02.05.2024 – San Francisco und Umgebung

Es kam, wie es kommen musste: Mr Jetlag hat zugeschlagen. Um 10 Uhr ging das Licht aus, aber um 12 Uhr stand ich wieder senkrecht im Bett. Melatonin-Tablette eingeworfen, die half bis ca. 2.30 Uhr. Was solls, schreiben wir den Reisebericht. Was steht heute an?

Wir haben bei Google Maps diverse Ziele identifiziert, die auf dem Weg nach Norden interessant aussehen und die wir zum großen Teil noch nicht besucht haben.

Aber fangen wir mit dem Frühstück an. Dieses wurde ab 6.30 Uhr angeboten. Für uns ein bisschen spät, bin ich doch schon seit 3 Uhr hungrig. Aber da lassen die Hotels nicht mit sich reden.

Aber dafür gab es neben Rührei, Bacon und Würstchen zwei weitere verschiedene Sorten Omelett. Seehr lecker. Wir füllen unsere Thermoskannen auf und checken aus. Leider – und das stand in der Beschreibung des Hotels nicht auf der Webseite – werden für das Parken auf dem hoteleigenen Hof 15 USD fällig und man berechnet uns insgesamt 150 USD (incl. Tax). An der Extra-Gebühr ließ sich auch mit unserem Diamond-Select-Status nicht rütteln.

Als nächstes müssen wir noch ein wenig einkaufen. Es gibt Sachen, die man bei Costco nicht oder nicht in den für uns akzeptablen Gebinden kaufen kann. Da hält normalerweise ein Walmart her. Aber, oh Schreck und Graus, bis einschließlich zur Golden Gate Brücke und noch ein Stück weiter nördlich gibt es keinen Walmart. Der Grocery Outlet, der in Californien und auch Oregon häufiger zu finden ist, bietet zwar unschlagbar günstige Preise an, hat aber auch nicht immer das, was unser Herz begehrt. Aber es gibt Abhilfe: Auf unserer Route liegt ein Smart & Final, ein Supermarkt mit einem größeren Angebot als der Grocery Outlet, aber nicht ganz so groß wie ein Walmart.

Jedenfalls bekommen wir die meisten der Sachen, die wir vorher nicht erstehen konnten: Hazelnut Creamer, Limonaden-Pulver, Sprudel mit Zitronengeschmack und auch Cola (nicht das Original) zu einem moderateren Preis. So langsam füllt sich unsere Rückbank.

Erstes Ausflugziel für heute sind die Twin Peaks. Ca. 1 km südlich des Golden Gate Parks gelegen, bieten sie einen tollen Überblick über die Stadt. Auf der linken Seite sieht man gerade noch die Golden-Gate Brücke,

es geht weiter über eine glückliche Urlauberin

bis hin zu den Hafenanlagen, der nicht ganz so attraktive Teil dieser schönen Stadt.

Wir fahren den Berg wieder runter und cruisen durch schöne Wohngebiete mit liebevoll bemalten Häusern

bis zu unserem nächsten Ziel, den Hidden Garden Steps. Eigentlich sind es nur Treppenstufen, diese aber mit Mosaik-Arbeiten schön verziert:

Check.

Eigentlich wollten wir noch die bekanntesten dieser schönen alten Häuser, die Painted Ladies, anschauen, aber in dieser Gegend gibt es a) keine Parkplätze und b) lagen die Damen auch im Schatten hinter Bäumen verborgen. Macht nichts, auch andere Straßen haben schöne Häuser:

Das nächste Ziel auf unserer Liste ist der Japanese Tea Garden inmitten des Golden Gate Parks. In nicht allzugroßer Entfernung kann man an der Straße kostenlos parken und dann hinlaufen. Die geschäftstüchtigen Kalifornier wollen natürlich Eintritt haben, 15 USD pro Person. Aber wir können auch geschäftstüchtig und spielten die Alterskarte aus (das erste Mal übrigens, schon ein merkwürdiges Gefühl): Mit 7 USD pro Person waren wir dabei.

Und durften dann in dieser Oase der Stille und Kontemplation lustwandeln. Hätte vermutlich noch besser geklappt, wenn nicht gerade an der Hauptpagode umfangreiche Renovierungsarbeiten stattgefunden hätten.

Aber die kann man ja manchmal zumindest auf dem Foto ausblenden.

Es ging an einem Koi-Teich vorbei bis zur sogenannten Drum Bridge. Wenn man einmal oben ist, ist die Aussicht bestimmt gut. Aber der Weg darauf…

Weiter geht es nach Lands End, einem schönen Küstenabschnitt mit Aussichtspunkten nach Süden und Norden.

Was der Totempfahl zu bedeuten hat, kann ich allerdings nicht sagen.

Im Vordergrund, wir blicken in Richtung der Golden Gate Brücke, die Sutro Baths, Überreste eines historischen Schwimmbades.

An einem höhergelegenen Aussichtspunkt genossen wir jedenfalls den tollen Ausblick auf die Golden Gate Brücke und machten auf einer Bank Mittagspause.

Zu uns gesellte sich ein Spatz und machte ein beleidigtes Gesicht, weil er von uns nicht gefüttert wurde.

Auf dem Weg zum Baker Beach wurden wir einer Attraktion ansichtig, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte: Da steht in einem stinknormalen Wohngebiet plötzlich ein Cybertruck von Tesla in grünem Edelstahl. OK, in Kalifornien gibt es mehr Stromer als in jedem anderen Bundesstaat der USA, aber diese Ungetümer haben immer noch einen großen Seltenheitswert.

Am Baker Beach selbst wie schon früher ein toller Ausblick auf die Brücke

und auch ganze Felder dieser leuchtenden Carbobrotus acinaciformis, auch als Mittagsblume bekannt.

Letzter Aussichtspunkt auf dieser Seite der Brücke ist der Golden Gate Lookout, ein Punkt, der schon mehr als einmal zu den verschiedensten Tageszeiten von unzähligen Leuten fotografiert wurde.

Und in den USA gibt es ja nichts, was es nicht gibt: Ein Mini-Orchester gibt der Brücke ein Ständchen.

Wir überqueren die Brücke und biegen danach relativ schnell ab nach Sausalito, einer touristisch gut vermarkteten Stadt,

die nebenbei auch einen guten Ausblick auf die Skyline von SFO bietet.

Eigentlich wollten wir uns danach direkt auf den Weg zum Hotel machen, aber ein Abstecher in den Golden Gate Park muss sein. Hat historische Gründe: In unserem ersten USA-Urlaub 1987 hatten wir in diesem Park eine kostenlose Nacht im Zelt (und legal) in den Hügeln auf der nördlichen Seite der Brücke verbracht.

Und am Hauptaussichtspunkt hat man Anleihe bei der Kölner Deutzer Brücke genommen: Hunderte Schlösser hängen am Maschendrahtzaun, der unter dem Gewicht stellenweise schon zusammenbricht:

Danach machen wir uns endgültig auf die Piste nach Rohnert Park, wo unser Hotel auf uns wartet.

Ganz in der Nähe gibt es noch einen Costco, wo wir Kleidungs- und Benzinvorräte auffüllen.

Und dann freuen wir uns, dass wir uns auf den Betten ausstrecken dürfen. Wir haben sehr viel Schönes gesehen, das Wetter hätte nicht besser sein können. Ein perfekter Urlaubstag.

19.09.2023 – Von Billings nach Rapid City

Guten Morgen Billings, Du größte Stadt in Montana. Wir haben eine sehr angenehme Nacht im modernen Surestay Plus Hotel verbracht. Das Frühstück war excellent und wir können uns gut gestärkt auf die Reise machen. Heute steht ein fast ausschließlicher Fahrtag auf dem Programm mit Ziel Rapid City in South Dakota, wo wir fünf Nächte verbringen werden.

Aber bevor es auf die Autobahn geht, gibt es noch etwas Wichtiges zu erledigen: Montana hat – wie auch Wyoming – keine Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. Und noch weiterführend hat nur Montana auch keine MwSt. (Sales tax) auf andere Güter, die man z.B. bei Costco erwerben kann.

Also enterten wir erstmal den Walmart, um uns dort mit möglichst vielen, nicht verderblichen, Lebensmitteln einzudecken. Ein ähnlicher Einkauf in Denver hatte uns zu Anfang des Urlaubes ca. 140 USD gekostet. Hier war der Wagen noch ein wenig voller und wir legten 113 USD auf die Ladentheke.

Nun war es doch mittlerweile 10 Uhr geworden und Costco hatte seine Pforten geöffnet. Das gab meiner Göttergattin die Gelegenheit, GANZ kurz reinzuspringen und noch zwei steuerfreie Hosen abzugreifen, von denen sie gestern schon eine erworben und für gut befunden hatte.

Jetzt geht es aber endlich los. Durch das Land des Big Sky (Montana) kamen wir in das Land der Rolling Hills (Wyoming).

Die Sonne schien, aber ich konnte als Beifahrer trotzdem die Gunst der Stunde für ein Schläfchen nutzen.

So wirklich unterschiedlich sind die Landschaften nach Überschreiten der Landesgrenzen nicht.

Nach mehreren Stunden auf der I90 bogen wir dann in Moorcroft auf die SR14 ein, um uns einen Abstecher zum Devils Tower National Monument zu gönnen. Dies liegt ca. 30 Meilen nördlich des Interstate und manchmal ist der imposante Lavaturm schon von weitem zu sehen.

Ich hatte eigentlich angenommen, der Turm steht inmitten der flachen Ebene. Da hat mich mein Gedächtnis nach über 30 Jahren doch ein wenig im Stich gelassen.

Es ist eine zumindest hügelige Gegend und zum Fuß des Towers fährt man schon ein paar Meter rauf.

Dann aber steht man auf dem Parkplatz vor dem imposanten Lava-Gebilde, welches durch einen Vulkanschlot entstanden ist. Die umgebende Erde wurde in den letzten 50-60 Millionen Jahren abgetragen. Können auch 1 oder 2 Jahre mehr oder weniger gewesen sein.

Man kann den Tower auf zwei Wanderwegen umlaufen. Wir entschieden uns für die kürzere Variante (ca. 2,65 km) gegen den Uhrzeigersinn, weil wir ja noch ein Stückchen Fahrt vor der Nase hatten.

Immer wieder geht der Blick nach links oben bis zur Halsstarre, weil wir ja vielleicht den einen oder anderen Bergsteiger sehen wollen.

Wenn man so vor dem Geröllfeld steht, merkt man erst, wie klein der Mensch in Relation zur Natur ist.

Aber damit der Hals auch wieder einen Ausgleich bekommt, gibt es ab und zu Aussichtspunkte in die andere Richtung, in die schöne Landschaft.

Da sieht man dann auch, wie hügelig es ist. Kleine Anekdote: Vor einigen zig Jahren hat ein Fallschirmspringer den Absprung genau auf den Tower gewagt. Es ist ihm auch gelungen, er ist heil gelandet. Aber dann ist ihm das Seil, mit welchem er sich nach unten begeben wollte, aus den Händen geglitten und es hat 6 Tage gebraucht, bis er gerettet wurde.

Aber der Fels hat nicht nur eine Bedeutung für Kletterenthusiasten und andere Verrückte. Er hatte, als die Ureinwohner noch das Land durchstreiften, eine Schutzfunktion. Es gibt eine Zeichnung, wo sich Indianer oben auf der Klippe befinden und sich vor einem wütenden Bären retten:

https://www.nps.gov/deto/learn/historyculture/first-stories.htm

Wieder zurück noch ein letzter Blick in die Landschaft und wir rollen gemütlich den Berg runter.

Unten angekommen, gibt es noch eine wichtige Aufgabe: Die Kolonie der Prarie Dogs muss abgelichtet werden, zumindest einzelne Mitglieder davon. Die Tiere wissen genau, dass ihnen von den Menschen keine Gefahr droht und lassen sich ohne Scheu in allen möglichen Posen ablichten.

Das muss ich natürlich auskosten. Ein Vertreter mampft gerade genüßlich am frischen grünen Gemüse.

Ein letztes Foto mit unserem wunderschönen Truck vor dieser atemberaubenden Kulisse und es geht wieder auf die Straße.

Die Strecke zurück führt nicht mehr über Moorcroft, sondern über einen anderen Teil der 14 nach Sundance und von dort auf die I90.

Am Straßenrand ein paar vierbeinige Graßfresser: Büffel und Longhornrinder.

Erstere habe ich ja schon zur Genüge abgelichtet, aber mit den beeindruckenden langen Hörnern möchte ich keine Bekanntschaft machen.

Es sind noch knapp 2 Stunden zu fahren. Die Landschaft ist schön und ich gebe als kleines Rätsel auf:

Wo ist das? Wyoming? South Dakota? Wer die Antwort weiß, darf sie sich einrahmen lassen und behalten.

Unser Hotelzimmer ist schön und wir haben Blick auf Rapid City und den Sonnenuntergang (hätten wir gehabt, wären wir eine halbe Stunde früher im Zimmer gewesen).

10.09.2023 – Von Denver nach Laramie

Sattelt die Hühner, wir reiten nach Laramie. Diese alte und aus unzähligen Filmen bekannte Westernstadt soll unser heutiges Tagesziel sein. Reine Fahrzeit etwas über 2 Stunden. Aber wir müssen ja noch unsere Vorräte besorgen und die eine oder andere Sehenswürdigkeit besichtigen.

Dank Jetlag war die Nacht (erst) um 4.30 Uhr zu Ende. Und die Melatonin-Tabletten, die wir extra deswegen so eingepackt hatten, dass wir schnell drankommen, hatten sich so gut versteckt, dass wir ganz ohne sie auskommen mussten.

Egal, um 7 Uhr geht es erstmal zum Frühstück. Etwas, auf das man sich zu Anfang immer freut – leckerer Bacon, Rührei etc. – und was mir dann nach 3 Wochen sehr bekannt vorkommt (zum Hals raushängt, wollte ich als Wortwahl vermeiden).

Jedenfalls hatten sie auch Hazelnut Creamer, den bin ich bisher noch nicht Leid geworden. Und was uns auch bekannt vorkam: der berühmte tote Punkt, den man am besten durch Schlaf bekämpft.

Also legten wir uns wieder für ein kleines Nickerchen aufs Ohr, um dann bestens in Form – haha – zuerst unsere Einkäufe zu erledigen und dann die erste – und einzige – Attraktion anzufahren.

Den Walmart brauchen wir zum Start immer, da dort Lebensmittel für die nächsten Tage gebunkert werden können. Bei Costco gibt es Großpackungen, die sich nicht lange genug halten würden, hätten wir sie einmal angebrochen.

Ausserdem Hazelnut Coffee Creamer, Cola-Light, Limonade und diverser anderer Pofel.

Und dann mussten wir zum meinen Leidwesen noch einen weiteren Stop einschieben: Meine geliebte Dufflebag, die ich seit 8 oder 9 Jahren auf Reisen dabei habe, hatte einen nicht reparablen Riss erlitten. Folglich stiefelten wir beim nächsten TJ-Max rein und konnten einen schönen Delsey-Koffer, Gewicht ca. 3,5 kg, erwerben.

Dann alles ab ins Auto und auf zu unserer ersten Attraktion.

Das Red Rock Amphietheater liegt im Westen von Denver. Ich hatte “im Vorübergehen” ein oder zwei Fotos gesehen und dacht: ganz nett, schauen wir mal vorbei. Als wir dann auf die Red Rock Park Road einbogen, bekamen wir eine andeutungsweise Vorstellung davon, was uns noch bevorstehen könnte. Senkrecht und in Scheiben aufeinandergestapelte rote Felswände säumten den Weg. Immer wieder – wir wissen ja nicht, wie lange wir noch fahren müssen – ein Halt für ein Foto.

Und dann stellten wir uns endgültig auf einen Parkplatz,

noch kostenlos und begannen den Aufstieg auf einem gut ausgebauten Steig, der immer höher führte.

Schließlich standen wir vor der großartigen Kulisse: Die Bergformationen geschickt ausnutzend hatten die Erbauer eine riesige Bühne

und die perfekt in den Hang eingepasste Zuschauertribüne aufgebaut.

Wir stiefelten bis ganz nach oben, dort gibt es auch ein Visitor Center. Und das erfüllte mich erst recht mit Erstaunen. Angefangen von den Beatles waren dort im Endeffekt alle Größen des Musikgeschäftes vertreten. Ich las John Denver (bei dem Namen muss er dabei sein), Santana, Sting und viele andere.

Ein paar andere Tafeln verkündeten, dass diese Location einige Jahre lang – ob es heute noch so ist, ließ sich dort nicht feststellen – die meisten Zuschauer innerhalb eines Jahres bespaßt hatte. Und die Vorbereitungen für das nächste Event waren im vollen Gange. Preise? Hängen vom Künstler ab. Für einen mir unbekannten Künstler waren noch Karten für 39 USD zu erhalten. Für das in Kürze stattfindende Konzert von Sting werden 1129 USD in Reihe 2 aufgerufen.

Da waren die Tickets für die Beatles damals vergleichsweise spottbillig: 6,5 USD musste man für eine Karte auf den Tisch legen.

Aber wir müssen weiter. Auf nach Costco etwas weiter nördlich. Dort mussten zuerst die Probierstände dran glauben und ich füllte den Wagen mit den wirklich wichtigen Gegenständen:

– Vanille-Soja-Milch
– Erdnussriegel
– Baguette
– Artichoken-Jalapeno-Dip
– Großpackung M&M

Und während ich im Schweiße meines Angesichts mühevoll dem immer schwerer werdenden Wagen durch die Gänge bugsierte, flanierte die beste Shopperin von allen ganz gemütlich durch die Textilienabteilung und kam mit einem vollen Arm mit Shirts etc. freudestrahlend auf mich zu, um mir den Wagen noch ein wenig schwerer zu machen.

Aber irgendwann hatte sie auch alle Stände abgegrast. Jetzt noch im Schnellimbiss eine Pizza, ein Chicken Wrap, einen Hotdog und einen Mango Smothie einverleiben und dann dürfen wir uns auf den Weg machen, nachdem wir getankt haben. Sprit kostete übrigens 3,559 USD/Ga.

Überflüssig zu sagen, dass wir mal wieder den Laden vor dem Bankrott gerettet haben.

Mit vollem Tank auf die Piste, zuerst auf den Interstate 25 nach Norden, um dann auf die 287 abzubiegen. Zwischendurch kamen wir in heftige Regenschauer, die dann, als wie die Grenze nach Wyoming überquert hatten, so langsam aufhörten.

Die Sonne tauchte das Land der rollenden Hügel – rolling hills – in zauberhaftes Licht.

Um 18.30 wurden wir sehr freundlich von Brent empfangen, der uns nicht nur alle Restaurants der Stadt auf einmal verkaufen wollte, der uns aber auch ungefragt ein Upgrade auf eine King Suite gegeben hatte. Seine Freundlichkeit kannte fast keine Grenzen mehr, als er auf unserem Meldezettel las, dass wir einen Pickup F150 fahren, aber dazu aus Deutschland kommen. Einwohner aus unserer Heimat sind anscheinend nicht für einen guten Autogeschmack bekannt.

Die Empfehlungen zum Essen schlugen wir in den Wind, wir hatten genug Vorräte gebunkert, das reicht.

Außerdem sind wir kaputt nach 185 gefahrenen Meilen. Auch wenn das Cruisen mit dem Truck noch so erholsam ist, wir brauchen gleich Schlaf.

09.06.2022 – Calico Basin

Kleines Update zu gestern: Das zum Schluss vorgestellte und noch unbekannte Casino mit den Initialen f und b steht NICHT für Facebook, sondern für Fontainebleau und soll Ende 2023 eröffnet werden. Sehr weit nördlich am Strip. Wir sind gespannt und werden weiter berichten…

Heute soll es wieder seeehr warm werden. Locker über 40°C. Längere Wanderungen sind daher ein NoGo. Aber wir schauen mal, was die Natur sonst noch bietet, für den Fall, dass es uns wieder hierhin verschlägt.

Der Red Rock Canyon hat sich für uns zu einer Art Geheimtip entwickelt. Nahe an Las Vegas dran, man braucht keinen extra Eintritt, wenn man den generellen “America the beautiful”-Pass hat (im Gegensatz zum Valley of Fire Statepark) und es gibt eine Vielzahl schöner kleiner, aber auch größerer Wanderungen, die man bei kühlerem Wetter durchführen könnte. Wie nennen es “scouten”, die Gegend für später erkunden.

Kurz bevor der Scenic Loop Drive des Red Rock Canyons beginnt, geht rechts noch die Calico Basin Road ab. Ich hatte das Schild beim letzten Mal gesehen und wollte jetzt wissen, ob man damit näher an die Berge kommt.

Wenig später standen wir auf einem Parkplatz, der zum einen zum Calico Basin Trail, zum anderen zum Red Spring Board Walk führt. Letzterer sah einladend und einfach aus, also starteten wir auf den Kunstoffplanken, die sanft bergan führten. Aber Vorsicht: Da sie nicht aus Holz sind, sondern aus Plastik, lädt man sich bei jedem Schritt elektrostatisch auf und man bekommt dann, wenn man das Geländer anfasst (was auch ziemlich heiß war, weil schwarz), regelmäßig einen elektrischen Schlag. Hält wach, garantiert.

Angenehm ist es, weil durch die Nähe der Quelle – Red Spring – viele Bäume wachsen, die Schatten spenden. Und natürlich auch diverse Wüstenblumen.

Als ich mich hinknien wollte für ein Makrofoto, merkte ich, dass das eine dumme Idee war: Die Planken sind zu heiß für menschliche Haut. Spiegelei backen kein Problem. Also mit normaler Optik so nah wie möglich im Stehen ran und anschließend Ausschnittvergrößerung.

Schön früher hatten Menschen dieses Fleckchen Erde für bewohnenswert erklärt (der Makler, der das verkauft hat, muss sehr gut gewesen sein). Denn auf diversen Felsen fanden sich Petroglyphen, Indian Graffitti.

Der Walk war mit einer halben Meile schnell beendet und wir stürzten uns ins nächste Abenteuer, den Calico Basin Trail. 60 m Höhenunterschied und 1,1 km für eine Strecke erschienen uns selbst bei der Hitze noch machbar.

Wir wanderten zunächst etwas bergauf und dann an den Felsen entlang, bis wir in das nächste Tal blicken konnten.

Das reichte uns dann doch und wir marschierten wieder zurück, bis wir das grüne Tal der Red Spring sahen.

Auf dem Parkplatz parkte neben uns ein riesiges pinkfarbenes Monster. Ich befürchtete schon, dass dort Scharen von Besuchern herauspurzeln würden.

Aber dem war nicht so. Aus dem Mannschaftsbus der “Pink Jeep Tours” entstiegen gerade mal drei Leutchen. Ich sprach sie an und erfuhr, dass sie gerade auf Kennenlerntour für die Touristen sind, um ihnen neue Routen anzubieten. Und erzählte ihnen auch von den Trails, die wir gelaufen waren.

Jetzt aber Türen vom Auto zu, Klimaanlage an und weiter geht es. Erstmal zum Visitor Center. Obwohl nicht als Nationalpark ausgebaut, ist dieses Besucherzentrum ein Musterbeispiel dafür, wie man den Besuchern die Wüste, die Natur, die Fauna und die Flora näherbringen kann. Wer in Las Vegas ist, sollte hierfür unbedingt Zeit einplanen.

Die Kolibri-Tränken, die dort rumhingen, wurden zu meinem Leidwesen nicht besucht, dafür erwischte ich einen süßen Vogel, der mit einer Beere oder einem Kern im Schnabel an der Tränke herumhüpfte.

Im Hintergrund die roten Felsen, auf und zwischen denen wir vorgestern noch rumgeklettert waren.

Ich habe mal einen Ausschnitt von der Ecke gemacht, von der ich glaube, dass wir in diesem Einschnitt nach der Wanderung zu den Calico Tanks gewesen sind.

Wenn man schon beim Visitor Center ist, lohnt es sich immer, die Loop noch einmal zu fahren. Am Parkplatz Calico Hills 1 kann man seine Wanderung starten.

Diese führt über Calico Hills 2 bis zum Sandstone Quarry Overlook, wo wir vorgestern unsere Wanderung begonnen hatten. Das sind dann 3 Meilen und ein Höhenunterschied von 546 Metern. Gut, dass man uns im Visitor Center von jeglichen Hikes abgeraten hat. Da brauchen wir uns keine andere Entschuldigung auszudenken. Und wenn, sollte man sich Gedanken machen, wie man wieder zurückkommt.

Bevor es weiter ging, wurden wir noch von einem merkwürdigen Gefährt überrascht. Auf drei breiten Reifen, ohne Dach sorgt es selbst im aussergewöhlichen Las Vegas für einen Hingucker.

Auf der weiteren Fahrt hielten wir noch an diversen Trailheads an und trafen auch unsere Freunde von den Pink Jeep Tours wieder. Kaum hatte ich eine Frage gestellt, verfiel einer von ihnen direkt in den Tourguide-Modus und ratterte alle möglichen Informationen zur Historie und Geologie der Gegend runter. Und das, ohne dass wir eine Tour gebucht hatten!! Noch eine kurze Frage zum Auto: Also, das ist ein Dodge Ram 3500, als Aufsatz ist eine Kabine, die von Learjet gebaut wird, auch mit Learjet-Sitzen. Und vorne am Kühler prangt ein Grill der Firma Jeep, extra lizensiert, vermutlich, damit sie das unter Pink JEEP Tours verkaufen können. Die Firma war uns schon des öfteren aufgefallen, in Sedona, am Grand Canyon und auch in Moab. Aber wir erkunden lieber selbständig das Land und die Leute.

Es geht wieder nach Osten, ein Costco – wie soll es auch anders sein – liegt durch Zufall direkt in der Nähe. Die Probierstände sind sehr ergiebig und ich bin froh, einen Einkaufswagen mitgenommen zu haben, um die ganzen Probenbecher zu verstauen. Als Nahrung nahmen wir nur einen Softeisbecher mit, dafür aber Babyklamotten, Alter 12 Monate. Als ich mit dem Einkaufswagen und den winzigen Sachen über die Schwelle schob, meinte der Kontrolleur am Ausgang mit einem Grinsen im Gesicht: The won’t fit you, die passen Dir nicht. Ich erwiederte nur: Ich arbeite dran und dann ging es weiter.

Früher gab es in Las Vegas und Umgebung, genauer gesagt, Primm, ein Outletgeschäft namens Vanity Fair. Hier konnte ich mich mit bestimmten Kleidungsstücken unheimlich günstig eindecken. Der Laden ist vermutlich Corona zum Opfer gefallen, aber es gab in der Outlett Mall am South Las Vegas Boulevard noch das Lee Wrangler Clearance Center, das zumindest den Part für mich übernommen hatte. Zwei Hemden, ein Paket U-Hosen und ein Paket Socken – also 7 Minuten 35 Sekunden – später waren wir schon wieder draußen. In der Zeit hätte sich meine Göttergattin gerade mal zu den Sonderangebotsständern durchgewühlt. Ab zurück zum Hotel.

In der Hotel-Lobby einmal kurz unsere Mugs mit Kaffee betankt und dann können wir den Abend gemütlich ausklingen lassen und provisorisch packen, denn morgen geht es zurück nach Los Angeles.

Normalerweise machen wir auch eine nächtliche Fahrt über den Strip verbunden mit einem ausführlichen Spaziergang. Aber zum einen war es uns noch zu warm, zum anderen verlangen die Casinos am Zentral-Strip mittlerweile alle Parkgebühren, was ich irgendwo nicht einsehe.

Aber es gibt ja andere Möglichkeiten. Wer das Hotelzimmer mit Bedacht auswählt, bekommt am Abend diese Aussicht geboten (hier der komplette Strip).

Anschließend rangezoomt der südliche Teil mit dem Luxor und Mandala Bay,

anschließend etwas weiter nördlich bis zum Flamingo.

 

 

07.06.2022 – Calico Tanks Trail

Nachdem wir wunderbar geschlafen hatten – die Klimaanlage musste “nur” im Wohnzimmer laufen, genossen wir das Frühstück. Guter Best Western Standard, alles ist OK.

Was machen wir heute? Eigentlich besuchen wir von Las Vegas aus immer den Valley of Fire State Park verbunden mit einer Wanderung zur Fire Wave. Leider gibt es da im Moment zwei Probleme. Zum einen ist die Wanderung zur Fire Wave seit dem 1. Juni bis auf weiteres gesperrt. Und zwar wegen der Temperaturen. Die Ranger haben verständlicherweise keine Lust, immer wieder dehydrierte Wanderer aus den Sanddünen herauszuschleppen.

Zum anderen (quasi gleichzusetzen mit Grund 1) müssten wir sehr, sehr früh losfahren, um bei Temperaturen zu wandern, die uns noch ein Durchkommen ermöglichen.

Aber es gibt ja eine Alternative: Westlich von Las Vegas, gerade mal eine halbe Stunde entfernt, liegt die Red Rock National Conservation Area. Eingebettet in die weiß-gelben Felsen liegt ein Klumpen mit knallroten Brocken. Wir waren mit den Kids vor vielen Jahren schon einmal dort gewesen. Dort gibt es eine 13 Meilen Loop, die mit dem Auto bequem zu befahren ist. Von dort aus gehen Viewpoints ab, von denen man mal eben schnell in die Steine klettern kann.

Aber uns schwebte – nachdem wir ja dermaßen wandererfahren sind – mehr vor.

Im Besucherzentrum trafen wir auf eine sehr nette ältere Helferin, die sich offensichtlich aus eigener Erfahrung bestens dort auskannte. Als wir ihr erzählten, dass wir einen easy bis moderate Hike suchten, schlug sie uns den Calico Tanks Trail vor. Mal über Sand, mal über Sandstein, ein wenig klettern, Höhendifferenz ca. 170 Meter und insgesamt etwas über 2 Meilen zu laufen.

Von der Zeit, also auch der Temperatur, könnte das klappen, also los. Vorher musste ich aber noch in die Ornithologie abtauchen. Im Vorgarten eines Hauses hatte sich eine Quail, also eine Wachtel, niedergelassen.

Und das mit ihren 10-15 winzigen Jungen. Sie wuselte immer zwischen den Büschen hin und her, so dass es äußerst schwierig war, sowohl sie als auch die Kids zu erwischen (mit der Kamera natürlich). Sie achtet halt sehr auf die Privatssphäre der Kleinen. Hoffentlich gibt es keinen Ärger, wenn ich jetzt ein Foto poste und jemand sie erkennt…

Danach ging es auf die Ringstraße und nach kurzer Zeit hatten wir den Parkplatz Sandstone Quarry Overlook erreicht.

Der Weg war zuerst wie beschrieben leicht und teilweise sandig und zog sich dann immer mehr in die Berge rein.

Mit entsprechenden Pausen – es wurde ja doch langsam wärmer –

erreichten wir schließlich den Tank. Das ist eine im Moment ausgetrocknete Riesenpfütze, früher vielleicht mal ein kleiner See von vielleicht 50 m Länge. Aufgrund der seit 17 Jahren herrschenden Dürre war logischerweise kein Wasser mehr drin, aber Gräser, die aus dem Boden sprossen, zeigten, dass da noch eine Grundfeuchte sein musste.

Am Ende des Tanks (wir hatten uns schon so gefreut, dass wir da waren) ging es noch einmal den Berg rauf und wir hatten einen tollen Überblick über die Red Rocks und das dahinter liegende Tal.

Für den Weg zurück steckte ich die Kamera in den Rucksack, denn bergab brauchte ich beide Hände und auch meinen Allerwertesten, um die Berge wieder runterzukommen.

Gut, dass wir beide mit Merrel-Wanderschuhen ausgerüstet sind. Diese kleben geradezu am Sandstein, so dass man “einfach” bergab laufen kann.

Zurück am Auto erfreuten wir uns der Klimaanlage und rollten gemütlich über den Rest der Rundstrecke. Dort gibt es noch einige Trails, die man laufen kann. Und ich glaube, dass wir das morgen mal machen werden.

Auf dem Rückweg liegt quasi ohne Umweg – welch Wunder – ein Costco. Eigentlich war mir nur nach einer Scheibe Pizza und einem Very Berry Sundae (Softeis mit Erdbeersauce). Und ein wenig durch die Probierstände durchessen. Diese waren nicht so sonderlich ergiebig. Aber meine Göttergattin hatte zumindest die Zeit sinnvoll genutzt und die Textilabteilung ein wenig leichter gemacht.

Nächstes Ziel auf dem Weg nach Südosten: Ein Ford-Händler. Wer uns kennt, weiß, dass wir schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem amerikanischen Pickup Truck sind. Eigentlich sollte es ein Ford F150 werden, nachdem Ford aber einen vollelektrischen F150 (Lightning) rausbrachte, gingen die Überlegungen in diese Richtung. Aber der Preis und die Lieferfähigkeit (der Ford-Händer sprach davon, dass er uns frühestens in einem Jahr einen zeigen könnte) sprechen leider gegen dieses tolle Auto.

In Bishop hatte ich dann erstmalig einen Ford Maverick gesehen. Ich hatte schon davon gehört. Größenmäßig ist er noch unterhalb des Rangers angesiedelt, was für deutsche Straßen und Parkplätze nicht unbedingt ein Nachteil ist. Leider konnte uns der Händler auch nur einen von außen zeigen, lobte diesen aber in höchsten Tönen. Auch deswegen, weil er als Hybrid zu bekommen ist. Verbrauch zwischen 5,6 und 7,7 l/100 km. Würde mich gerne mal reinsetzen, um die Größe und das Sitzgefühl zu testen.

Wieder ein Stück südlich, auf Höhe des Strips = Las Vegas Boulevard nur weiter südlich, liegt eine Outlett Mall, wo meine Göttergattin bei Oshkosh und Carters Childrens Wear ein paar Kinderklamottenaufträge zu erledigen hatte.

Sie bekam zwar ein paar Sachen, meinte aber, dass es viel teurer wäre als auf dem “Wühltisch” bei Costco.

Jetzt ab ins Hotel und erstmal Siesta machen.

Als diese beendet war, meldete sich unser Magen. Grocery Outlet gibt es in Nevada so gut wie nicht. Walmart hatten wir keine Lust zu. Aber das Internet warf als weiteren Namen für einen Discounter “Smart & Final” aus. Und nur eine Meile vom Hotel entfernt. Kann man ja fast hinlaufen. Aber so bescheuert sind wir bei der Hitze auch nicht.

Der Laden war sehr interessant, bot er doch Preise, die vereinzelt unter denen von Costco lagen. Wir deckten uns mit einer Reispfanne und diversen anderen Sachen ein und kehrten hungrig, aber gut gelaunt ins Hotel zurück.