Fürs Protokoll: Ich war gestern noch im Whirlpool, aber die Sprudelanlage funktionierte leider nicht. Egal. Dafür hatten wir ein gutes Frühstück. Das ganze Hotel macht einen sehr guten Eindruck, es könnte in meinen Augen ein Best Western Plus sein. Auf unsere Frage an der Rezeption, warum das nicht so ist, wurde uns geantwortet, dass Gaststätten nicht nahe genug vorhanden seien. Unergründlich sind die Wege des Herrn.
Für die Fahrt zum Mount Rainier National Park hatte uns Google Maps eine Fahrzeit von 2 Stunden und 8 Minuten ausgerechnet, fast 80 Meilen. Da tanken wir vorher. Ein Costco liegt auf dem Weg in Lacey. Wir laden unsere Membership Karte auf und ich versuche, ausnahmsweise mit meiner EC-Karte zu bezahlen, um die Gebühren von VISA zu sparen. Es klappt. Schauen wir, was die Abrechnung hinterher sagt. Die Gallone kostet „nur“ 3.999 USD, für Washington erstaunlich wenig.
Wir durchqueren diverse Städte und Nester, unter anderem auch die Nisqualli Indian Reservation. Und dort wird der Sprit 10 Cent billiger angeboten.
Auf dem weiteren Weg kommen wir durch Farmland und Wälder, unter anderem passieren wir den Alder Lake. Hier bietet sich ein erschreckender Anblick: Der ursprüngliche Wasserpegel ist stark gesunken und hunderte Baumstümpfe ragen wie Mahnmale aus dem Seeboden hervor.
Einige Meilen später stehen wir im Stau: wir sind am Eingang des Nationalparks angekommen. Geschätzt 20 Minuten später sind wir da durch.
Es sind noch weitere 15 sehr kurvige Meilen bis zum Paradise Parkplatz, der nach den Schildern am Wegesrand schon komplett voll ist.
Wir ignorieren diese Information genau wie alle anderen Viewpoints, die am Wegesrand liegen. Auch der Mount Rainer interessiert uns zu diesem Zeitpunkt primär nicht. Wir wollen nur vor allen anderen einen Parkplatz bekommen.
Und schon nach 15 Minuten geduldigen Wartens erbarmt sich ein Besucher und macht eine Parklücke frei. Endlich. Denn unsere Blasen haben schon vor einiger Zeit angekündigt, dass sie einer Entleerung bedürfen. Die normalen Toiletten sind alle geschlossen, aber die Dixi-Klos sind ziemlich sauber.
Wenn das auch für den Ausblick gelten würde. Der von der Straße zu Anfang noch recht gut zu sehende Berg liegt jetzt komplett in den Wolken, man kann nicht einmal ahnen, wo die Spitze ist oder ob er überhaupt eine hat. Und wir haben nach Angaben der Parkverwaltung nur zwei Stunden, die wir auf dem Parkplatz stehen dürfen…
Wir informieren uns über die Trails, derer es viele gibt und entscheiden und für die Myrtle Fall.
Mittlerweile sind die Blaubeerbüsche in ein herrliches Rot getaucht und trösten uns darüber hinweg, dass der Berg zwar ruft, aber sich nicht sehen lässt.
Dieser und auch alle anderen Wanderwege sind gelinde gesagt sehr gut besucht, die am meisten zu hörende Sprache ist indisch.
Endlich stehen wir vor dem Fall und machen die obligatorischen Fotos. Auf dem Rückweg entschließen wir uns zu einer kurzzeitigen Trennung, Karin hat ein wenig mit der Höhe zu kämpfen und legt auf einer Bank eine Pause ein. Ich lasse die Kameratasche bis auf eine Kamera bei ihr und mache mich auf den Weg zum Alta Vista Summit. Wie der Name sagt, handelt er von großer Höhe. Zuerst geht es steil bergan, dann wird es von einem steileren Stück abgelöst, um dann erheblich steiler fortgeführt zu werden.
Auf dem Summit reißt der Himmel etwas auf und gibt ein wenig von diesem großartigen Berg frei. Das hatte sich wohl rumgesprochen, denn auch ein Murmeltier steckte den Kopf raus.
Ich machte mich wieder auf den Weg nach unten über einen anderen Weg und erhielt von der besten Bärenkennerin von allen die Nachricht, dass bei ihr ein Bär wäre. Gut, ich war noch nie so schnell einen Berg runtergegangen, aber die Bärin mit ihren zwei Kindern war schneller. Karin konnte sie zumindest mit dem Handy einfangen. Und dazu fällt dann der passende Joke ein: Was machst Du, wenn ein Bär Deine Frau angreift? Nichts. Er hat sie angegriffen, soll er sich auch selbst verteidigen.
In der Hoffnung, sie erneut zu sehen, marschierten wir ein Stück des Skyline Trails entlang, natürlich ohne auch nur den Hintern eines pelzigen Freundes mitzubekommen.
Dafür hatte sich und der Mount Rainier von seinen Wolken befreit und lag im allerschönsten Nachmittagslicht vor uns.
Auf dem Weg nach unten kurz vor dem Visitorcenter plötzlich eine große Menschentraube: Bärensichtung. Und da war Mama Schwarzbär und graste mit ihren Sprösslingen die Blaubeerfelder ab. Leider noch recht weit entfernt, aber möchtet ihr beim Essen gestört werden?
Dann verschwanden sie im Gebüsch und die Stalker auf den Wanderwegen.
Der Berg, der bei unserer Ankunft so gut wie nicht zu sehen war, zeigt sich zum Abschied in voller Größe und Schönheit.
Die erlaubten zwei Stündchen auf dem Parkplatz haben wir bei Rückkehr um 1 Stunde und 10 Minuten überschritten. Zum Glück hat es keine Konsequenzen.
Jetzt nur zwei Stündchen nach Hause fahren. Das wäre schön. Einen Stop müssen wir noch einlegen, und das sind die Narada Falls.
Die Fahrt geht zwar kurvenreich, aber ohne Zwischenfälle über die Bühne. Ich tippe am Handy wieder einen großen Teil dieses Textes. Aber auf den letzten 4 Meilen erwischt uns auf dem I5 ein Stau, der uns locker eine halbe Stunde kostet. Also nicht viel anders als in Deutschland.
Und schon ist wieder ein toller Tag rum, der so ganz anders geendet als er begonnen hat.