Am Morgen wachen wir gut ausgeschlafen auf. Wir müssen nur noch frühstücken, unser Gepäck in den Wagen laden und nach Denver fahren. Dort bei Costco in der Nähe des Flughafen noch einmal volltanken, den Wagen abgeben und dann unser Gepäck loswerden. Hoffentlich geht es gut.
Das Frühstück haben wir jetzt zum letzten Mal genossen. Ab morgen gibt es wieder deutsche Kost. Wir werfen noch die letzten Dinge weg, die wir weder mitnehmen noch brauchen können in der Heimat. Als erstes Ziel geben wir die Costco Tankstelle ein. Scheint recht neu zu sein, denn bei Google Maps ist nur eine unbebaute Fläche zu sehen. Hoffentlich gibt es den Laden überhaupt. Aber nach einer Stunde stehen wir an der Zapfsäule und spendieren unserem Dicken noch ein paar Gallonen. Preis 3.199 USD/Ga. Niedrigster Preis in diesem Urlaub, soweit ich mich entsinne.
Und dann passiert das, was ich schon befürchtet hatte und nicht mehr abwenden konnte: Die Quengelei geht los. Lass uns doch noch reingehen, nur mal schauen. Ich wusste es. Und während die Kleiderabteilung auf Herz und Nieren geprüft wird, schaue ich mich nach Pröbchen um. Heute morgen gibt es wenig, dafür aber einen Einblick in die Vorratshaltung des Marktes. Man sieht ab und zu Familien, die mit mehreren Packs dieser Wasserflaschen auf dem Einkaufswagen rauskommen. Vermutlich wohnen sie etwa abgelegen und kommen nur alle paar Wochen in die “City”.
Und wenn dann die Dame neben dir sehr klebrige Finger hat und die Kollekion aktualisiert wurde, ja, dann liegen halt noch ein paar Kleidungsstücke im Einkaufswagen auf dem Weg nach draußen. Auf dem Parkplatz stellen wir fest, dass der Costco wirklich sehr neu sein muss: wir sehen die ersten Elektroladesäulen. Ein zarter Widerspruch zu dem dicken Truck, der direkt gegenüber steht. Dafür ist er sehr hübsch.
Zum Flughafen sind es noch 7 Meilen, die drei Shirts haben noch ins Handgepäck gepasst. Hätte ich das gewusst, ich hätte meine Fototasche umgelagert.
Die Abgabe des Autos klappt problemlos.
Ein Blick auf die Trip-Anzeige weist eine gefahrene Strecke von 4066 Meilen auf. Ganz schön viel für drei Wochen, aber die Entfernungen zwischen Denver, Yellowstone, den Black Hills und zurück nach Denver sind nicht ohne.
Der Durchschnittsverbrauch auf dieser Strecke hat sich umgerechnet auf ungefähr 9,44l/100 km eingependelt. Ein, wie ich meine, guter Wert.
Zwischendurch, nachdem wir mal in Del Norte getankt hatten und nur in der flachen Ebene unterwegs waren, sank der Verbrauch auch auf 7,3l/100km.
Kurze Zeit später stehen wir an den Schaltern, um unser Gepäck loszuwerden. Auch dies klappt schnell und ohne Schwierigkeiten, niemand verliert ein Wort über die paar Gramm zuviel. In der Security gehen sowohl mein Kamerarucksack als auch meine Computertasche ohne extra Kontrolle durch.
Nur Karins Reisekoffer muss geöffnet werden. Und da sind sie endlich: die lange gesuchten und nie gefundenen Behälter mit dem Sonnenschutz. Wir opfern sie dem Security-Gott und haben die wichtigsten Kontrollen hinter uns.
Eine Lounge gibt es hier für uns im Rahmen des Priority-Passes nicht, dafür aber die Möglichkeit, in einem Restaurant zu dinieren.
Ich entscheide mich für Lamb Balls mit Salat, wohlschmeckend und eine wohltuende Abwechslung zur Kost der vergangenen Wochen.
Dann geht es zum Gate, wir haben reichlich Zeit und schlendern gemütlich rüber.
Der Flug dauert etwas über neun Stunden (vom Abdocken am Gate bis zur Parkposition). Wir hatten beide Gangplätze gebucht, aber wenn sich die Mittelsitzer breit machen, hilft das nicht wirklich.
In Deutschland sind wir in wenigen Minuten durch die automatisierte Passkontrolle und unser Gepäck lässt auch nicht lange auf sich warten.
Dann der lange Gang zum Stellplatz. Und hier weiß ich zum ersten Mal so richtig die Vorteile eines Koffers zu meiner alten Dufflebag zu schätzen: Quasi schwerelos, die Computertasche draufgestellt, gleitet das Gebäckstück über die Fliesen.
Die Autofahrt nach Hause war auch unspektakulär, abgesehen von einigen Staus, nördlich von Köln, auf die hätte ich verzichten können. Willkommen zurück in Deutschland.
Resumée
Wir haben mal wieder viel Neues gesehen, alte Erinnerungen aufgefrischt. Der Yellowstone Nationalpark hat uns mal wieder sehr gut gefallen. Leider haben wir weder Bären noch Elche gesehen, aber so ist das Leben. Dafür Büffel bis zum Abwinken.
Die Black Hills und auch die Badlands waren toll, auch die Tatsache, dass uns erstmalig im Leben Bergziegen begegnet sind.
Colorado war auch (mal wieder) sehr schön und wir werden mit Sicherheit hier nicht zum letzten Mal gewesen sein.
Die Jahreszeit war ideal, und mit dem Wetter hatten wir größtenteils Glück. Es ist ja häufig so, dass im Herbst stabile Wetterlagen vorherrschen. Und dem Schnee auf manchen Pässen sind wir zum Glück davongefahren.
Mit dem Auto hatten wir (mal wieder) Glück. Es ist eine Freude, zum einen auf den Highway fast geräuschlos auf der Straße zu cruisen, zum anderen kann man die ein oder andere Dirt Road ohne schlechtes Gewissen fahren, die Bodenfreiheit erlaubt mehr als bei einem PKW. Platz haben wir in der Karre ohne Ende und es ist immer wieder schön, sich zum Picnic in einer wunderschönen Landschaft einfach auf die Ladefläche zu setzen und die Gegend zu genießen.
Was die Hotels betrifft, hat meine Göttergattin in allen Fällen eine sehr gute Wahl getroffen. Es gibt keine einzige Best-Western Unterkunft, die ich nicht mehr besuchen würde. Der Besuch auf der Ranch war interessant, aber dieses rustikale Format (in Bezug auf das Zimmer) brauche ich nicht unbedingt durchgehend. Ansonsten war es eine tolle Erfahrung, direkt an den durchs “Dorf” getriebenen Pferden zu stehen. Auch die Nähe zum Grand Teton Nationalpark ist schon bestechend.
Unser Rückflug war ja, wie schon erwähnt, non stop, das macht das Reisen angenehmer, wenn man nach langer Zeit im Flieger nicht umsteigen und weiter in einer fliegenden Konservendose sitzen muss. Wahrscheinlich werden wir unsere Reisen in der Zukunft dahingehend optimieren. Vielleicht lässt sich ja United Airlines dazu bewegen, Direktflüge von Düsseldorf nach Seattle anzubieten?
Kommen wir zum technischen Teil (sorry, sehr ausführlich):
Meine Kameraaussrüstung war ja im Vergleich zu vorigen Urlauben etwas modifiziert. Dass ich weder Makro noch Fisheye mitgenommen habe, habe ich nicht vermisst. Die Dicke Berta, mein 200-500mm Telezoom, war ein wertvoller Begleiter bei den vielen Tieren, denen ich für Fotos nicht zu nahe treten musste. Auch der Telekonverter kam in Verbindung mit der Linse ab und zu zum Einsatz, eine Möglichkeit, die nur mit der neuen Z9 überhaupt möglich war. Die Z9: eine fantastische Kamera, die meine Erwartungen über alle Maßen erfüllt hat. Es ist technisch gesehen eine komplett andere Kamera als meine D850 und wir müssen uns in manchen Punkten noch aneinander gewöhnen, was die Bedienung betrifft. Auch hat sie ein paar Eigenheiten, von denen ich noch nicht weiß, ob sie an den “alten” Optiken oder an der Technik liegen. Ich werde forschen. Positiv aufgefallen sind mir folgende Eigenschaften:
Das eingebaute GPS. Musste ich bisher bei meinen SLR-Kameras immer einen externen GPS-Sensor mitschleppen, der auf den Blitzfuss gesteckt wurde und sich leicht verhedderte in der Kameratasche, so ist der Sensor in der Kamera eingebaut. Unten rechts wird eingeblendet, ob er einen Satelliten gefunden hat (geht übrigens recht schnell) und ich kann immer nachschauen, wo das Foto gemacht wurde.
Das Autofokus-System hat deutlich mehr Einstellmöglichkeiten als die SLR-Kameras, was zum einen bedeutet, dass man für bestimmte Situationen (Vögel im Flug, Bisons rennend) andere Einstellungen braucht als bei Landschaftsaufnahmen. Aber diese lassen sich grundsätzlich auf Tasten legen und man hat flott umgestellt.
Ein weiterer Vorteil der spiegellosen Technik ist, dass man auch beim Blick durch den Sucher filmen kann. Ich habe diese Möglichkeit – zum Lernen – deutlich häufiger angewendet als früher und bin gespannt, was mir diese Technik noch bieten kann. Vielleicht veröffentliche ich demnächst mal Zusammenschnitte der aufgenommenen Clips.
Riesiger Vorteil ist, dass die Kamera direkt via USB geladen werden kann. Ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe das Ladegerät überhaupt nicht ausgepackt. Dank des großen Akkus habe ich nach einer Woche erstmal darüber nachgedacht, überhaupt nachzuladen. Und dann einfach ein USB-C-Kabel vom Auto in die Buchse der Kamera stecken. Sobald die Cam ausgeschaltet ist, wird der Akku geladen. Einziger Nachteil: Wenn man dann mal schnell ein Foto machen will, sollte man vorher das Kabel rausziehen. Ich weiß auch nicht, wie stabil die USB-Steckdose in der Kamera ist.
Weiterer Vorteil ist das stärker komprimierte RAW-Format der Kamera. Ich habe bei der Benutzung keine Qualitätsverluste erkennen können, dafür sind die Fotos “nur” noch 30Mb groß anstelle von 50Mb bei der D850. Und das hat für mich bei diesem Urlaub bedeutet, dass ich mit einer Speicherkarte (64Gb) so gerade eben auskam, ohne Fotos löschen zu müssen. OK, die Videos habe ich regelmäßig von der Karte entfernt, nachdem ich sie auf den Rechner geladen hatte.
Was auch interessant ist: Wenn das Objekt der Begierde zu weit weg ist, einfach mal in den DX-Modus schalten. Die Kamera agiert dann so, als hätte sie einen kleineren Sensor und man hat einen 1,25-fachen Vergrößerungseffekt. Die Dateien werden dadurch auch deutlich kleiner, man hat dann halt keine 45 Megapixel mehr. Aber bevor einem ein Foto durch die Lappen geht…