23.09.2022 – Rocky Mountain National Park

Wie so üblich war meine erste Nacht früh zu Ende. Aber zum Glück wurde das Frühstück schon ab 6 Uhr angeboten. Was uns gut in den Kram passte, hatten wir doch für den Zeitslot zwischen 8 und 9 Uhr ein Permit für den Eintritt zum Rocky Mountain NP geschossen.

Das Frühstück war eine angenehme Überraschung: Porzellangeschirr und Metallbesteck, das wird uns vermutlich in den nächsten Tagen fehlen. Auch so war nichts dran auszusetzen.

Also konnten wir uns zeitig auf den Weg Richtung Nordwesten machen. Wir gerieten auch hier wieder in Staus. Denver ist (obwohl wir die Innenstadt gemieden haben) keinen Deut besser als Los Angeles. OK, von der Stadt an der Pazifikküste erwartet man das geradezu, aber ich hatte persönlich eine andere Vorstellung. Die werde ich wohl jetzt anpassen.

Den Nationalpark hatten wir erst- und auch letztmalig 1987 besucht. Meine Erinnerungen daran waren mehr als wage. Das einzige, was übrig geblieben war: Wir waren mitten im Sommer hoch oben auf dem Berg und gerieten in dichtes Schneetreiben. Schauen wir mal, ob wir es heute besser hinbekommen. Vorsichtshalber mal eine lange Hose, Socken, feste Schuhe, ein Sweatshirt und auch eine Jacke (Jeans) eingepackt. Man kann ja nie wissen.

Auf dem Weg nach Nordwesten bewegten wir uns größtenteils auf der 36. Von Osten schien die Sonne ins Seitenfenster und ließ die Wolken und den Nebel toll erstrahlen.

Leider blieb keine Zeit zum Aussteigen und zur Suche nach dem optimalen Standpunkt, unser Zeitfenster für den Eintritt drohte sich langsam zu schließen.

Nahe am Park liegt die Stadt Estes Park, ein “Bergdorf”, welches ausschließlich für den Tourismus dieses Parks lebt.

Nachdem wir es durchquert hatten, ging es auf gut ausgebauten Straßen weiter in die Berge.

Der erste Aussichtspunkt, der uns an der Weiterfahrt hinderte, war der Rainbow Curve Overlook.

Und da stellten wir dann fest, dass es mehr als gut war, etwas dickere Kleidung mitgenommen zu haben.

Der Wind pfiff uns derartig heftig ins Gesicht, dass wir Probleme hatten, die Wagentüren aufzubekommen.

Ich möchte mal behaupten, dass hier oben weidende Schafe keine Locken mehr tragen.

Weiter ging es zum Forest Canyon Overlook. Wilde Felsen rahmen ein schönes Tal ein.

Der nächste Halt war das Alpine Visitor Center. Drinnen zumindest ohne Wind.

Draußen auch fantastische Ausblicke in die Landschaft in ca. 3.600 m Höhe.

Aber nicht nur die Bergwelt lohnt es sich anzuschauen. Seht Euch mal diese beiden Schönheiten an. In dunkelblau Metallic unser Nissan Titan mit 8-Zylinder-Motor und mal im schönen Größenvergleich der neue Rivian R1T, vollelektrisch.

Von da aus ging es weiter auf der Straße, der Trail River Road. An einem Turnout machten wir Halt und starrten in die Landschaft. Und ahnt ihr, welcher Fluss sich dort durch die Wiesen schlängelt? Nicht? Ich zuerst auch nicht. Das ist der Colorado River, der später den riesigen Grand Canyon ausgefräst hat.

Wir wollten schon wieder gehen, als ein Menschenauflauf von vermutlich einer Tiersichtung verkündete. Und richtig, ein kapitaler Hirsch – hier Elk genannt – stapfte ruhig grasend durch die Meadows.

Danach drehten wir um und fuhren die Strecke zurück, um noch einige andere Aussichtspunkte in Augenschein zu nehmen.

Als da wäre der Many Parks Curve Overlook.

Lohnt sich auf jeden Fall.

Weiter in Richtung Osten, also Estes Park bogen wir dann auf die Bear Lake Road ab. Am Hollowell Park legten wir eine Mittagspause ein, um einen Teil unserer Vorräte zu vernichten.

Begleitet wurden wir von einem Blue Jay, einem Blauhäher, welcher auf Reste unserer Mahlzeit spekulierte.

Nächstes Ziel war der Sprague Lake. Ein echt hübscher kleiner See, der den charmanten Vorteil hat, dass man ihn auf einem 0.75 Meilen langen Weg umrunden kann. Und dabei auch fotografieren.

Im zufließenden Bach tummelten sich reichlich Forellen, aber meine Göttergattin steht nicht so auf Fisch. War auch zuwenig Fleisch dran. Aber schon fantastisch, wie sich die Tiere an den Untergrund anpassen.

Vom See selbst gibt es nicht so viel zu berichten, außer dass er schön ist (hatte ich schon erwähnt) und im Hintergrund eine tolle Bergkulisse zu sehen ist.

Letztes Ziel war der Bear Lake. Eigentlich hätten wir den Shuttle-Bus benutzen sollen, weil ja alle Parkplätze voll sind. Aber man muss nicht alles glauben, was auf den Schildern steht.

Jedenfalls fuhren wir aus der Stichstraße vom Sprague Lake raus. Ich wollte nach links, meine beste Navigatorin von allen meinte rechts (welches rechts, ließ sie offen) und waren prompt in der falschen Richtung unterwegs. Was uns allerdings die Sichtung eines großen Elk-Bullen bescherte, der in aller Ruhe die Straße überquerte.

Endlich erreichten wir den Bear Lake. Ich gestehe, ich war schon ein wenig enttäuscht. Weder Bären noch Beeren gab es zu sehen. Aber ein Foto muss ich Euch zeigen.

Und offensichtlich verfolgt uns das Oktoberfest auch bis nach hier: Oder wie ist es anders zu erklären, dass es hier einen Bierstadt-Lake gibt?

Jetzt geht es wieder Richtung Hotel. Google Maps versprach uns eine längere Fahrtdauer als auf dem Hinweg. Verstehe ich nicht ganz, weil anscheinend halb Denver in Richtung Estes Park unterwegs war. Zwischendurch bei Costco noch den Tank gefüllt und dann schnell nach Hause. Nach 12 Stunden ist auch bei mir die Batterie leer.

Auf jeden Fall ein wunderschöner Tag, der uns den Rocky Mountain National Park in ganz anderem Licht erscheinen ließ.