29.09.2023 – Colorado Springs

Was haben wir gut geschlafen. Die Betten waren extrem weich, eine Wohltat für unsere Rücken. Die Dusche verdiente zum ersten Mal  wirklich den Namen Dusche, was ganz anderes als die röchelnden Giraffen der letzten Wochen.

Für heute steht als erstes der “Garden of the Gods” auf dem Plan. Dies ist ein ca. 5,2 km² großer Park, der durch seine roten Sandsteinfelsen jedes Jahr viele Besucher zum Durchwandern anlockt. 1897 kaufte Charles Elliott Perkins hier ein Grundstück, um sich darauf niederzulassen, was allerdings nie geschah. Als er 1907 starb, bewahrten seine Kinder sein Vermächtnis und vermachten es der Stadt Colorado Springs. In eine Steinplatte eingraviert stehen die Worte:

where it shall remain free to the public, where no intoxicating liquors shall be manufactured, sold, or dispensed, where no building or structure shall be erected except those necessary to properly care for, protect, and maintain the area as a public park.

Wahrhaft edel und die Bevölkerung von CS und auch Besucher aus der ganzen Welt erfreuen sich an diesem Anblick.

Wir starteten relativ früh am Morgen, denn von einem früheren Besuch her wussten wir, dass es am Wochenende dort sehr schnell sehr voll werden kann.

Am Hauptparkplatz im Park (ausserhalb gibt es noch viel mehr) P2 fanden wir ein Auto, welches gerade ausparkte und nutzten die Gelegenheit.

Es gibt verschiedene Wanderwege, wir nutzten die meisten davon und bestaunten und bekletterten diese fantastischen Felsen.

Die Berge sind grundsätzlich für Bergsteiger freigegeben, allerdings nur nach Registrierung. An einer der senkrecht emporsteigenden Wände kann man noch Teile der Kletterausrüstungen sehen.

Ich weiß nicht, wieviele Kinder diese Felsspalte zum Versteckspiel genutzt haben, ich jedenfalls konnte meine Göttergatting wegen ihres Shirts sehr schnell finden.

Wir beschränkten uns auf normale Fussmärsche und kamen nach ca. zwei Stunden wieder am Auto an.

An einem weiteren Parkplatz hat man von anderer Stelle auch eine gute Rundumsicht. Unter anderem auf den Pikes Peak (im Hintergrund, hinter meiner Göttergattin) auf der gegenüberliegenden Seite.

Diesen hatten wir im letzten Jahr mit dem Auto bestiegen, ein Viertausender, auf den man einfach so rauffahren kann.

Nun sind wir erstmal durch, was machen wir jetzt? Auf dem Kartenmaterial der besten Kartenleserin von allen war in der Nähe ein Wasserfall mit dem Namen Helen Hunt Falls verzeichnet. Fahren wir einfach hin. Der Weg führte durch schöne Wohngebiete, bis wir die Zivilisation hinter uns gelassen hatten und auf dem Parkplatz zu den Falls standen.

Diese sind nach wenigen Metern zu besichtigen. Falls jemand fragen sollte: Sie sind nicht nach der Schauspielerin benannt – sie hätte sich sicher gefreut, sondern nach Helen Maria Hunt Jackson, einer US-amerikanischen Dichterin und Schriftstellerin, die sich für eine bessere Behandlung der amerikanischen Ureinwohner durch die US-Regierung einsetzte.

Dort trafen wir eine Dame aus der Gegend, die uns empfahl, noch zu den Seven Falls zu fahren. Einfach die Straße weiter. Wäre zum Teil einspurig, mit einem Tunnel. Aber sie war mit ihrem Dodge Ram gerade dort hergekommen.

Einspurig? Tunnel? Das deucht mir so bekannt. Also ab auf die Straße. Zwischendurch immer wieder Radfahrer, die sich die Dirt Road raufquälten. Die wissen schon, dass sie das nicht müssen?

Den Tunnel gab es auch und als kostenlose Beigabe einen Blick auf Colorado Springs.

Zu den Seven Falls hätten wir deutlich schneller kommen können, indem wir einfach zurückgefahren und dann rechts abgebogen wären, aber das wäre zu einfach gewesen und hätte uns um diese landschaftlich sehr schöne Strecke gebracht.

Als wir an den sieben Fällen angekommen waren, erwartete uns schon eine Einweiserin und Shuttle Busse waren unterwegs. Soviel Tourismus brauchen wir nicht mehr.

Also gaben wir unser nächstes Ziel ein: Boot Barn. Ich wollte mich noch einmal nach Stiefeln umschauen, allerdings ohne Absicht, welche zu kaufen. Mein Gepäck ist ausgereizt.

Mit leeren Händen ging es dann noch einmal nach Costco, einfach nur durchschlendern. Wer meine Göttergattin kennt, weiß, dass es nie dabei bleibt. Wo will sie diese Sachen noch hintun? Ihr Handgepäck dürfte langsam die 30 kg erreichen…

Irgendwie ist die kölsche Mentalität abgefärbt: Et hat no immer jut jejangen.

Shoppen macht hungrig und zum Abschluss des Urlaubs gönnten wir uns noch einen Panda Express.

Dieser lag – welch ein Zufall – ganz in der Nähe des Parks, den wir heute morgen schon besichtigt haben. Bitte nur eine kleine Runde drehen, das Licht ist so schön.

Und das ist es auch. Merkwürdigerweise war nicht viel mehr Verkehr als sonst.

Ich hatte Stoßverkehr mit Autos Stoßstange an Stoßstange vermutet.

Aber machen wir auch an am Morgen besuchten Aussichtspunkt ein Foto in die eine und eines in die andere Richtung.

Und jetzt wirklich ins Hotel, Koffer packen. Mir graust.

 

18.05.2023 – Bearizona

Als wir vor einigen Jahren – vor Covid – unser vierwöchiges Flagstaff-Praktikum absolvierten: Lerne die Stadt in einem Ferienhaus kennen, treibe Dich in der Umgebung rum uns schreibe eine Zusammenfassung, da lag in unserer Hütte auch eine Jahreskarte für Bearizona. Muss man ausnutzen.

Es handelt sich dabei um ein (in Deutschland würde man sagen Wildgehege), wo anstelle der Tiere in Käfigen die Menschen in Dosen auf Rädern angepriesen werden. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, gab es in der Gegend von Gelsenkirchen den Löwenpark Graf Westerholt. So ähnlich muss man sich das hier auch vorstellen, nur auf amerikanische Verhältnisse angepasst. Wo in Deutschland eine Tiergattung, nämlich Löwen faul in der “Savanne” rumlungerten und das Essen auf Rädern beobachteten, hat hier jede vertretene Tierart einen ähnlich großen Platz. Die einzelnen Gehege sind durch Cattle Guards voneinander getrennt und es wundert immer wieder, wieso die Carnivoren nicht ab und zu einen Abstecher zu den Vegetariern machen, um den Speiseplan aufzulockern.

Bei den harmloseren Tieren darf man die Seitenscheiben noch runtergekurbelt lassen (was das Fotografieren deutlich vereinfacht), aber spätestens bei den Teddys und Wölfen hört der Spaß auf. Ab und zu hört man aus dem Off eine Stimme: Please close your windows. Ob die Raubtiere das an die Verwaltung mittels Handy weitergegeben haben, wenn jemand gegen die Vorschriften verstößt? Oder liegt es an den vielen Kameras, die auf dem Weg angebracht sind? Da ich bei den Tieren nie ein Handy gesehen habe – wie sollen sie es auch bedienen mit den riesigen Pranken – tippe ich auf die zweite Überwachungsmethode.

Das Schöne ist, wenn man eine komplette Runde absolviert hat, steht einer zweiten und dritten und und und Runde nichts im Wege. Andere Tageszeit, andere Aktivität in der Fauna.

Wir starteten mit den gehörnten Freunden und freuten uns, dass wir die Fenster offen lassen durften.

Im Bärengehege, 1. Durchgang trafen wir auf diesen Vertreter, der sich in Pose gelegt hatte.

Leider lässt die Model-Ausbildung hier sehr zu wünschen übrig. Die meisten Insassen kümmern sich mehr oder weniger gar nicht um die Autos.

Neben der Selbst-Fahr-Tour gibt es auch noch die Selbst-Lauf-Tour. Hier werden die verschiedensten anderen Tiere in großzügigen Gehegen von den Touristen bespaßt.

Aus einer Ecke hörten wir lautes Stimmengewirr. Da ist bestimmt was los. Und richtig, die Zuschauer wurden gerade zur Fütterung der Grizzlys eingelassen. Also zum Zuschauen. Drei Jungbären, die durch einen Unfall in Montana ihre Mutter verloren hatten, haben hier ein Unterkommen gefunden. Crocket (Tubbs war nicht da), Hanna und Sky warteten schon an den Gitterstäben, um mit Obst und Lachs vollgestopft zu werden.

Die Tiere sind sehr intelligent, was man daran sehen konnte, dass, kaum dass die Pflegerin Zeigefinger und Daumen spreizte, Crockett schon das Maul aufriss und seine wunderbaren Zähne zeigte.

Während die Tiere noch die Reste der Nahrung vernichteten, begaben sich die drei Fütterer in das große Gehege, um weitere Nahrung zu verteilen und abgekotete Reste mit einer großen Schaufel zu beseitigen. War schon interessant, den Pfleger als solchen in freier Wildbahn zu beobachten.

Wir marschierten weiter und kamen bei den Racoons, den Waschbären vor. Immer zu Dummheiten aufgelegt, sind diese frechen Vertreter ständig unterwegs auf der Suche nach Neuem.

Als wir uns umdrehten, waren die Grizzlys wieder in ihr großes Gehege zurückgekehrt und die Pfleger daraus verschwunden. Warum wohl?

Man hatte extra ein Becken für sie angelegt, welches aber nur bedingt gut angenommen wurde. Vielleicht sollte man ihnen einmal mitteilen, dass in Montana und Alaska die Lachse auch nicht einfach so an Land ins Maul springen. Aber mit einem leckeren Maiskolben kann man etwas nachhelfen.

Nach den Bären kamen wir zu einer äußerst leckeren Vogelgattung, dem Truthahn. Das nicht gerade ansehnliche Äußere darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tiere vermutlich ein gutes Herz und auch sehr wohlschmeckendes Fleisch haben. Aber dieser Vertreter war in dieser Beziehung nicht gefährdet.

Länger verweilt man gerne beim Badger, beim Dachs. Auf dem Schild vor seinem Gehege stand extra, dass sich unter dem sandigen Untergrund eine solide Betondecke befindet. Wäre die nicht dort, wäre der Dachs auch nicht mehr dort. Seine Grableidenschaft hätte ihn schnell ausbüchsen lassen.

Besonderst hübsch fand ich die Rotfüchse, die auch gerne vor der Kamera posierten, als wüssten sie genau, wie kleidsam ihr flauschiges Fell ist.

Weniger flauschig sind die Javelinas, die Wildschweine, die sich gerade über einen Obstcoctail ala Bearizona hergemacht haben. Auch hier tippe ich auf ein gutes Herz aufgrund des Aussehens.

Im nächsten Gehege kam der Joke zur Anwendung: Wie heißt “Die Raubkatze sieht gut aus” auf Englisch? Luchs good.

Elegant schlichen die Katzen über die Felsen, ihrer Schönheit sehr wohl bewusst. Besonders die schwarzen Spitzen an den Ohren geben ihrem Aussehen einen modernen Touch.

Am Eingang gab es wieder großes Gejohle, eine Vogelschau hatte begonnen. Leider nicht mit fliegenden Greifvögeln, wie ich es mir gewünscht hätte, aber nicht weniger interessant.

Ein Vogel (dessen Namen ich bisher noch nicht herausbekommen habe) sorgte für allgmeine Heiterkeit. Eigentlich mehr laufend unterwegs, überquerte er die ausgestreckten Arme von 5 Touristen, um sich dann auf einem Baum niederzulassen.

Und da saß er dann und war weder durch Geld noch durch gute Worte zu bewegen, wieder herunterzukommen.

Lassen wir ihn einfach sitzen und schauen den nächsten Künstlern der Schau zu. Als da wäre Turbo, ein afrikanisches Stachelschwein, welches mit großer Geschwindigkeit dem Futter in der Hand der Pflegerin hinterherlief.

Der nächste Läufer lief wieder auf zwei Beinen (kein Mensch) und hatte die Eigenart, mit einer Gummiechse zu “spielen”. Immer, wenn er sie gefangen hatte, wurde sie mit großer Wucht zu Boden geschleudert. Also Echse möchte ich als Spielkamerad in seiner Gegenwart nicht sein.

Nach der Show ging es zu den “Jaguars” oder Panthern, die es nicht für nötig befanden, sich groß zu bewegen. Allein, dass einer für mich schon beide Augen aufmachte, darf ich als großes Entgegenkommen werten. Wahrscheinlich hatten die beiden die Nacht durchgefeiert und hatten noch einen Kater…

Die Schwarzbären waren auch gerade mit Essen versorgt worden und ließen sich durch die Menschen nicht stören.

Deutlich  lebhafter ging es bei den Ottern zu. Diese quirligen und possierlichen Tierchen halten kaum eine Sekunde still. Wahrscheinlich war der Grund das neue und größere Aquarium, welches sie seit unserem letzten Besuch bekommen hatten.

Wir drehten eine weitere Runde im Auto durch den Park, um andere Tiere an anderen Stellen “in Aktion” zu sehen.

Hier ein Elk mit mächtigem Geweih.

Bei den Wölfen betätigte sich einer als Drogenspürwolf.

 

Und einer der Schwarzbären hatte wohl die Aufgabe bekommen, den anderen zu berichten, was als nächstes als Nahrungsmittel auf Rädern anfahren würde. Er war hoch in den Baum geklettert und es sich dort gemütlich gemacht.

Wieder zurück kamnen wir gerade zur Fütterung der Fischotter. Die Zuschauer bekamen kleine Fische zur Verfügung gestellt und konnten sie ins Gehege werfen. Da ich noch ziemlichen Hunger hatte, beteiligte ich mich nicht daran, um nicht verdächtigt zu werden, ich hätte den Tieren das Futter weggegessen.

Um 14.30 Uhr sollte noch einmal eine Vogelschau starten. Aber aufgrund des Regens wollte man die Tiere nicht fliegen lassen. Statt dessen wurde nochmal Turbo rausgelassen und mit Leckerchen in einen Rundkurs gelockt, den er mit großem Spaß absolvierte. Die Tiere haben überhaupt keine Scheu vor Fremden und wenn sie nicht so extrem stachelig wären, ich hätte sie gestreichelt.

Auch der amerikanische Vertreter des Stachelschweins bekam Auslauf. Der Unterschied zu seinem afrikanischen Vertreter ist, dass er zwar kürzere Stacheln hat, diese aber nach vorne und hinten aufstellen kann, da die amerikanischen Raubkatzen wohl eine anderer Angriffstaktik haben.

Hier waren die Stacheln nicht vonnöten, er erfreute sich einfach nur der Leckerlies.

Der letzte Vertreter war Curly, ein ziemlich zahmer Waschbär. Üblicherweise sind diese Tiere ziemlich frech und man sollte auf seine Finger achten. Dieser war schon in Gefangenschaft groß geworden und er konnte ohne eine Extraportion Menschenfleisch aus der Hand fressen. Jedenfalls hatte die Pflegerin noch alle 9 Finger.

Wir starteten noch eine dritte Fahrrunde und hatten diesmal wesentlich lebhaftere Bären vor uns:

Sie bewegen sich doch.

Modisch gesehen braucht der Bison dringend eine Typberatung. Der Übergang vom Winter- zum Sommerfell ist bisher stylistisch daneben gegangen.

Ein letztes Mal sichteten wir einen fotogen hingeflätzen Bären und dann verließen wir ca. 9 Stunden später diese herrliche Einrichtung. Sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Direkt nebenan – also weniger als zwei Meilen entfernt – liegt das Städtchen Williams. Auch als Eingangstor zum Grand Canyon bekannt. Denn von hier fährt eine Eisenbahn direkt bis zum zentralen Hotel im Park.

Was mich vielmehr faszinierte, waren zum einen die herrlichen alten Gebäude, aber auch die Tatsache, dass die Circle K-Tankstelle das Benzin zu einem Preis von 3,559 USD/Gallone anbot. Das ist der absolut niedrigste Preis des ganzen Urlaubs.

Wir luden also unseren Dicken wieder voll und fuhren auf direktem Weg nach Flagstaff. Auf dem Weg überfiel meine Göttergattin eine heftige Müdigkeitsattacke, die sich nur durch einen Besuch bei Ross (der erste übrigens in diesem Urlaub, ehrlich) beheben ließ.

Während sie heftig arbeitend durch die Gänge schritt, reduzierte ich die heute geschossenen Fotos von ca. 400 auf unter 180.

Direkt nebenan ein Panda Express, das ist doch eine Fügung des Himmels.

Und “zuhause” lecker essen

 

 

04.06.2018 – Angels Landing

Nachdem nach unserem ersten Besuch schon zarte Andeutungen gekommen waren, warum wir noch nicht auf “Angels Landing” raufgekrabbelt waren, beschlossen wir, dieses Ziel für den heutigen Tag in Angriff zu nehmen. Wenn ich den Schauergeschichten meiner Göttergattin trauen durfte, war der Trail mordsmäßig gefährlich und schon hunderte waren dort abgestürzt. Ich ziehe mal das übliche Jägerlatein ab, die Parkstatistik sprach von 7 Menschen seit 2004. Was meine mich liebende Gattin aber nicht davon abhielt, mir die ganze Fahrt gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben: Halt Dich gut fest, kehr um, wenn es zu gefährlich wird, schubs niemanden runter mit Deiner Fototasche, schmeiß keine Felsen runter, nimm keine größeren Felsen mit, lass die Squirrels in Ruhe und so weiter.

Ihre eigenen Ratschläge und vor allen Dingen ihre Höhenangst (sie muss sich normalerweise an einer Laterne festhalten, wenn sie auf den Bürgersteig tritt) in den Wind schlagend machten wir uns trotzdem auf den Weg.

Wir waren – wie wir meinten – sehr früh auf der Straße und bekamen trotzdem nur das Schild zu sehen: Parking Lot full – park in town. Das war logischerweise das einzige, was wir nicht wollten und wir stellten uns in bewährter Manier auf einen Seitenstreifen. Nach kurzem Spaziergang über den angrenzenden Campground standen wir vor einer ewig langen Schlange.

Das, was man auf dem Foto zu sehen bekommt, ist ca. nur die Hälfte. Ungefähr 40 Minuten später saßen wir dann doch im Bus und fuhren bis zur Haltestelle “Grotto”. Auf der Fahrt hatte ich die Gelegenheit, die schon früher erwähnten unförmigen Treter fürs Canyoneering etwas näher in Augenschein zu nehmen. Sie heißen Adidas Terrex Hydro Lace, kosten regulär ca. 130 USD und dürfen anscheinend nur mit einem ähnlich hässlichen Fusskleid getragen werden.

Aber wenn man sich mal im Internet umschaut, wird man begründet bekommen, warum man nicht mehr ohne auskommt, sobald die erste größere Pfütze kommt. Vielleicht sollte ich mir bei dem ständigen Regenwetter in Deutschland auch mal welche bestellen.

Der Weg zu Angels Landing beginnt mit einem Gang über eine Brücke über den Virgin River, um dem West-Rim oder auch Kayenta Trail ca. eine Meile relativ flach am Fluss entlang zu folgen.

Schließlich geht es in Serpentinen ein paar hundert Meter höher, um schließlich in den Refrigerator Canyon zu münden.

Um diese Uhrzeit kann man den Namen nachvollziehen, es scheint kaum Sonne rein und es ist angenehm kühl. Nachdem man den Canyon mit sehr steil aufragenden Felswänden durchlaufen hat, geht es wieder in Serpentinen,

diesmal kürzer und steiler, hoch bis zu einer Weggabelung, dem Scout Point. Hier trennt sich der West Rim Trail ab. Weiter führt der Trail zu Angels Landing, 0,5 Meilen steht auf dem Schild.

Ob allerdings nach oben oder nach vorne gemeint ist, steht dort nicht. Jedenfalls wurde es jetzt richtig knusprig. Meine Göttergattin hatte mich schon im Canyon vorgeschickt, weil sie nicht wusste, wie weit ihre Höhenangst ihr einen Strich durch die Rechnung machen würde.

Der “Weg” führt jetzt mehr oder weniger am Hang entlang nach oben, an manchen Stellen durch massive Metallketten als Railing gesichert.

Und diese Haltetaue braucht man auch. Meine Kamera hatte ich – ausnahmsweise – mal in die Fototasche gepackt, um beide Hände freizuhaben. Zwischendurch kamen immer mal wieder Absteiger entgegen. Und es sich auf der ganzen Strecke um eine einspurige Piste handelte, musste ich (und die anderen Aufsteiger mit mir) immer wieder eine Pause einlegen. Natürlich kann man diese Gelegenheit auch für ein Foto in die Umgebung nutzen.

Die Pausen war mir speziell im ganz oberen Stück nicht unlieb, litt ich doch immer schneller unter Atemnot. Und hoffte, dass sie oben ein Sauerstoffzelt aufgebaut hätten. In diesem Punkt war der Hike schon eine Enttäuschung für mich. Es gab keines. Aber auch in einem anderen Punkt musste ich in die Röhre gucken: Ich sah keinen Engel, der gelandet wäre. Dafür ein paar Dutzend Leute aller Nationen, die die Aussicht genossen. Zuzüglich der Squirrels und Skipmunks, die auf Lebensmittelreste lauerten.

Aber da ich ja nicht wegen der Aussicht, sondern zum Fotografieren hochgekommen war, erledigte ich erstmal diesen Job,

ließ ca. einen Liter Flüssigkeit in mich reinlaufen und genoss doch den Ausblick.

Und damit man mir auch glaubt, dass ich oben war, mit Fisheye ein Selfie:

Da ich meine Felsenkletterin aber nicht bis ultimo alleine lassen wollte, machte ich mich auf den Rückweg, diesmal die Kamera vor dem Bauch.

Diesmal war es wesentlich leerer und ich kam auch zu ein paar Fotos.

Doch was war das? Ich hatte noch nicht mal die Hälfte der “Todesstrecke” hinter mich gebracht, als mir ein grünes T-Shirt mit rotem Rucksack, getragen von meiner Göttergattin, entgegenkam. Sie hatte einen Teil ihrer Höhenangst überwunden und wollte sehen, wie weit sie kommt.

Wir vereinbarten, dass ich am Scout Point auf sie warten würde und sie versuchte so weit zu kommen, wie es ging. Da sie nicht sofort wiederkam, musste sie noch ein ganzes Stück weitergeklettert sein. Herzlichen Glückwunsch zu soviel Mut (aber vielleicht haben ja die neuen Schuhe auch einen kleinen Beitrag geleistet).

Zusammen marschierten wir gen Tal, ich hatte etwas Angst, dass meine Knie irgendwann nicht mehr mitmachen würden. Aber sie hielten durch bis fast ganz unten. An der Haltestelle Grotto füllten wir unsere Wasserflaschen nach und ließen uns das kühle Nass über Kopf und Körper laufen. Tat das GUUUT.

Kurze Bustour zum Visitor Center, danach in den Wagen, Klimaanlage an (die Temperaturanzeige zeigte 110° Fahrenheit = 43°C) und gemütlich Richtung St. George gedackelt. Dort gönnten wir uns zur Belohnung einen Besuch bei Panda Express, den wir sehr genüsslich in der guten Stube verputzten.

04.06.2017 – Flagstaff

Nach dem gestrigen anstrengenden Tag hatten wir uns ein wenig Erholung verdient. Es gab so einiges zu erledigen, warum nicht heute?

Aber damit die Neugierigen in Punkto Bilder nicht zu kurz kommen, präsentiere ich etwas von Flagstaff.

Als erstes fuhren wir durch unsere Wohnstraße(n), ordentliche bis luxuriöse Reihenhäuser, ein Standard, in dem man sich sehr wohl fühlen kann, wie wir in den letzten zwei Wochen festgestellt haben.

Irgendwie kamen wir dabei an einer anderen Ecke aus dem Wohngebiet raus als sonst und sahen gegenüber die Einfahrt vom Pine Canyon Flagstaff Golf Course Real Estate. Auf der Karte ungefähr 10 mal so groß wie unser Wohngebiet wurde es auch prompt von einer Wache mit Eingangstor verschlossen. Aber so schlimm war es dann doch nicht. Auf unsere Frage, ob wir denn mal durchfahren dürften, bekamen wir einen Besucherausweis (Größe Letter, Visitor No 5) und die Instruktionen: Nicht schneller als 25 mph, nicht aussteigen, Fotografieren erlaubt.

Also drehten wir die Runde auf dem Clubhouse Drive und stellten fest, dass es a) doch noch schönere Häuser als das unsere gibt und b) dass unser Budget maximal für eine Woche Miete dort gereicht hätte.

Übrigens wird auch hier zuerst mit Holz gebaut und dann mit Stein verkleidet.

Das witzige daran war, dass wenigstens 10% zum Verkauf standen. Wieder zurück unterhielten wir uns mit dem Posten. Der meinte, die Besitzer kämen häufig nur 3-4 Monate im Jahr zum Wohnen hierher. Aber mieten könne man durchaus. OK, sollte ich mal im Lotto gewinnen oder einen Erbonkel in den USA ausgraben – äh ausfindig machen – dann reden wir weiter.

Kehren wir zu den Niederungen der normalen Leute zurück. Ein Feature unseres Urlaubes ist es, unseren Hochzeitstag mit einem leckeren Essen zu begehen. In Deutschland hatten wir das nicht mehr geschafft, und hier gibt es ein Restaurant, welches wir gut weiterempfehlen können: Sizzler Steakhaus. Aber die Kritiken bei Trip-Advisor waren nicht so richtig gut, also entschieden wir uns für die nächstbessere Wahl: Panda Express. Und ja, ich kann auch Essen fotografieren, nur poste ich es nicht sofort vor Ort.

Wir mussten noch unsere Gasflasche auffüllen. Im Internet hatten wir eine Tankstelle gefunden, wo so etwas angeblich ging. Nur füllten sie dort nicht auf, sondern tauschten für einen bescheidenen Betrag von 24.99 USD + Tax die Flasche aus. Merkwürdig? Im Laden fragte ich nach einem Fill-up und bekam die nächste Tankstelle genannt. Dort auch nur Tausch, allerdings für 19.99 + Tax. Die Dame dort nannte mir einen Laden in der 4th Street, der allerdings nicht aufzufinden war. OK, dann erstmal tanken. Das Navi hatte eine recht eigenwillige Interpretation der städtischen Grundrisse, woraufhin wir sehr viele nette Wohngebiete kennenlernten. Erst der Rückgriff auf Google Maps brachte uns dahin, wo wir wollten.

Ach ja, Sightseeing haben wir ja auch noch gemacht: Das Riordan Mansion House liegt in der Mitte von Flagstaff und ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was vor 100 Jahren schon alles möglich war.

Jetzt noch schnell zum Walmart, frische Lebensmittel einkaufen und dann den Abend faul ausklingen lassen.

Und auf dem Weg – oh Wunder – eine Station von U-Haul, der großen DIY-Umzugsfirma bietet auch Gas zum Nachfüllen an. Für 15,78 USD incl. Tax bekamen wir die Flasche wieder voll.

Kühlschrank ist auch voll, alles ist gut.

25.05.2017 – Montezuma Wells – Montezuma Castle – Sedona

Guten Morgen zusammen,

es ist mal wieder ein wunderschöner Morgen und wir sitzen zu dritt auf dem Balkon unseres wunderschönen Hauses und beginnen den wunderschönen Tag mit einem wunderschönen Frühstück. Etwas zu dick aufgetragen? Kann schon sein, aber es ist schon herrlich in Ruhe und Frieden bei Rührei und Schinken, einer leckeren Tasse Kaffee am Morgen zusammenzusitzen. Da stört es auch nicht, wenn gegenüber im Haus die Anstreicher auf eine sehr undeutsche Art (jeder Sicherheitsbeauftragte hätte wohl bei dem Anblick einen Herzinfarkt bekommen) ihre Arbeit verrichten.

Nachdem wir im “Dorf” noch ein paar Einkäufe erledigt hatten, ging es schon um die Mittagszeit nach Süden, nach Montezuma Wells.

Dieser See hat ca. 100 m im Durchmesser und wird von einer unterirdischen Quelle gespeist. Er gehört zum Montezuma Castle National Monument und liegt ca. 18 km nördlich davon. Von einem erhöhten Aussichtspunkt am Rand hat man einen schönen Blick über den See und die am Rande errichteten Eigentumswohnungen.

Folgt man dem Rundweg, so gelangt man in schattiger Atmosphäre zum Ausfluss des Sees, den die früheren Bewohner für ihre Zwecke benutzten und gestalteten.

Wieder oben, mal wieder ein paar herrliche Kakteeblüten, denen ich nur schwer widerstehen kann.

Weiter geht es zum Montezuma Castle. Auf dem Weg dahin gibt es ein riesiges Casino, welches wir rechts liegen ließen. Dafür machten wir bei einem Stand halt, der “Fry Bread” anbot, frischgebackene Teigfladen auf indianische Art. Da bei unserer Ankunft gerade eine Schulklasse die Ruinen unsicher machte, beschlossen wir, erstmal in der herrlichen und schattigen (die Temperaturen hatten mittlerweile die 30°C erreicht, aber zum Glück war es windig) Picnic Area ein Päuschen einzulegen.

An einigen Bäumen hingen Zapfstellen für Kolibris (Humming Birds), so wie bei uns auf der Veranda. Nur, dass wir bei uns noch keinen zu Gast hatten. Hier waren die Vögel an die Tränke gewöhnt und es gelang mir wirklich, ein paar scharfe Aufnahmen zu schießen.

Jetzt geht es aber auf ins Schloss. Auf dem Weg dahin konnten wir noch eine festte Eidechse beobachten, die gerade eine Fledermaus aus ihrer Schlafstelle gescheucht hatte. Wie man sieht, von Verlegenheit oder Schüchternheit keine Spur.

Ein paar Schritte weiter öffnete sich dann der Blick auf die Felsbehausungen, welche von den ersten Europäern, die hierhin kamen, für ein Aztekenschloss gehalten wurden, daher Montezuma Castle.

Die Wohnungen ziehen sich über mehrere Etagen hin und sind zum Teil nur über Leitern zu erreichen.

Am Fuße der Ruinen fließt der Beaver Creak, an dessen Ufer schattenspendende Sycamoren stehen mit einer kunstvoll gestalteten Rinde.

Und auch da natürlich wieder Eidechsen.

So langsam kam die Nachmittagssonne durch und für einen weiteren Besuch eines Parks hätte die Zeit nicht gereicht. Das merkten wir auch daran, dass am Ausgang des Parks zwei Blaulichtautos standen. Wir vermuteten einen Unfall oder zumindest eine Verkehrskontrolle. Aber die Herren wollten nur vermeiden, dass noch jemand ins Monument hinunter fuhr.

Für den Rückweg nahmen wir ein Buch zuhilfe, welches ich mir vor ein paar Tagen erst in unsere Behausung hatte schicken lassen: Photographing the Southwest: Volume 2–Arizona. Dort war für die Gegend um Sedona der Airport Drive angegeben mit einer Mini-Wanderung auf einen Hügel mit Aussicht über die Täler. Auf dem Weg dahin fährt man vom Interstate 17 über die 179 (Rimrock Scenic Byway) schon durch eine der schönsten Landschaften Amerikas. An der Straße selbst darf man nicht halten, aber es gibt zum Glück immer wieder Viewpoints für das eine oder andere Foto.

Der Airport-Drive war ein guter Tip (wenn man es schafft, einen der Parkplätze dort zu ergattern). Ich kam mir vor wie am Green River Overlook im Canyonlands National Park. Du sitzt auf einem runden Felsen, vor Dir eine fantastische Landschaft.

Als wir uns sattgesehen hatten, musste nur noch was für den Magen her. Im schwindenden Licht des Abends fuhren wir schnurstracks zum Panda Express, um mit Yvonne unseren letzten gemeinsamen Abend zu “feiern”. Logisch, dass Orange Chicken und Beijing Beef mit dazu gehörten, welches wir in stiller Andacht auf unserer Veranda verzehrten.

Again a beautiful day.