19.03.2025 – Vom Bryce Canyon nach Kanab

Bye, bye, Bryce Canyon. Die roten Hoodoos, die tolle Landschaft und auch das Frühstück werden wir vermissen. Heute geht es für vier Nächte nach Kanab.

Wie üblich speisen wir im großen Restaurant und genießen ein letztes Mal den Luxus.

Noch ist reichlich Zeit, bis wir in Kanab ankommen müssen (bzw. dürfen). Knapp 90 Minuten Fahrzeit liegen vor uns, also können wir ein wenig abschweifen. Wir verpacken unser Reisegepäck im Auto (heute Nacht war es sehr kalt, vermutlich so um die -13°C). Aber da es nicht neu dazu geschneit hat, blieb mir das Eiskratzen erspart.

Wir können durchaus noch einmal in den Park fahren. Das tun wir auch und genießen bei herrlichstem Sonnenschein den Blick vom Sunset Point.

Warum heißt der eigentlich so? Auch am Morgen leuchten die Hoodoos und unser Atem schlägt leichte Dampfwolken.

Auf einen Spaziergang auf einem der Wanderwege verzichten wir und fahren gemächlich auf der 12 nach Westen, bis wir auf die 89 nach Süden abbiegen, welche uns jetzt eine ganze Weile begleiten wird. Kurz nachdem wir am Bryce den Kreisverkehr (ja, sowas haben die auch hier) hinter uns gelassen haben, tauchen wir erneut in rote Felsen ein. Es ist die Red Rock Canyon Area, verwandt mit dem Bryce Canyon, aber nicht verschwägert. Hier kann man auch Wanderwege durchlaufen und mittlerweile sind auch Radwege vom Bryce Canyon aus gebaut worden.

Schön leuchten auch hier die Felsen in der Sonne und als besondere Attraktion gibt es zwei Felsendurchbrüche für die Straße, die dann als Red Canyon Arch gefeiert und so bei Google Maps hinterlegt sind.

Danach wird die Landschaft „normaler“, das, was man bei Überlandfahrten ab und zu in Kauf nehmen muss, wenn man Strecke hinter sich bringen will.

Kurz vor Kanab wurden die Felsen dann wieder interessanter und röter und bald standen wir gegen 13 Uhr vor unserem Hotel. Die Angestellte war noch nicht so erfahren wir ihr Manager-Kollege und wollte uns für das Early Checkin 20 USD abknöpfen. Aber der Chef erkannte korrekt unseren Status und begrüßte uns als „Supergäste“, die natürlich ein Early Checkin ohne Aufpreis erhalten. Auch war er in der Lage, unsere Travelcard von 50 USD (die wir schon zum zweiten Mal in diesem Urlaub durch glückliche Fügung erhalten hatten) einzulösen, so dass uns die erste Nacht etwas über 20 USD kostet. Damit kann ich leben.

Das Zimmer ist schön, hat aber leider keine Mikrowelle. Wir werden uns anders zu helfen wissen.

Auch der Ausblick auf die roten Felsen gegenüber lässt sofort heimatliche Gefühle aufkommen.

Als erstes steht mal wieder seit langem ein Mittags-Picknick auf dem Plan. Wie jedes ordentlich amerikanische Nest gibt es auch hier einen City Park, von dem sich jeder deutsche Spielplatz gleich mehrere Scheiben abschneiden kann.

Wir genossen die Sonne und relative Wärme und unsere mitgebrachten Vorräte, bis wir uns zur nächsten Wanderung auf den Weg machten.

Ziel sind die sogenannten Sand Caves. Diese von Menschenhand geschaffenen Höhlen sind das Ergebnis des historischen Sandabbaus während des zweiten Weltkriegs. Die Höhlen wurden ausgehoben, um Sand zu gewinnen, der hauptsächlich für die Glasherstellung verwendet wurde. Der feinkörnige Sand in diesem Gebiet war für diesen Zweck ideal.

Tatsächlich hatten wir in früheren Jahren diese Löcher im Felsen einige Male passiert. Zuerst hatten wir uns nur gewundert, dass es da Höhlen gab. Dann kam der Wunsch auf, diese auch zu erkunden. Bei der nächsten Durchfahrt suchten wir nach einem Aufstieg (vergeblich). Und heute war es dann soweit: Es gibt einen recht großen Parkplatz und eine Ausschilderung dazu. Dann schaffen auch wir das.

Die Felsen rundherum sind auch so schon sehr eindrucksvoll, heben sie sich doch in rot und gelb markant vom blauen Himmel ab.

Dann schließlich standen wir vor dem Aufstieg. Ein Seil baumelte die Schräge hinab. Das muss wohl für Menschen ohne vernünftige Schuhe sein. Denn meine Merrells klebten wie üblich auf dem Sandstein, so dass ich, ohne die Kamera aus der Hand zu legen, mühelos auf Höhe der Höhlen ankam.

Dann ein wenig quer laufen, ein schöner Blick nach unten und schon steht man in den Öffnungen.

Kühl ist es hier drin, angenehm. Und die Aussicht ist auch nicht schlecht.

Aber wirklich aufregend ist etwas anderes.

Nun gut, wir wollten sie sehen, zumindest ich habe sie von innen gesehen. Meine Göttergattin mit ihrem angerissenen Muskel verzichtete tapfer auf den Aufstieg und sicherte den meinen durch intensives Zuschauen ab.

Der Rückweg war genauso problemlos und ich konnte mich über ein Brautpaar amüsieren, welches in den Höhlen ein Hochzeitsshoot hatte. Sie im Hochzeitskleid, auf nackten Füßen, da braucht man schon ein Seil, um wieder runterzukommen.

Das Kleid hatte am unteren Ende eine attraktive rötliche Farbe angenommen und verwischte auf dem Rückweg alle Spuren des Brautpaares (so der Spurenleser in mir).

OK, fahren wir zurück und schauen, wie es mit unserer Wave-Lotterie aussieht.

Bei einem vergangenen Urlaub hatten wir neun Nächte in einem Ferienhaus in Kanab verbracht. Unter anderem, um jeden Tag an einem Lotterieverfahren teilzunehmen, welches uns Zugang zu einer der schönsten Felsenlandschaften der Gegend, der Wave gewährt. Was soll ich sagen, wir haben viel Glück in der Liebe…

Mittlerweile ist die Lotterie in dieser Form abgeschafft, man kann sich kurzfristig nur noch mit dem Handy bewerben. Und zwar auch nur dann, wenn man sich innerhalb eines bestimmten Radius von Kanab befindet. Logisch, dass wir das probierten, sobald die Location es zuließ.

An der Ranger Station kamen wir kurz nach Toreschluss an, aber ein anderes Visitor Center hatte noch geöffnet und ein Oldtimer beriet uns, was wir jetzt noch ohne große Laufarbeit machen könnten: Da wäre der Johnson Canyon.

Ein Mile by Mile Guide würde uns erklären, wo wir was finden. Kein Problem, das schaffen wir. Etwa 9 Meilen östlich von Kanab bogen wir nach Norden auf die Johnson Canyon Road ein, nullten unseren Tageskilometerzähler und schauten aufmerksam nach den drei Hauptattraktionen: Dem Lions Head, der Inchworm Arch und dem Gunsmoke Movie Set.

Nr. 1 und 2 waren absolut unauffindbar auf unserer Fahrt nach Norden, so genau wir auch auf den Kilometerzähler und die Landschaft schauten. Wir dachten schon, wir hätten die falsche Straße gewählt, als zumindest die ehemalige Movie-Location in Sicht kam.

Sah auf den Bildern noch etwas weniger heruntergekommen aus. Angeblich (und da widersprechen sich die Informationen im Internet) wurden 635 Folgen der Serie Gunsmoke (auf deutsch Rauchende Colts) mit James Arness als Matt Dillon im Johnson Canyon und auch in Kanab gedreht. Anderen Quellen zufolgen geschah dies alles in Kalifornien. Wer hat Recht? Who knows?

Wir jedenfalls genossen die restliche Landschaft und fuhren weiter in den Canyon hinein.

Wenn man an einer bestimmten Stelle rechts abgebogen wäre, hätte man die Skutumpah Road erreicht und wäre auf dieser wieder fast am Bryce Canyon rausgekommen.

Wir hatten eigentlich nur den Cutlers Point ins Navi eingegeben und die Straße führte uns über eine großartige Landschaft.

Irgendwann – die Straße wurde nicht unbedingt besser und ich hatte den automatischen Vierradantrieb zugeschaltet – beschlossen wir, umzudrehen.

Da es langsam auf den Abend zuging, kamen die Rehe aus den Wäldern hervor, um den Kühen das bisschen Gras wegzunaschen. Gut, dass es da Zäune gibt.

Zäune? Gar kein Problem. Nacheinander hüpften die grazilen Tiere einfach drüber.

Wieder ein paar Meilen weiter, plötzlich auf der linken Seite: Die Inchworm Arch. Die war vorher noch nicht dagewesen. Oder kann man sie nur sehen, wenn man von Norden kommt?

Dann sollten wir auf der anderen Seite auch Ausschau halten nach dem Löwenkopf. Und siehe da, da ist er ja.

Auch er von Süden kommend absolut nicht zu erkennen. Gut, dann haben wir das auch erledigt.

Wieder in Kanab zurück enterten wir den lokalen Supermarkt, der sehr gut bestückt ist und faire Preise bietet. Wir entschieden uns für panierte Hähnchenbrust, Kartoffelsalat und einen kleinen Kuchen. Den haben wir uns verdient.

Übrigens: Bei der Lotterie haben wir wieder eine Niete gezogen.