Mit heißer Nadel “gestickt” – die Stickerei 13

In meiner Reihe iPeople stieß ich kürzlich auf ein kleines, familienbetriebenes Unternehmen, die Stickerei 13 in Bergkamen.

Ich war zu einem Fotoshoot dort und finde, dass über das Unternehmen berichtet werden sollte.

Die Firma wird betrieben von Darius und seiner Schwester Eva. In einem Geschäftshaus haben sich die beiden eingemietet und bedienen von dort aus ihre Kunden.

Zuerst hatte ich keine Vorstellung, worum es sich handelt. Aber beim Fotografieren der Gerätschaften wurde es mir etwas klarer. Vereinslogos, Firmenbeschriftungen, Embleme, alles was irgendwie in Stoff eingearbeitet wird, kann dort mit einer hochkomplizierten Maschine erledigt werden.

Aber wie kam es dazu? Fragen wir die Eigentümer selbst:

Frage:

Wie kamst Du auf den Namen Stickerei 13 ?

Antwort:

Ganz einfach, weil ich schon immer ein Hang zu Zahlen hatte und es die 13 war, noch bevor ich wusste wie man schreibt. Das ist alles.

Frage:

Wann wurde der Betrieb gegründet und welche Intentionen hattest du dafür?

Antwort:

Offiziell wurde die STICKEREI 13 GbR zum ersten April diesen Jahres eingetragen. Allerdings hat meine Schwester (Eva Zajac) mir geholfen, das Ganze ins Rollen zu bringen, was mein Mentor (Udo Steinke) und ich schon vor Jahren geplant hatten, eine eigene Stickerei.

Schließlich standen meine zwei Stickmaschinen lange genug in der Garage.

Meine Schwester mietete bereits Ende Dezember bzw. Anfang Januar den Laden an, so dass es mir schon mal möglich war, etwas durchzustarten, obwohl ich zu der Zeit noch als Facharbeiter in der Metallbranche tätig war. Zum April hin war ich erst mit der Stickerei in Vollzeit tätig.

Eva war also der Auslöser, Udo Steinke jedoch der Grund für das ganze Vorhaben.

Er ist in der Bikerszene bekannt für seine Arbeit und er hat mir, seitdem ich mit ihm seit 2016 arbeite, so ziemlich alles beigebracht. Und auch heute noch steht er mir mit Rat und Tat als Freund zur Seite, worauf ich übrigens echt stolz bin.

Die Kommunikation mit den Kunden, die Programmierung der Maschinen, die Bedienung und Überwachung, das Organisatorische und einiges mehr liegt mir einfach und macht riesigen Spaß. Die Kundenwünsche von der Idee bis hin zum fertigen Stickbild umzusetzen ist im meinem Kleingewerbe nie langweilig gewesen und hat immer gepasst.

Zudem bereitet es mir Freude ,wenn ich der Menschheit und insbesondere den Bikern etwas zurückgeben kann. Gerade in der heutigen Zeit ist mir das sehr wichtig. Vielleicht aber auch weil ich selber Motorrad fahre und mich da etwas reindenken kann 😉 nach dem Motto “vom Biker für Biker“.

Frage:

Was bietet ihr alles an?

Antwort(en):

  • Das Punchen (Programmierung)

Das Punchen bzw. die Programmierung einer Steuerungsdatei (auch Punch-Datei genannt) ist eine ständige Notwendigkeit, ob Direkteinstickung oder Aufnäher. Ohne programmierte Punch-Datei geht nichts, da die Maschine ohne diese nicht verfahren kann.

Anhand der Punch-Datei erkennt die Stickmaschine die Nadelstiche, Garnfarben, Schriftart, Größe etc.

Bei kleineren Sachen wie Schriften oder Symbolen ist das kein Thema. Größere und komplexere Motive jedoch brauchen ihre Zeit. Man muss sich das etwa wie beim Blatt abpausen vorstellen, wo man noch zusätzlich wissen muss welche Füllmethode am besten aussieht. Wobei das Blatt durch die Grafik / Vorlage ersetzt wird…

Das Punchen ist nur einmal erforderlich, so dass jederzeit nachbestellt werden kann.

  • Direkteinstickung

Wir besticken alles, wo eine Nadel durchgeht. Das heißt, Textilien wie zum Beispiel

T-Shirts, Hemden, Hemdkragen, Hoodies, Jacken, Hosen, Mützen, Krawatten, Handtücher, Fahnen, Kissen usw. Selbst Fußmatten, Leder / Kunstleder und einiges mehr, sofern es die Maschine schafft und sich die Größe auch einspannen läßt.

  • Patches

Oft werden aber auch Aufnäher, also Patches, die dann selbst angebracht warden, bestellt. Es ist keine Seltenheit, dass die Bikerclubs ihr ganzes Colour bei uns fertigen lassen.

TopRocker, BottomRocker, CenterPatch, 1%er-Patch und MC-Patch. Zudem dann noch SideRocker, Namenspatches und ihr Brustwappen. Von hinten extra verstärkt oder einfach. Mit Outline oder ohne… schwarz oder in Farbe. Wir haben schon alles gemacht und dies stellt für uns kein Problem dar.

  • Textilien

Zusätzlich haben wir eine enorme Auswahl an Neuware von unzähligen Herstellern und zahlreichen Kategorien, die in unserem Online-Katalog eingesehen werden kann. Diese können wir dann natürlich auch auf Wunsch schon direkt bestickt liefern.

Also alles aus einer Hand.

  • Grafik

Üblicherweise wird uns die Vorlage in Form einer Grafik / Logo / Foto (JPG / PDF usw.) übermittelt. Anhand dieser Grafik kann ich dann eine Steuerungsdatei für die Maschine programmieren. Sollte das aber nicht der Fall sein, kann ich die Idee (z.B. als Skizze vorhanden) auch gerne von Grund auf zu einer entsprechenden Vorlage kreieren. Als Grafiker erstelle ich dann meistens eine Vektor-Datei, die sich zur Weiterverarbeitung bzw. Programmierung am besten eignet. So etwas ist natürlich sehr zeitaufwändig und muss entsprechend berechnet werden, kommt aber schon mal vor.

Frage:

Habt ihr bereits Kunden aus der Bikerszene?

Antwort:

Ich habe tatsächlich schon einige Motorradclubs bzw. Motorradfreunde beliefert, was aber auch damit zusammen hängt, dass ich weiterhin eng mit Udo Steinke arbeite und er mich kräftig unterstützt. Insgesamt müssten das so um die 30 Clubs sein.

Frage:

Kann man in der gesamten Republik bestellen und wie läuft das dann technisch ab?

Antwort:

Ja, in der gesamten Republik und sogar drüber hinaus. Ich hatte schon Kunden aus der Schweiz und Österreich. Denn die Jungs bestellen ja nur Patches, die sie sich vor Ort auf ihre Kutte nähen lassen. Also gehört der Versand zu meinen täglichen Geschäft.

Der Ablauf ist wie folgt:

ich bekomme eine Anfrage mit einer Grafik per Mail oder Whatsapp mit Größe/Stückzahl/Wünschen usw. Zugesendet. Daraufhin erhält er von mir ein individuelles Angebot, welches das Punchen (eine einmalige Programmierung) inkl. einem  kostenlosen Muster beinhaltet. Jedes weitere gestickte Patch wird separat aufgelistet. Nach Auftragserteilung wird dem Kunden eine Rechnung zugesendet.

Erst wenn diese in Vorkasse gegangen sind und der Betrag überwiesen wurde, geht es ans Punchen (die Programmierung), danach wird ein Muster (z.B. vom ges. Colour) gestickt und dem Kunden zugeschickt. Das Muster ist wichtig, da man sonst Gefahr läuft, die weiteren Patches zu versauen.

Erst nach Begutachtung im Club und dem OK geht es dann an die restliche Stückzahl, die dem Kunden mit Sendungsnummer zugesendet wird.

Frage:

Was spricht für das Sticken?

Antwort:

Wenn es darum geht, Textilien vernünftig aufwerten zu lassen, kommt man meist um eine Direkteinstickung nicht herum. Diese Art der Textilveredelung ist nicht nur langlebig, sondern wirkt auch erhaben und hält jedem Waschgang stand.

Wir kennen es alle, man kauft sich ein cooles Print-Shirt und nach einigen Waschgängen ist das tolle Motiv dahin… aber das ist auch klar, Farbe löst sich irgendwann auf, das Garn bleibt.

Zudem sieht es einfach super aus, wenn das eingestickte Garn aus verschiedenen Blickwinkeln das Licht reflektiert.

Frage:

Gehen auch kleine Schriften oder Motive?

Antwort:

Standardmäßig geht eine Schrifthöhe bis zu 5 mm. Mit dünnerem Garn / anderer Nadel und entsprechenden Stoff bekommt man auch noch detailliertere Motive hin. Das beinhaltet aber Tests und Zeit, die wiederum gebraucht werden. Aber möglich ist vieles.

Frage:

Bis zu welcher Fadenstärke können Garne verarbeitet werden? Nach oben und nach unten?

Antwort:

Ich arbeite fast nur mit 40er Garn von Madeira, welches meiner Meinung nach das beste ist. Das Markengarn ist wesentlich dicker, was aber zu einem stimmigeren Stickbild führt.

Ich nehme das sowohl für große Motive (z.B. 30cm Rücken-Patch), als auch für kleine Patches. Die Füllflächen lassen den bestickten Stoff nicht durchscheinen und sehr kleine Details oder Schriftzüge sind ebenfalls damit machbar.

Ganz selten kommt es vor das ein ganz filigranes Motiv mit 40er Garn nicht auskommt.

Zum Beispiel eine schmaler Outline oder ein  ganz ganz kleiner Schiftzug bei dem ich schonmal auf 60e zurückgreifen muss. Bis jetzt kann ich das an einer Hand abzählen…

Frage:

Wie viele verschiedene Fäden können gleichzeitig verarbeitet werden?

Antwort:

Es ist immer nur ein Faden bzw. eine Nadel mit der entsprechenden Farbe aktiv.

Der Stickkopf meiner Ricoma Maschine hat zwar 15 Nadeln, also 15 mal den  so genannten Oberfaden, unter der Stichplatte jedoch gibt es nur einen Unterfaden der für alle Oberfäden  zuständig ist.

Der Unterfaden ist der Faden, der beim sticken die untere Seite der Naht bildet.

Er befindet sich auf einer Spule, die unter der Stichplatte in der Stickmaschine eingelassen wird.

Sobald eine andere Farbe benötigt wird erkennt die Stickmaschine das anhand der programmierten Stick-Datei (Punch-Datei). Sie stoppt dann, schneidet den Oberfaden ab und der Stickkopf kann zur benötigten Nadel wechseln um im Programm weiter zu verfahren.

Das geschieht alles automatisch und geht recht schnell. Trotzdem sollte man beim Programmieren genau überlegen, welche Elemente zusammengelegt werden können und welche Reihenfolge einzuhalten ist um unnötigen Farbwechsel und Stopps zu vermeiden.

Frage:

Wie viele Leute arbeiten in der Stickerei13?

Antwort:

Seit dem ersten Juli ist es wieder ein Einzelunternehmen, das ich alleine führe.

Bis dahin war es eine GbR mit meiner Schwester (Eva Zajac) die Aufgrund ihres Branchenwechsels abgemeldet werden musste. Für Mitarbeiter ist es noch etwas zu früh… da muss ich mich erst mal etwas behaupten, um später jemanden einstellen zu können.

Frage:

Wer sind Eure Kunden? Hauptsächlich Business oder mehr Privatkunden?

Antwort:

Überwiegend besticke ich BikerClubs. Der Grund dafür ist, dass ich mich wie Udo Steinke (langjähriger Freund & Mentor) auf diese spezialisiert habe und er mich zusätzlich mit Aufträgen unterstützt.

Oft kommen aber auch Privatkunden oder andere Vereine um Ihre Textilien aufzuwerten. Arbeitskleidung kam bis jetzt nur selten vor.

Frage:

In welcher Preisrange liegt Eure Dienstleistung?

Antwort:

Ich denke ich befinde mich in der mittleren oder sogar unteren Preisklasse.

Andere Stickereien verlangen für ihre Dienstleistung um einiges mehr, das ist mir bewusst.

Aber ich bin auch neu auf dem Markt und muss mich zuerst etablieren. Zu Dumping-Preisen muss ich auch nicht arbeiten, das ist klar.

Doch ich versuche so viele Aufträge zu kriegen wie es nur geht um dann das Verdauen der Kunden durch super Arbeit zu gewinnen. Mundpropaganda ist meiner Meinung nach die beste Werbung…

Frage:

Was möchtest Du Deinen (zukünftigen) Kunden noch mitgeben:

Antwort:

  • Sollte Interesse bestehen bitte ich stets bei jeder E-Mail den Namen und Handynummer zwecks besserer Kommunikation bei zuschreiben.
  • Es gibt immer wieder Kunden die meinen das man am nächsten Tag abliefern muss. Jungs, das würde ich auch gerne, ehrlich, aber so funktioniert das leider nicht.
    Es ist ein Prozess der seine Zeit braucht und bitte daher um Verständnis das zum Beispiel ein komplizierteres CenterMotiv Tage braucht bis es nur gepuncht ist…
    Zeitdruck braucht keiner und führt nur unnötig zu Fehlern bzw. einem schlechteren Ergebnis. Die STICKEREI 13 steht für Qualität, nicht Quantität.

Und natürlich noch ganz wichtig: Hier geht es zur Webseite der Stickerei13:

https://www.stickerei13.de

Danke Darius und Eva für das Interwiew