Vor kurzem hatte ich den Auftrag, das Werk von Martina Neumayer in Düsseldorf Kaiserswerth abzulichten. Daraus entstand bei mir der Wunsch, diese Künstlerin zu interviewen und vorzustellen.
Ich bin kein Kunstsachverständiger und würde daher die Bilder von Martina als abstrakte Malerei bezeichnen.
Eine Kunstrichtung, die gelöst von gegenständlicher Darstellung mit Farben und Formen spielt, um Ideen und Emotionen auszudrücken. Ihre Bildsprache ist dabei eher harmonisch (als chaotisch).
Bei der Fotosession in Kaiserswerth habe ich mich direkt wohlgefühlt. Und ich könnte mir auch vorstellen, welche von ihren Bildern bei mir zuhause an den Wänden zu haben (würde ich auch machen, wenn ich nicht selbst genug großformatige Fotos aus Eigenproduktion zur Verfügung hätte).
Auf ihrer Webseite https://www.martinaneumayer.de beschreibt sie ihre Werke wie folgt:
Ihre Kunstwerke sind vielschichtig und komplex, sowohl in der Technik als auch in ihrer Bedeutung. Mit einer Basis aus Zeichenkohle entsteht meist ein Grundentwurf. Um Struktur und Tiefe zu erzeugen, werden Spachtel und Malmesser mit teils pastösen Farbaufträgen verwendet unter Einbeziehung von Sand, Stoffen und verschiedenen Spachtelmassen.
Durch die unterschiedliche Kombination und Konzentration der Farben und Formen entsteht eine unverwechelbare Leichtigkeit.
Aber kommen wir zur Künstlerin selbst:
Am letzten Freitag hatte ich mich bei ihr in Ratingen zu einem Kaffee und dem Interview eingeladen. In dem gemütlichen Reihenhaus in der Nähe des grünen Sees schmücken logischerweise viele ihrer eigenen Werke die Wände.
Als eines von drei Kindern stellte sich schon früh heraus, dass sie das einzige mit einem Hang zu Kunst war. Basteln, malen, das passte zu ihr.
Dann ging es in den Kunstunterricht. Allerdings fand sie da, dass vorgefertigte Strukturen nicht so ihr Ding sind. Lieber die Gedanken und die Kreativität frei fließen lassen, das stand schon damals im Vordergrund.
Nach der Schule machte sie eine fototechnische Ausbildung und arbeitete später für verschiedene Werbeagenturen, ein Job, der auch viel mit freiem Schaffen und dem Ausleben von Gedanken zu tun hat.
Der Weg zur Malerei nach dem Großziehen von zwei Kindern war nicht ganz leicht. Hinzu kam eine Muskel- und Nervenerkrankung, die sie vor ganz besondere Herausforderungen stellte. Ein Teil ihres Heilungsprozesses war und ist das Zeichnen und die Malerei, welchem sie im ruhigen Umfeld einer Schmerzklinik sehr gut nachkommen konnte. Dort wurde auch die Frage aufgeworfen: Warum verkaufst Du Deine Bilder nicht? Das war die Geburtsstunde der Künstlerin Martina Neumayer, die auch unter dem Künstlernamen MarLo firmiert. Auf meine Frage, woher das Lo in ihrem Namen kommt: Der zweite Vorname ist Lotte, was sie u.a. von einer weiteren Künstlerin mit Namen Martina Neumayer unterscheidet.
Wie oben schon erwähnt, ist der freie Geist eine der treibenden Eigenschaften von MarLo. Und aus diesem Grund wird man in ihren Bildern wenig gegenständliche Motive sehen. Vielleicht ein Baum, der mit etwas Fantasie zu erkennen ist oder auch ein Wald. In den meisten Fällen ist die Interpretation dem Betrachter selbst überlassen, der Kopf wird auf Reisen geschickt. Und das musste ich beim Anschauen speziell eines Bildes selbst erfahren.
In ihrem Keller stand im Hochformat das Bild im Hintergrund. So ist es gedacht. Ich persönlich hätte es im Querformat aufgehängt und eine Seenlandschaft darin gesehen. So ist die Wahrnehmung verschieden. Und das ist auch der Grund dafür, dass MarLo ihre Bilder nicht vorne, sondern nur auf der Rückseite signiert. Um den Betrachter nicht schon vorab in eine bestimmte Interpretationsrichtung zu drängen.
Glaubst Du, dass es einen großen Maler in der Vergangenheit gibt, der Dich maßgeblich beeinflusst hat? Hast Du da einen Favoriten?
Ich mag die Geschichte um Vincent van Gogh und habe ein Bild mit dem
Titel `Vincent´ gemalt…natürlich ganz in meinem Stil.
Was würdest Du einem jungen Menschen, der sich für das Malen interessiert, raten, um den Zugang zu dieser Kunst zu bekommen? Kurse? Internet? Lesen? Wild ausprobieren?
Ein Basiswissen und Materialkunde/Farbkunde ist wichtig! Kurse sind auch eine gute Möglichkeit um verschiedene Techniken zu erlernen. Ansonsten Ausprobieren und bitte nicht aufgeben!
Wo verbringst Du am liebsten Deine Urlaube?
In der Vergangenheit waren wir viel in Italien, aber in den letzten Jahren hat uns Südafrika, Namibia in den Bann gezogen.
Haben Dich Deine Urlaubsziele in Bezug auf Deine Malerei beeinflusst?
Südafrika kommt mit seinen weiten Landschaften, seiner Freiheit, meiner Vorstellung eines freien Geistes am nahesten. Von daher gibt es da schon eine Gemeinsamkeit. Geräusche, Gerüche und insbesondere Musik sind weitere Eindrücke, die in meine Bilder einfliessen.
Könntest Du Dir vorstellen, auch weniger abstrakt zu malen? Landschaften? Städte? Portraits?
Wenn ich anfange zu malen, habe ich häufig kein konkretes „Motiv“ im Sinn, ich lasse mich von meinen Emotionen treiben und manchmal ändert sich das während des Prozesses. Landschaften sind sowieso schon mein Bereich, allerdings abstrakt. Manchmal reifen meine Werke auch mehrere Wochen oder Monate, um dann vollendet zu werden. Auf lange Sicht kann ich nicht ausschließen, auch mal gegenständlicher zu malen.
Gibt es Stile in der Malerei, die Du überhaupt nicht magst?
Eigentlich nicht, allerdings hätte ich mich von Picasso nicht gerne portraitieren lassen.
Kannst Du Dir vorstellen, Dein Wissen in Form einer Kunstschule weiterzugeben?
Grundsätzlich schon, allerdings weiß ich nicht, ob meine körperliche Konstitution das zulässt. Ich stecke meine Kraft in Solo- und Gruppenausstellungen und bin Mitglied in zwei Kunstvereinen.
Ihre Webseite erreicht ihr unter http://www.martinaneumayer.de. Dort könnt ihr euch auch ihre Bilder anschauen.
Auf Instagram erreicht ihr sie auch: https://www.instagram.com/mar.lo.art/