18.05.2023 – Bearizona

Als wir vor einigen Jahren – vor Covid – unser vierwöchiges Flagstaff-Praktikum absolvierten: Lerne die Stadt in einem Ferienhaus kennen, treibe Dich in der Umgebung rum uns schreibe eine Zusammenfassung, da lag in unserer Hütte auch eine Jahreskarte für Bearizona. Muss man ausnutzen.

Es handelt sich dabei um ein (in Deutschland würde man sagen Wildgehege), wo anstelle der Tiere in Käfigen die Menschen in Dosen auf Rädern angepriesen werden. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, gab es in der Gegend von Gelsenkirchen den Löwenpark Graf Westerholt. So ähnlich muss man sich das hier auch vorstellen, nur auf amerikanische Verhältnisse angepasst. Wo in Deutschland eine Tiergattung, nämlich Löwen faul in der “Savanne” rumlungerten und das Essen auf Rädern beobachteten, hat hier jede vertretene Tierart einen ähnlich großen Platz. Die einzelnen Gehege sind durch Cattle Guards voneinander getrennt und es wundert immer wieder, wieso die Carnivoren nicht ab und zu einen Abstecher zu den Vegetariern machen, um den Speiseplan aufzulockern.

Bei den harmloseren Tieren darf man die Seitenscheiben noch runtergekurbelt lassen (was das Fotografieren deutlich vereinfacht), aber spätestens bei den Teddys und Wölfen hört der Spaß auf. Ab und zu hört man aus dem Off eine Stimme: Please close your windows. Ob die Raubtiere das an die Verwaltung mittels Handy weitergegeben haben, wenn jemand gegen die Vorschriften verstößt? Oder liegt es an den vielen Kameras, die auf dem Weg angebracht sind? Da ich bei den Tieren nie ein Handy gesehen habe – wie sollen sie es auch bedienen mit den riesigen Pranken – tippe ich auf die zweite Überwachungsmethode.

Das Schöne ist, wenn man eine komplette Runde absolviert hat, steht einer zweiten und dritten und und und Runde nichts im Wege. Andere Tageszeit, andere Aktivität in der Fauna.

Wir starteten mit den gehörnten Freunden und freuten uns, dass wir die Fenster offen lassen durften.

Im Bärengehege, 1. Durchgang trafen wir auf diesen Vertreter, der sich in Pose gelegt hatte.

Leider lässt die Model-Ausbildung hier sehr zu wünschen übrig. Die meisten Insassen kümmern sich mehr oder weniger gar nicht um die Autos.

Neben der Selbst-Fahr-Tour gibt es auch noch die Selbst-Lauf-Tour. Hier werden die verschiedensten anderen Tiere in großzügigen Gehegen von den Touristen bespaßt.

Aus einer Ecke hörten wir lautes Stimmengewirr. Da ist bestimmt was los. Und richtig, die Zuschauer wurden gerade zur Fütterung der Grizzlys eingelassen. Also zum Zuschauen. Drei Jungbären, die durch einen Unfall in Montana ihre Mutter verloren hatten, haben hier ein Unterkommen gefunden. Crocket (Tubbs war nicht da), Hanna und Sky warteten schon an den Gitterstäben, um mit Obst und Lachs vollgestopft zu werden.

Die Tiere sind sehr intelligent, was man daran sehen konnte, dass, kaum dass die Pflegerin Zeigefinger und Daumen spreizte, Crockett schon das Maul aufriss und seine wunderbaren Zähne zeigte.

Während die Tiere noch die Reste der Nahrung vernichteten, begaben sich die drei Fütterer in das große Gehege, um weitere Nahrung zu verteilen und abgekotete Reste mit einer großen Schaufel zu beseitigen. War schon interessant, den Pfleger als solchen in freier Wildbahn zu beobachten.

Wir marschierten weiter und kamen bei den Racoons, den Waschbären vor. Immer zu Dummheiten aufgelegt, sind diese frechen Vertreter ständig unterwegs auf der Suche nach Neuem.

Als wir uns umdrehten, waren die Grizzlys wieder in ihr großes Gehege zurückgekehrt und die Pfleger daraus verschwunden. Warum wohl?

Man hatte extra ein Becken für sie angelegt, welches aber nur bedingt gut angenommen wurde. Vielleicht sollte man ihnen einmal mitteilen, dass in Montana und Alaska die Lachse auch nicht einfach so an Land ins Maul springen. Aber mit einem leckeren Maiskolben kann man etwas nachhelfen.

Nach den Bären kamen wir zu einer äußerst leckeren Vogelgattung, dem Truthahn. Das nicht gerade ansehnliche Äußere darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tiere vermutlich ein gutes Herz und auch sehr wohlschmeckendes Fleisch haben. Aber dieser Vertreter war in dieser Beziehung nicht gefährdet.

Länger verweilt man gerne beim Badger, beim Dachs. Auf dem Schild vor seinem Gehege stand extra, dass sich unter dem sandigen Untergrund eine solide Betondecke befindet. Wäre die nicht dort, wäre der Dachs auch nicht mehr dort. Seine Grableidenschaft hätte ihn schnell ausbüchsen lassen.

Besonderst hübsch fand ich die Rotfüchse, die auch gerne vor der Kamera posierten, als wüssten sie genau, wie kleidsam ihr flauschiges Fell ist.

Weniger flauschig sind die Javelinas, die Wildschweine, die sich gerade über einen Obstcoctail ala Bearizona hergemacht haben. Auch hier tippe ich auf ein gutes Herz aufgrund des Aussehens.

Im nächsten Gehege kam der Joke zur Anwendung: Wie heißt “Die Raubkatze sieht gut aus” auf Englisch? Luchs good.

Elegant schlichen die Katzen über die Felsen, ihrer Schönheit sehr wohl bewusst. Besonders die schwarzen Spitzen an den Ohren geben ihrem Aussehen einen modernen Touch.

Am Eingang gab es wieder großes Gejohle, eine Vogelschau hatte begonnen. Leider nicht mit fliegenden Greifvögeln, wie ich es mir gewünscht hätte, aber nicht weniger interessant.

Ein Vogel (dessen Namen ich bisher noch nicht herausbekommen habe) sorgte für allgmeine Heiterkeit. Eigentlich mehr laufend unterwegs, überquerte er die ausgestreckten Arme von 5 Touristen, um sich dann auf einem Baum niederzulassen.

Und da saß er dann und war weder durch Geld noch durch gute Worte zu bewegen, wieder herunterzukommen.

Lassen wir ihn einfach sitzen und schauen den nächsten Künstlern der Schau zu. Als da wäre Turbo, ein afrikanisches Stachelschwein, welches mit großer Geschwindigkeit dem Futter in der Hand der Pflegerin hinterherlief.

Der nächste Läufer lief wieder auf zwei Beinen (kein Mensch) und hatte die Eigenart, mit einer Gummiechse zu “spielen”. Immer, wenn er sie gefangen hatte, wurde sie mit großer Wucht zu Boden geschleudert. Also Echse möchte ich als Spielkamerad in seiner Gegenwart nicht sein.

Nach der Show ging es zu den “Jaguars” oder Panthern, die es nicht für nötig befanden, sich groß zu bewegen. Allein, dass einer für mich schon beide Augen aufmachte, darf ich als großes Entgegenkommen werten. Wahrscheinlich hatten die beiden die Nacht durchgefeiert und hatten noch einen Kater…

Die Schwarzbären waren auch gerade mit Essen versorgt worden und ließen sich durch die Menschen nicht stören.

Deutlich  lebhafter ging es bei den Ottern zu. Diese quirligen und possierlichen Tierchen halten kaum eine Sekunde still. Wahrscheinlich war der Grund das neue und größere Aquarium, welches sie seit unserem letzten Besuch bekommen hatten.

Wir drehten eine weitere Runde im Auto durch den Park, um andere Tiere an anderen Stellen “in Aktion” zu sehen.

Hier ein Elk mit mächtigem Geweih.

Bei den Wölfen betätigte sich einer als Drogenspürwolf.

 

Und einer der Schwarzbären hatte wohl die Aufgabe bekommen, den anderen zu berichten, was als nächstes als Nahrungsmittel auf Rädern anfahren würde. Er war hoch in den Baum geklettert und es sich dort gemütlich gemacht.

Wieder zurück kamnen wir gerade zur Fütterung der Fischotter. Die Zuschauer bekamen kleine Fische zur Verfügung gestellt und konnten sie ins Gehege werfen. Da ich noch ziemlichen Hunger hatte, beteiligte ich mich nicht daran, um nicht verdächtigt zu werden, ich hätte den Tieren das Futter weggegessen.

Um 14.30 Uhr sollte noch einmal eine Vogelschau starten. Aber aufgrund des Regens wollte man die Tiere nicht fliegen lassen. Statt dessen wurde nochmal Turbo rausgelassen und mit Leckerchen in einen Rundkurs gelockt, den er mit großem Spaß absolvierte. Die Tiere haben überhaupt keine Scheu vor Fremden und wenn sie nicht so extrem stachelig wären, ich hätte sie gestreichelt.

Auch der amerikanische Vertreter des Stachelschweins bekam Auslauf. Der Unterschied zu seinem afrikanischen Vertreter ist, dass er zwar kürzere Stacheln hat, diese aber nach vorne und hinten aufstellen kann, da die amerikanischen Raubkatzen wohl eine anderer Angriffstaktik haben.

Hier waren die Stacheln nicht vonnöten, er erfreute sich einfach nur der Leckerlies.

Der letzte Vertreter war Curly, ein ziemlich zahmer Waschbär. Üblicherweise sind diese Tiere ziemlich frech und man sollte auf seine Finger achten. Dieser war schon in Gefangenschaft groß geworden und er konnte ohne eine Extraportion Menschenfleisch aus der Hand fressen. Jedenfalls hatte die Pflegerin noch alle 9 Finger.

Wir starteten noch eine dritte Fahrrunde und hatten diesmal wesentlich lebhaftere Bären vor uns:

Sie bewegen sich doch.

Modisch gesehen braucht der Bison dringend eine Typberatung. Der Übergang vom Winter- zum Sommerfell ist bisher stylistisch daneben gegangen.

Ein letztes Mal sichteten wir einen fotogen hingeflätzen Bären und dann verließen wir ca. 9 Stunden später diese herrliche Einrichtung. Sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Direkt nebenan – also weniger als zwei Meilen entfernt – liegt das Städtchen Williams. Auch als Eingangstor zum Grand Canyon bekannt. Denn von hier fährt eine Eisenbahn direkt bis zum zentralen Hotel im Park.

Was mich vielmehr faszinierte, waren zum einen die herrlichen alten Gebäude, aber auch die Tatsache, dass die Circle K-Tankstelle das Benzin zu einem Preis von 3,559 USD/Gallone anbot. Das ist der absolut niedrigste Preis des ganzen Urlaubs.

Wir luden also unseren Dicken wieder voll und fuhren auf direktem Weg nach Flagstaff. Auf dem Weg überfiel meine Göttergattin eine heftige Müdigkeitsattacke, die sich nur durch einen Besuch bei Ross (der erste übrigens in diesem Urlaub, ehrlich) beheben ließ.

Während sie heftig arbeitend durch die Gänge schritt, reduzierte ich die heute geschossenen Fotos von ca. 400 auf unter 180.

Direkt nebenan ein Panda Express, das ist doch eine Fügung des Himmels.

Und “zuhause” lecker essen

 

 

17.05.2023 – Grand Canyon, ein Tag an der großen Schlucht

Wenn man sich in Flagstaff aufhält, ist ein Besuch des Grand Canyon unvermeidlich. So auch für uns. Das Wetter war als eher unbeständig angekündigt worden, zumindest bläute nach dem Aufwachen noch der Himmel.

Wir marschierten in unser Frühstücksrestaurant gegenüber. Erinnungen an 2019 werden wach: Da war ich die gleiche Strecke gegangen, wie jetzt in Flipflops und tappte durch einen eisigen Hagelschauer. Zumindest das blieb mir heute erspart.

Man kann den Canyon entweder von West nach Ost oder umgekehrt durchfahren. Wir hatten uns für die erste Version entschieden, Begründung wird im Laufe des Berichtes klarer. Voher vorsichtshalber nochmal tanken, da kommen schon ein paar Meilen zusammen. Am billigsten war es wie früher am Safeway Ecke West und East Cedar. Von dort aus ging es direkt weiter bis zu 180. 

Im Sonnenlicht leuchteten uns die San Francisco Mountains entgegen.

Weiter ging es auf der Straße, die uns diagonal bis zur 64 nach Norden führte, in den Nationalpark.

Wir waren recht zeitig unterwegs, wussten wir doch aus Erfahrung, dass wir nicht die einzigen waren, die dieses Ziel hatten. Und jeder Wagen vor uns ist ein potentieller Parkplatzdieb. Es ging an Tusayan vorbei, einer künstlichen, nur für den Tourismus aufgebauten Stadt, die immer größer wird.

Am Eingang des Parks standen wir erstmal mehrreihig im Stau, nichts Außergewöhnliches. Aber auch die paar Minuten gehen vorbei, kein Problem.

Im Park selbst war das Ziel, den Westteil mit einem Shuttlebus zu erfahren, zwischendurch zu laufen und ab und zu auch in die Schlucht zu schauen.

Es gibt dort eine “rote Linie”, die als Endziel Hermits Rest hat und da wollten wir hin. Genauso wie viele andere, so dass wir zwei Busladungen warten mussten, bis wir dann einsteigen konnten. Die Fahrt dauerte ca. 20 Minuten und wir konnten das übliche Panorama genießen.

Das klingt jetzt ein wenig abwertend, aber wenn ihr seht, was wir am Nachmittag erlebt haben, werdet Ihr das auch so sehen.

Zu Fuß ging es dann nach Osten, Richtung Pima Point. Die Sonne stand zu diesem Zeitpunkt schon relativ hoch am Himmel, was die Bilder vom Canyon zwar imposant, aber auch langweilig erscheinen lässt.

Vom Pima Point aus nahmen wir den Bus zum Mohave Point, machten dort die obligatorischen Fotos

und warteten auf den nächsten Bus, der uns zum Powell Point bringen sollte.

Dort angekommen, fanden wir zwei sehr glatte Felsbrocken mit einem guten Überblick ins Tal. Die Sonne schien und wir machten das, wofür bezahlt werden: Urlaub. Einfach nichts tun und Löcher in die Landschaft gucken.

Es ging dann weiter zurück zur Grand Canyon Village, wo wir einen Spaziergang am Rim entlang machten. Eine Rangerin stand dort mit einem Spickoskop, sorry, Teleskop und hatte ein Nest mit Kondoren ins Visier genommen. Leider waren die possierlichen Tierchen (Flügelspannweite bis 3,5 Meter) gerade aushäusig, sonst hätte ich vielleich noch mein Supertele vom Wagen geholt. Auf dem Rückweg machte uns eine Dame dann noch auf die Vögel aufmerksam, die hoch oben auf einem Felsen hockten. Auf Drängen meiner Hobby-Ornithologin in Begleitung machte ich dann noch eine Aufnahme. Aber die Vögel waren so weit weg, dass man auch bei starker Vergrößerung maximal zwei schwarze Punkte gesehen hätte.

Es ging zurück zum Wagen, gen Westen. Ziel war der Desert View Point, an dem wir schon einige schöne Sonnenuntergänge erlebt hatten.

Auf dem Weg kommt man am Grandviewpoint vorbei. Und nicht nur die Touristenmassen, sondern auch ein wunderschönes Gewitter, was uns relativ schnell in den Wagen trieb. Regen ist für den Garten ja was Feines, aber in Deutschland heißt Regenwetter üblicherweise grau in grau für zwei Wochen.

Hier war es zum Glück anders. Immer wieder rissen die Wolken auf und gaben den Blick auf die fantastische Landschaft frei.

Mal bedrohlich, Blitze zuckten durch den Himmel,

mal schien die Sonne durch den blauen Himmel durch.

Der Blick nach Osten zeigte den Canyon in mystischem Sonnenlicht.

Und es geht weiter Richtung Desert View Point.

Unterwegs überfiel uns der kleine Hunger. Es regnete bei uns gerade nicht und wir fuhren auf einen Parkstreifen mit Blick auf die Schlucht, setzten uns auf die Ladefläche und genossen unser mitgebrachtes Picnic.

Am Moran Point legte das Wetter dann noch mal richtig los (also nicht durch Regen auf unsere Köpfe, aber durch fantastische Stimmungsbilder).

Letzter Punkt vor dem Desert View Point war der Navajo Point.

Hier hatten wir zum einen einen schönen Blick auf den View-Tower, aber als Tüpfelchen auf dem i wurde er mit zwei Regenbögen serviert.

Der eine von ihnen war so intensiv von den Farben, dass ich schon dachte, er wäre mit Lasertechnik künstlich an den Himmel projiziert worden.

Endlich am Desert View Point angekommen, war es zwar schön, aber es zeichnete sich ab, dass der Sonnenuntergang auch nicht andeutungsweise das toppen könnte, was wir heute schon gesehen hatten.

So machten wir nur ein Beweisfoto – we were here – und machten uns dann im langsam schwindenden Licht auf den Weg den Berg runter und konnten dann kurz vor 21 Uhr im Hotel das Zimmer aufschließen.

What a day.

 

16.05.2023 – von Cottonwood nach Flagstaff

Es geht nach Norden. Wir werden unser gemütliches Hotel verlassen. 5 Nächte mit kostenlosem Upgrade, das hat gut getan. Unser nächstes Ziel ist Flagstaff, wo wir 4 Nächte verbringen werden.

Flagstaff hat für uns immer etwas Heimisches gehabt. Vor einigen Jahren haben wir hier vier Wochen in einem Ferienhaus verbracht, eine wunderschöne Zeit. Diesmal bleiben wir nicht so lange, aber dafür haben wir ja auch schon viel anderes gesehen.

Die Fahrt hätten wir “schnell” über den Interstate 17 erledigen können, aber wir wählen die schönere Route über Sedona und den Oak Creek Canyon. Schon in den letzten Tagen, als wir zum Wandern in die rote Bergwelt von Arizona eingetaucht sind, war die Fahrt nach Sedona rein immer ein besonderes Highlight. So auch diesmal. Die roten und weißen Berge leuchten im Hintergrund im Sonnenlicht und wir durchfahren gutgelaunt den Troubel dieser Wüstenstadt.

Wir verlassen sie in nördlicher Richtung auf der 89A, wo andere Ecken dieser wunderschönen Bergwelt auf uns warten.

An einer Stelle – ich habe schon darauf gewartet – gibt es (mittlerweile) einen Turnout und relativ neu angelegt auch ein paar “Treppenstufen” zum Oak Creek.

Wir steigen sie hinunter, eine Familie tummelt sich am Wasser und wir marschieren ein wenig den Fluss abwärts, wo sich das Wasser beruhigt und mit den roten Felsen ein tolles Bild gibt.

Und dann sitzt vor meinen Füßen nicht nur eines dieser seltenen Exemplare von Schmetterling, gleich mehrere haben sich versammelt.

Aber nur dieser bleibt seelenruhig sitzen, so dass ich ihn in aller Ruhe fotografieren kann. Er hat bestimmt eine Flügelspannweite von 7-8 Zentimetern.

Weiter geht es am Bach entlang, wir machen an einer weiteren Picnic-Area eine Pause, um dann in gewundenen Kurven aus dem Tal nach oben zu fahren.

Am Ende  (bzw. Beginn) der Serpentinen gibt es eine Restarea, von der aus man einen herrlichen Blick in den Canyon hat. Leider ist diese gerade gesperrt und wir fahren unverrichteter Dinge weiter.

Es ist nach 12 Uhr mittags, als wir im Hotel eintrudeln. Ausnahmsweise hatten wir eine King-Suite gebucht, ein weiteres Upgrade ist nicht möglich. Aber das Zimmer ist noch nicht fertig, vermutlich ist es gegen 15 Uhr soweit. Also schnappen wir uns den Wagen und fahren gen Downtown, zum “Haupt-“bahnhof und Visitorcenter. Leider hat man dort die Segnungen des Geldes erkannt und es gibt keine kostenlosen Parkplätze mehr. Nicht so schlimm, auf der Hauptstraße kann man immer noch zwei Stunden kostenlos stehen. Der Weg ins Visitor-Center stört nicht so sehr, dafür aber der prasselnde Regen, der uns bis auf die Haut durchnässt, bis wir drin sind.

Wir besorgen uns hier eine Forest Road Karte, die auf unseren bisherigen Touren in dieser Gegend gute Dienste geleistet hat.

Es geht zurück durch den Regen, aber eigentlich hatte ich heute morgen schon geduscht.

Da wir noch reichlich Zeit bis zur Fertigstellung unseres Zimmers haben, statten wir dem Laden von REI einen Besuch ab. Kaufen ist nicht, dazu ist unser Gepäck jetzt schon zu voll. Aber Bummeln ist auch nett. Mittlerweile hat der Regen auch wieder aufgehört und wir steuern als nächstes Ziel den hiesigen Walmart an, um Vorräte zu ergänzen (diesmal nur Food).

Im Hotel hat man mittlerweile unsere Suite fertig und wir freuen uns, im Endeffekt zwei Zimmer zu bekommen. Eines mit Bett und Bad und eines mit Schreibtisch, Esstisch, Sofa und Bad.

Das Bett ist herrlich weich, um einiges besser als in Cottonwood, das wird meinem Rücken gut tun. Ausprobieren. Schööön.

Als wir wieder aufwachen, ist der Nachmittag schon fortgeschritten und es hat deutlich aufgeklart. Eines unserer Highlights für den Abend in Flagstaff ist immer der Sonnenuntergang an der Snowbowl in den San Francisco Mountains.

Eigentlich ein Skigebiet hat es dort reichlich Parkplätze, die jetzt nach Beendigung der Saison alle frei stehen.

Wir stellen uns an vorderste Front und warten, dass sich die Sonne gen Horizont bewegt.

Und werden nicht enttäuscht. Kurz bevor sie untergeht, taucht sie noch einmal zwischen den Wolken auf, um sich in ihrer vollen Pracht und Schönheit zu zeigen.

Das sind die 17 Meilen Fahrt zu einer 2.800 Meter hoch gelegenen Stelle, ein bisschen Zähneklappern und ein Sweatshirt wert.

Es geht wieder nach unten, ich ignoriere die Anweisungen des Navi, welches uns am nördlichen Rand von Flagstaff vorbeilotsen möchte und fahre bis zur Hauptstraße, durch Downtown durch und ganz gemütlich dann bis zum Hotel.

Wieder ein toller Tag in einer schönen Stadt.

15.05.2023 – Subway Cave

Es wird wieder Zeit, aktiver zu sein. Für den heutigen Tag hatte ich mir rausgesucht, eine Wanderung zur sogenannten Subway Cave zu machen. Ich hatte viele Fotos davon gesehen. Allerdings gab es bei Alltrails keine exakte Beschreibung, nur im Internet wage Instruktionen nach dem Motto: Boynton Canyon Trail, dann nach 2 Meilen rechts abbiegen und ca. 0.4 Meilen dem Weg folgen. Na toll. Meiner Alltrails-hörigen Gattin gefiel das gar nicht, obgleich zumindest ein Pfad in ihrer App eingezeichnet war. Aber der Schwierigkeitsgrad wurde auch nur sehr wage beschrieben. Trotzdem: Wir schaffen das. Alles in allem betrug meine Kalkulation ca. 5 Meilen. Damit wir nicht Hin- und Rückweg in der prallen Mittagssonne durchlaufen mussten, quälten wir uns quasi zu mitternächtlicher Stunde aus dem Bett, um um 6 Uhr beim Frühstück zu sein. So ganz klappte das nicht, aber immerhin waren wir um 7 Uhr auf der Straße und hatten noch eine halbe Stunde Weg vor uns.

Vor uns leuchteten die Berge im Sedona-Rot. Der Parkplatz war – wie befürchtet und auch nicht anders zu erwarten – zu dieser frühen Stunde schon komplett voll. Aber wir fanden an der Ecke Boynton Pass und Boynton Canyon Road noch eine Stelle am Straßenrand, wo wir unseren Dicken legal abstellen konnten.

Vorher überquerten wir noch eine Brücke eines Baches, die uns irgenwie vertraut vorkam. Hier hatten wir vor über 20 Jahren mal mit dem Wohnmobil gestanden, die Kids hatten im Bach gespielt, in Sedona war die Welt noch in Ordnung. Heute ist das alles sehr restriktiv geregelt und wildes Campen gehört eindeutig der Vergangenheit an. Zumindest in Gegenden wie diesen.

Zum Trailhead waren es dann noch ca. 100 Meter, die schaffen wir hoffentlich auch wieder zurück. Sonst warten wir halt auf das nächste Shuttle, welches voraussichtlich in 5 Tagen wieder fährt.

Ich stellte meine “Running” App extra von metrischen Einheiten auf US-Einheiten um, um den Abzweig ja nicht zu verpassen.

Der Weg ging entlang der Felswand, teilweise noch im Schatten der Berge, einfach los. Gut. Das macht den Rückweg leichter.

Ich teilte meiner Göttergattin mit, dass ich es leider versäumt hätte, eine Playlist mit deutschen Wanderliedern runterzuladen und erntete dafür giftige Blicke. Verstehe gar nicht, was sie gegen Heino hat.

Wenn man so den Boynton Canyon entlang schlendert, sieht man linker Hand immer wieder Häuser, die sich in Adobe-Farben und -Stil versuchen, an die Umgebung anzupassen. Das ist das Enchantment Resort, die haben sich ein tolles Plätzchen ausgesucht. Zwischendurch immer wieder Schreie, wie man sie nur auf dem Tennisplatz hört. Schon eine schräge Welt. Die Tennisplätze hatten wir von früher noch in Erinnerung, als wir mit den Kids ein kleines Stück des Weges gegangen waren. Aber mittlerweile ist das Gelände wesentlich weiter bebaut.

Wenn man es dann schafft, die Häuser vor dem inneren Auge und auch der Kameralinse auszublenden, schaut man in eine fantastische Landschaft.

Nach wirklich ca. 2 Meilen (wir hatten auch andere Wanderer befragt, und derer gab es viele) standen wir dann vor dem Abzweig (man beachte die rock piles, den Steinhaufen).

Für alle, die sich mit GPS orientieren wollen, das sind die Koordinaten: 34°55’40.446″ N 111°51’43.278″ W.

Von da aus ging es nicht ganz so flach weiter, wir mussten etwas in die Höhe und standen dann vor der “U-Bahn”. Warum Subway? Vermutlich, weil alle davor stehen und darauf warten, einzusteigen.

Der Aufstieg ohne Rolltreppe war nicht ganz trivial und ich hätte schon beinahe an meinen Schuhen gezweifelt, weil die Felsen derart steil waren, dass selbst die guten Merrels etwas rutschten. Aber dank meiner gemsenartigen Klettertechnik erreichte ich die “Cave” unbeschadet und hatte den erwarteten Ausblick. Erwartet heißt leider nicht erhofft: Die ganzen Leute, die – wie ich – raufgestiegen waren, mussten sich logischerweise in der Cave ablichten lassen.

Eine ruhige Minute ohne Menschen? Undenkbar.

Die beste Felsenkletterin von allen hatte beschlossen, sich nicht von der Manie der anderen anstecken zu lassen und wachte als Sicherheitsposten über meinen sicheren Abstieg. Einige Leute zuvor hatte ich nur auf dem Hosenboden herabgleiten sehen, aber die rote Farbe der Felsen hätte sich nicht mit dem Grün meiner Cargo Pants vertragen. Also versuchte ich es auf etwas eleganterem Weg, was mir natürlich auch gelang.

Mein Meilenzähler zeigte 2.38 Meilen, die müssen wir jetzt wieder zurück.

Mittlerweile stand die Sonne auch etwas höher und wir schafften es, uns trotz Alltrails kurz zu verfransen, kamen aber nach kurzem Umweg wieder auf den Hauptweg zurück. Dieser war aufgrund der Hitze nicht unbedingt einfacher und wir waren zum Schluss froh, wieder den Parkplatz zu sehen und uns von dort aus zum Wagen zu schleppen. Mein Kilometerzähler zeigte knapp 8 Kilometer, ein guter Wert.

Sedona selbst ist immer wieder schön zu durchfahren. Auch wenn wir seit langem mal wieder in stauähnliche Zustände kamen.

Die Geschäfte und Häuser in “Downtown” am Straßenrand sind die gleichen wie immer: Kunst, Klamotten, Souveniers.

Jetzt gönnen wir uns was zur Belohnung: Es muss ein Burger sein. Nicht nur wegen der Kalorien, die es aufzutanken gilt, einfach auch einen Augenblick in kühler Atmosphäre sitzen und entspannen.

Zum Glück gibt es in Sedona zumindest noch McDonalds. Die Stadt hat es geschafft sich gegen andere Fastfood-Ketten außer dieser Marke und Subway zu wehren. Und auch die Burgerbude hebt sich ab: Es ist (meines Wissens nach) die einzige Filiale, bei der das “M” in blauer Farbe außen prangt.

Jedenfalls ließen wir uns die Frikadelle mit Brötchen schmecken, schoben zur Abkühlung noch einen großen Milchshake hinterher und fühlten, wie so langsam die Kräfte wiederkamen.

Wenn wir schon in Sedona sind, können wir auch eines der Highlights dort besuchen: Die Chapel of the Holy Cross ist eine in den Felsen gebaute Kirche, die einen der besten Überblicke über das Land hat. Wir fuhren auf den Parkplatz so hoch wie möglich, um dann festzustellen, dass weiter oben noch freie Parkplätze gewesen wären. Passiert mir nicht nochmal.

Jedenfalls genossen wir den Blick und die Aussicht und beschlossen, dass es erstmal genug für heute sei.

Setzten uns in den Wagen und fuhren ins Hotel zurück, wo wir beide aufs Bett fielen und einschliefen.

Als ich wieder aufwachte und mich an den Rechner setzte, um diese Zeilen zu “Papier” zu bringen, war der Himmel “overcast”, wie man hier so schön sagt. Bedeckt und in der Ferne war auch ein Donner zu hören. Das durchkreuzt unsere Pläne, nochmal rauszufahren und den Sonnenuntergang an einer erhöhten Stelle zu genießen.

Macht nichts, wir sind schließlich im Urlaub. Auch so ein wunderschöner Tag.

14.05.2023 – Montezuma Wells, Montezuma Castle

Heute ist Sonntag, chillout-day. Wir ließen es sehr ruhig angehen. Nach dem Frühstück mussten wir uns davon überzeugen, dass das freundlicherweise zur Verfügung gestellte Update-Zimmer (immer noch das gleiche wie in der ersten Nacht) die gleichen Bett-Liege-Qualitäten aufwies wie an den Tagen vorher. War zum Glück so. Und so kamen wir erst am späten Vormittag los. Erstmal zum Walmart, um die Vorräte (Essen und Klamotten) zu ergänzen.

Und dann glänzte uns das Schild einer Autowaschanlage entgegen. Mal schauen, was die gegen den Dreck auf unserem Dusty auszurichten vermag.

Wir warfen 10 USD für die fortgeschrittene Wäsche ein und fuhren mit dem Dicken vorsichtig in die Waschstraße. Schlossen die Fenster und beteten, dass diese Anlage auch Pickups verarbeiten konnte, ohne die Spiegel oder den Lack zu zerkratzen.

Eine bunte Mischung aus vermutlich Reinigungsmitteln wurde über uns gesprüht und dann begann der normale Reinigungsvorgang. Die Antenne wippte wie eine Tanne im Sturm und ich hoffte, dass sie flexibel genug sei, um das zu überstehen. Aber die Konstrukteure von Ford hatten das wohl einkalkuliert und wir kamen unbeschadet wieder raus.

Danach schauten wir uns die Bescherung an: Zu 95% hatte die Anlage ganze Arbeit geleistet, die Frontscheibe war so klar wie zu Beginn unserer Anmietung. Auch die Heckklappe ließ wieder das F150-Zeichen durchscheinen.

Die Ladefläche war eher suboptimal gereinigt, da hatte ich ehrlich gesagt auch nicht mehr erwartet. Aber die Runningsboards, also die Trittbretter, die ich sowieso nicht an meinem Wagen haben möchte, waren fast genauso schmutzig wie vorher. Da müssen wir nochmal mit Spritzdüsen ran.

Jetzt geht es nach Montezuma Wells. Die Temperaturen lagen bereits in den 90igern, also locker über 30°C. Östlich des Interstate 17 liegen die beiden Monumente, beide klein, übersichtlich und sehr schön gelegen.

Bei Montezuma Wells handelt es sich um ein “Sinkhole”, welches unterirdisch aus einer Quelle gespeist wird. Da sich die früheren Bewohner zurückgezogen haben, ist die Quelle ein Paradies für Tiere geworden.

Hat man die Quelle hinter sich gelassen, geht es zwei Dutzend Treppenstufen zum Auslass der Quelle, wo das Wasser in den Verde River fließt. Auch hier haben die früheren Bewohner das angenehm kühle Klima genutzt.

Wir schleppten uns wieder nach oben und nahmen auf dem Weg den einen oder anderen Fotostop vor, denn in der Pflanzen-Foto-Sammlung fehlten noch ein paar Blümchen.

Was uns auf dem Weg ständig begegnet war, das waren die tausende kleinen orangefarbenen Blüten der Desert Globe Mellow. Hier einmal ein Blüten-Meer,

anschließend eine Nahaufnahme.

Noch waren unsere Kräfte nicht ganz aufgebraucht und wir fuhren noch ein paar Meilen weiter südlich, um auch Montezuma Castle einen Besuch abzustatten.

Eigentlich hatten wir vorgehabt, in der schattigen Picnic Area in Gegenwart von vielen Kolibris einen kleinen Snack zu uns zu nehmen, aber diese war aufgrund von Überflutung des Verde River vor 6 Wochen noch gesperrt.

Also begaben wir uns “nur” auf den Rundgang und bestaunten, wie schon so oft vorher, die Meisterleistung der damaligen Bewohner, die hoch in den Felsen ihre Eigentumswohnungen gebaut hatten. Vermutlich stammten ihre Vorfahren von Schwalben ab, die jetzt noch in den Felsen nisteten.

Schätze, es war eine WEG, eine Wohnungseigentümergemeinschaft, obwohl von einer Verwaltungsfirma nichts herauszufinden war.

Als wir das Monument verlassen hatten, kamen wir auf dem Weg noch an dieser urigen Hütte vorbei:

Eigentlich sollte es noch nach Sedona gehen, aber wir wollten es ja ruhig angehen lassen. Also fuhren wir direkt zum Hotel zurück und ich legte mich eine Runde in den Whirlpool, um die zerschlagenen Knochen ein wenig aufzulockern.

Wieder im Zimmer stellten wir fest, dass gerade NCIS lief. Und das ist doch der perfekte Abschluß für den Tag. Und in den vielen Werbepausen kann ich “eben” den Bericht schreiben.