12.09.2024 – Von Dixon nach Reno – Feather River Canyon

Kleines Update bzgl. Jetlag: 4 Uhr war die Nacht zu Ende. Was kann man in der Zeit alles erledigen, bis es Frühstück gibt? Wer elektronisches Spielzeug dabei hat, der findet was.

Plan für heute: Fahrt nach Reno in Nevada. Die nach eigenem Bekunden “The biggest little city in the world”. Wir wollten diesen Ort allerdings nicht zum Gamblen, sondern als Ausgangspunkt für den Lake Tahoe nutzen. Und das Aiden Hotel war das deutlich preisgünstigste Best Western Hotel der Umgebung.

Auf dem kürzesten Weg wären es ca. 140 Meilen gewesen, knapp drei Stunden Fahrt. Aber was sollen wir schon mittags in Reno? Die Zeit können wir interessanter gestalten. Da gibt es nördlich der direkten Strecke den Feather River Canyon, der sich mit dem Feather River entlang der 70 durch ein mehr oder weniger enges Tal windet. Nehmen wir.

Aber vorher noch die letzten Vorräte ergänzen. Ein Walmart liegt auf der Strecke und wir ergänzen noch Lebensmittel, die wir vorher nicht bekommen haben. Und die unser Körper gaanz dringend benötigen.

Den Tank sollten wir vorher auch noch einmal füllen, wer weiß, wo und wie teuer es abseits der großen Städte wird.

In Yuba City finden wir einen Costco und laden uns den Tank für 4,149 USD/Ga voll.

Kurz hinter Oroville biegen wir auf die 70 ab. Kurz hinter Cherokee stoßen wir auf einen Arm des Lake Oroville, einem riesigen Stausee, der zur Wasserversorgung und zum Wassersport genutzt wird.

Zur Zeit ist der Wasserstand nicht ganz hoch, aber der Sommer ist ja auch schon einige Zeit aktiv.

Wir steigen höher und unter uns schlängelt sich der Feather River durch die Schlucht. Rechter Hand begleitet von Strom- und Telefonleitungen, links schmiegt sich die Eisenbahn einspurig an die Felswand. Wir sehen sogar einen Zug, der uns entgegenkommt.

Und mit der Eisenbahn werden wir noch des öfteren Kontakt haben. Eine der Besonderheiten dieser Strecke ist nämlich, dass sich die Railroad und die Autostraße auf Stahlbrücken über- und untereinander kreuzen. Ein äußerst interessanter Anblick.

Der Fluss gewinnt mit zunehmender Enge an Wildheit.

Die Stromschnellen zaubern eine tolle Stimmung in diesen sonnigen Tag. Es ist warm, aber nicht zu warm.

Eigentlich möchte man sofort die Badehose anziehen und in eines der vielen Swimmingholes springen.

Und da passiert es schon wieder: Eisenbahn- und Straßenbrücke kreuzen den Weg, um die Flussseite zu wechseln.

Immer wieder kommen uns schwere mit Baumstämmen beladene Logtrucks entgegen. Und manchmal fahren sie in der gleichen Richtung an uns vorbei, während wir einen Fotostop machen. Merkwürdig. Fahren die die Bäume wieder in den Wald?

Der Canyon weitet sich langsam wieder und das Wasser wird ruhiger. Es erinnert mich stark an den Black Canyon of the Gunnison, wo vor einer Staustufe das Bild sehr ähnlich aussah.

Während wir weiter fahren, stoßen wir immer wieder auf Bauarbeiten. Teilweise mit Ampelschaltungen, teilweise mit Flagmen. Und schauen auf die Straße, um herauszufinden, was dort gearbeitet wird. Wir sehen ca. 60cm breite und knapp zwei Meter lange Öffnungen im Boden, die bitteschön welchen Zweck haben? Und dann 10-20 Meter lange Gräben die unvermittelt anfangen und auch genauso unvermittelt aufhören. Beschäftigungstherapie? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber da wir es nicht eilig haben (und diesmal auch bzgl. der Mautstraßen keinen Fehler gemacht haben), üben wir uns in Geduld und zockeln gemütlich hinter den anderen Autos her.

Das Tal öffnet sich und plötzlich gibt es wieder urbanes Leben in der Einöde. Wir passieren die Stadt Quincy (deren Namen ich bisher nur aus einer alten Krimiserie kannte). Schön mit den Blumenampeln macht die Stadt einen ruhigen und friedlichen Eindruck.

Da unsere Blasen sich so langsam wieder vom Kaffee und anderen Flüssigkeiten trennen möchten, biegen wir kurzerhand auf einen verlassenen “Campground” ein. Die Straße – eigentlich darf man sie nicht so nennen – würde ich mit einem PKW nicht befahren, ein Achsbruch wäre die Folge. Aber unsere Black Beauty schüttelt sich nur kurz und die Dixie-Toiletten im Nirgendwo sind sauberer als die meisten Autobahntoiletten in Deutschland.

Auf einer offiziellen Restarea tönt uns laute Musik entgegen. Zwei halbwegs wild, aber nicht ungemütlich aussehende Kerle sitzen auf einer Mauer vor ihren Harleys und lassen sich jeder eine Dose Coors schmecken. Wir kommen ins Gespräch und die Verwunderung ist groß, dass deutsche Urlauber mit einem Dodge Ram 2500 durch die Landschaft fahren. Sie erinnern mich irgendwie an den Film Wild Hogs. Die Jungs kamen von Calgary in Kanada herunter, waren durch Montana und Idaho gefahren und wollten bis zur Küste durch.

Ein Foto durfte ich machen und dann setzten auch wir uns wieder auf die Straße.

Es geht durch die weite und hügelige, aber sehr trockene Landschaft.

Vorbei an alten Farmhäusern von einer Bergkette zur nächsten.

Dann endlich biegen wir auf unsere Lieblingsstraße in Kalifornien ein: die 395. OK, wir sind noch sehr weit nördlich, die Sierra Nevada ist noch nicht mal in Sicht, aber wir sind schon fast “zuhause”.

Jetzt nur noch ein paar Meilen bis Reno durchfahren. Das Aiden-Hotel sieht aus wie eines der billigen Motels, die man entlang der Autobahnen sieht.

Ein Zimmerupgrade war leider nicht möglich, sie sind aufgrund der Brände, die in der Gegend lodern, ausgebucht.

Aber als wir unseren Raum betreten, sind wir angenehm überrascht. Sehr modern eingerichtet, funktional. Ein großer Kühlschrank ist auch vorhanden. Hier halten wir es zwei Tage aus.

Jetzt erstmal Abendessen, Vorräte haben wir ja genug gebunkert.

11.09.2024 – Von San Francisco nach Dixon

Wie üblich endet die erste Nacht in den USA sehr früh. Um neun Uhr am Vortag war der Ofen aus, dafür stand ich um 11 Uhr wieder wach im Bett. Also wurden Melatonin-Tabletten eingeworfen und versucht, den Matrazen-Horchdienst fortzusetzen.

Aber da das Hotel direkt am Flughafen liegt, gibt es zum Glück schon ab sechs Uhr Frühstück. Viel länger hätte ich auch nicht durchgehalten. Dieses war sehr gut, die Fleischpatties waren deutlich besser gewürzt, als ich es bisher kannte. Und als ich schon satt war, wurden noch Omlette bereitgestellt. Pech gehabt.

Der Blick aus dem Fenster auf die Bucht von Süden offerierte eigentlich einen schönen Tag.

Also machten wir uns auf den Weg nach Pazifica, welches nur eine Viertelstunde westlich liegt. Wie auch üblich liegt in den Morgenstunden die Küste im Nebel, die Friesen würden sagen: Küstennebel. Und sich drüber freuen.

Aber es begann schnell aufzuklaren. Am äußersten westlichen Rand des Golden Gate Parks liegt die Dutch Windmill. Was die Amis nicht alles importieren. Ich sage nur: Leavenworth in Washington State.

Fährt man die Straße ein Stückchen weiter, geht es in einer weiten Kurve bergauf und man sieht links unter sich die Sutro Baths liegen. Vom Lands End Lookout hat man einen schönen Blick auf das blaue Wasser. Und da der Lookout von der Nationalpark-Verwaltung betrieben wird, konnten wir dort sofort einen neuen Nationalpark-Pass zum Preis von 80 USD erstehen.

Etwas oberhalb liegt der Camino del Mar, von dessen Parkplatz ein schöner Blick auf die Golden Gate Bridge möglich ist.

Ein Schild wies darauf hin, dass man die “Legion of Honor” in 0,4 Meilen erreichen könne. Also machte ich mich zu Fuß auf den Weg. Aber irgendwo bog ich wohl falsch ab, so dass ich in einem riesigen Krankenhauskomplex landete. Kontrolle bei Google Maps: Ich weiß jetzt, wo ich hingehen muss, aber das wäre mir inclusive Rückweg dann doch zu weit gewesen. Also geht es die gleiche Strecke zurück.

Man kann das Museum auch mit dem Auto innerhalb von ein paar Minuten erreichen.

Dies taten wir dann auch und ich machte zumindest einen Rundgang durch den Innenhof des imposanten Gebäudes.

Besonders sprach mich die Säulengalerie an. Der Innenhof war fast menschenleer, eine friedliche Stille, nur das Rauschen des Windes und des Meeres umgab mich.

Vom Parkplatz aus kann man mit einem entsprechenden Tele Downtown etwas näher ranholen. Dort hatte es die Sonne noch nicht geschafft, die Wolken und den Nebel zu vertreiben.

Folgt man dem Lincoln Boulevard weiter Richtung Norden, lohnt sich immer ein Abstecher an den Baker Beach.

Dort stand unsere Black Beauty schön in der Sonne und ich stellte zum Größenvergleich einmal meine Göttergattin daneben. Bei diesem Wagen braucht man die Runningboards auf jeden Fall. Auch das Heraufklettern auf die heruntergeklappte Ladeklappe gestaltet sich nicht so einfach wie bei den kleineren Pickups.

Nächster Halt ist der vielfotografierte Aussichtspunkt, der Golden Gate Overlook.

Danach wollten wir eigentlich noch direkt an der Brücke parken, aber es war leider nichts frei.

Ok, nächster TOP: Das Museum of fine arts hatte es mir früher schon angetan, ich hatte es sowohl bei Tag als auch bei Nacht vom gegenüberliegenden Ufer des kleinen Sees abgelichtet.

Aber ich wolllte es aus der Nähe sehen. Und ich war mächtig beeindruckt.

Man kommt sich vor, als wäre man ins alte Griechenland versetzt worden: Säulen, aber ohne die Trümmer.

Und wenn wir schon soviel Glück mit Parkplätzen haben, dann versuchen wir es auch einmal mit den Painted Ladies. Diese wunderschönen viktorianischen Häuser sind eine der großen Sehenswürdigkeiten von San Francisco. Und es gibt rund um den Alamo Square (den direkt angrenzenden Park) so gut wie keine Parkplätze. Schon gar nicht für unsere Black Beauty. Aber das Glück war uns hold. Zwischen zwei Ausfahrten war gerade genug Platz, um den Hausbesitzern noch das Herauskommen zu ermöglichen. Also hüpfte ich schnell wie ein Reh in den oberen Teil des Parks, um endlich mal ein Foto der Häuser zu bekommen.

Und man hat von dort aus auch einen schönen Blick auf Downtown.

Für die weitere Planung des Tages (es war mittlerweile Mittag geworden) hatten wir uns vorgenommen, auf der Durchreise quasi von der Oakland Bay Bridge einen Abstecher nach Treasure Island zu machen.

Beim Befahren der Brücke hat man zuerst ein Highlight: Man kommt sehr nah an den in der Sonne glänzenden Hochhäusern vorbei.

Nachteil danach: Fährt man auf dem unteren Teil der Brücke, beschleicht einen der Gedanke: Was, wenn jetzt ein Erdbeben kommt…?

Die entsprechende Fotolocation war schnell gefunden. Allerdings trieb mich eines fast in den Wahnsinn: Das GPS der Kamera war nicht in der Lage, ein Ortssignal festzumachen. Ich vermute, dass dort irgendwo ein militärischer Störsender aufgestellt ist, der den Empfang unmöglich macht.

Jedenfalls verließen wir Treasure Island und fuhren im direkt angrenzenen Yerba Buena Island zum Panoramapark, wo das Satellitensignal genauso schlecht, aber die Aussicht noch ein bisschen besser war.

Der Blick nach Westen zeigt die Skyline von San Francisco und die Oakland Bay Bridge,

im Osten sieht man den anderen Teil: “The Bay Bridge”.

Und schaut man nach oben, sieht man eine spitze Nadel, die wohl die Wolken ansticht, was das Wetter in SFO erklären würde. Es ist der “Point of Infinity” von Hiroshi Sugimoto.

Genug gesehen und fotografiert, wir wollen ins Hotel. Und an dieser Stelle begann unsere große Odyssee.

WIR kennen es, dass die aus SFO führenden Brücken ohne Gebühren zu befahren sind, in die Stadt hinein bezahlt man Brückenzoll. Im Navi meiner Göttergattin war deshalb vermutlich verankert: Mautstraßen vermeiden.

Die Strecke nach Dixon (wo sich unser Hotel befindet) sollte ungefähr 79 Meilen betragen.

Aber plötzlich leitete uns das Navi über eine komplett andere Route um. Wegstrecke über 140 Meilen, Fahrzeit eine Stunde länger. Wir waren etwas verwirrt. Starteten das Navi neu, wendeten Beschwörungsformeln an :”Ommm”. Aber nichts half. Bis Karin bei einem erneuten Neustart die Option “Mautstraßen vermeiden” ausschaltete. Des Rätsels Lösung: Folgende Brücken sind “outbound” mittlerweile mautpflichtig:

  • Alfred Zampa Memorial Bridge
  • Benicia-Martinez Bridge (so laut Google, sie hat mittlerweile einen anderen Namen: Congressman George Miller Bridge)
  • Antioch Bridge

Wenn man sich das auf der Karte anschaut, wird man sehen, dass wir eine halbe Weltreise hätten unternehmen müssen, um ohne Maut an unser Ziel zu gelangen.

Als wir dann die Mautpflicht akzeptiert hatten, ging es komischerweise deutlich schneller. Ein paar Staus gab es immer noch, aber kurz nach 17 Uhr erreichten wir unser Hotel.

Obwohl wir nicht vorher mit der Herberge gesprochen haben (die Telefonverbindung klappte mehrfach nicht),

gab uns die gute Anabelle ein Upgrade auf eine King Suite, die ich hiermit kurz präsentiere.

Ach ja, ein kleines Update zu unserer Black Beauty: Es ist äußerst praktisch, die doppelten Spiegel zu haben. Eigentlich sind sie für den Anhängerbetrieb gedacht, aber richtig eingestellt zeigen sie sehr gut den toten Winkel.

Und die Einstellung für den Bordcomputer habe ich mittlerweile auch gefunden.

10.09.2024 – Flug nach San Francisco

Und wieder geht es los. Der weite und wilde Westen lockt. Diesmal haben wir einen Direktflug nach San Francisco gebucht. Von dort aus geht es nach Reno, dann südlich auf der 395 an der Sierra Nevada entlang und über den Yosemite Nationalpark zur Küste zurück.

Der Tag vor der Abreise war ziemlich hektisch, so dass wir nicht sicher waren, ob wir wirklich nichts vergessen haben. Wir werden sehen (oder auch nicht).

Relativ pünktlich sogar vor sieben Uhr waren wir auf der Straße, Staus wurden nicht angezeigt, wir sollten um 9.31 Uhr am Parkhaus ankommen. Besonderheit diesmal: Die beste Reisebucherin hatte im Parkhaus “Holiday Parking Süd” ein Ticket für ca. 60 Euro geschossen, dafür nimmt man ein paar Unannehmlichkeiten gerne in Kauf. Unter anderem, dass man vom Parkhaus mit einem Shuttle Bus zum Flughafen fahren muss. Selbiger fährt jeweils zur vollen und halben Stunde. Wenn wir den um 9.30 Uhr erreichen wollen, müssen wir uns ein wenig sputen. Zu Anfang sah es auch gut aus, ich konnte unter Beachtung der Geschwindigkeitsbeschränkungen ca. 12 Minuten rausholen. Aber kurz vor Wiesbaden erwischte es uns dann doch. Eine Wanderbaustelle – wir haben keine Ahnung ob und was dort gearbeitet wurde – kostete uns dann eine knappe halbe Stunde.

Das Parkhaus fanden wir trotz Baustellen und merkwürdiger Ausschilderung dank Google Maps präzise und schnell. Und auch in der Nähe des Aufzuges einen Parkplatz.

Der Bus fuhr pünktlich um 10 Uhr los und landet am Terminal 1 am Medical Center. Von dort aus ist es ungefähr die gleiche Strecke zu laufen wie bei einem Terminal-nahen Parkhaus. Wir betraten das Gebäude dort, wo die Arrivals landen, also sind wir auf dem Rückwg gut dran.

Da wir auf unserer United App schon den eingescheckt-Status hatten und dieses auch für uns “Travel Ready” auswies, war die Abgabe der Koffer auch in kurzer Zeit erledigt. Jetzt ab in die Luxx-Lounge und noch ein wenig entspannen. Diese war gut gefüllt, aber für uns gab es noch Plätze und ein paar leckere Snacks. Der Urlaub kann beginnen.

Nachdem wir uns ordentlich gesättigt hatten (die nächste Mahlzeit im Flieger gibt es erst in paar Stunden), trabten wir zu unserem Gate im Z-Bereich. Die US-Kontrolle war sehr lax, Security ebenfalls. Obwohl die Mitarbeiter darauf bestanden, meine Kameraausrüstung zu reinigen. OK, wird nicht schaden. Vor dem Fließband stand zwar, dass alle Gegenstände in den Taschen bleiben könnten – auch Computer, aber dann musste der Laptop doch extra gelegt werden. Dafür konnte ich die Schuhe anbehalten. Für alle Beteiligten die beste Lösung.

Im Flieger hatte Karin uns in der Premium Economy die vordersten Plätze geschossen. Auf dem Platz vor unseren Sitzen hätten wir Tango tanzen können.

Nach einiger Zeit wurde das Mittagessen zelebriert. Nicht nur optisch ein Genuss, auch der Magen freute sich. Interessantes Detail: Die Stoffserviette hatte ein Knopfloch, um sie am obersten Hemdenknopf zu befestigen. Nicht dass es mir viel genutzt hätte, aber der Gedanke zählt.

Wir flogen fast über den Nordpol und die Stunden vergingen mit Filme gucken und dösen.

Zum “Frühstück” noch einmal eine schmackhafte Mahlzeit. Der Salat war leider mit Gurken verseucht, so dass ich mich opfern musste.

Schließlich waren wir froh, in SFO anzukommen. Gepäck kam komplett an und dank der MPC (Mobile Passport Control) waren wir innerhalb von fünf Minuten durch. Wir mussten noch nicht einmal wie beim letzten Urlaub uns selbst mit dem Handy fotografieren.

Per Skytrain ging es dann zum Rental Car Service.

Wie üblich hatten wir einen Pickup der Klasse Ford F150 bestellt. Aber diese Größe war nicht vorhanden. Statt dessen standen in den Boxen ausschließlich Dodge Rams, und zwar eine Nummer größer: 2500 Heavy Duty, Ausstattung Bighorn.

Oh ha, was steht uns da bevor? Unsere erste Wahl fiel auf einen schönen roten Truck, der hatte allerdings schon fast 20.000 Meilen runter.

Der nächste schöne war in Nachtblau gehalten, aber Android Auto lief damit auf einen Fehler.

Schließlich landeten wir beim dritten Laster, ab sofort mit “Black Beauty” tituliert.

Eigentlich hatte ich von der Ausstattung “Bighorn” eine sehr luxuriöse Variante erwartet, aber weit gefehlt. Bordcomputer? Bisher nicht gefunden. Display für Android Auto? Etwas größer als Briefmarke, aber noch ablesbar.

Immerhin hat er einen Tempomat und das Blubbern des Motors erinnert an einen Öltanker. Den werden wir vermutlich auch brauchen bei dem Spritverbrauch.

Das Hotel fanden wir sehr schnell und waren froh, in der obersten, der neunten, Etage unser Zimmer beziehen zu können.

Jetzt noch kurz zu Costco und zu Smart and Final, um die wichtigsten Lebensmittel zu bunkern.

Eigentlich wollten wir ja noch bei Abendlicht von einem der südlichen Hügel einen Blick auf die Stadt werfen, aber der Nebel ließ uns davon Abstand nehmen.

 

2024-07-03 – Klusfelsen – Fünffingerfelsen – Werningerode – Quedlinburg

Unser nächster Tag in Quedlinburg bricht an.

Für heute haben wir uns ein wenig Kraxelei vorgenommen. Etwas südlich von Halberstadt (eine Stadt, die von Goethe zweimal besucht wurde, einmal zu Lebzeiten Gleims, einmal nach seinem Tod) liegen zwei Sandsteinformationen mit außergewöhnlichem Aussehen. Wir hatten gestern schon versucht, einen Parkplatz als Ausgangspunkt zu finden, aber die Komoot App hatte eine so tolle Idee, wo man noch starten könnte. Also gaben wir diesen Punkt ins Navi ein und mussten mal wieder feststellen, dass es entweder keinen Satellitenempfang (von Handyempfang wollen wir gar nicht erst reden) gibt oder noch lange nicht alles erfasst ist. ODER: Ich habe in meinem Handy irgendwo hinterlegt, dass ich einen Pickup fahre und deshalb ungeteerte Straßen und schlechte Feldwege bevorzuge. Jedenfalls führte uns die Software zu diesem genannten Endpunkt. Und meinte dann, dass wir noch 10 Kilometer zu laufen oder fahren hätten.

Also schlug ich die Vorschläge in den Wind und wir machten uns auf den Weg zum gestern gefundenen Parkplatz. Und wieder stellte sich heraus, dass der Osten von Google Maps sehr stiefmütterlich behandelt wird: Eine Großbaustelle mit Komplettsperrung der Straße wird einfach nicht angezeigt. Maps meint, wir mögen einfach geradeaus durchfahren. Was ich dann im Hinblick auf meine Beifahrerin nicht tat. Wollte mir keinen Tinnitus einfangen.

Jedenfalls stellten wir unseren Wagen ab und machten uns auf den Weg. Nach ca. 100 Metern ging es steil bergauf und die Fünffingerfelsen kamen in Sicht.

Diesmal keine Stufen, aber nicht weniger weniger steil ging es nach oben. Unsere amerikanischen Merrell-Treter bewährten sich im ostdeutschen Sandstein genauso gut wie in den roten Felsen im südlichen Utah.

Und die Ausblicke sind logischerweise auch nicht schlecht.

Hier der Blick zu den Klusfelsen, die nur ca. 100 m weiter östlich liegen.

Wir klettern auf der anderen Seite der Fünffingerfelsen wieder runter und wandern am unteren Ende der Klusfelsen vorbei, wo schon 5 angeleinte Jagdhund wild kläffend auf ihre Besitzer warten (es war eine Aufpasserin dabei, die Hunde waren nicht alleine).

Auch hier geht es steil den Berg rauf und wir befinden uns in wunderschönen Formationen und Höhlungen.

Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, da rein und da raus zu gucken, solche Öffnungen reizen immer.

Durch eine Öffnung kann man noch einen weiteren, allerdings namenlosen Felsen sehen.

Es wäre mit Sicherheit interessant, von dort aus unsere Felsformationen zu begutachten, aber dann hätten wir nochmal ein ziemliches Stück nach oben gemusst. Fällt aus.

Dann lieber Karin beim Fensterln ablichten. Wenn man auf dem langgestreckten Rücken bis zum Ende läuft (also da, wo man leicht abstürzen kann), hat man auch einen guten Blick auf den Sandstein.

Und um 180° gedreht sehen wir wieder die Fünffingerfelsen.

Um 90° zurück gedreht haben wir auch den Ausblick auf Halberstadt.

Hatte ich schon erwähnt, dass Goethe die Stadt schon zweimal besucht hat?

Ein Detail ist in den Felsen (nicht in Halberstadt) noch interessant: Die Stufen, die in dem Sandstein steil nach oben führen:

Wieder unten angekommen, fanden wir nämlich ein Schild, welches besagte, dass diese Felsen bereits vor ca. 14000 Jahren besiedelt und auch als Sternwarte benutzt wurden. Vielleicht haben die damaligen Bewohner schon für die Tritte gesorgt?

Jetzt geht es zurück zum Auto und ich gebe Wernigerode ins Navi ein. Mal sehen, welche Feldwege wir diesmal angeboten bekommen. Aber, oh Wunder, wir werden über “normale” Straßen, also fast schon langweilig, in dieses Städchen im Harz geleitet. Das schöne an unseren Touren ist, dass hier alles sehr nah beieinander liegt. Immer sind es 20-30 km bis zum nächsten Ziel.

Wernigerode glänzt wie viele andere Harzstädtchen durch einen schönen alten Häuserbestand, welche zu großen Teilen aufwändig restauriert wurden.

“Berühmt” ist das “Kleinste Haus”, welches wir auf dem Weg zum Marktplatz als erstes zu Gesicht bekommen.

Gut, dass dabei steht, dass es das kleinste Haus von Wenigerode ist. Denn bei uns in Werden gab es zumindest früher die Kemnate, dessen Front mit Sicherheit noch schmaler ist. Allerdings ist das Innenleben nicht mehr original vorhanden.

Wir stoßen Richtung Markplatz vor. Auf dem Weg kommen wir am “Museum Schiefes Haus” vorbei. Bestimmt ideal geeignet für Billigmöbel einer schwedischen Möbelfirma, die sich jeder Schräge optimal anpassen. Es ist das linke Haus auf dem Foto.

Nicht ganz so schräg, aber dafür wahnsinnig schön von der Konstruktion und von den Verzierungen her ist das Rathaus. Leider wurde dort gerade eine Bühne für eine Veranstaltung aufgebaut.

Ich habe versucht, sie zumindest teilweise durch den hübschen Brunnen abzudecken.

Dann noch ein Blick in die Fußgänger- und Ladenzone, sieht aus wie viele andere Städchen mit Fachwerkhäusern und Einkaufszone.

Wenn man noch die Zeit und Lust hat, kann man zum Schloss Wernigerode laufen bzw. mit einer Bimmelbahn rauffahren.

Wir begnügten uns mit einem Blick von unten und steuerten unser nächstes Ziel an, den Königshütter Wasserfall. Was ist das Besondere an diesem atemberaubenden Naturschauspiel?

Der Wasserfall ist “handmade”. Dafür zahlt man weder Park- und Eintrittsgebühren.

So langsam war die Luft bei uns raus und wir gaben unser schönes Quedlinburg ins Navi ein.

Als wir ankamen, erwachten meine Lebensgeister wieder ein wenig und ich wollte noch einen Streifzug durchs “Dorf” unternehmen.

Wir waren mittlerweile schon mehrfach an dieser Häuseransammlung auf dem Berg vorbeigekommen, aber wussten nicht, wie mit dem Auto dahin zu gelangen.

Zu Fuß kein Problem. Gerade mal 101 Stufen und man befindet sich in einem hübschen und verschlafenen Ortsteil.

Auf einem anderen Weg geht es die Stufen wieder runter, aber vorher hat man von oben einen tollen Blick auf den Schlossberg.

Dramatisch ziehen die Wolken vorbei und ich bereite mich schon seelisch auf einen Guss vor.

Es geht Richtung Markplatz, vorbei an der Brauerei Lüdde, die wir ja kürzlich schon erwähnt hatten.

Auf dem Marktplatz dann noch ein paar Impressionen eingefangen.

Und nach einem letzten Foto geht es dann nach Hause. Trockenen Fußes.

Wieder ein toller Tag. Zwar fast ohne Sonnenschein, aber auch ohne Regen.

2024-07-02 – Hexentanzplatz – Hamburger Wappen – Burg Regenstein

Ich lasse das allgemeine Intro mal von einer KI schreiben:

Der Harz, ein malerisches Mittelgebirge in Deutschland, ist nicht nur für seine beeindruckenden Landschaften und vielfältigen Wanderwege bekannt, sondern auch für seine reiche Geschichte und die zahlreichen Mythen und Sagen, die ihn umgeben. Bei einem Besuch im Harz taucht man ein in eine Welt voller mystischer Legenden, die von Hexen, Geistern und sagenumwobenen Kreaturen erzählen. Die dichten Wälder, tiefen Schluchten und geheimnisvollen Felsformationen schaffen eine Atmosphäre, die die Geschichten lebendig werden lässt und den Besucher in eine vergangene Zeit entführt. Hier, wo die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen, erwachen die alten Mythen zu neuem Leben und machen jeden Schritt zu einem Abenteuer. Begleitet uns auf eine Reise durch den Harz und entdeckt mit uns die magische Welt, in der Hexen auf dem Brocken tanzen und Geister in den Ruinen alter Burgen spuken.

Auf dieser Grundlage hatten wir uns als erstes Tagesziel für den Hexentanzplatz entschieden, eine große “Plattform”, auf der die mystischen Wesen ihr Unwesen trieben. Man fährt mit dem Wagen einfach den Berg rauf und landet dann auf einem großen Parkplatz, welcher per Videoüberwachung direkt das Kennzeichen fotografiert daran die Parkzeit berechnet. Dass die Moderne hier Einzug gehalten hat, sieht man auch an den fieberhaften Bauarbeiten, die sich rund um das Areal ziehen. Disney World hätte seine Freude dran. Wir schlenderten an den kommerziellen Einrichtungen vorbei

 

und wunderten uns, was man aus einem so schönen Flecken Erde machen kann.

Dann der Anblick einer der furchterregenden Gestalten, die auf dem Besen durch die Gegend reiten und selbige unsicher machen. Links daneben eine Hexe.

Hier ist alles auf Hexe getrimmt.

Hexenhäuschen, Hexenschorle, Hexenwein, Hexenwürsten (frage mich ob es soviele Hexen noch gibt, um daraus Würstchen herzustellen).

Aber wenn man den ganzen Trubel hinter sich gelassen hat, kommt man zur eigentlichen Attraktion hier oben auf dem Berg: Den Blick nach unten. Wir befinden uns on top einer fantastischen Felsenlandschaft und der Blick entschädigt ein wenig für das, was in unserem Rücken liegt.

Wir blicken in das Tal der Bode, auf dem gegenüberliegenden Felsen liegt der oder die Rosstrappe, eine ähnliche Attraktion wie der Hexentanzplatz, nur mit Blick auf selbigen.

Steil geht es nach unten, Erinnerungen an den Black Canyon of the Gunnison in Colorado kommen hoch.

Wir laufen an den Klippen entlang.

Zur anderen Seite nach unten liegt das Städtchen Thale, wie der Name schon sagt, im Tale. Hexentanzplatz und auch Rosstrappe sind von dort aus per Seilbahn erreichbar. Und man hat aus der Bahn gewiss einen tollen Überblick über die Landschaft.

Genug Massentourismus für heute. Was  mir besonders nicht gefallen hat? Wir haben Anfang Juli, Beginn der Touristensaison. Und dann eine riesige Baustelle, wo noch längst nicht alle Attraktionen zu erreichen sind. Öffentliche Toiletten? Fehlanzeige. In den USA wäre so etwas undenkbar. Führt eindeutig zur Abwertung.

Zurück geht es am riesigen Parkhaus vorbei zum Parkplatz. Was ich trotz genauem Hinschauen nicht finden konnte, waren irgendwelche Park- oder Abstellmöglichkeiten für Hexenbesen. Da hat bei der Planung jemand nicht mitgedacht.

Aber es gibt ja noch andere Ziele in direkter Nähe. Da wäre als erstes die Teufelsmauer zu nennen, ein langestreckter Bergzug aus Sandsteinfelsen, dessen nordwestliches Ende wir früher einmal bewandert hatten. Diesmal hatten wir es auf das Hamburger Wappen am anderen Ende abgesehen. Was hat es damit auf sich?

Wir fahren über Nebenstraßen nach Timmenrode, ein kleines Nest, an dem die Menschenmassen offensichtlich vorbeifahren. Auf einem Parkplatz neben einem Sportplatz stellen wir unseren Wagen ab und machen uns ca. 600 m auf den Weg. Nur sehr wenige Menschen begegnen uns, keine einzige Hexe.

Und dann stehen wir vor dem Hamburger Wappen, welche auch “Drei Zinnen des Harz” genannt werden.

Steil ragen die Sandsteinfelsen in den Himmel. Während wir noch die Säulen bestaunen, kommen wir mit einem einheimischen Hundebesitzer ins Gespräch. Karin berichtet von ihrem Großonkel Lüdde, der in Quedlinburg eine Brauerei betrieb. Und unser Gegenüber wusste sofort, wovon die Rede ist: Der hat doch immer die Sportvereine versorgt und war auch bei den Fußballspielen dabei. Schon damals war Sponsoring in Mode. Auf jeden Fall schön, dass der Name auch in etwas Entfernung noch in guter Erinnerung geblieben ist.

Wir klettern durch die Höhlen

und das Felsenlabyrinth, bis wir schließlich in einer der Spalten zwischen den Zinnen stehen.

Zum Glück haben sich schon Leute vor uns Gedanken gemacht, wie man auf die Felsen kommt. Und meine Felsenkletterin macht sich auch mutig auf den Weg nach oben, um den Blick nach unten zu riskieren.

Aber sie muss auch wieder runter. Auch das bewältigt sie mit Bravour.

Ein letzter Blick auf das Dreigestirn.

Dort hängt ein Schild mit dem originalen Hamburger Wappen und der Aufschrift:

Hamburger Wappen, 1999 gestiftet von der Freien und Hansestadt Hamburg.

Also ich dachte, die Felsen wären älter. Und dass man solche Felsen stiften kann, war mir auch neu. Sachen gibts.

Wir marschieren zum Auto zurück und suchen uns ein weiteres Ziel. Aus der Ferne hatten wir schon eine eigenartige “Felsformation” gesehen, nicht natürlichen Ursprungs, aber auch nicht so richtig burgartig. Eine Befragung von Google ergab, dass es sich um die Burg Regenstein handelt.

Ein kostenloser Parkplatz war schnell gefunden und es geht ein paar hundert Meter über einen asphaltierten Weg nach oben. Nachdem wir das riesige Tor (ohne Zugbrücke) durchschritten haben, ein Kassenhäuschen. Zivile 4 Euro möchte man von uns haben, aber dank der Harzkarte (klebt aber nicht) zahlen wir pro Person nur 3,20 Euro.

Wir befinden uns ein einem weitläufigen Areal, welches nur rudimentär an die Form einer Burg erinnert. In den meisten Fällen hat man die natürlichen Gegebenheiten der Felsenlandschaft ausgenutzt und sich dort so gut wie möglich eingerichtet.

Es geht über tief ausgetretene Trittstufen – die Sicherheitsbeauftragten von damals hatten wohl andere Vorstellungen – mal wieder nach oben.

Und dort erwartet uns dann ein toller Überblick über das Land.

Ein Blick nach innen zeigt die Weitläufigkeit der Burganlage.

Die wir von einem anderen Winkel auch begutachten dürfen.

Die ersten Fundstücke zu dieser Burg datieren in das 10. Jahrhundert zurück, die erste urkundliche Erwähnung der Grafen von Regenstein findet man im 12. Jahrhundert.

Auf dem Weg zurück hat man einer alten Eiche auf besondere Art ein Denkmal gesetzt. Hierzu beschreibt eine Tafel:

Seit Jahrhunderten steht eine alte Eiche im Eingangsbereich
der Burgruine Regenstein in Blankenburg. In diesem mächtigen
Baum hatte sich ein Ritter versteckt, der die Burg über alle Zeiten bewachte.
Ein HarzRltter Carving Projekt brachte ihn nun mit der Kettensäge zu künstlerischer Freiheit. Die Zeit der Ritter ist zwar längst vorbei und die Gebeine vermodert, doch die Geschichte bleibt. Und so der Wächter nun sichtbar für alle Besucher. Eine tolle Aktion der Blankenburger.

Noch ist der Tag jung, aber es zieht sich zu. Wir fahren noch weiter zu den Klusfelsen, aber dazu hätten wir anschließend eine ca. einstündige Wanderung unternehmen müssen. Weil auch schon wie angekündigt die ersten Regentropfen auf die Scheibe niedergehen, machen wir uns auf den Weg zum Hotel, um dort leckere Teigtaschen zu genießen.

Wieder ein toller Tag im Harz.