Abschied nehmen von Rostock? Ja, aber noch nicht so schnell. Erstmal muss die jüngere Generation ausschlafen, die wohl gründlich eine der örtlichen Diskotheken inspiziert hatte. Aber die älteren Herrschaften sind eher tagaktiv und so machten wir uns recht früh auf zum östlichen Ende der Stadt, um von der imposanten Stadtmauer
und der innenliegenden Nikolaikirche etwas mehr mitzubekommen. Auf dem Weg dahin ein Spielplatz mit Beispielcharakter, zumindest, was die Schaukel betrifft. Wenn meine Jungs die in ihrer “Kindheit” gehabt hätten…Durch enge und verwinkelte Gassen, der Vergleich mit Rothenburg ob der Tauber sei erlaubt,
standen wir kurze Zeit später vor einem Bauwerk, dessen Nutzungsweise ich bisher noch nicht gesehen hatte. Nicht nur, dass ein großer Teil des Kirchendaches mit Sonnenkollektoren bepflastert war, nein, über drei Etagen zogen sich Wohnungen hin, deren Balkone/Erker man gut nach draußen sehen konnte.
Also nichts wie rein in die Kirche. Zum einen fiel die Anzeige der Solaranlage auf, zum anderen die ganzen Klingeln und der Aufzug im Eingang, der bei Kirchen wohl eher selten zu sehen ist.
Im Inneren des Gotteshauses das, was man dort auch erwartet.
Zurück zum Auto über uriges Kopfsteinpflaster, das man aus nostalgischen Gründen so lässt oder sogar wieder in den Ursprungszustand versetzt. Radfahrer mit dünnen Reifen freuen sich.
Nachdem wir uns vom Staunen erholt hatten, drang so langsam der Hunger durch. Frühstück hatte noch nicht stattgefunden. Gestern waren wir auf dem Weg zur hohen Düne an einem “Bauernhof”, dem Karls Bauernmarkt,
vorbeigefahren, der farbenfroh für einen Erlebnishof, aber auch für Bunzlauer Porzellan warb, welches in der Familie meiner Göttergattin großen Anklang findet. Außerdem wurde im Internet ein Frühstück angepriesen. Normalerweise stehe ich Bauernhöfen mit Erlebnisgastronomie eher skeptisch gegenüber, aber es war zum einen witzig, zum anderen imposant, was dort quasi in amerikanischer Mächtigkeit aufgebaut worden war. Ein riesiger “Speisesaal”,
so rustikal, dass alte Türblätter auf Holzböcken als Tischplatten dienten, an den Wänden überall Kaffekannen
(über 27.000 haben einen Eintrag ins Guinness Buch gebracht). Und dann natürlich zum Verkauf die obligatorischen “Lebensmittel”
und Gimmicks, die auch nur im entferntesten mit einem Bauernhof in Verbindung gebracht werden könnten. Erdbeerprodukte aller Art werden dort frisch angerührt. Besonders sei der Erdbeernektar zu empfehlen. Leckkkker.
Natürlich auch das Bunzlauer Porzellan, der Hauptgrund unserer Anwesenheit.
Ich war nie in Knott’s Berry Farm in Californien gewesen, aber so ähnlich (in größer) stelle ich mir das vor. In Gottes freier Natur ging es dann kurz über den eigentlichen Erlebnis-Hof, einer Mischung aus Kirmes, Streichelzoo und Abenteuerspielplatz. Gut, dass wir keine kleinen Kinder dabei hatten, das hätte uns viel Zeit gekostet.
Dann wurde es auch so langsam schon wieder Zeit, in Richtung Studentenbude zurückzukehren. Die Herren Söhne waren mittlerweile aufgewacht und nach einem kurzen Mittagessen ließen wir den Rostocker Studenten alleine in der Hansestadt zurück. Und brauchten ca. 8 Stunden für die Heimfahrt. Das Gute war, dass wir nicht alleine waren: Alle Ausflügler, die das lange Wochenende genutzt hatten, waren mit uns auf der Piste.
Fotos wie üblich in der Bildergalerie.