Wir müssen unser gemütliches St. George verlassen. Einerseits hat es noch ein gewisses Kleinstadtflair, andererseits gibt es entlang des Interstate Highways alle großen Geschäfte, die unsereins zum (Über-)Leben braucht.
Und diese besuchten wir auch, um uns mit Vorräten für die nächsten sieben Tage einzudecken. Bei Walmart Gemüse und ein paar andere Sachen und bei Costco noch zwei verschiedene Sorten indisches Curry. Diese hatten wir zu Anfang unseres Urlaubes bei einem der vielen Probierständen angeboten bekommen und befunden, dass sie eine wesentliche Bereicherung unseres Speiseplans wären. Unser dicker GMC bekam noch ein paar Gallonen Sprit spendiert. Wer weiß, wann es wieder so billig wird?
Dann ging es auf den Interstate 15 nach Norden, immer geradeaus, bis wir bei Ausfahrt 95 auf die 20 einbogen und uns dort mit gemütlichen 55-60 Meilen treiben ließen.
Die Landschaft war nicht ganz so eintönig wir auf der Autobahn, als es dann in die Berge ging.

Weiter unten im Tal kamen wir dann auch an ein paar interessanten Felsformationen vorbei, die aber in keinem Führer auch nur erwähnt werden. So ist Utah.

In einem weiteren Tal ein Schild mit der Aufschrift: Butch Cassidy Childhood home.

In diese Hütte war der junge George Leroy Parker alias Butch Cassidy im zarten Alter von 14 Jahren mit seiner Familie gezogen. Wie es zu seiner Wandlung zu einem berüchtigten Verbrecher kam, wurde dort nicht beschrieben.

Aber sein Steckbrief hängt dort zumindest als Kopie aus.
Ein wenig weiter auf der Straße, wir haben mittlerweile auf die 62 gewechselt, fahren wir am Otter Creek Reservoir vorbei. Alle paar Meilen gehen Dirt Roads ab, die zum Wasser führen. Menschen begegnen wir fast nicht.

Schließlich passieren wir der Ortseingang von Torrey und alte Erinnerungen kommen hoch.

Im Chuckwagon Motel hatten wir vor langer Zeit mit meinen Eltern genächtigt. Es war damals (meines Wissens) die einzige Übernachtungsmöglichkeit im Ort. Und die Dusche total undicht. Mittlerweile wurde links neben dem alten Originalgebäude angebaut, was auf eine bessere Qualität hoffen lässt.
Auch haben sich andere Motels und Hotels im Ort breit gemacht. Da es hier kein Best Western gibt, hat uns Karin im Days Inn ein Zimmer geschossen. Dies war das einzige Hotel, welches zum ähnlichen Preis wie die umliegenden Etablissements zusätzlich noch ein (rudimentäres) Frühstück anbot.
Als wir eingecheckt hatten, war die (negative) Überraschung groß. Die Möbel waren fast alle abgestoßen, der Sessel ziemlich verwohnt und aus dem Sofa hing ein Stofffetzen undefinierbarer Farbe raus. Und der Kühlschrank zeigte beim Öffnen eine Pfütze Wasser im Bodenfach. Es sah nicht so aus, als würde er seiner Aufgabe gewachsen sein. Ich wandte mich an den Manager (jedenfalls machte der Typ den Eindruck, als könne er was entscheiden) und der transportierte uns kurzerhand aus einem anderen Zimmer einen anderen Kühlschrank herbei. Das Eisfach war total zugefroren und ihm wollten wir unsere Lebensmittel auch nicht anvertrauen.
Zusätzlich der Zustand des Zimmers? Was tun? Karin schaute sich schon nach einer Alternative im Ort um und ich wurde bei der Rezeption vorstellig, um mich nach der Möglichkeit einer Stornierung zu erkundigen. Von den drei Tagen hätten sie uns zwei erlassen. Als ich mit der besten Hotelbucherin von allen unsere Chancen durchging, war sie nur einen Klick von einer Neubuchung entfernt. Da klopfte es an der Türe und der Manager bot uns ein anderes Zimmer an: Die Königssuite mit einem funktionierenden Kühlschrank.
Das Zimmer selbst machte einen deutlich anderen Eindruck, fast ein Ballsaal und wir ließen uns zum gleichen Preis wie vorher darauf ein. Einen Ess- und Arbeitstisch habe ich auch dazubekommen.
Nachdem alles im Kühlschrank verstaut war, wollten wir noch ein wenig vom Park genießen, denn das Wetter war zumindest heute noch blendend.
Im frühen Nachmittagslicht liegen auf dem Weg in den Park die roten Felsen leuchtend vor unserer Nase.

Da muss man einfach ab und zu einen Fotostop machen.

So auch hier am Visitorcenter. Vermutlich waren den Sparmaßnahmen der aktuellen Regierung vernünftige Öffnungszeiten zum Opfer gefallen, denn um 16.30 war alles dicht, auch die Toiletten.
Wir ließen uns davon nicht abhalten, Karten konnten wir einem Ständer entnehmen und machten uns auf den Scenic Drive nach Süden.

Dieser ist ganz frisch asphaltiert, ein Fortschritt zu früheren Besuchen, da gab es nur eine Dirt Road.
Wir durchqueren viele Washes, diesmal alle trocken, bis wir zur Capitol Gorge gelangen. Hier machen wir eine kurze „Mittagspause“, seit dem Frühstück gab es nur eine Banane und ein paar Erdnüsse. Der Wind fegt ordentlich durch die Schlucht und wir müssen aufpassen, dass uns nicht das Brot vom Teller geweht wird.

Die Gorge selbst kann man mit dem Auto befahren (und bei Regen mit dem Kanu passieren).

Ein vor uns fahrendes Auto wirbelt ordentlich Staub auf und ich komme mir vor wie im Antelope Canyon.
Wieder auf der „Hauptstraße“ auf dem Rückweg steht die Sonne ein wenig tiefer und die Felsen sehen auch von der anderen Seite betrachtet nicht weniger schön aus.

Wir müssen leider immer wieder Stops einlegen, weil man diese Landschaft einfach nicht unfotografiert lassen darf.

Zum Glück ist kaum Verkehr oder es gibt passende Turnouts, an denen ich kurz aus dem Wagen springen und ein Foto machen kann.

Dann erreichen wir wieder die Durchgangsstraße (die 24) und fahren auf ihr in Richtung anderer Parkausgang im Osten.
Wir erinnern uns daran, dass es dort in einem Bachbett eine Art Rutsche gab, die unsere Kinder mit großer Freude runtergerutscht sind.

Diese ist auch noch da, wie man sieht. Aber eine massive Leitplanke und ein ebenso massives Verbotsschild hält jetzt die Leute davon ab, hier dem Freizeitvergnügen nachzugehen.

Wir befinden uns mittlerweile wieder auf dem Rückweg zum Hotel und die Sonne erleuchtet nur noch die Spitzen der weißen Berge.

Rechter Hand liegt das Fruita Schulhaus, eines von vielen historischen Gebäuden, die vor dem Verfall gerettet wurden. Aktiver Schulbetrieb findet hier meines Wissens nicht mehr statt. Im Gegensatz zur Gifford Homestead, wo (wenn es denn noch genug Personal gibt) aktiv Brot gebacken wird. Auch die Obstplantagen werden aktiv bewirtschaftet.
Wir haben das Visitorcenter und den Eingang zum Scenic Drive passiert und erfreuen uns am Glühen der Berge im Sonnenuntergang.

Schließlich drehen wir in westliche Richtung auf der 24 ab und rollen im Sonnenuntergang nach Torrey rein.

Heute gibt es frisch gekochte Kartoffeln mit Erbsen und Chicken Vindaloo. Sehr angenehm gewürzt und genau das richtige für einen tollen Tagesausklang.




