Heute fahren wir nach Westen. Obwohl es anders anmutet, ist der Zion Nationalpark von Kanab nur 30 Meilen entfernt, von St. George aus aber 50 Meilen. Dafür landet man dann am East Entrance, am Osteingang und darf noch den großen Tunnel durchqueren, was häufig mit Wartezeiten verbunden ist. Was vielen nicht bekannt ist, ist die Tatsache, dass auch vom Osteingang viele Wanderungen in den Park gehen. Nicht so bekannte Ziele wie Angels Landing oder die Narrows, aber dafür weniger überlaufen und auch ohne Shuttle erreichbar.
Aber in den Park mussten wir trotzdem rein. Ca. 20 Minuten Wartezeit brauchten wir. Aufgrund der staatlichen Kürzungen war nur einer der zwei Kontrollpunkte geöffnet.
Schon nach kurzer Zeit befährt man den für diesen Park so charakteristischen roten Asphalt und ein obligatorischer Halt ist die Checkerboard Mesa. Von dieser Sorte haben wir so einige gesehen und auch schon erklettert, aber sie ist immer etwas Besonderes, zumal diesmal mit Schnee bedeckt.
Noch ein Stückchen weiter und mehrere Autos halten am Straßenrand. Das hat in einem Nationalpark üblicherweise eine Bedeutung: Da sind Viecher zu sehen. Da Bären in dieser Gegend eher selten gesichtet werden, tippten wir auf Huftiere.
Rehe waren es nicht, ich vermute, es handelte sich hierbei um Bighorn Sheeps.
Sie ließen sich nicht durch die Stalker weit oben am Wegesrand stören und so zogen auch wir unserer Wege. Die erste Wanderung war für den Many Pools Trail angedacht, aber der Parkplatz war gerade proppevoll. Also rollten wir gemächlich weiter bis kurz vor den großen Tunnel, wo es auch einen kleinen Parkplatz für den Canyon Overlook Trail gibt. Erwartungsgemäß war auch dieser voll, aber ein kleiner Tourbus füllte sich gerade mit Reisenden. Das konnten wir abwarten und uns in die entstehende Parklücke stellen.
Los geht es. Ein Stückchen an der Straße entlang und dann ein paar Treppen rauf und schon geht es entlang des Canyons in Richtung Ziel.
Der Weg ist abwechselungsreich. Vor allem der Blick nach unten lockt Sehnsüchte. Verläuft doch dort ein Slot Canyon, den man mit einer geführten Tour durchaus durchqueren kann. Man hört auch immer wieder Stimmen von unten, allerdings sind es keine verzweifelten Töne. Schließlich ist kein Wasser in der Schlucht. Jedenfalls im Moment nicht.
Es geht unter einem Überhang her,
man geht sich an den Engstellen freundlich aus dem Weg, obwohl nicht alles Volk schuhtechnisch für Wanderungen ausgerüstet ist.
Am Rim dann die obligatorischen Fotos ins Tal hinunter und wir setzen uns etwas abseits auf einen Felsen und genießen einfach nur die Aussicht. Es gibt allerdings Lebewesen, die das völlig kalt lässt.
Mehrere Skipmunks sind wieselflink unterwegs auf der Suche nach etwas Essbarem und einer ist auf einem hohen Felsen abkommandiert, um Wache zu halten. Ich beobachte ihn eine ganze Zeit, wie er ständig eine Art Zirpen von sich gibt und dabei mit dem Schwanz auf den Boden schlägt.
Ein letztes Foto und wir machen uns auf den Rückweg.
Die Besuchermassen halten sich in Grenzen, sind doch die Parkplätze nicht allzu groß. Allerdings werden die Straßenränder trotz der Verbotsschilder zugeparkt. Kontrollorgane gibt es aufgrund der Kürzungen aber auch nicht.
Bevor wir in den Wagen steigen, oben auf einem Felsen eine weitere kleine Herde von Dickhornschafen.
Vorsichtig wenden wir unseren Dicken und fahren zu dem Parkplatz, der soeben noch total voll war. Die Entscheidung, erst zum Overlook zu fahren, war goldrichtig, denn jetzt sind mehrere Plätze frei. Auch ein sauberes Toilettenhäuschen steht zur Verfügung.
Um zum Trail zu kommen, müssen wir erst ca. 100 Meter entlang der Straße wandern und dann ins Tal abtauchen. Dort geht es zuerst in einem Flussbett entlang. Dann tauchen schon die ersten Pools – in Deutschand hießen sie Gumpen – auf. Gut, dass wir zu dieser Jahreszeit gekommen sind. Ein paar Monate später und der Trail hätte Dry Puddles Trail genannt werden müssen.
So kommen wir an vielen sehr schönen Wasserlöchern vorbei. Bei 20 höre ich auf zu zählen. Mehr Finger und Zehen habe ich auch nicht.
Dann ein hübscher Wasserfall nach Art der Calf Creek Falls, nur deutlich trockener.
Immer wieder suchen wir uns den Weg, Alltrails ist manchmal eine Hilfe.
Und wir singen „Heiland, reiß die Himmel auf“. Und Heiland riss.
Die Sonne kam durch und tauchte diese fantastische Landschaft in leuchtendes Licht und Schatten.
Irgendwann meinte auch Alltrails, dass es gut sei, wir wären am Ende DIESER Route angelangt. Durch den Canyon hätten wir noch fast unendlich weiterlaufen können. Und wir begegneten auch drei jungen Leuten, die sich versehentlich (oder absichtlich?) etwas verlaufen hatten und im Endeffekt irgendwo quer durch den Park gelaufen waren. Ist eigentlich nicht im Sinne des Erfinders, dass wild die Botanik zerstampft wird.
Wir jedenfalls machten uns auf den Rückweg, nur um dabei festzustellen, dass mit Sonne alles noch viel schöner aussieht. Dies ist ein selten schöner Trail, abwechselungsreich, gut zu laufen und wir sind im Gegensatz zum Canyon Overlook kaum Menschen begegnet. Die Insassen der vielen Autos, die den Parkplatz frequentiert hatten, waren in der sicheren Nähe der vierrädrigen Untersätze geblieben.
Aber uns Naturliebhaber zog es in die Einsamkeit. Und genau die bekamen wir hier. Dieser Trail ist (zu dieser Jahreszeit) auf jeden Fall zu empfehlen. Die Temperatur lag bei geschätzt 15°C, wunderbar zu wandern, ohne ein Sweatshirt überziehen zu müssen.
Wieder zurück auf der Straße ging es gemütlich nach Kanab. Plötzlich auf der rechten Seite (waren auf der Hinfahrt noch nicht da gewesen) eine Büffelherde.
Ein seltener Anblick in Utah. In Wyoming hätte mich das nicht gewundert, aber hier?
In Kanab angekommen, beschlossen wir, uns im Supermarkt als Belohnung und als Abschied ein gutes „Essen“ aus der Wärmeküche zu gönnen. Unsere Wahl fiel auf Orange Chicken, bekannt vom Panda Express. Lieber Supermarkt, wenn ihr was nachmachen wollt, dann bitte kein Orange Chicken. Das war das erste und das letzte Mal, dass wir das bei Euch gekauft haben.