09.06.2022 – Calico Basin

Kleines Update zu gestern: Das zum Schluss vorgestellte und noch unbekannte Casino mit den Initialen f und b steht NICHT für Facebook, sondern für Fontainebleau und soll Ende 2023 eröffnet werden. Sehr weit nördlich am Strip. Wir sind gespannt und werden weiter berichten…

Heute soll es wieder seeehr warm werden. Locker über 40°C. Längere Wanderungen sind daher ein NoGo. Aber wir schauen mal, was die Natur sonst noch bietet, für den Fall, dass es uns wieder hierhin verschlägt.

Der Red Rock Canyon hat sich für uns zu einer Art Geheimtip entwickelt. Nahe an Las Vegas dran, man braucht keinen extra Eintritt, wenn man den generellen “America the beautiful”-Pass hat (im Gegensatz zum Valley of Fire Statepark) und es gibt eine Vielzahl schöner kleiner, aber auch größerer Wanderungen, die man bei kühlerem Wetter durchführen könnte. Wie nennen es “scouten”, die Gegend für später erkunden.

Kurz bevor der Scenic Loop Drive des Red Rock Canyons beginnt, geht rechts noch die Calico Basin Road ab. Ich hatte das Schild beim letzten Mal gesehen und wollte jetzt wissen, ob man damit näher an die Berge kommt.

Wenig später standen wir auf einem Parkplatz, der zum einen zum Calico Basin Trail, zum anderen zum Red Spring Board Walk führt. Letzterer sah einladend und einfach aus, also starteten wir auf den Kunstoffplanken, die sanft bergan führten. Aber Vorsicht: Da sie nicht aus Holz sind, sondern aus Plastik, lädt man sich bei jedem Schritt elektrostatisch auf und man bekommt dann, wenn man das Geländer anfasst (was auch ziemlich heiß war, weil schwarz), regelmäßig einen elektrischen Schlag. Hält wach, garantiert.

Angenehm ist es, weil durch die Nähe der Quelle – Red Spring – viele Bäume wachsen, die Schatten spenden. Und natürlich auch diverse Wüstenblumen.

Als ich mich hinknien wollte für ein Makrofoto, merkte ich, dass das eine dumme Idee war: Die Planken sind zu heiß für menschliche Haut. Spiegelei backen kein Problem. Also mit normaler Optik so nah wie möglich im Stehen ran und anschließend Ausschnittvergrößerung.

Schön früher hatten Menschen dieses Fleckchen Erde für bewohnenswert erklärt (der Makler, der das verkauft hat, muss sehr gut gewesen sein). Denn auf diversen Felsen fanden sich Petroglyphen, Indian Graffitti.

Der Walk war mit einer halben Meile schnell beendet und wir stürzten uns ins nächste Abenteuer, den Calico Basin Trail. 60 m Höhenunterschied und 1,1 km für eine Strecke erschienen uns selbst bei der Hitze noch machbar.

Wir wanderten zunächst etwas bergauf und dann an den Felsen entlang, bis wir in das nächste Tal blicken konnten.

Das reichte uns dann doch und wir marschierten wieder zurück, bis wir das grüne Tal der Red Spring sahen.

Auf dem Parkplatz parkte neben uns ein riesiges pinkfarbenes Monster. Ich befürchtete schon, dass dort Scharen von Besuchern herauspurzeln würden.

Aber dem war nicht so. Aus dem Mannschaftsbus der “Pink Jeep Tours” entstiegen gerade mal drei Leutchen. Ich sprach sie an und erfuhr, dass sie gerade auf Kennenlerntour für die Touristen sind, um ihnen neue Routen anzubieten. Und erzählte ihnen auch von den Trails, die wir gelaufen waren.

Jetzt aber Türen vom Auto zu, Klimaanlage an und weiter geht es. Erstmal zum Visitor Center. Obwohl nicht als Nationalpark ausgebaut, ist dieses Besucherzentrum ein Musterbeispiel dafür, wie man den Besuchern die Wüste, die Natur, die Fauna und die Flora näherbringen kann. Wer in Las Vegas ist, sollte hierfür unbedingt Zeit einplanen.

Die Kolibri-Tränken, die dort rumhingen, wurden zu meinem Leidwesen nicht besucht, dafür erwischte ich einen süßen Vogel, der mit einer Beere oder einem Kern im Schnabel an der Tränke herumhüpfte.

Im Hintergrund die roten Felsen, auf und zwischen denen wir vorgestern noch rumgeklettert waren.

Ich habe mal einen Ausschnitt von der Ecke gemacht, von der ich glaube, dass wir in diesem Einschnitt nach der Wanderung zu den Calico Tanks gewesen sind.

Wenn man schon beim Visitor Center ist, lohnt es sich immer, die Loop noch einmal zu fahren. Am Parkplatz Calico Hills 1 kann man seine Wanderung starten.

Diese führt über Calico Hills 2 bis zum Sandstone Quarry Overlook, wo wir vorgestern unsere Wanderung begonnen hatten. Das sind dann 3 Meilen und ein Höhenunterschied von 546 Metern. Gut, dass man uns im Visitor Center von jeglichen Hikes abgeraten hat. Da brauchen wir uns keine andere Entschuldigung auszudenken. Und wenn, sollte man sich Gedanken machen, wie man wieder zurückkommt.

Bevor es weiter ging, wurden wir noch von einem merkwürdigen Gefährt überrascht. Auf drei breiten Reifen, ohne Dach sorgt es selbst im aussergewöhlichen Las Vegas für einen Hingucker.

Auf der weiteren Fahrt hielten wir noch an diversen Trailheads an und trafen auch unsere Freunde von den Pink Jeep Tours wieder. Kaum hatte ich eine Frage gestellt, verfiel einer von ihnen direkt in den Tourguide-Modus und ratterte alle möglichen Informationen zur Historie und Geologie der Gegend runter. Und das, ohne dass wir eine Tour gebucht hatten!! Noch eine kurze Frage zum Auto: Also, das ist ein Dodge Ram 3500, als Aufsatz ist eine Kabine, die von Learjet gebaut wird, auch mit Learjet-Sitzen. Und vorne am Kühler prangt ein Grill der Firma Jeep, extra lizensiert, vermutlich, damit sie das unter Pink JEEP Tours verkaufen können. Die Firma war uns schon des öfteren aufgefallen, in Sedona, am Grand Canyon und auch in Moab. Aber wir erkunden lieber selbständig das Land und die Leute.

Es geht wieder nach Osten, ein Costco – wie soll es auch anders sein – liegt durch Zufall direkt in der Nähe. Die Probierstände sind sehr ergiebig und ich bin froh, einen Einkaufswagen mitgenommen zu haben, um die ganzen Probenbecher zu verstauen. Als Nahrung nahmen wir nur einen Softeisbecher mit, dafür aber Babyklamotten, Alter 12 Monate. Als ich mit dem Einkaufswagen und den winzigen Sachen über die Schwelle schob, meinte der Kontrolleur am Ausgang mit einem Grinsen im Gesicht: The won’t fit you, die passen Dir nicht. Ich erwiederte nur: Ich arbeite dran und dann ging es weiter.

Früher gab es in Las Vegas und Umgebung, genauer gesagt, Primm, ein Outletgeschäft namens Vanity Fair. Hier konnte ich mich mit bestimmten Kleidungsstücken unheimlich günstig eindecken. Der Laden ist vermutlich Corona zum Opfer gefallen, aber es gab in der Outlett Mall am South Las Vegas Boulevard noch das Lee Wrangler Clearance Center, das zumindest den Part für mich übernommen hatte. Zwei Hemden, ein Paket U-Hosen und ein Paket Socken – also 7 Minuten 35 Sekunden – später waren wir schon wieder draußen. In der Zeit hätte sich meine Göttergattin gerade mal zu den Sonderangebotsständern durchgewühlt. Ab zurück zum Hotel.

In der Hotel-Lobby einmal kurz unsere Mugs mit Kaffee betankt und dann können wir den Abend gemütlich ausklingen lassen und provisorisch packen, denn morgen geht es zurück nach Los Angeles.

Normalerweise machen wir auch eine nächtliche Fahrt über den Strip verbunden mit einem ausführlichen Spaziergang. Aber zum einen war es uns noch zu warm, zum anderen verlangen die Casinos am Zentral-Strip mittlerweile alle Parkgebühren, was ich irgendwo nicht einsehe.

Aber es gibt ja andere Möglichkeiten. Wer das Hotelzimmer mit Bedacht auswählt, bekommt am Abend diese Aussicht geboten (hier der komplette Strip).

Anschließend rangezoomt der südliche Teil mit dem Luxor und Mandala Bay,

anschließend etwas weiter nördlich bis zum Flamingo.

 

 

07.06.2022 – Calico Tanks Trail

Nachdem wir wunderbar geschlafen hatten – die Klimaanlage musste “nur” im Wohnzimmer laufen, genossen wir das Frühstück. Guter Best Western Standard, alles ist OK.

Was machen wir heute? Eigentlich besuchen wir von Las Vegas aus immer den Valley of Fire State Park verbunden mit einer Wanderung zur Fire Wave. Leider gibt es da im Moment zwei Probleme. Zum einen ist die Wanderung zur Fire Wave seit dem 1. Juni bis auf weiteres gesperrt. Und zwar wegen der Temperaturen. Die Ranger haben verständlicherweise keine Lust, immer wieder dehydrierte Wanderer aus den Sanddünen herauszuschleppen.

Zum anderen (quasi gleichzusetzen mit Grund 1) müssten wir sehr, sehr früh losfahren, um bei Temperaturen zu wandern, die uns noch ein Durchkommen ermöglichen.

Aber es gibt ja eine Alternative: Westlich von Las Vegas, gerade mal eine halbe Stunde entfernt, liegt die Red Rock National Conservation Area. Eingebettet in die weiß-gelben Felsen liegt ein Klumpen mit knallroten Brocken. Wir waren mit den Kids vor vielen Jahren schon einmal dort gewesen. Dort gibt es eine 13 Meilen Loop, die mit dem Auto bequem zu befahren ist. Von dort aus gehen Viewpoints ab, von denen man mal eben schnell in die Steine klettern kann.

Aber uns schwebte – nachdem wir ja dermaßen wandererfahren sind – mehr vor.

Im Besucherzentrum trafen wir auf eine sehr nette ältere Helferin, die sich offensichtlich aus eigener Erfahrung bestens dort auskannte. Als wir ihr erzählten, dass wir einen easy bis moderate Hike suchten, schlug sie uns den Calico Tanks Trail vor. Mal über Sand, mal über Sandstein, ein wenig klettern, Höhendifferenz ca. 170 Meter und insgesamt etwas über 2 Meilen zu laufen.

Von der Zeit, also auch der Temperatur, könnte das klappen, also los. Vorher musste ich aber noch in die Ornithologie abtauchen. Im Vorgarten eines Hauses hatte sich eine Quail, also eine Wachtel, niedergelassen.

Und das mit ihren 10-15 winzigen Jungen. Sie wuselte immer zwischen den Büschen hin und her, so dass es äußerst schwierig war, sowohl sie als auch die Kids zu erwischen (mit der Kamera natürlich). Sie achtet halt sehr auf die Privatssphäre der Kleinen. Hoffentlich gibt es keinen Ärger, wenn ich jetzt ein Foto poste und jemand sie erkennt…

Danach ging es auf die Ringstraße und nach kurzer Zeit hatten wir den Parkplatz Sandstone Quarry Overlook erreicht.

Der Weg war zuerst wie beschrieben leicht und teilweise sandig und zog sich dann immer mehr in die Berge rein.

Mit entsprechenden Pausen – es wurde ja doch langsam wärmer –

erreichten wir schließlich den Tank. Das ist eine im Moment ausgetrocknete Riesenpfütze, früher vielleicht mal ein kleiner See von vielleicht 50 m Länge. Aufgrund der seit 17 Jahren herrschenden Dürre war logischerweise kein Wasser mehr drin, aber Gräser, die aus dem Boden sprossen, zeigten, dass da noch eine Grundfeuchte sein musste.

Am Ende des Tanks (wir hatten uns schon so gefreut, dass wir da waren) ging es noch einmal den Berg rauf und wir hatten einen tollen Überblick über die Red Rocks und das dahinter liegende Tal.

Für den Weg zurück steckte ich die Kamera in den Rucksack, denn bergab brauchte ich beide Hände und auch meinen Allerwertesten, um die Berge wieder runterzukommen.

Gut, dass wir beide mit Merrel-Wanderschuhen ausgerüstet sind. Diese kleben geradezu am Sandstein, so dass man “einfach” bergab laufen kann.

Zurück am Auto erfreuten wir uns der Klimaanlage und rollten gemütlich über den Rest der Rundstrecke. Dort gibt es noch einige Trails, die man laufen kann. Und ich glaube, dass wir das morgen mal machen werden.

Auf dem Rückweg liegt quasi ohne Umweg – welch Wunder – ein Costco. Eigentlich war mir nur nach einer Scheibe Pizza und einem Very Berry Sundae (Softeis mit Erdbeersauce). Und ein wenig durch die Probierstände durchessen. Diese waren nicht so sonderlich ergiebig. Aber meine Göttergattin hatte zumindest die Zeit sinnvoll genutzt und die Textilabteilung ein wenig leichter gemacht.

Nächstes Ziel auf dem Weg nach Südosten: Ein Ford-Händler. Wer uns kennt, weiß, dass wir schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem amerikanischen Pickup Truck sind. Eigentlich sollte es ein Ford F150 werden, nachdem Ford aber einen vollelektrischen F150 (Lightning) rausbrachte, gingen die Überlegungen in diese Richtung. Aber der Preis und die Lieferfähigkeit (der Ford-Händer sprach davon, dass er uns frühestens in einem Jahr einen zeigen könnte) sprechen leider gegen dieses tolle Auto.

In Bishop hatte ich dann erstmalig einen Ford Maverick gesehen. Ich hatte schon davon gehört. Größenmäßig ist er noch unterhalb des Rangers angesiedelt, was für deutsche Straßen und Parkplätze nicht unbedingt ein Nachteil ist. Leider konnte uns der Händler auch nur einen von außen zeigen, lobte diesen aber in höchsten Tönen. Auch deswegen, weil er als Hybrid zu bekommen ist. Verbrauch zwischen 5,6 und 7,7 l/100 km. Würde mich gerne mal reinsetzen, um die Größe und das Sitzgefühl zu testen.

Wieder ein Stück südlich, auf Höhe des Strips = Las Vegas Boulevard nur weiter südlich, liegt eine Outlett Mall, wo meine Göttergattin bei Oshkosh und Carters Childrens Wear ein paar Kinderklamottenaufträge zu erledigen hatte.

Sie bekam zwar ein paar Sachen, meinte aber, dass es viel teurer wäre als auf dem “Wühltisch” bei Costco.

Jetzt ab ins Hotel und erstmal Siesta machen.

Als diese beendet war, meldete sich unser Magen. Grocery Outlet gibt es in Nevada so gut wie nicht. Walmart hatten wir keine Lust zu. Aber das Internet warf als weiteren Namen für einen Discounter “Smart & Final” aus. Und nur eine Meile vom Hotel entfernt. Kann man ja fast hinlaufen. Aber so bescheuert sind wir bei der Hitze auch nicht.

Der Laden war sehr interessant, bot er doch Preise, die vereinzelt unter denen von Costco lagen. Wir deckten uns mit einer Reispfanne und diversen anderen Sachen ein und kehrten hungrig, aber gut gelaunt ins Hotel zurück.

 

16.10.2021 – Hopewell Rocks

Hallo Fans und sonstige Mitleser,

der heutige Tag steht etwas mehr auf Entspannung und ist im Wesentlichen auf ein Ziel ausgerichtet: Die Hopewell Rocks liegen an der Mündung des Petit Codiac Rivers in die Bay of Fundy im Hopewell Rocks Provincial Parks. Was damit auf sich hat, erzähle ich gleich.

Nach dem tollen Wetter gestern hatte ich die Hoffnung, dass sich das heute fortsetzt. Der Blick am Morgen aus dem Fenster sah auch nicht so schlecht aus.

Doch zuerst mussten wir dringend tanken. Auch ein 136-Liter-Tank ist irgendwann leer. Und Sprit bekommt man nirgends billiger als bei Costco. In diesem Fall waren das lockere 7 Cent/Liter zu normalen Tankstellen. Kleiner Haken: Bei Costco braucht man mindestens eine Kundenkarte. Die ist ein Jahr gültig und muss dann kostenpflichtig erneuert werden. Wer die Nachrichten bzgl. Covid 19 aufmerksam verfolgt hat, wird mitbekommen haben, dass wir im letzten Jahr keine Chance hatten, unsere US-Karte zu erneuern, warum auch?

Wenn man eine gültige Karte hat, kann man sich eine sg. Giftcard mit einem beliebigen Betrag auffüllen lassen, mit dem man dann an der Kasse bezahlen, aber – was noch wichtiger ist – tanken kann.

Wie bezahlt man jetzt bei Costco sowohl die Mitgliedskarte als auch den Betrag zum Aufladen? Ganz zu Anfang unserer Zeiten ging das problemlos mit Amex, dann wechselte Costco zu Visa und mittlerweile sind sie bei Mastercard gelandet. Aber wir erinnerten uns, dass wir auch mit unserer “normalen” EC-Karte dort schon bezahlt hatten. Sollte also irgendwie klappen. Pustekuchen. Die EC-Karte wollte der Kartenleser nicht haben. Und die Mastercard hatten wir schon seit Ewigkeiten nicht benutzt, sodass zumindest ich keine Ahnung mehr vom PIN-Code hatte. Karin ging es nicht viel anders. Also zahlten wir erstmal mit Bargeld die Mitgliedsgebühr in der Service-Abteilung und wurden dann zum Aufladen an eine normale Kasse geschickt. Fast unser gesamtes Bargeld ging dafür drauf, die Gift-Card aufzuladen, damit wir endlich unseren Wagen tanken konnten.

An der Tankstelle steckte ich dann den Zapfhahn in den Einfüllstutzen und ließ für 150 Can-Dollar Sprit in den Tank fließen. Danach machte die Zapfsäule dicht. Verstehe ich nicht, wir haben doch nicht den einzigen Truck in Kanada.

Mittlerweile hatte Karin auch den PIN-Code ihrer Mastercard wiedergefunden und wir konnten die restlichen paar Liter damit betanken.

Soweit, so gut. Aber jetzt haben wir kein Bargeld mehr. Auch blöd. Ich erinnerte mich daran, dass wir an irgendeiner Kasse (Costco? Walmart? Ross?) angeboten bekamen, auch Bargeld ausgezahlt zu bekommen. Kurz: Bei Costco ging das nicht, vielleicht doch Walmart?

Jedenfalls wollten wir nicht ohne Bargeld in einen Provincial Park fahren, der 10 Dollar Eintritt pro Person haben möchte. Aber wir haben ja noch einen Plan C: Mit der Deutschen Bank verbandelt ist die Scotia-Bank, wo man (angeblich) ohne extra Gebühren Bargeld abheben kann. Also ging es auf nach Downtown, wo wir tatsächlich einen (sogar kostenlosen) Parkplatz fanden und dann mit der EC-Karte etwas Bargeld abhoben.

Nebeneffekt: Ein Foto von Downtown Moncton mit Regenbogen-Fußgängerüberwegen.

Und wir haben eine Menge dazugelernt.

Ist das alles kompliziert. Mittlerweile war es ca. 10.30 Uhr geworden und die Fahrt zu den Rocks dauert ca. 30-40 Minuten. Also ungefähr zu dem Zeitpunkt, wo die Flut den Höchststand erreicht.

Und der Park ist natürlich geschlossen. Gut, dass wir uns Bargeld besorgt haben. Dass der Park offiziell geschlossen ist, stört dort niemanden.

Man geht an der Schranke vorbei und läuft die ca. 1,2 km zu Fuß.

Dann standen wir an einer Rampe, die zum Strand runterführte. Das Wasser schwappte nahe an die “Flowerpot”-Rocks heran, ein Zustand, der nicht allzulange andauern sollte. Denn Tidenhübe von 12 Metern (in Buchstaben ZWÖLF) sind hier nicht selten. Wir konnten fast darauf warten, dass sich das Wasser von den Felsen zurückzog. Mal konnte man über felsige Abschnitte weiterklettern, mal über Seetang. Letzteres ließ ich aber nach einem zarten Versuch sein, da es doch recht rutschig war.

Als der Weg dann endgültig zu Ende war (Wasser zu hoch), kehrten wir um. Entgegenkommende Wanderer informierten uns darüber, dass man auch oben entlang an diversen Aussichtspunkten einen guten Blick auf die Blumentöpfe hätte.

Los geht es. Durch lichten Wald kamen wir an einigen Punkten vorbei, unter anderem an einer Treppe, die zur Küste führte. Logischerweise war diese gesperrt…

Als wir dann zurück am Anfangspunkt angelangt waren, stellten wir fest, dass sich das Wasser – vor Schreck über unseren Anblick? – noch weiter zurückgezogen hatte. Also die ganze Strecke nochmal laufen und diesmal noch ein Stück weiter.

Es war schon imposant, wieviel Küstenlinie freigelegt worden war in der kurzen Zeit. Ich lege mal jeweils zwei Fotos vom ungefähr gleichen Standpunkt untereinander. Zwischen diesen beiden Fotos liegen ca. 70 Minuten.

Zwischen diesen Fotos ca. 2 Stunden.

Ach ja, ich machte noch das, was ich in jedem Urlaub einmal hinbekomme: Richtig gut einsauen. Ich hatte eine Stelle erwischt, die weniger festen Untergrund aufwies. Ja, und das ist das Resultat:

Am Auto zurück machten wir erstmal eine kurze Mittagspause und vernichteten einen Teil der mitgebrachten Snacks.

Was nun? Ist ja noch nicht so richtig spät. Lass uns doch zum Fundy Nationalpark fahren.

Auf der 114 kamen wir an vielen schönen Häusern vorbei. Das war uns in den letzten Tagen schon öfters aufgefallen: Sehr gepflegte Grundstücke, nette Häuser, alles sehr entspannt, kaum Raser auf der Straße.

An der Sawmill Creek Covered Bridge schoss ich schnell ein Foto.

Und dann sollte es EIGENTLICH weiter Richtung Westen gehen. Aber da es zart vor sich hin nieselte, überfiel uns plötzlich eine große Unlust und wir drehten einfach um und fuhren ins Hotel zurück. Genauso EIGENTLICH war eine ausführliche Pause eingeplant, um danach noch Costco leerzukaufen. Aber da dieser am Samstag schon um 18 Uhr schloss, machten wir uns zeitig auf den Weg, um das Angebot zu checken.

Leider gab es viele Sachen, die zu unserem absoluten Grundbedarf gehören, dort nicht (mehr?): Soja-Vanille-Drink, Baguette, Jalapeno-Dip, Erdnuss-Riegel…

Zumindest die XXXXL-Packung M&M gab es und um sich zu trösten, konnte Karin sich noch mit Klamotten eindecken, während ich den Lebensmittelbedarf checkte.

OK, genug für heute, ab ins Hotel und schauen, was die Speisekammer hergibt.

 

 

26.05.2019 – Südlich von Flagstaff

Was machen wir an einem Tag, der voll mit freizeitgierigen Amerikanern ist? Stürzen wir uns ins Getümmel und schauen wir, ob wir ihm auch entweichen können.

Der noch sonnige Tag bot an, dass wir uns die roten Felsen von Sedona und umliegende “Städte” anschauen. Nach Sedona geht es durch den Oak Creek Canyon. Aber vorher mussten wir uns noch die Hütte anschauen, die wir 2017 für vier Wochen bewohnt hatten. Ist schon ein Unterschied zum Hotel. Aber für fünf Tage hätten wir a) diese Hütte nicht bekommen und b) wäre sie (oder ein anderes Ferienhaus) wesentlich teurer als das Hotel gekommen. Dafür bekommen wir das Frühstück gemacht. Hat auch was für sich.

Es ging auf die 89A in Richtung Oak Creek Canyon. In Bayern hieße das Eichenbachschlucht, aber der amerikanische Name klingt besser. Vor zwei Jahren war auf dem ersten Stück der Straße eine riesige Baustelle, jetzt wussten wir, was gemacht wurde. Perfekt ausgebaut, breit und glatt lag der Highway vor uns. Und da die Baustelle jetzt verschwunden war, konnten wir endlich mal zum Canyon Overlook fahren, der uns einen Blick ins Tal,

auf die Serpentinen nach unten,

aber auch anderen interessante Dinge zeigte:

Indianische Stände boten zu Hauf Schmuck und andere Dinge an, die man nicht braucht.

Aber auch eine türkise Schönheit stand zum Bewundern auf der Straße. Ich fragte den Fahrer, wie alt denn dieses Schmuckstück sei: Von 2017, aber auf Vintage gemacht. Preis? Den des Motorrades kannte er nicht, aber der Sozius alleine hätte 13.000 USD gekostet.

Weiter ging es in den Canyon, noch hielt sich der Verkehr vor und hinter uns in Grenzen. Und so konnten wir an der einen oder anderen Picnic-Area Halt machen und einen Blick aufs Feuchte und Grüne werfen.

 
 
Wieder ein Stückchen weiter kamen wir an einer Stelle vorbei, die eigenartigerweise nicht mit Autos am Wegesrand gesäumt war, die wir aber als traumhaft schön in Erinnerung hatten. Schnell die Wander-Flip-Flops angezogen und den steilen Hang heruntergeschlittert.

 
Wieder oben, war unser nächste Halt schon in den roten Felsen, bei der Midgley Bridge.

 
Hatten wir sie bisher nur von oben beäugt, wollten wir diesmal einen Trail nach unten laufen. Das Wetter war angenehm, ca. 20°C, also ideal. Beim Abstieg, aber auch wieder beim Aufstieg nahmen mich mal wieder die wunderbaren Kakteen in Beschlag, die mit ihren gelben und teilweise orangen Blüten überall in den Felsen blühten.

Aber auch eine kleine blaue Blume von der Größe eines Cent-Stückes hatte es mir angetan.

 
 
 
Wieder oben, traf mich fast der Schlag. Waren wir bis zur Brücke noch gut durchgerutscht, mussten wir uns jetzt in eine Schlange einreihen, die bestimmt noch ein oder zwei Meilen bis Sedona führte und hinter uns wer weiß wie lange da stand.

Aber irgendwann waren wir dann auch in Sedona drin. Der Feiertag hatte alles, was Räder hatte (oder Autos mieten konnte) in die Stadt gelockt. Nichts für Vaters Sohn. Wir beschlossen, so schnell wie möglich diese gastliche Stätte (für Geld können die dort sehr gastlich sein, sogar Parkplätze zur Verfügung stellen) zu verlassen und uns Richtung Jerome zu wenden.

Kaum aus der Stadt raus, wurde es schon einsamer und wir konnten ungestörte Blicke auf die roten Felsen werfen.

 
Zu Wanderungen war uns ein wenig die Lust vergangen.

Auf dem Weg nach Jerome kamen wir durch Clarkdale, hier hatte der Tourismus noch nicht hingespuckt, obwohl man sich sehr darum bemüht.

 
In Jerome erwischte es uns dann doch wieder, Schlangen den Berg hinauf, längere Parkplatzsuche hätte bevorgestanden.

Daher nur ein paar Fotos aus dem Auto heraus und ab durch die Mitte nach Prescott.

 
 
Hier fuhren wir erstmal den örtlichen Costco an und füllten unseren Tank mit dem billigsten Sprit der ganzen Reise (2,699 USD/ga). Natürlich können wir nicht nur zum Tanken dorthin fahren. Die Modekollektion hatte gewechselt und ich kam unter anderem zu zwei neuen Hawaii-Hemden (werde ich bei Gelegenheit vorstellen).

Nachdem wir uns auch mit Pizza eingedeckt hatten, ging es zum Watson Lake. Dort gibt es einen süßen kleinen Park, der um einen See liegt, welcher von kollossalen Granitfelsen eingerahmt ist. Man setzt sich einfach auf eine Bank, genießt die Pizza und den Anblick und entspannt.

 
 
 
Über uns Wolken in einer merkwürdigen Formation. Die beste Wolkendeuterin von allen meinte, beim unteren Teil handele es sich um Linsenwolken. Und wir hatten früher gelernt: Auf Linsenwolken folgt schlechtes Wetter. Und was machen die Leute, die diese Linsenwolken nicht sehen können? Den Wetterbericht schauen.

Die Schichtung oberhalb wurde von ihr kurzerhand als WLAN-Wolke getauft, Meteorologen sind jetzt bestimmt froh, endlich einen Namen dafür zu haben. Leider war der Empfang nicht so gut wie erwartet.

Aber da wir dort nicht übernachten wollten, ging es irgendwann doch auf die Piste, wo wir nach einem wunderbaren Tag wieder im Hotel ankamen.

09.05.2019 – Snow Canyon State Park

Als ich am Morgen frisch und ausgeruht aus dem Bett hüpfte (der war gut, nicht wahr?), war der Himmel durchgehend in ein unansehnliches Grau gekleidet. Speziell in Richtung Nordosten, zum Kolob Canyon hin, zeigte sich eine dichte Wolkendecke. Also machten wir das, was bei uns zum “Plan” gehört: Situativ entscheiden. In Richtung Snow Canyon State Park riss der Himmel auf und es zeigten sich blaue Flecken.

Bevor es losgeht, kurz ein Gang um unser Gebäude bis zum Pool.

 
 
Jetzt aber nichts wie hin, bevor es sich der Wettergott anders überlegt. Unser Navi (Android Auto natürlich) führt uns zum nördlichen Eingang. Das war eine glückliche Fügung, denn ein paar Meter oberhalb der Einfahrt gibt es noch einen Parkplatz mit einem Trailhead, der zum White Rock Amphitheater führt.

Vorher aber noch einen kleinen Abstecher zum Snow Canyon Overlook (hatten wir bisher noch nicht entdeckt).

Bis zu den Felsen war der Weg einigermaßen gangbar, also schnallte ich mir einen Campingstuhl an die Fototasche und wir dackelten los.

Am Fuß der Berge machte es sich meine Mutter im Schatten von ein paar Bäumen gemütlich, während wir den Aufstieg wagten. Und da hieß es: Die Felsen vs. Karins neue Wanderschuhe. Würden sich die neuen Treter bewähren? Würden die Felsen nachgeben? Lesen Sie gleich weiter zu diesem Thema in diesem Blog.

Es ging bergauf, bis wir in die Schlucht hinab- und auch in die Schüssel zurückschauen konnten.

Die Schuhe machten genau das, was sie sollten: Sie hielten stabil und die beste Gemsenkletterin von allen ging rauf, runter, quer, hin und her. Kein Ton der Beschwerde kam über ihre Lippen. Und ab und zu ein Stöhnen der Begeisterung, wie guuuut diese Treter seien.

Auf dem Rückweg lasen wir meine Mom wieder auf und ich machte an fast jedem Blümchen Halt, um sie auf ihre fotografische Geeignetheit zu untersuchen.

 
Am Wagen angekommen, ging es in den eigentlichen Canyon rein und dann auf den Petrified Dunes Trail. Hier gab es im Gegensatz zu den weißen Felsen die rote Variante, angenehm zu laufen. Und auch auf dieser Felsfarbe bewährten sich die neuen Schuhe.

 
 
Zurück von der Wanderung suchten wir uns ein Picknickplätzchen und ließen uns die in der Kühlbox mitgebrachten Salate schmecken.

 
Ein letztes Ziel im Canyon hatten wir noch vor Augen: Jenny’s Canyon. Hier bekommt man ohne viel Federlesens einen waschechten Slotcanyon zu sehen. Wir hatten ihn früher schonmal besucht, aber jetzt passte das Wetter einfach besser.

 
Und weil es so schön in der Sonne liegt: Das Logo unseres F150.

Wir verlassen den Park und wollten uns gerade Richtung St. George wenden, als mir noch einfiel, dass ich vom Gunlock State Park Wasserfälle gesehen hatte.

Auf dem Weg dahin durch (so vermute ich) richtig teure Neubaugebiete. Elegant, aber nicht protzig und der Landschaft farblich angepasst.

Im Zweifelsfall müssen wir uns erkundigen, wie man zu den Fällen hinwandert, aber wir sind ja nicht auf den Mund gefallen.

Die Straße führt durch die Pajute Indian Reservation entlang des Santa Clara River. Hier hatten wir vor vielen Jahren schon einige schöne Plätze zum Boondocken entdeckt.

Kurz vor dem Damm des Reservoirs sahen wir sie dann: Zauberhafte Wasserfälle, die in mehreren Stufen die Felsen herabstürzen.

Los geht es, Stativ an die Fototasche, ab über den Fluss,

den Berg wieder hinauf und Langzeitbelichtungen üben. Leider tröpfelte es immer wieder leicht aus Leckagen in den Wolken. Sollte in den nächsten Tagen die Sonne scheinen, fahren wir nochmal rauf.

 
 
 
Jetzt aber ab in die Stadt. Auf dem Weg dahin eines der nicht ganz so eleganten Gebäude, die sicher in der Wochenmiete sehr erschwinglich sein dürften.

Der Geschäftsführer von Ross hätte beinahe schon eine Vermisstenmeldung aufgegeben, weil wir uns seit Beginn der Reise noch nicht in einem der Stores hatten blicken lassen.

Ich war in fünf Minuten wieder draußen, klemmte mich in das WLAN von Lowe (einem Möbelgeschäft) und verdöste die Zeit. Die beste Shopperin von allen sorgte natürlich dafür, dass wir unseren Status als “valued customer” nicht verloren und kam mit vollen Tüten wieder.

Jetzt noch “kurz” zu Costco, tanken und weiter Lebensmittel einkaufen und dann geht wieder ein superschöner Tag zu Ende.