich heraus, dass der Osten von Google Maps sehr stiefmütterlich behandelt wird: Eine Großbaustelle mit Komplettsperrung der Straße wird einfach nicht angezeigt. Maps meint, wir mögen einfach geradeaus durchfahren. Was ich dann im Hinblick auf meine Beifahrerin nicht tat. Wollte mir keinen Tinnitus einfangen.
Jedenfalls stellten wir unseren Wagen ab und machten uns auf den Weg. Nach ca. 100 Metern ging es steil bergauf und die Fünffingerfelsen kamen in Sicht.
Diesmal keine Stufen, aber nicht weniger weniger steil ging es nach oben. Unsere amerikanischen Merrell-Treter bewährten sich im ostdeutschen Sandstein genauso gut wie in den roten Felsen im südlichen Utah.
Und die Ausblicke sind logischerweise auch nicht schlecht.
Hier der Blick zu den Klusfelsen, die nur ca. 100 m weiter östlich liegen.
Wir klettern auf der anderen Seite der Fünffingerfelsen wieder runter und wandern am unteren Ende der Klusfelsen vorbei, wo schon 5 angeleinte Jagdhund wild kläffend auf ihre Besitzer warten (es war eine Aufpasserin dabei, die Hunde waren nicht alleine).
Auch hier geht es steil den Berg rauf und wir befinden uns in wunderschönen Formationen und Höhlungen.
Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, da rein und da raus zu gucken, solche Öffnungen reizen immer.
Durch eine Öffnung kann man noch einen weiteren, allerdings namenlosen Felsen sehen.
Es wäre mit Sicherheit interessant, von dort aus unsere Felsformationen zu begutachten, aber dann hätten wir nochmal ein ziemliches Stück nach oben gemusst. Fällt aus.
Dann lieber Karin beim Fensterln ablichten. Wenn man auf dem langgestreckten Rücken bis zum Ende läuft (also da, wo man leicht abstürzen kann), hat man auch einen guten Blick auf den Sandstein.
Und um 180° gedreht sehen wir wieder die Fünffingerfelsen.
Um 90° zurück gedreht haben wir auch den Ausblick auf Halberstadt.
Hatte ich schon erwähnt, dass Goethe die Stadt schon zweimal besucht hat?
Ein Detail ist in den Felsen (nicht in Halberstadt) noch interessant: Die Stufen, die in dem Sandstein steil nach oben führen:
Wieder unten angekommen, fanden wir nämlich ein Schild, welches besagte, dass diese Felsen bereits vor ca. 14000 Jahren besiedelt und auch als Sternwarte benutzt wurden. Vielleicht haben die damaligen Bewohner schon für die Tritte gesorgt?
Jetzt geht es zurück zum Auto und ich gebe Wernigerode ins Navi ein. Mal sehen, welche Feldwege wir diesmal angeboten bekommen. Aber, oh Wunder, wir werden über “normale” Straßen, also fast schon langweilig, in dieses Städchen im Harz geleitet. Das schöne an unseren Touren ist, dass hier alles sehr nah beieinander liegt. Immer sind es 20-30 km bis zum nächsten Ziel.
Wernigerode glänzt wie viele andere Harzstädtchen durch einen schönen alten Häuserbestand, welche zu großen Teilen aufwändig restauriert wurden.
“Berühmt” ist das “Kleinste Haus”, welches wir auf dem Weg zum Marktplatz als erstes zu Gesicht bekommen.
Gut, dass dabei steht, dass es das kleinste Haus von Wenigerode ist. Denn bei uns in Werden gab es zumindest früher die Kemnate, dessen Front mit Sicherheit noch schmaler ist. Allerdings ist das Innenleben nicht mehr original vorhanden.
Wir stoßen Richtung Markplatz vor. Auf dem Weg kommen wir am “Museum Schiefes Haus” vorbei. Bestimmt ideal geeignet für Billigmöbel einer schwedischen Möbelfirma, die sich jeder Schräge optimal anpassen. Es ist das linke Haus auf dem Foto.
Nicht ganz so schräg, aber dafür wahnsinnig schön von der Konstruktion und von den Verzierungen her ist das Rathaus. Leider wurde dort gerade eine Bühne für eine Veranstaltung aufgebaut.
Ich habe versucht, sie zumindest teilweise durch den hübschen Brunnen abzudecken.
Dann noch ein Blick in die Fußgänger- und Ladenzone, sieht aus wie viele andere Städchen mit Fachwerkhäusern und Einkaufszone.
Wenn man noch die Zeit und Lust hat, kann man zum Schloss Wernigerode laufen bzw. mit einer Bimmelbahn rauffahren.
Wir begnügten uns mit einem Blick von unten und steuerten unser nächstes Ziel an, den Königshütter Wasserfall. Was ist das Besondere an diesem atemberaubenden Naturschauspiel?
Der Wasserfall ist “handmade”. Dafür zahlt man weder Park- und Eintrittsgebühren.
So langsam war die Luft bei uns raus und wir gaben unser schönes Quedlinburg ins Navi ein.
Als wir ankamen, erwachten meine Lebensgeister wieder ein wenig und ich wollte noch einen Streifzug durchs “Dorf” unternehmen.
Wir waren mittlerweile schon mehrfach an dieser Häuseransammlung auf dem Berg vorbeigekommen, aber wussten nicht, wie mit dem Auto dahin zu gelangen.
Zu Fuß kein Problem. Gerade mal 101 Stufen und man befindet sich in einem hübschen und verschlafenen Ortsteil.
Auf einem anderen Weg geht es die Stufen wieder runter, aber vorher hat man von oben einen tollen Blick auf den Schlossberg.
Dramatisch ziehen die Wolken vorbei und ich bereite mich schon seelisch auf einen Guss vor.
Es geht Richtung Markplatz, vorbei an der Brauerei Lüdde, die wir ja kürzlich schon erwähnt hatten.
Auf dem Marktplatz dann noch ein paar Impressionen eingefangen.
Und nach einem letzten Foto geht es dann nach Hause. Trockenen Fußes.
Wieder ein toller Tag. Zwar fast ohne Sonnenschein, aber auch ohne Regen.