24.09.2022 – Von Denver auf der I70 nach Grand Junction

Schon wieder weckt mich das Jetlag zu unchristlicher Stunde. Aber ich kann die Zeit nutzen, um auf meinem Rechner aufzuräumen und zu sortieren.

Da das Frühstück wieder ab 6 Uhr serviert wird, finden wir uns zeitig ein, um uns die Bäuche vollzuschlagen.

Heute geht es nach Grand Junction – go west. Theoretisch könnte man sich auf den Interstate 70 setzen, den Tempomat einstellen und dann bei der Ausfahrt wieder aufwachen. Sekundenschlaf oder teilautonomes Fahren, wie ich es nenne.

Aber ganz so langweilig wollten wir es nicht haben. Deshalb hatte ich mehr als ein halbes Dutzend Ziele entlang des Interstates rausgesucht und wir entscheiden nach Lust, Laune und Zeit, ob wir uns das gönnen.

Das erste war direkt ein Flop. Der Buffalo Overlook kurz hinter Denver zeigte zwar den Overlook in das riesige Bisongehege, aber die putzigen Tierchen geruhten leider nicht zu erscheinen. Macht nichts, lag direkt am Highway, also weiter.

Nächster Punkt war der Georgtown Lake. Eingebettet im Tal von schroffen Felswänden liegt dort ein kleiner See, der von Anglern und Wassersportlern gerne genutzt wird.

Uns plagte ein menschliches Bedürfnis – kein Wunder nach der Menge Kaffee, die ich seit dem frühen Morgen intus hatte. Und dieses konnte in Georgetown selbst im Visitor-Center befriedigt werden. Das VC liegt in einem alten Steingebäude, welches frappierend an den Bahnhof in Flagstaff erinnert. Und wir nahmen uns auch sofort ein paar Infos mit, was wir hier erledigen könnten:

Erstmal durch die Oldtown fahren und dann die Guanella Pass Road rauf, dort stehen die Aspen in schönstem Gelb.

Die Oldtown war wirklich da und auch so hübsch wie beschrieben.

Dann ging es in die Berge. In steilen Kehren zog sich die Straße den Berg rauf und ließ zum Glück auch ab und zu einen Blick nach unten zu.

An einer Picknick Area machten wir kurz Stop, um die gelben Blätter abzulichten.

Noch ein Stückchen höher den Berg rauf stürzte sich wagemutig ein Bächlein den Berg runter.

Gut, dass ich mein Stativ eingepackt hatte, Langzeitbelichtungen aus der Hand sind nicht meine Sache.

Wieder im Dorf zurück setzten wir uns auf den Interstate und genossen die steiler werdende Bergwelt.

An einer “Rest Area”, von denen es übrigens viele gab, fing ich die Umgebung mal nicht im Fahren ein.

In der Nähe von Glenwood Springs durchfuhren wir dann die Berge in einer Schlucht, die sehr an die Virgin River Gorge erinnerte, welche zwischen Nevada und Utah liegt.

Eigentlich stand auf meinem Plan, den Hanging Lakes Trail zu begehen. Aber an der obigen Rest Area stand ein Schild, dass man dafür ein Permit benötige. Hatten wir natürlich nicht.

Aber es gibt ja noch andere Schönheiten. So die Sopris Alpaka Farm. Zuerst begegnete die beste Gärtnerin von allen dem Besuch mit Zurückhaltung. Erst als ich ihr zusicherte, dass ich nicht den Rasenmäher durch ein Alpaka ersetzen würde, fand sie die Viecher auch süß.

Und die haben viele davon.

Jung,

beim Säugen,

braun

Und beim Grasen.

An die Kürbisse durften sie nicht dran.

Letztes Ziel vor Grand Junction sollte der Coal Canyon sein.

Auf dem Weg dahin immer wieder imposante Felsformationen

und schöne Ausblicke auf den Colorado River.

Der Trailhead liegt ungefähr eine Meile vom Interstate entfernt und führt über eine Dirt-Road. Am Ende ein großer Menschenauflauf. War das zurückzuführen auf die “Shooting Range”, die sich ganz in der Nähe befand? Mitnichten. Ca. 50 große Spielkinder hatten sich eingefunden, um mit “Spielzeugautos” zu handeln und damit herumzufahren. Und damit meine ich die mit einem Benzinmotor versehenen Boliden, Größe ca. 50-60 cm.

Man hätte eine mehrstündige Wanderung zum Canyon machen können, aber danach stand uns nicht der Sinn. Zu ungenau das Kartenmaterial, welches uns zur Verfügung stand.

Aber mit dem Truck können wir ja ein bisschen die Straße reinfahren und die Bodenfreiheit sowie die Geländegängigkeit testen. Ich muss sagen, die Karre fährt sich gut und ich hatte bei Bachlaufdurchquerungen keine Bedenken. Auch wenn wir den Canyon nicht erreichten, die Felsen rundherum waren schon imposant.

Jetzt noch schnell die restlichen 11 Meilen bis ins Hotel fahren. Es gibt Nudeln aus der Mikrowelle, frisches Baquette von Costco (hatte ich vergessen zu erwähnen, lag auf dem Weg und wir haben dort für 3.899 USD/Ga getankt) mit Artichoken/Jalapeno-Dip.

Etwas geschafft vom Nichtstun und den vielen Eindrücken machten wir erstmal ein wenig Siesta, um dann nochmal zum Shoppen loszudüsen. TJ-Max und Ross haben sich sehr gefreut.

Feierabend.

 

 

 

 

23.09.2022 – Rocky Mountain National Park

Wie so üblich war meine erste Nacht früh zu Ende. Aber zum Glück wurde das Frühstück schon ab 6 Uhr angeboten. Was uns gut in den Kram passte, hatten wir doch für den Zeitslot zwischen 8 und 9 Uhr ein Permit für den Eintritt zum Rocky Mountain NP geschossen.

Das Frühstück war eine angenehme Überraschung: Porzellangeschirr und Metallbesteck, das wird uns vermutlich in den nächsten Tagen fehlen. Auch so war nichts dran auszusetzen.

Also konnten wir uns zeitig auf den Weg Richtung Nordwesten machen. Wir gerieten auch hier wieder in Staus. Denver ist (obwohl wir die Innenstadt gemieden haben) keinen Deut besser als Los Angeles. OK, von der Stadt an der Pazifikküste erwartet man das geradezu, aber ich hatte persönlich eine andere Vorstellung. Die werde ich wohl jetzt anpassen.

Den Nationalpark hatten wir erst- und auch letztmalig 1987 besucht. Meine Erinnerungen daran waren mehr als wage. Das einzige, was übrig geblieben war: Wir waren mitten im Sommer hoch oben auf dem Berg und gerieten in dichtes Schneetreiben. Schauen wir mal, ob wir es heute besser hinbekommen. Vorsichtshalber mal eine lange Hose, Socken, feste Schuhe, ein Sweatshirt und auch eine Jacke (Jeans) eingepackt. Man kann ja nie wissen.

Auf dem Weg nach Nordwesten bewegten wir uns größtenteils auf der 36. Von Osten schien die Sonne ins Seitenfenster und ließ die Wolken und den Nebel toll erstrahlen.

Leider blieb keine Zeit zum Aussteigen und zur Suche nach dem optimalen Standpunkt, unser Zeitfenster für den Eintritt drohte sich langsam zu schließen.

Nahe am Park liegt die Stadt Estes Park, ein “Bergdorf”, welches ausschließlich für den Tourismus dieses Parks lebt.

Nachdem wir es durchquert hatten, ging es auf gut ausgebauten Straßen weiter in die Berge.

Der erste Aussichtspunkt, der uns an der Weiterfahrt hinderte, war der Rainbow Curve Overlook.

Und da stellten wir dann fest, dass es mehr als gut war, etwas dickere Kleidung mitgenommen zu haben.

Der Wind pfiff uns derartig heftig ins Gesicht, dass wir Probleme hatten, die Wagentüren aufzubekommen.

Ich möchte mal behaupten, dass hier oben weidende Schafe keine Locken mehr tragen.

Weiter ging es zum Forest Canyon Overlook. Wilde Felsen rahmen ein schönes Tal ein.

Der nächste Halt war das Alpine Visitor Center. Drinnen zumindest ohne Wind.

Draußen auch fantastische Ausblicke in die Landschaft in ca. 3.600 m Höhe.

Aber nicht nur die Bergwelt lohnt es sich anzuschauen. Seht Euch mal diese beiden Schönheiten an. In dunkelblau Metallic unser Nissan Titan mit 8-Zylinder-Motor und mal im schönen Größenvergleich der neue Rivian R1T, vollelektrisch.

Von da aus ging es weiter auf der Straße, der Trail River Road. An einem Turnout machten wir Halt und starrten in die Landschaft. Und ahnt ihr, welcher Fluss sich dort durch die Wiesen schlängelt? Nicht? Ich zuerst auch nicht. Das ist der Colorado River, der später den riesigen Grand Canyon ausgefräst hat.

Wir wollten schon wieder gehen, als ein Menschenauflauf von vermutlich einer Tiersichtung verkündete. Und richtig, ein kapitaler Hirsch – hier Elk genannt – stapfte ruhig grasend durch die Meadows.

Danach drehten wir um und fuhren die Strecke zurück, um noch einige andere Aussichtspunkte in Augenschein zu nehmen.

Als da wäre der Many Parks Curve Overlook.

Lohnt sich auf jeden Fall.

Weiter in Richtung Osten, also Estes Park bogen wir dann auf die Bear Lake Road ab. Am Hollowell Park legten wir eine Mittagspause ein, um einen Teil unserer Vorräte zu vernichten.

Begleitet wurden wir von einem Blue Jay, einem Blauhäher, welcher auf Reste unserer Mahlzeit spekulierte.

Nächstes Ziel war der Sprague Lake. Ein echt hübscher kleiner See, der den charmanten Vorteil hat, dass man ihn auf einem 0.75 Meilen langen Weg umrunden kann. Und dabei auch fotografieren.

Im zufließenden Bach tummelten sich reichlich Forellen, aber meine Göttergattin steht nicht so auf Fisch. War auch zuwenig Fleisch dran. Aber schon fantastisch, wie sich die Tiere an den Untergrund anpassen.

Vom See selbst gibt es nicht so viel zu berichten, außer dass er schön ist (hatte ich schon erwähnt) und im Hintergrund eine tolle Bergkulisse zu sehen ist.

Letztes Ziel war der Bear Lake. Eigentlich hätten wir den Shuttle-Bus benutzen sollen, weil ja alle Parkplätze voll sind. Aber man muss nicht alles glauben, was auf den Schildern steht.

Jedenfalls fuhren wir aus der Stichstraße vom Sprague Lake raus. Ich wollte nach links, meine beste Navigatorin von allen meinte rechts (welches rechts, ließ sie offen) und waren prompt in der falschen Richtung unterwegs. Was uns allerdings die Sichtung eines großen Elk-Bullen bescherte, der in aller Ruhe die Straße überquerte.

Endlich erreichten wir den Bear Lake. Ich gestehe, ich war schon ein wenig enttäuscht. Weder Bären noch Beeren gab es zu sehen. Aber ein Foto muss ich Euch zeigen.

Und offensichtlich verfolgt uns das Oktoberfest auch bis nach hier: Oder wie ist es anders zu erklären, dass es hier einen Bierstadt-Lake gibt?

Jetzt geht es wieder Richtung Hotel. Google Maps versprach uns eine längere Fahrtdauer als auf dem Hinweg. Verstehe ich nicht ganz, weil anscheinend halb Denver in Richtung Estes Park unterwegs war. Zwischendurch bei Costco noch den Tank gefüllt und dann schnell nach Hause. Nach 12 Stunden ist auch bei mir die Batterie leer.

Auf jeden Fall ein wunderschöner Tag, der uns den Rocky Mountain National Park in ganz anderem Licht erscheinen ließ.

 

22.09.2022 – Flug von Deutschland nach Denver

Es geht wieder los. Wir können uns einen zweiten Trip in die USA erlauben. Nachholbedarf nenne ich das. Aber diesmal fliegen wir ein für uns unübliches Ziel an: Denver in Colorado ist unser Startpunkt für diese Reise. Warum dorthin? Vor vielen Jahren (bestimmt 25-30) waren wir schon einmal in New Mexico und Colorado unterwegs. Damals ging alles nur über Reisebüros und wir hatten blauäugig einen Flug über Denver nach Albuquerque gebucht. Mit der Konsequenz, dass wir in Denver einen sechstündigen Aufenthalt hatten und entsprechend gerädert in New Mexico ankamen.

Diesmal soll es besser werden. 4.15 Uhr schellt der Wecker und es geht auf direktem Weg nach Frankfurt. Das hat sich so bewährt, Zubringerflüge bringen Unsicherheiten mit sich, viel Zeit spart man nicht und ich darf bei deutschen Fluglinien nur wenig Kilo im Handgepäck transportieren. Erfahrungsgemäß ist die Piste nach Süden relativ frei, selbst in Köln kommen wir ohne Stau durch. Zweimal zwischendurch Fahrerwechsel wegen Müdigkeit, die vergangenen Monate haben uns geschlaucht.

Am Flughafen ins Parkhaus, P2 und Wagen abgestellt. Wie schön, da steht ein Kofferkarren, auf den wir unser Gepäck verladen und den größten Teil des Weges schieben können.

Am United-Schalter ist mäßig viel Betrieb und wir sind sehr schnell durch. NOCH sind unsere Koffer leicht.

Ein Besuch in der LUXX-Lounge gestaltet den Aufenthalt angenehm und es sieht so aus, als könnten wir entspannt abheben. Eine Vorschau auf das Bordprogramm zeigt, dass wir den neuen Top Gun-Film sehen können, freue mich schon drauf. Hoffentlich klappt es.

Beim Checkin etwas Irritation. Eine Mini-Musik-Kapelle in bayrischer Tracht nervt die meisten Gäste. Sind wir aus Versehen am Flughafen München gelandet oder sind das nur die Auswirkungen des größten Volksfestes im Herbst in Deutschland?

Ziemlich genau 10 Stunden später: Das Essen war gut, die Filme auch. Bei der Immigration die große Überraschung: Wir waren inclusive Schlange stehen nach gefühlt 5 Minuten durch. Dafür dann ca. 20 Minuten auf die Koffer warten.

Das Auto haben wir dieses Mal bei Alamo gebucht. Bei Hertz gab es schlicht und ergreifend keine Trucks. Das funktioniert natürlich nicht so schön wie bei unserem „Standardvermieter“, weil wir keine Stammkunden sind. Wir versuchen, uns am Self-Check-In-Schalter zu registrieren, geben aber auf, weil er uns einen Betrag anzeigt, der nicht mit unserem schon gezahlten (PrePaid) übereinstimmt. Also doch wieder zum Schalter. Wir wissen schon, warum wir das nicht gerne machen. Aber der Mitarbeiter ist freundlich und versucht, uns einen Premium Truck zu organisieren.

Wir gehen nach draußen und kurze Zeit später steht ein weißer Dodge Ram 1500 auf dem Parkplatz. Leider nicht mit einer Crew Cabin. Und diese Größe brauchen wir schon, um unser Gepäck bequem zu verstauen. Aber die Autovermieter sind ja freundlich. Wenn wir etwas warten, wird man versuchen, uns unseren Wunsch zu erfüllen. Und kurz Zeit später fährt ein dunkelblau-metallic Truck vor. Es ist zwar „nur“ ein Nissan Titan, aber mit dem hatten wir vor vielen Jahren auch schon gute Erfahrungen gemacht. Fahren wir mal was anderes und machen nebenher einen Vergleichstest.

Das Gepäck lässt sich sehr gut verstauen. Der Motor zieht gut durch, die Bremsen sind etwas weich, aber in Ordnung. Android Auto verbindet sich in Rekordzeit, die Freischaltung der Telefonkarte meiner Göttergattin funktionierte schon auf dem Flughafen auf Anhieb.

Erstmal geht es ins Hotel. Wir bekommen ein Upgrade auf ein schönes Zimmer, ruhig, geräumig, modern.

Der Tag ist noch jung und wir beschließen, eine Rundfahrt zu machen, um uns mit Lebensmitteln für die nächste Zeit einzudecken.

Und stellen fest: Nicht nur Los Angeles kann Staus aufweisen, auch Denver hat viele Autos und die tummeln sich hauptsächlich auf der Straße. Aber warum ausgerechnet, wenn WIR unterwegs sind?

Zuerst zum Walmart, dann zu Costco. Um 19.30 sind wir dann wieder zurück, erschöpft und glücklich.