26.09.2024 – Von Monterey nach Morro Bay

Wir ziehen weiter. Unser Hotel war gut, das Zimmer angenehm groß. Nur beim Frühstück ist der Abwechslungsreichtum von Sandwiches mit entweder Schinken- oder Sausage Patties irgendwann ausgereizt. Das sind diese winzigen Hamburgerscheibchen, die noch eine winzige Käsescheibe und eventuell noch ein Ei aufliegen haben und dann von oben und unten mit Scone-Hälften bedeckt sind. Selbst wenn man sie einen halben Tag liegen lässt, werden sie nicht besser.

Heute geht es nach Morro Bay. Die Stadt (oder sollte ich besser sagen: der Ort) liegt ca. 100 Meilen südlich von Monterey und wäre eigentlich auf einer der schönsten Straßen der Welt, auf einem Teil des Panamerican Highway, bequem in 2 Stunden Fahrzeit zu erreichen. Aber wie wir gestern schon festgestellt hatten, ist der Highway 1 auf der Hälfte der Strecke gesperrt. Und wir müssen erst ins Landesinnere fahren, dann auf der 101 Richtung Süden, um anschließend wieder nach Westen zum Meer abzubiegen.

Als landschaftlich besonders schöne Strecke war uns die Carmel Valley Road empfohlen worden. Und da diese in Carmel by the sea anfängt, nutzten wir die Gelegenheit, um uns Carmel selbst auch etwas intensiver anzuschauen.

Die Stadt ist in Deutschland unter anderem dadurch bekannt geworden, dass der Schauspieler Clint Eastwood dort Bürgermeister war. Davon ist jetzt nicht mehr viel zu sehen. Es treffen sich dort die Schönen und Reichen. Das Autofahren wurde gerade etwas nervig, da sowohl Stoppschilder (und derer gibt es zu Hauf) und über Zebrastreifen flanierende Fußgänger ein Vorankommen fast unmöglich machten. Ein gerade stattfindender Farmersmarket mit Straßensperrungen machte das Ganze nicht einfacher.

Aber wir schafften es, relativ nah am Zentrum einen legalen und kostenlosen Parkplatz auf einem Seitenstreifen für 4 Stunden zu bekommen und machten uns dann zu Fuß auf den Weg. Uns interessierten besonders die sogenannten „Fairytale-Häuser“, Häuser, die nicht so ganz dem dort üblichen Baustil entsprechen, sondern so aussehen, als wären sie einem Märchen entsprungen.

Gleich an der ersten Ecke leuchtete uns ein Vertreter entgegen.

Dann googelten wir das Thema und auf einer Seite gab es eine quasi interaktive Karte mit den Locations für alle 21 Häuser. Viele dieser Domizile haben diese abgerundeten Dächer, die sie so besonders machen.

Die meisten stehen auf einem Hügel etwas abseits, sind aber gut zu erreichen.

Als wir an einem Haus vorbeikamen, sprach uns eine Dame an. Ich hatte schon Angst vor einem Anschiss wegen der Fotografiererei. Aber ganz im Gegenteil. Diese Lady wohnte dort in der Ferienunterkunft und machte sich gerade zum Auszug bereit. Ob wir mal reinkommen und die Hütte besichtigen wollten. Natürlich wollten wir. Die „Schlossführung“ war dann eher ernüchternd. Im Erdgeschoss ein relativ kleines Wohnzimmer, eine Küche mit ziemlich alten Geräten und einer Toilette, im Obergeschoss ein Schlafzimmer und ein Bad. Wenn das ganze Haus 50 qm hatte, war das viel. Auf dem Foto ist jetzt ein anderes Haus zu sehen.

Da die Leute gerade in Aufbruchstimmung waren, verzichtete ich auf ein Foto der Einrichtung. Aber es war interessant, mal reinzuschauen. Und als wir am Schaufenster eines Maklers vorbeischauten, bekam meine Geldbörse eine Weinkrampf. 2 bis 2,5 oder sogar 3 Millionen USD werden für diese Domizile aufgerufen.

Was solls, in Carmel wollen wir sowieso nicht unseren Lebensabend verbringen.

Bei unserem Spaziergang zurück zum Auto streiften wir noch den Farmers Market.

Und warfen auch einen Blick in eines der Ausstattungsgeschäfte.

Das muss man a) erstmal brauchen und sich b) leisten wollen.

Am lokalen Visitor Center bekamen wir noch den Supertip, uns den Secret Garden Pathway anzuschauen. OK, es dauerte ein Weilchen, bis wir den Eingang gefunden hatten.

Und feststellten, dass dieser erst um 11.30 Uhr öffnet. Dann muss der Pathway auf uns verzichten.

Ein Haus lichteten wir noch ab und dann begaben uns dann wieder zum Auto, in der Hoffnung, ohne viele Fußgänger umzunieten zum Strand zu kommen. Dort wurde es wesentlich ruhiger und wir konnten uns auf einer Bank (Parkplatz war schnell gefunden) niederlassen und das Panorama genießen.

Auch die beste Handyknipserin von konnte sich dem nicht entziehen.

Die Küste an der Stelle ist aber auch zu schön.

Fährt man weiter auf dieser Straße, werden die Villen teurer und die Parkplätze deutlich rarer, bis schließlich überall Parkverbot herrscht. Wenn man schon soviel Geld für sein Haus ausgegeben hat, möchte man schließlich nicht den Meerblick mit parkenden Autos verschandeln. Verständlich.

Aber am Ende, am Ausfluss des Carmel River, gab es dann noch einen wunderschönen Beach Park.

Die Wellen waren nicht ohne und vielleicht kommen wir wieder hierhin zurück. Wenn wir die entsprechenden Stühle haben.

Jetzt aber geht es auf die „berühmte“ Carmel Valley Road. Zuerst führt sie gemächlich durch Weinanbaugebiete, um dann kurviger und etwas holpriger zu werden.

Dann weitet sich das Tal wieder und gibt den Blick auf die in dieser Gegend so typische Landschaft frei.

Ehrlich gesagt, hatte ich mir von der Straße mehr versprochen. Vergleiche waren mit dem Million-Dollar-Highway gezogen worden, der ein wirkliches Abenteuer in Colorado ist.

Irgendwann ging es dann in Richtung Highway 101 und dort durften wir anstelle von 25 mph wieder 65 Meilen fahren.

Auf der Höhe von Atascadero bogen wir auf die 41 ein und der schöne blaue Himmel wich so langsam dem in der Gegend nicht unüblichen Küstennebel.

Das Hotel fanden wir schnell, wir waren schon einmal dort gewesen. Das Zimmer war in Relation zu gestern winzig, aber wir kommen zurecht. Dafür liegt nebenan direkt eine Terasse, auf der wir es uns (entsprechend dick eingepackt) gemütlich machten und ich konnte erstmalig einen Reisebericht im Freien schreiben (mit dem Morro Rock im Hintergrund),

während die beste Matratzentesterin von allen eine Qualitätsprüfung durchführte.

Test bestanden.

Gleich gehen wir nochmal zum Hafen und besuchen die (hoffentlich anwesenden) Seeottern. Unser Hotel ist so nah am Hafen, dass wir endlich mal zu Fuß runterlaufen können. Sehr angenehm.

Es ist dunkel, aber die Gastronomie ist etwas besucht. Wir haben Donnerstag und der große Run wird morgen anfangen.

Der Fischereihafen liegt ruhig vor uns.

Für die Kinder hat man einen Spielplatz aufgebaut mit eindeutig maritimen Motiven.

Für die Erwachsenen werfe ich einen Blick auf diverse Speisekarten. Burger fangen bei ca. 17 USD an, ein Sirloin Steak ist mit 54 USD bepreist. Für einmal richtig Essen gehen kann man sich also locker fast eine Hotelnacht leisten.

Es geht zurück und ich schreibe diese letzten Zeilen, dann wird der Abend eingeläutet.

25.09.2024 – Big Sur Coast – North

Das schöne Wetter von gestern ist heute wo anders tätig, der Himmel ist grau. Also lassen wir es urlaubsgerecht etwas langsamer angehen.

Als wir uns gegen Mittag auf den Weg machen, ist es immer noch bewölkt, aber wir sind zumindest ausgeschlafen.

Auf unserem Plan steht heute die Big Sur Coast bis zum Lime Creek, dort wo die große Sperrung ist. Erdrutsche (auch in neuerer Zeit) behindern und gefährden die Arbeiten, so dass in den nächsten Monaten nicht an ein Durchkommen zu denken ist. Aber das haben wir eingeplant und unsere Route danach ausgerichtet.

Wer diese Küste kennt, weiß, dass sie bei Sonnenschein besonders schön ist.

Bei bedecktem Himmel ist sie immer noch ein Foto wert.

Kurz nachdem wir diesen Turnout passiert haben (ist der Kasler Point), stehen wir im ersten Stau. An der Rocky Creek Bridge ist eine gesamte Fahrspur ins Nirvana verschwunden und der Verkehr wird einspurig mit einer Ampelanlage über die Brücke geleitet. Hoffentlich hält die zweite Spur sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg.

Auf der rechten Seite sehen wir einen Felsen mit einem Leuchtturm stehen. An der Straße ein Schild: Big Sur Lighthouse. Warum nicht mal hinfahren? Wir sind nicht als einzige auf den Gedanken gekommen, weitere drei Autos stehen auf der „Abbiegespur“, die ich aber nicht als solche direkt erkenne.

Nachdem der Irrtum geklärt ist, fragt uns der freundliche freiwillige Helfer, ob wir an der Tour teilnehmen möchten. Wir bejahen und werden zu einem Parkplatz nahe des Felsens dirigiert. Ich parke unter den kritischen Blicken der anwesenden Zuschauer unseren Dicken rückwärts ein (ohne irgendwo anzuecken) und ein weiter freiwilliger Helfer erklärt uns das weitere Prozedere:

Wir haben jetzt die einmalige (zumindest heute) Möglichkeit, an einer geführten dreistündigen Tour teilzunehmen. Ausser uns sind keine weiteren zwanzig Leutchen da. Diese werden in zwei Gruppen aufgeteilt und wir marschieren mit sechs weiteren Besuchern hinter unserem Führer, Tom, hinterher. Er hat einen flotten Schritt drauf für sein Alter und da ist es gut, dass er immer wieder Pausen macht, um uns etwas zur Geschichte zu erzählen.

Z.B. musste, um den Leuchtturm und die Gebäude zu errichten, erstmal die Bergspitze mittels Sprengung nach weiter unten ins Tal verlegt werden. 1897 fingen die Arbeiten an, zwei Jahre später führte einzig eine Treppe nach oben mit über 300 Stufen, über die alles auf den Berg transportiert werden musste.

So konnte es nicht weitergehen. Es ging mit Lastenaufzügen weiter, die zum Teil von See aus über Schiffe mit Vorräten (auch Treibstoff) bestückt wurden. Erst ein Unfall mit einem Schiff brachte die Betreiber zum Umdenken und es wurden die Mittel für eine Straße genehmigt.

Nach und nach näherten wir uns der Spitze bzw. dem eigentlichen Leuchtfeuer. Dieses stand zwar früher ganz oben, konnte dann aber nicht mehr durch die Nebelbänke gesehen werden und wurde deshalb an den jetzt verwendeten, tiefergelegenen Platz verlegt.

Natürlich konnten wir das Haus auch besichtigen. Innen drin eine alte Beleuchtungseinrichtung. Die Drehvorrichtung dafür musste wie ein altes Uhrwerk alle vier Stunden aufgezogen werden, damit sie sich dann erstmal wieder drehte.

Heute geht das alles bedeutend leichter: Eine LED-Leuchte mit Solarantrieb stellt die Funktion ohne Manpower und mit einem Bruchteil des Platzes sicher.

Ich fragte Tom, was diese wunderschönen Zacken an der Decke innerhalb des Turmes zu bedeuten hätten: Diese hätten das Tageslicht und auch das Leuchtfeuerlicht in den Turm hineingebrochen, um diesen zu erhellen. Hatte ich auch noch nicht so gesehen.

Im Vorhaus des Turms eine Ausstellung mit diversen Gegenständen aus der Historie. Unter anderem ein riesiger Zeppelin, die Macon, ein Luftschiff der US Armee, welcher 1935 ein paar Meilen vor der Küste in 500 Meter tiefes Wasser abstürzte. Von den 83 Besatzungsmitglieder überlebten alle bis auf zwei den Absturz.

Interessant an diesem Luftschiff ist, dass es in der Lage war, kleine Flugzeuge aus der Luft zu starten. Hinter der Passagierkabine seht ihr ein winziges Teil, das Flugzeug, welches von dort aus startete und anschließend wieder „landete“. Also im Endeffekt der erste Flugzeugträger der Welt.

Während unserer Tour kamen wir mit einem etwas älteren Herren ins Gespräch. Er hieß Todd und er erzählte uns, dass er als kleiner Junge hier gelebt hatte. Sein Vater war Leuchtturmwärter. Das ist erlebte Geschichte. Er erinnerte sich an viele dieser Einrichtungen und wusste auch die eine oder andere Geschichte zu erzählen.

Ich durfte ein Foto von ihm machen und wir machten uns auf zu den anderen Gebäuden.

Im Vordergrund die Schreinerei und im Hintergrund eines der Wohnhäuser. Das große Steinhaus soll angeblich verhext sein, es gibt dort auch haunted house tours. Einer erzählte, er würde seit über 130 Jahren hier wohnen und hätte noch nie einen Geist gesehen.

Als wir in die Wohngemächer kamen, wurden bei Todd wieder alte Erinnungen wach.

Die Küche war schätzungsweise eine der ersten Einbauküchen ihrer Zeit, Herd und Waschmaschine in einem Guss, das hat was.

Und auch das Wohnzimmer sieht im Endeffekt aus wie ein etwas in die Jahre gekommenes Motel. Sauber und ordentlich, aber nicht mehr zeitgemäß.

Im oberen Stockwerk zeigte Todd uns die Zimmer, wo er und seine Geschwister und wo seine Eltern gelebt hatten.

Dann war die Tour zu Ende. Wir entrichteten unseren Obulus von 15 USD/Person und marschierten mit unserem Guide wieder den Berg runter. Es waren drei äußerst interessante Stunden, die eine besondere Würze durch einen Zeitzeugen live vor Ort bekamen.

Wir wendeten uns wieder gen Süden und machten nach ein paar Meilen beim Julia Pfeiffer Burns State Park Vista Point ein Päuschen mit Nahrungsaufnahme auf der Ladefläche.

Jetzt ist es nicht mehr weit zum McWay Fall. Dieser Wasserfall gehört zu den berühmtesten der Big Sur Coast. Das Herunterlaufen ist nicht mehr gestattet, man möchte diesen Anblick so erhalten, wie er jetzt ist.

Aber von einem Tournout hat man sowieso den besten Blick. Wiedererkannt?

Nur noch ein paar Meilen und dann stehen wir vor „Roads End“. Leider können wir nicht weiterfahren, um dem Blick auf die Arbeiten und die gewaltigen Bergrutsche zu werfen. Und zum Laufen fehlt uns die Zeit (bzw. wir sind zu faul dazu).

Also machen wir uns auf den Rückweg. Ein Schmankerl schaffen wir doch noch. Bei der bekannten Bixby Bridge fanden wir auf dem Hinweg keinen Parkplatz. Jetzt kann ich mich am Straßenrand auf ein freies Fleckchen stellen.

Check. Und jetzt ab nach Hause, der Magen knurrt.

24.09.2024 – Auf den Spuren von Moby Dick

Heute ist der große Tag. Wir gehen Wale schießen. Also mit der Kamera. Eine Harpune darf nicht mit auf das Boot. Und ob wir Moby Dick sehen, wage ich auch zu bezweifeln, Pottwale verirren sich eigentlich nicht in diese Gegend.

Zeitig stehen wir auf, frühstücken genüsslich und machen uns auf die Straße. Mittlerweile traut meine Göttergattin mir sogar zu, dass ich den Weg zum Hafen ohne Navi finde.

Wir buchen uns ein Tagesticket auf dem Parkplatz und spazieren zum Anlegeplatz der Firma Montery Bay Whale Watch. Gut, die heißen alle ähnlich, daher hier einmal die Webadresse der Firma:

https://www.gowhales.com

Wir melden uns bei der Kasse mit Namen und bekommen zwei winzige Eintrittskärtchen.

Als sich die Schlangen bilden, gibt sofort eine Trennung: Die mit den gelben Armbändchen dürfen aufs Oberdeck, haben dafür aber auch 14 USD mehr bezahlt. Brauchen wir das? Für meinen Teil entscheide ich: Nein. Zu gemütlich erscheint mir die Bank direkt am Bug des Schiffes, den ich sowieso für die nächsten vier Stunden nicht verlassen sollte, da man durch Blick auf den Horizont die Seekrankheit besser übersteht. Aber vorsichthalber habe ich noch konzentrierte Ingwertabletten zu mir genommen. Sicher ist sicher.

Nach einer kurzen Einführung legt das Boot ab und steuert an der Mole vorbei auf die Bay. Linker Hand auf der Mole liegen hunderte Sea Lions und verbreiten Lärm und Gestank.

Aber es dauert nicht lange, bis wir in offeneres Wasser kommen. Die Monterey Bay hat als Besonderheit einen Unterwassercanyon, der bis zu 12.000 Fuß tief ist. Also mehr als der Grand Canyon. Diese geologische Besonderheit ist dafür verantworlich, dass es hier ein extrem reichhaltiges Nahrungsangebot gibt.

Und das wird von allen Meeresbewohnern ausgenutzt. Schon nach kurzer Zeit tauchen die ersten Humpback-Wale (zu deutsch Buckelwale) auf. Und das ist wörtlich zu nehmen. Neugierig strecken sie ihre massigen Köpfe aus dem Wasser, um zu sehen, wer sie da schon wieder stalkt.

Die Kameraverschlüsse klicken wie wild. Um uns herum tobt das Wasser und es ist schwierig, immer mit der Linse am richtigen Ort zu sein. Eine Schwanzflosse, die ins Wasser abtaucht, abzulichten, geht noch einigermaßen leicht, weil man den Körper des Wals langsam verschwinden sieht.

Aber die Köpfe tauchen ohne Vorwarnung an allen möglichen Stellen auf, wo man sie nicht erwartet.

Dann heißt es nur noch: Kamera rumreißen und hoffen, dass der Fokus schnell genug packt. Ich schieße immer circa 3 Fotos im Serienbildmodus und stelle im Nachgang fest, dass ab dem zweiten Fotos der Fokus meisten gepackt hat.

Logischerweise kommen da so einige Aufnahmen zusammen. Am Ende des Ausfluges sind es ca. 700, die ich sichten und anschließend eindampfen muss.

Während die Wale sich genüßlich die Bäuche füllen, sehen wir hunderte von Seelöwen, die fast übereinander gestapelt auf dem Wasser treiben. Aus dem Off ertönt die Stimme unseres Guides, dass hier eine Zusammenarbeit zwischen beiden Säugetiergattungen stattfindet, eine sehr seltene Symbiose auf der ganzen Welt.

Wir sind regelrecht gestresst, aber auch begeistert vom Treiben rund um uns herum.

Man erzählt, dass die Wale den Menschen hier schon bekannt sind. Auseinandergehalten werden sie durch das Aussehen der Schwanzflossen. Manche kommen immer wieder hierhin und haben auch schon Namen bekommen (auf die sie aber nicht hören, wenn man sie ruft).

Unser Guide meint auch, wir bräuchten keine Angst zu haben, von einem Wal verschluckt zu werden. Auch wenn ein Mundvoll ca. 5.000 Gallonen Wasser fasst, so ist der Schlund doch nicht viel größer als eine Honigmelone.

Und damit wäre die Story von Jonas und dem Wal“fisch“ wiederlegt. Zu mindest, was die Buckelwale betrifft.

Irgendwann wird es dann doch ruhiger um uns herum und wir fahren noch weiter raus in die Bay, um noch andere Vertreter zu Gesicht zu bekommen.

Aber wir sehen nur noch einen weiteren Wal. Und auch den nur mit Glück, da wir in die übliche Nebelbank gefahren sind und das Nebelhorn häufig tutet.

Dann ist unsere Zeit um und wir sehen zu, dass wir innerhalb der gebuchten vier Stunden wieder im Hafen landen. Vor uns liegt die Cannery Row. So sieht sie von Seeseite aus.

Beim Verlassen des Schiffes frage ich unsere Führerin, ob sie die Seelöwen auch alle per Namen kennt. Und bin ein wenig enttäuscht, als das nicht so ist.

Wieder an Land suchen wir erstmal die Waschräume auf, um uns das Salzwasser von den Händen zu waschen, mit dem wir partiell geduscht wurden.

Da unser Parkticket noch länger gültig ist, beschließen wir, auf dem Montery Bay Coastal Trail noch ein wenig dem Gebrüll der Seelöwen zu lauschen, die es sich im Hafenbecken gemütlich gemacht haben.

Ob die Pelikane davon etwas genervt sind? Sie lassen sich nichts anmerken.

Wenn man dem Weg weiter entlang der Küste folgt, landet man am San Carlos Beach. Dort liegen leider vier tote Tiere auf dem Strand, eines davon ein Jungtier. Wir haben keine Ahnung, was die Ursache ist.

Noch weiter am Trail liegt dann die Cannery Row mit ihren typischen Übergängen der alten Konservenfabriken.

Hier werden diese architektonschen Merkmale von den inzwischen eingezogenen Hotels genutzt (z.B. um die Parkgaragen zu erreichen).

Es geht wieder zurück und wir fahren noch ein Stückchen an der Küste entlang, um den Abend am Lovers Point ausklingen zu lassen.

Leider kommt uns der Nebel zuvor, der es ungemütlich macht. Also drehen wir um und erledigen noch ein paar Einkäufe, bevor es dann an die eigentliche Arbeit geht.

Schon in der Kamera hatte ich die Fotos auf ungefähr die Hälfte reduziert, aber 318 warteten immer noch am Rechner auf mich. Durch hartnäckiges und konsequentes Aussieben konnte ich diese auf 144 reduzieren.

Ein abenteuerlicher Tag geht zu Ende.

23.09.2024 – 17 Mile-Drive

Guten Morgen Monterey.

Nach dem gestrigen nebulösen Tag war ich nicht erstaunt, mit dem gleichen grauen Himmel wieder begrüßt zu werden. Aber auch mit der Hoffnung, dass sich das im Laufe einiger weniger Stunden ändern wird. Plan für den heutigen Tag: Eine Wal-Sichtungs-Tour buchen und dann den berühmten 17-Mile-Drive zu fahren.

Zu ersterem mussten wir erstmal zu Fishermans Warf fahren, um über den Pier zu einem der Tourveranstalter zu gelangen.

Da wir den Nebel im Zimmer einfach ausgesessen hatten, kamen wir bei schönstem Wetter auf dem Pier an. Erstmal ein Parkticket ziehen und dann gemütlich über die Holzplanken an den gesamten Andenkenläden, Fressbuden und was sonst noch da rum steht, vorbeilatschen.

Am Ende lag dann einer der vielen Waltouren-Veranstalter. Wir hatten uns für diesen entschieden, weil a) die freundliche Dame an der Rezeption ihn empfohlen hatte und b) weil diese Touren von Meeresbiologen und -studenten durchgeführt werden, die entsprechende Achtung von den Tieren haben und die notwendigen Abstände halten. Pro Person bekamen wir aufgrund eines Gutscheins noch 10 USD/Person nachgelassen. Auf dem Pier selbst eine mächtige Geräuschkulisse und dazu passende Geruchsbelästigung: Sealions trampelten sich an den Stegen auf die Flossen.

Da unsere Parkuhr noch etwas Zeit übrig hatte, spazierten wir ein wenig am Hafen entlang.

Dort tummeln sich die putzigen Meeressäuger und belustigen die nicht zahlenden Zuschauer.

Auch Pelikane stehen majestätisch – oder sollte ich sagen, gelangweilt? – auf den Felsen rum, als könne sie das Gegröle der pelzigen Säuger überhaupt nicht belasten.

Die Ruhe möchte ich haben.

Anschließend machten wir uns auf den Weg an der Küste entlang. Zuerst durch die Cannery Row, bekannt durch John Steinbecks „Straße der Ölsardinen“ und dann vorbei am Lovers Point und den felsigen Stränden vor Pacific Grove bis zum Gate des 17 Mile Drive. Dieser ist kostenpflichtig und wir entrichteten den Straßenzoll von 12 USD.

Es geht zuerst zum Moss Beach. Durch unsere Trödelei und den Ticketkauf ist es mittlerweile Mittag geworden und wir richten die Ladefläche unseres Trucks für ein Päuschen ein.

Dann, aus den Augenwinkeln eine ungewohnte „Bewegung“. Weit hinten auf dem Wasser „Spritzer“, die nicht einem Boot ähneln. Wale. Was für welche? Keine Ahnung. Also hole ich die Dicke Berta raus und versuche, den einen oder anderen Schuss zu erreichen.

Hinterher bei der Entwicklung und Postproduktion kann man wage erkennen, dass es sich vermutlich um einen Humpback Wal gehandelt hat, der dort solche Kapriolen im Wasser vollführt hat. Ich hoffe, dass wir morgen deutlich näher rankommen.

Am Joe Vista Point machen wir wieder einen Stop, um die herrlich wilde Küste auf uns einwirken zu lassen.

Sowohl in die eine als auch in die andere Richtung.

Und selbst wenn man sich umdreht und nach hinten schaut, sieht man einen der vielen wunderschön angelegten Golfplätze, die schon die berühmtesten Spieler wie z.B. Tiger Woods gesehen haben.

An einem Turnout hinter dem China Rock Vista Point sehen wir Felsen, die gar nicht chinesisch aussehen,

aber dafür tummeln sich mehrere Otter im Wasser. Einer hält einen Stein zwischen den Pfoten und lässt sich in den Tangwäldern treiben, als gäbe es kein Morgen. Ein süßer Anblick.

Davon total ungerührt ziehen viele Pelikane von links nach rechts und umgekehrt. Wahrscheinlich haben sie dieses Schauspiel schon öfters gesehen.

Dann kommen wir zu berümtesten Attraktion des Drives: Der Lonely Cypress. Einsam steht sie auf einem Felsen, der mittlerweile schon untermauert wurde, damit diese Attraktion noch lange bestehen bleibt. Mit Seilen wird sie abgesichert, damit sie weder geklaut noch von einem Wintersturm weggeweht wird. Wir alle kennen diesen markanten Baum bei Sonnenschein. Aber wer hat ihn schon einmal bei Küstennebel gezeigt? Eben keiner. Und das ist jetzt eine der wenigen Gelegenheiten, dieses Bild auf sich wirken zu lassen.

Etwas weiter an Küste entlang stehen die Ghost Trees des Pescadero Points an der Straße. Mir kommt als erstes der Gespensterwald in Nienhagen in McPom in den Sinn, aber eine Ähnlichkeit gibt es da nicht.

Wir fahren den Drive weiter, aber da er sich ins Landesinnere bewegt, sind außer teuren Villen für die Reichen und Schönen nur noch Bäume in Wäldern zu sehen. Unterbrochen von dem einen oder anderen Golfplatz.

Wir kehren zur Küste zurück und begrüßen die Sonne. Der Nebel hatte sich ausschließlich an diesem kleine Stück breit gemacht.

Am Fan Shell Beach Lookout kann man deutlich sehen, wie sich die Erbsensuppe vom Wasser ins Landesinnere bewegt.

Wieder ein Stück weiter Richtung Monterey machen wir am Bird Rock Vista Point Halt, um eine Art von Abendessen bei guter Aussicht zu genießen.

Wir bekommen schnell Zaungäste, die anscheinend darauf trainiert sind, schnell zuzuschnappen, wenn was runterfällt.

Und obwohl auf großen Schildern „nicht füttern“ steht, sind einige Touristen des Lesens offensichtlich unkundig und halten den Tieren doch etwas hin.

Na ja, wir wissen nicht, wie man abgebissene Finger behandelt. Komplett ungerührt von diesen Fütterungsaktionen sind die pelzigen Meeressäuger gegenüber auf den Felsen. Wobei wir uns fragen, wie die da wohl raufgekommen sind. Ob es einen Aufzug auf der Rückseite gibt?

Langsam steht die Sonne tiefer und wir brauchen dann doch noch bis deutlich nach 18 Uhr, bis wir im Hotel angekommen sind. What a day.

22.09.2024 – Von Oakhurst nach Monterey

So langsam scheinen wir im Urlaub anzukommen. Selbst ich habe bis 6.30 Uhr geschlafen, ein Rekord. Und dass, wo ich mich schon so auf das Frühstück freue.

Bevor es in den Frühstücksraum geht (die Sonne lacht wieder vom blauen Himmel herunter), ein paar Impressionen von unserer gemütlichen Unterkunft. An der Säule neben unserem Zimmer klettert zum Glück nur ein Holzbär hoch.

Und eine hölzerne Freiheitsstatue zeigt, dass sie ein gutes Deo verwendet hat: Trotz der ansteigenden Temperaturen keine Schwitzflecken.

Nachdem wir alles in den Wagen verladen haben, checken wir noch aus: Null Euro dank der Verwendung von Best Western Punkten. Und das, wo eine Nacht locker 300 Euro gekostet hätte.

Zu Werbezwecken für das Hotel (das hat es verdient) ein Foto der gemütlichen Lobby.

Ein Blick auf die Tankuhr zeigt, dass wir noch ca. 120 Meilen im Tank haben. Und die Spritpreise sind hier nicht ohne. Für das Zahlen mit Karte verlangt man um die 4,55 USD/Ga. Aber in Fresno, ca. 40 Meilen entfernt, sagt mir die App Gasbuddy, dass der Sprit dort unter 4 USD/Ga bei Costco kostet. Bis dahin schaffen wir es.

Dort angekommen investieren wir das eingesparte Geld in dringend benötigte Kleidung und ein paar Nahrungsmittel für den Weg. Auch eines von den leckeren Broten landet im Einkaufskorb.

Vollgetankt (die Gallone kostet 3,88 USD) machen wir uns in der warmen Sonne auf den Weg.

Besonders interessant ist die Strecke nicht, es geht durch trockene Felder, bis die Landschaft wieder bergiger wird.

Und dann machen wir eine Pause am San Luis Reservoir. Dort ist schon einiges an Wasser entnommen worden.

Wir fahren in die Hügel, aber die Strecke bleibt ziemlich trocken. Die Temperatur außen erreicht die 94°Fahrenheit, das entspricht ca. 34-35°C.

Auch wenn diverse Bäume nicht darüber hinwegtäuschen können, dass ein Funke das ganze Gelände in Brand setzen könnte.

Als wir uns schließlich der Küste nähern, sinkt die Temperatur deutlich, aber auch der blaue Himmel verschwindet.

Das Hotel kennen wir von früher, mein Rechner erinnert sich sogar noch an das Passwort für das Internet. Wir beziehen ein schönes großes Zimmer im dritten Stock mit Blick in Richtung Küste, allerdings ohne das Wasser selbst zu sehen. Nennt man sowas Meerblick im Werbejargon?

Da die Sonne gerade so schön scheint in unserer Ecke, beschließen wir, auf eine Pause zu verzichten und das gute Wetter auszunutzen. Vorsichtshalber und zu Beweiszwecken hier ein Foto in der Wohngegend, in der sich unser Hotel befindet.

Am Hafen auch noch das schönste Wetter, aber uns treibt es weiter auf die weniger bevölkerte Halbinsel. Dort gehen wir vor Anker und nehmen auf der Ladefläche unseres Pickups das Abendessen ein.

Weiter südöstlich sehen wir den blauen Streifen des Hafens und der Cannery Row im schönsten Sonnenlicht liegen.

Ein Pärchen, das an unserem Dicken vorbeispaziert, fragt, ob wir die Wale gesehen hätten. Nein, wo denn? Im Wasser? Sie befinden sich ein paar hundert Meter Richtung Monterey. Also werfen wir den Truck an und fahren zu einem anderen Parkplatz.

Ich sehe all die Handyknipser mit ihren Knäckebrot-Telefonen, wie sie versuchen, mit zweifach-Zoom ein passables Bild auf den Chip zu bannen und weiß, dass jetzt doch wieder die Stunde für die Dicke Berta schlägt. Und so ein Truck hat seine Vorteile. Allerdings werde ich mir beim nächsten Mal eine Jacke aufs Dach legen, damit ich die Linse und Kamera auflegen kann.

Die Lichtverhältnisse sind besch…, aber ich versuche, mit technischen Mitteln das beste aus den verrauschten Aufnahmen rauszuholen. Hier eine Mutter mit Kind, die dem Nachwuchs gerade das Abtauchen mit erhobener Schwanzflosse beibringt.

Pelikane fliegen zu hauf vorbei, vielleicht bekomme ich sie ja in den nächsten Tagen auch mal im Sonnenlicht vor die Kamera.

Als wir uns dann auf den Rückweg machen, liegt die Cannery Row und der Hafen mittlerweile auch fast im Dunkeln.