05.06.2022 – Fahrt ins Death Valley

Nun müssen wir unsere schöne Sierra Nevada verlassen.

Der Blick aus unserem Bett am Morgen direkt auf die sonnenbeschienenen Berge, das hatte schon was.

Auschecken und noch einmal zum Grocery Outlet schräg gegenüber. Wir müssen ein wenig planen für die nächsten knapp zwei Tage. Gebucht haben wir zum ersten Mal ein Zimmer IM Death Valley zu einem für unsere Verhältnisse horrenden Preis, weit über 200 USD für EINE Nacht. Der Grund?

Wir sind ja schon oft von der 395 nach Las Vegas gefahren. Und wir erinnerten uns beide daran, dass speziell der letzte Teil immer ein ziemlicher Schlauch war. Morgens ging es los, um die Mittagszeit waren wir dann im Tal. Dann im ungünstigsten Licht schnell die wichtigsten Punkte abfahren und anschließend auf die Piste, um bei Dunkelheit in Vegas anzukommen.

Damit wir etwas mehr Zeit in Sonne und Wärme verbringen können, hatte Karin uns eine Nacht in der Ranch at Death Valley gebucht. Die Vorahnung ließ Gedanken an ein Bruchbude aufkommen, wo selbst der geringste Komfort nur Wunschdenken wäre. Aber dazu später.

Von Bishop aufgebrochen, ging es zügig Richtung Süden. In Fort Independence tankten wir noch einmal voll. Die Tankstelle gehörte zu einem Casino im Indianerreservat, was geringere Spritpreis bedeutete. In diesem Fall 5,979 für eine Gallone. OK, das darf man nicht mit dem vergleichen, was wir 1987 mal in Las Vegas bezahlt haben: 70 Cent.

In Lone Pine machten wir dann noch einen kurzen Stop im Visitor Center. Aber die Mitarbeiter/innen scheinen dort auf 0 Ahnung geschult zu werden. Als wir nach Wanderungen im Death Valley fragten, verwies sie uns nur auf eine allgemeine Schautafel. Da bekommt man durch Prospekte mehr Infos.

Ein letzter Blick zurück auf die Sierra und dann geht es los.

Die Gegend wird trockener und heißer als uns lieb ist und selbst ich, der gerne offen fährt und den Manta-Arm raushängen lässt, schloss das Fenster und machte die Klimaanlage an. Wir kletterten in die Berge und machten unseren ersten Halt am Father Crowley Overlook. Von dort aus schaut man ins Panamint Valley, einem Seitental vom Death Valley.

Kurz vor Stovepipe Wells ein Eindruck dessen, was uns bevorsteht.

Die letzte Bastion vor den Annehmlichkeiten im Tal selbst ist dann Stovepipe Wells, wo man sich mit Nahrung und Kraftstoff eindecken kann. Preis für Unleaded: 7 USD. Geht doch fast noch.

An der Ranch angekommen, wurden wir in einem schönen Gebäude in Empfang genommen und bekamen unser Zimmer zugeteilt. Wir entschieden uns für eins im oberen Stock, damit uns niemand auf dem Kopf rumtrampelt.

Und dann die Überraschung: Uns erwartete ein durch Klimaanlage gekühltes (anders geht es sowieso nicht) Zimmer im von uns gewohnten Best Western Standard. Einzig eine Mikrowelle gab es nicht, aber der Kühlschrank war größer als in der Buchung beschrieben. Ach ja: Frühstück war nicht im Preis inbegriffen.

Die Hitze war schon ziemlich heftig, 43°C zeigte das Thermometer. Ich schlenderte eine Runde zum Pool, um mich abzukühlen, Karin legte ein Nickerchen ein, um die Abendstunden abzuwarten.

Um 17 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg (nicht, dass es viel kühler wäre) und fuhren zuerst zum Zabriskies Point. Das Abendlicht warf schöne Schatten, so wie wir es erwartet hatten.

Etwas weiter die 190 rauf liegt noch der Twenty Mule Team Canyon, eine Dirt Road Schleife, auf der weder ein Team, noch ein einziges Maultier zu sehen war.

So langsam kam die Sonne tiefer und uns blieb gerade noch die Zeit, den Artist Drive zu durchfahren, der mit extrem bunten Felsen lockt.

Gerade rechtzeitig schafften wir es dann noch nach Badwater, dem Punkt, der ca. 70 m unter dem Meeresspiegel liegt. Gut, dass so viele Berg bis zum Ozean dazwischen liegen, sonst wäre das Tal schon vollgelaufen.

Dort konnte ich mich dann austoben, denn die Sonne deutete gerade an, dass sie hinter den Bergen verschwinden wollte.

Die ausgelaugte Erde bringt reizvoll als Vordergrund den Untergang zur Geltung.

Die ganze Zeit blies ein heißer Wüstenwind.

Als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, ging es zurück zum Hotel.

Anstelle der Mikrowelle nutzten wir die Kaffeemaschine zur Zubereitung einer veganen Nudelsuppe, die aus Geschmacksgründen mit etwas Chickenbreast aufgepeppt wurde. Nicht mehr vegan? Kann ich mit leben.

Letzter Tagesordnungspunkt: Sternenfotografie. Das Death Valley ist als Dark Sky Park eingestuft, also darf man wenig Light Pollution erwarten.

Und zum Glück gibt es in fünf Minuten Entfernung vom Hotel ein altes Minengelände, das Harmony Borax Works. Dort stehen alte Gerätschaften, eine Lok, Wagen etc. rum und bieten einen reizvollen Vordergrund.

Leider kam gerade der Mond hoch und daher wurden die Milchstraßenfotos leider nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte.

Übrigens: Der Sprit kostet hier 8,04 USD pro Gallone. In diesem Sinne eine gute Nacht.

 

 

02.06.2022 – Von Lone Pine nach Bishop

Der erste Gedanke am Morgen war: Schaffe ich es, aus dem Bett zu kommen? Welcher Knochen, welcher Muskel wird am meisten schmerzen? Aber ich hatte mich selbst unterschätzt. Anscheinend bin ich so durchtrainiert, dass mir ein kleiner 10 Meilen Hike nicht mehr viel anhaben kann. Retrospektive betrachtet: Wir waren schon einmal eine ähnlich lange Strecke gelaufen, auf dem Fairyland Trail im Bryce Canyon NP. Wir hatten auch schon einmal ca. 300 Höhenmeter bewältigt, zu Anfang des Urlaubs nach dem Besuch des Cedar Creek Falls. Aber noch NIE hatten wir eine derartige Strecke verbunden mit einem derartigen “elevation gain” in so großer Höhe zurückgelegt. Mann, was bin ich stolz auf uns.

Logischerweise dürfen wir den Folgetag etwas ruhiger angehen lassen. Ziel der heutigen Tour ist Bishop, wo wir mit Best Western Punkten die nächsten drei Nächte verbringen werden. Das sind nur 60 Meilen, aber die kann man schon interessant gestalten.

Fangen wir mit unserem Dorf Lone Pine an. Ich hatte ja schon erwähnt, dass viele Western in den Alabama Hills gedreht worden sind. Logischerweise schlägt das Dorf Kapital daraus in Form eines Movie Museums. Wer die ganzen Filme kennt (ich gehöre nicht dazu), wird dort interessante und kurzweilige Unterhaltung vorfinden.

Logisch, dass die Stadt auch als Versorgungszentrum sowohl für die Cottonwood Lake Area als auch für die Whitney Portal Gegend dient. Irgendwo müssen die Hiker ja ihre Powerbanks aufladen und vielleicht auch mal waschen? Unsere mitfahrenden Gäste am gestrigen Tag hatten anscheinend keine Laundry gefunden, war wohl zu gut versteckt.

Jetzt geht es noch einmal in die Alabama Hills. Am “Eingang” steht das Wahrzeichen, ein Felsen, der ab und zu neu geschminkt wird. Steht der “Miss Alabama” auch zu.

Wir fuhren in die (heißt wirklich so) Movie Road rein und nahmen auch diverse Nebenstraßen mit.

Ganz austoben durfte ich mich nicht, meine Befahrerin traute unserem Dicken nicht besonders viel zu…

Am Trailhead der Moebius Arch ein korrekter Blick auf die Herz Arch, jetzt kann man die Form deutlich erkennen.

Wir fuhren die Movie Road weiter Richtung Norden, weil die Karten zeigten, dass wir irgendwann wieder auf der 395 landen würden.

Zwischendurch gibt es immer wieder Wasserläufe, die dann für einen grünen Streifen mitten in der Wüste sorgen. Hier ließen sich früher die Rancher nieder, weil Wasser das wichtigste zum Überleben war.

Auf der 395 angekommen, Tempomat auf gemütliche 55 Meilen eingestellt und nach Norden gerollt. Bis Bishop gibt es noch genau 2 Ansammlungen von Häusern, die zumindest die Bezeichnung Dorf verdienen. Das erste war Independence, welches mit einem eindrucksvollen Gerichtsgebäude aufwarten kann.

Noch etwas weiter nördlich liegt dann Big Pine, welches letzteres nicht kann. Daher gibt es auch kein Foto für Big Pine.

Links der Straße kann man kurz rausfahren und dann kommt man zur Mt Whitney historic Fish Hatchery. Das besondere an dieser Station ist das wunderschöne, kirchenähnliche Gebäude, welches aus 2-3 Fuß dicken Mauern aufgebaut wurde.

Noch besonders daran ist, dass die Steine nicht behauen wurden, sondern passend gesucht und eingebaut wurden.

Noch ein wenig weiter nördlich liegt dann die noch aktive Black Rock Fish Hatchery. Hier konnte man in zwei großen Becken sehen, wie sich 145.822 Forellen tummelten. Wie ich auf die Zahl komme? Einfach die Augen zählen und durch 2 teilen.

Schließlich erreichten wir Bishop, welches deutlich größer ist als Lone Pine und als Versorgungszentrum für die ganze Gegend dient. Untrügliches Kennzeichen dafür? Es gibt einen Grocery Outlet. Was für uns äußerst positiv ist, können wir uns doch sehr unkompliziert mit leckerer Nahrung eindecken.

Es gibt dort auch ein Besucherzentrum und hier gerieten wir an Joe, einen älteren Herren mit deutlich mehr Erfahrung und Motivation als dem Ranger in Lone Pine. Er beriet uns sehr ausführlich, was wir in den nächsten Tagen an Wanderungen unternehmen könnten.

Jetzt aber ab zum Hotel. Unsere Voranmeldung hatte uns als Upgrade ein Zimmer mit einem King Bed beschert. Auch sonst ist es schön groß, hier halten wir es drei Tage aus. Und in der Lobby gibt es Kekse!!!

Als Kurztrip für den Nachmittag hatte uns Joe den Pine Creek Canyon empfohlen, leicht zu laufen, zeitlich passend.

Ein paar Meilen nördlich von Bishop geht links die Straße Pine Creed Road ab, welche ca. 8-10 Meilen in die Berge führt. Dann auf der rechten Seite ein riesiger V-förmiger Einschnitt (A-förmig hätte keinen Sinn ergeben).

Wir suchten uns einen Parkplatz und kletterten den Weg hinauf.

Im Hintergrund die Berge am Ende des Tals.

Der Blick zurück verhieß wettertechnisch nichts Gutes.

Im Canyon selbst stiegen die Felswände links senkrecht nach oben. Und bei genauem Hinsehen sah man winzige Gestalten, die daran klebten. Felsenkletterer.

Verstehe ich zwar nicht, dieses Hobby, aber wenn es sie glücklich macht. Wenn man einen dann fragt, warum er den Berg rauf klettert, wird wohl als einzige Antwort kommen: Weil er (der Berg) da ist.

Wir fuhren dann noch bis zum Ende des Canyons, aber da war dann endgültig Schluss.

Zurück und den Grocery Outlett leerräumen. Wir blieben wieder bei der üblichen Salatschüssel hängen nebst einigen anderen (hoffentlich) leckeren Sachen.

Im Citypark ließen wir uns den Salat schmecken und uns auch nicht durch ein paar Regentropfen stören.

Mal sehen, wie gut wir morgen bei Kräften sind und was wir dann schaffen.

 

01.06.2022 – Cottonwood Lakes Trail

Kennt Ihr das, wenn man etwas total Verrücktes unternehmen möchte, sich dies realisieren lässt und sich hinterher als noch verrückter rausstellt, als man sich vorgestellt hat?

So was hatten wir heute.

Eigentlich hatte der Tag echt gut begonnen. Wir schauten aus dem Fenster und die Sierra Nevada erstrahlte im schönsten Morgenlicht. Und diesen Anblick konnten wir auch beim Frühstück genießen.

Tagesziel für heute: Wanderung zu den Cottonwood Lakes. Südlich der Whitney Portal Road zieht sich in langen Kehren eine ca. 20 Meilen lange Straße ungefähr 2000 Meter in die Höhe.

Vorher hatten wir noch einen Abstecher ins lokale Visitor-Center gemacht. Und waren ziemlich unbefriedigt von dannen gezogen. Normalerweise wird man an diesen Stationen mit Informationen schneller zugeworfen als man sich ducken kann. Aber dieser Ranger war entweder total unsportlich oder hatte einfach keine Ahnung. OK, verlassen wir uns auf unsere Intuition und Komoot.

Der Weg nach oben führt an einer unbekannteren Sektion der Alabama Hills vorbei. Aber das ist kein Grund, sie nicht vorzustellen.

Also kurzer Stop (die Straße war so gut wie unbefahren) und auch die Sierra-Berge abgelichtet.

An der Kreuzung nach “oben” standen 4 Gestalten, heftig mit Rucksäcken bewaffnet und streckten den Daumen raus. Es sah so aus, als wäre die Wanderlust doch nicht sooo groß, dass man die 20 Meilen rauflaufen wollte.

Aber wofür hat man einen Truck? Rücksitzbank auf die Ladefläche leergeräumt, deren Gepäck kam ebenfalls dorthin. Und da unser “Billig-Silverado” mit einem Mittelsitz vorne ausgerüstet ist, kam die kleinste Person – eine Australierin aus Canberra – zwischen uns. Die Wanderer wollten den Pacific Crest Trail komplett laufen. Der fängt an der mexikanischen Grenze im Süden an und führt bis nach Kanada. Na, da haben sie sich noch was vorgenommen. Selbst schuld. Wir versuchten ihr beizubringen, dass man das nicht MUSS. Aber die hatten ihren eigenen Kopf.

Oben angekommen waren sie jedenfalls ziemlich froh und verabschiedeten sich mit großem Hallo.

Wir stellten unseren Dicken in der Nähe des Wanderweges ab und verpackten unsere Lebensmittel in Bärentrunks. Das sind Metallkisten (mit Zahlenschlössern und die Bären kennen die Kombination nicht), rechts im Bild.

Los ging es. Wir starteten in einer Höhe von ca. 3000 Metern und der Weg ging eigentlich ziemlich langweilig durch den Wald, hätten die Ranger nicht dort zu einer Kunstausstellung eingeladen (so kam es mir jedenfalls vor). Vom Blitz abgefackelte Bäume strahlten so im Sonnenlicht, dass ich sie einfach ablichten musste. Einfach auf das Bild klicken zum Vergrößern.

Aber auch die Wurzeln hatten es mir angetan:

Selbst ich war in der Lage, im folgenden Bild ein Gesicht zu erkennen.

Aber auch andere Begebenheiten würzten den Weg:

Cowboys (die ich schon beneidete, hinterher umso mehr) kamen uns entgegen.

Reißende Ströme mussten unter Lebensgefahr überquert werden.

Höhere Berge kamen in Sicht und wir bekamen schon Panik, dass wir da rauf müssten. Mussten wir aber nicht.

Dann trafen wir zwei Wanderer, etwas jünger als wir, geschätzt und kamen ins Gespräch. Sie kam aus Hamburg und stellte sich vor: Hi, I’m Karin. Meine Göttergatten ebenfalls: Hi, I’m Karin. Das Eis war gebrochen, aber wir mussten doch weiter. Die andere Karin hatte uns Tipps gegeben, wie es weitergehen könnte. Auch ein kleiner Umweg von 20 Minuten zu einem Wasserfall wäre sehr empfehlenswert.

Das konnte ich zum Glück mit dem Tele erledigen. Denn mittlerweile – wir bewegten uns schon geraume Zeit auf über 3000 m Höhe, trat bei Karin die Höhenkrankheit ein. Das Ganze wurde so schlimm, dass sie bei 3300 m einfach nicht mehr weiterkonnte. Immer wieder Luftnot, Erschöpfung  Übelkeit. Wir beschlossen, dass ich die letzten paar Meter alleine hochklettere und zumindest ein Foto vom See abliefere:

Der Rückweg wurde wegen der Höhe nicht leichter und wir schleppten uns schließlich mit letzten Kräften Kilometer für Kilometer zurück bis zum Auto. Am Ende standen 15,8 km auf meiner App. Das reicht mir. Meinem Rücken auch. Ca. 14-15 kg ist was für jüngere Leute, die Backpacking machen wollen. Zum Schluss kam mir noch ein Spruch in Erinnerung, der glaube ich dem polnischen Sprachschatz zu Teilen zuzusprechen ist: Pirunje, mir brrrricht der Kreuz.

Was waren wir froh, als wir wieder in unserem Dicken saßen und gemütlich den Berg runterrollen konnten. Das Owens Valley wurde sehr schön von der Abendsonne beleuchtet.

Und ein Stück weiter hatten wir einen klasse Blick auf Lone Pine und die Alabama Hills.

Eigentlich hatte ich noch vorgehabt, zur Moebius Arch zu laufen. Aber meine unteren Extremitäten meldeten mir, dass es besser wäre, den Abend gaaanz ruhig im Hotel zu verbringen.

So schoss ich quasi im Vorbeifahren noch ein Foto der Hills im Abendlicht und wir kehrten total k.o., aber glücklich, dass wir es geschafft hatten, ins Hotel zurück.

 

31.05.2022 – Trona Pinnacles – Lone Pine

Schade, dass wir das schöne Hotel in Palm Desert verlassen müssen. Eine Nacht in der King-Suite hat uns sage und schreibe 102 USD gekostet, das war zum einen eine der preiswertesten Nächte und zum anderen das beste Zimmer zu diesem Preis. Frühstück cooked to order, Porzellan und Metallbesteck, freundliches Personal, was will man mehr?

Für heute ist ein relativ langer Fahrtag angesagt. Wir wollen nach Lone Pine an der Ostseite der Sierra Nevada.

Mit diesem Nest verbindet uns eine sehr lange Tradition, auch wenn wir das damals nicht so wahrhaben wollten. In den späten 80er Jahren haben wir erstmals am Tuttle-Creek Campground gezeltet, später dort mit dem Wohnmobil genächtigt. Ohne zu wissen, welche landschaftlichen Schönheiten sich an den Hängen der Sierra verbergen. Es war einfach nur die schnellste Strecke zwischen dem Yosemite-Park und Las Vegas.

Aber ich schweife ab bzw. greife vor. Um die Fahrt zu überstehen, stolperten wir noch kurz beim Grocery Outlet rein. Der Salat dort war zu gut und die Reispfanne können wir ebenfalls noch einmal essen. Tanken müssen wir auch nochmal, der nächste Costco am Zielort ist weit entfernt.

Und da wir unsere Tankkarte auffüllen müssen, können wir auch gleich in der Textilabteilung nach dem Rechten sehen. Denn mit leeren Händen rausspazieren ist doch langweilig.

Nach dem Tanken gab es im städtischen Bereich noch ein Zwischenziel: Outletshop von Merrel. Wir haben ja mit den Schuhen grundsätzlich gute Erfahrungen gemacht, aber das letzte Paar (in Kanada gekauft) bereitete mir doch ein wenig Probleme.

Der Store stand kurz vor der Auflösung und es wurde 50% auf alles angekündigt. Sowohl meine Wenigkeit als auch Karin wurden fündig. Die Rechnung ursprünglich betrug 296 USD, von der Karte wurden dann 134 USD abgezogen. Ich kann die Rechnung nicht ganz nachvollziehen, wahrscheinlich in der 2. Klasse zu tief gepennt. Aber nicht beschweren und ab durch die Türe.

Jetzt wird es langweilig. Zuerst über die I10, die I215 und die I15 schließlich auf die 395, der Straße, die entlang der Sierra führt und die uns schon richtig heimisch geworden ist.

Diesmal allerdings nicht auf direktem Weg nach Norden, es gibt noch ein Zwischenziel. Die Trona Pinnacles. Eine Ansammlung von Tuffa-Felsen im Nirgendwo. Die offizielle Bezeichnung nennt sich National Nature Landmark. Man ist ca. 20 Meilen östlich von Ridgecrest auf der 178 unterwegs, bis es dann nach Süden abgeht, ungefähr 5-6 Meilen auf einer stellenweise üblen Dirtroad.

Und dann steht man vor den Felsformationen. Ungläubig. Staunend. Fasziniert.

Für den Wagen suchten wir uns eine freie Parklücke und begannen, bergauf und bergab die Formationen zu erkunden.

Wen es interessiert: Diese Steine waren häufig Filmkulisse. Unter anderem für Kampfstern Galaktika, Planet der Affen, Startrek V und andere.

Wer übrigens Fantasie genug hat, wird im folgenden Bild ohne Probleme einen Löwenkopf erkennen?

Nachdem wir genug durch die Gegend gekrabbelt waren, es war mittlerweile 16 Uhr geworden und die länger werdenden Schatten machten das Bild erstmal richtig interessant, drehten wir vorsichtig mit dem Auto noch eine Runde, bevor wir zurück auf die Hauptstraße hoppelten und uns der 395 Richtung Norden widmeten.

Endlich kamen die schroffen Felsen der Sierra in Sicht

und auch unser kleines, geliebtes Frontier-Hotel.

Wir hatten am Morgen bereits angerufen und um ein Zimmerupgrade gebeten und uns wurde auch ein King Bed zur Verfügung gestellt. Ich glaube, das war das größte Zimmer, welches wir bisher hier hatten.

Die Sonne ging langsam auf die Bergkette zu und wir hatten endlich die Zeit, unsere Salatschüsseln zu verzehren.

Eine Sache gönnen wir uns noch: Die Fahrt in die Alabama Hills. Aus vielen alten Western bekannt sind die runden Granitfelsen bei jedem Tageslicht schön. Wir hatten gehofft, die Moebius Arch noch vor Sonnenuntergang mitzubekommen, aber dazu waren wir doch etwas zu spät dran. Aber man kann wunderbar durchfotografieren zur gegenüberliegenden Bergkette, die gerade noch von der Sonne angeleuchtet wird.


Aber auch Schatten

und mit mir darin besonders

macht sie eine gute Figur.

Auf dem Rückweg noch die Herz-Arch mitgenommen und dann zurück zum Hotel.

Wer weiß, vielleicht schaffen wir es heute Abend noch zum Sterne gucken…

02.10.2018 – Fahrt von Lone Pine nach Topaz Lake

Aufbruchsstimmung. Wir müssen das gemütliche Nest Lone Pine mit dem tollen Blick auf die Sierra Nevada verlassen. Den morgentlichen Anblick auf dem Weg zum Frühstücksraum werde ich vermissen.  Vielleicht wird es ja nicht ganz so schlimm, weil das Unwetter “Rosa” mittlerweile doch seinen Weg ins Owens Valley gefunden hat. Jedenfalls war unser Wagen heute morgen nass.

Aber wie um uns den Abschied zu versüßen, brach die Sonne dann doch noch durch die Wolken und strahlte die Bergkette im schönsten Licht an. WÄHREND des Frühstücks (damit ihr mal seht, was ich für die Leserschaft auf mich nehme), trabte ich immer wieder von “vor dem Hotel” über eine vierspurige Autostraße

bis hinter das Hotel, um die Sonne auf der anderen Seite einzufangen. Ich hoffe, ihr würdigt diese sportliche und heroische Aktion.

Während unserer sehnsüchtigen Blicke in die Ferne fiel einem Nachbarn am Nebentisch (Kleidung: Wanderstiefel+eleganter Schottenrock) eine Gottesanbeterin auf, die außen an der Scheibe klebte und wohl auf eine Einladung unsererseits wartete, um am Frühstück teilhaben zu können.

Mit der Abrechnerei klappte ausnahmsweise mal alles und wir machten uns wohlgestärkt auf den Weg nach Norden.

Wir durchquerten wieder Bishop, tankten im Norden am Casino nochmal voll (Sprit war dort am billigsten) und hielten uns auf der 395, bis nördlich von Mammoth Lakes die June Lake Loop begann. Den Abzweig hatten wir schon einige Male gesehen und auch den Wunsch gehabt, dort mal reinzufahren. Aber wie das so ist, meistens fehlt die Zeit oder es ist irgendwas anderes. Diesmal passte es und wir fuhren langsam bei strömendem Regen in die Bergwelt hinein. Genaugenommen hatte ich keine bzw. eine falsche Vorstellung davon gehabt, was mich erwartet: Eine eher eintönige Fahrt durch Meadows, unterbrochen von etwas feuchtem, z.B. Seen.

Aber wir kamen in eine fantastische Bergwelt hinein, machten am Campground Halt für ein Foto:

Danach ging es weiter zur June Lake Village, auch bei Regen.

Sieht so ein bisschen aus wie ein schweizer Bergdorf, nur eben anders. Die Loop zieht sich weiter entlang an schroffen Felswänden, in denen tief der Regen hing.

Nächster See auf der Reise war der Grant Lake. Dort fuhren wir nur kurz auf einen Campground, genossen für eine 1/160 sek. die Aussicht.

Die Schleife kommt fast genau an der Stelle auf die 395, wo wir gestern schonmal nach South Tuffa abgebogen waren. Mittlerweile hatten sich die Wolken etwas gelichtet und gaben einen geradezu dramatischen Himmel frei.

Und es sah so aus, als würde der Mono Lake in der Sonne liegen. Diesmal war mein langes 200-500er Tele ja sowieso im Wagen, also hoppelten wir erneut die Straße herunter und marschierten zum See.

Mit dem Tele konnte einen dieser mundvoll Vogel einfangen,

mit einer anderen Optik die Tuffa Formationen mit dem Wolkenhimmel.

Was dort lästig werden kann, sind die vielen kleinen Schmeißfliegen, die zu Hauf am Wasser lagern.

Sattgesehen? Ja, definitiv.

Nächstes Ziel war das Visitor Center, wo wir uns Rat holten, was als nächstes zu besichtigen wäre. Empfohlen wurde uns der Lundy Canyon mit Wasserfällen in der Nähe. Fallendes Wasser hatten wir auch von oben, aber irgendwie reizt es erwachsene Menschen ja immer wieder zu beobachten, wie Wasser einen Felsen herunterfällt. Nach ca. 5 Meilen hörte die asphaltierte Straße auf

und über einen schlechtern Waldweg ging es zum Parkplatz, von wo die Wasserfälle innerhalb einer Meile zu sehen sein sollten. Wir zogen uns (zum ersten Mal in diesem Urlaub) eine Regenjacke an und schlugen uns durch die Büsche

bis zu einem kleinen See.

Immer wieder kam die Sonne durch die Wolken.

Der Blick zurück ins Tal deutete an, wie schön es mit Sonnenschein hätte sein können.

Nach dem See gabelte sich der Weg und wir fingen an zu klettern. Die Felsen waren all von Eisenoxiden durchsetzt und farblich total anders als es z.B. in Lone Pine der Fall war. Über Muränen und Felsabbrüche stiefelten wir auf und ab, bis wir schließlich dem Wasserfall ein ganzes Stück näher gekommen waren.

Wie farbenprächtig müssen diese Bäume leuchten, wenn da die Sonne reinscheint.

Wir hätten auch noch näher an den Wasserfall heranwandern können, aber vom fotografischen hätte mich das nicht viel weitergebracht. Außerdem hatten wir bis Topaz noch über eine Stunde zu fahren.

Also auf dem gleichen Weg zurück, ab auf die 395 und los geht es. Wir passierten Bridgeport, einem ähnlich großen Nest wie Bishop, danach Walker und fuhren anschließend in den Walker Canyon ein. Abgesehen davon, dass ein großes Feuer die meisten Bäume dort vernichtet hat, ist es ein unheimlich schöner Canyon, den man bei besserem Wetter gerne mal in Ruhe durchfahren möchte. Er erinnerte mich an diverse Schluchten in Idaho mit dem Snake River oder dem Salmon River.

Nach Verlassen des Canyons öffnete sich die Landschaft, wir durchfuhren hauptsächlich Ranchland. Die Sonne verschwand hinter den Bergen

und gegen 18 Uhr erreichten wir unser Hotel am Topaz Lake in Nevada. Dort wurde (ob vom Hotel oder der Stadt organisiert, weiß ich nicht) ein Regenbogen (Zitat meiner besten Ehefrau von allen: Sonnenbogen) geboten, so wie ich ihn lange nicht gesehen habe.

Perfektes Halbrund und sogar stellenweise als Doppelbogen ausgeführt. Echt Spitze, so eine Touristenattraktion.

Nach dem Einräumen unseres Zimmers (Internet dort ist grottenlangsam, deshalb wird dieser Bericht mal wieder in der Lobby geschrieben) ein letzter Blick zum Himmel, wo die Farben explodierten:

Gute Nacht zusammen.