Guten Morgen Bend. So wie die Sonne hinter den Bergen untergegangen ist,
so scheint sie heute morgen von Osten auf die Sisters.
Einfach nur schön. Was unternehmen wir heute? Das Wetter scheint ja – traut man dem obigen Foto – mitzuspielen. Wir fahren in den Smith Rock State Park. Dieser liegt ca. 20 Meilen nördlich von Bend. In der ansonsten nicht langweiligen Landschaft bietet er ein echtes Highlight. In mehreren Kehren zieht sich der Crooked River durch eine wahnsinnige Felsenlandschaft, die in der Umgebung ihresgleichen sucht. Logischerweise gibt es dort sehr viele Wanderwege und auf dem Weg dorthin lud sich die beste Routenführerin von Alltrails alle möglichen Trails von leicht bis moderat, die uns wegen unseres Alters, unserer Schönheit und unserer Kondition zugestanden hätten.
Wir fanden ganz in der Nähe des Traileinstiegs einen Parkplatz, zahlten die 5 USD für einen Tagespass (der für die Dauer dieses Tages auch noch für andere Parks gelten würde) und wurden bei der Trailberatung vorstellig. Zwei ältere Herrschaften – also in unserem Alter, oder doch noch ein bisschen mehr – berieten uns. Die von uns heruntergeladenen Wege wären zwar leicht zu gehen, aber wie sagt man so schön im amerikanischen, nicht unbedingt rewarding. Also gingen wir in uns und entschieden uns nach langem Nachdenken für den als „difficult“ ausgezeichneten Misery Ridge Trail. Der Name ist Programm. Wie leidensfähig sind wir?
Der Trail geht zuerst vom Parkplatz aus runter zum Flussufer. Die Strecke müssen wir auf jeden Fall wieder rauf. Dann geht es direkt in steilen Kehren in die Berge. Die Manager am Besucherzentrum hatten nicht zuviel versprochen. Das „difficult“ bezog sich nicht auf technische Schwierigkeiten, sondern auf die Höhe, die wir zu überwinden hatten. Immer wieder sind Pausen erforderlich. Aber das ist auch gut so. So können wir einer heraufrasenden Schulklasse elegant Platz machen. Wäre ja ein Unding, die 13-15 jährigen Kids beim Vergeuden von Energie auszubremsen.
Endlich sind wir oben. Ich spanne das Sauerstoffzelt auf und wir lassen gefühlt jeder zwei Gallonen Flüssigkeit in uns reinlaufen.
Kurz vor dem Abstieg erwartet uns noch eine Belohnung (einer der Hauptgründe, warum meine Göttergattin dem Trail zugestimmt hat):
Wir sehen einen Felsen namens Monkey Face.
Ich gestehe, meine Vorstellungskraft scheint auf dem Weg nach oben irgendwo auf der Strecke geblieben zu sein. Vielleicht funktioniert das Gehirn in der dünnen Luft (ca. 1066 Meter über N.N.) nicht mehr so gut. Jedenfalls haben wir uns den Abstieg verdient.
Da werde auch ich belohnt. Vor uns schlängelt sich über den Weg eine Baby Rattlesnake, eine Klapperschlange. Normalerweise sind ja bei männlichen Schlangen die Rasseln blau und bei weiblichen rot, aber hier hatte sich das Jungtier noch nicht für ein Geschlecht entschieden.
Wir ließen sie ihres Weges ziehen und setzten unseren Weg fort.
Linker Hand immer wieder Kletterer in den Felsen. Ob die nicht wissen, dass es Wanderwege gibt? Vor allem: Zu den Kletterpunkten führen ausgebaute Stufen. Können die Bergsteiger so schlecht klettern, dass die das brauchen? Wir Wanderer bekamen diesen Service nicht geboten.
Dann ein Blick zurück und dann erkannte ich es auch: Das Monkey Face.
Aber schließlich sind wir auch fast 200 Meter tiefer. Muss doch an der Höhe liegen.
Munter wälzt sich der Crooked River durch das Tal und die restlichen ca. 3 Kilometer ziehen sich und ziehen sich.
Da hilft es auch nur wenig, wenn man ein Schwätzchen mit einem der Lehrer anfängt, der uns mit der Schulklasse mal wieder überholt. So schnell waren die wohl auch nicht.
Endlich erreichen wir die Brücke am Fluss, überqueren ihn und schleppen uns die paar zig Meter wieder den Berg hoch.
Geschafft. Am Auto angekommen, auch wieder Wasser einlaufen lassen. Ein Gang in die Keramikabteilung ist nicht so nötig, das habe ich alles verdunsten lassen.
Wir haben wieder ca. 5,8 Kilometer und 270 Höhenmeter (so die Daten von Alltrails für den Misery Ridge und River Trail) unter schwersten Bedingungen zurückgelegt und besonders meine Göttergattin ist stolz, das geschafft zu haben. Ich auf sie auch.
Es ist noch zu früh, um ins Hotel zurückzufahren, also geben wir „The Cove Palisades State Park“ ins Navi ein. Tolle Fotos von einer Schlucht haben wir gesehen. Von oben sieht es dann auch sehr schön aus.
Als wir dann im Tal ankommen, sehen wir, dass es sich um ein normales Wassersportgebiet mit einer hübschen Brücke am Ende handelt.
Wir drehen um und vernichten in einer der schattigen Picnic Areas ein paar Snacks.
Auf dem Weg nach Hause liegt noch eine Sehenswürdigkeit: Der Peter Skene Ogden State Scenic Viewpoint. Ihr wisst nicht, wer Peter Skene Ogden war? Es gibt sogar eine Wikipedia-Seite auf deutsch über ihn. Er war ein kanadischer Trapper, der die nordwestlichen Staaten der USA bis hinunter nach Kalifornien erkundet hat.
Interessanter als seine Geschichte ist für uns allerdings der Ausblick, den man zum Einen zur Fußgängerbrücke,
und von dieser in die Schlucht des Crooked River hat.
Es geht zurück durch die Nebenstraßen von Terrebone und Redmond, die Sonne steht langsam etwas tiefer und die schneebedeckten Sisters glänzen im Sprühregen der Bewässerungsanlagen.
Gestern hatten wir im Hotel noch festgestellt, dass es im Ort einen Panda-Express gibt.
Den mussten wir einfach heimsuchen. Orange Chicken und Bejing Beef als Beilage, ein Genuß.
Aber wir haben noch gar nichts von Bend gesehen. Deshalb suchen wir uns den Whitewater Park raus und kutschieren durch diese mittlerweile unheimlich groß gewordene Stadt dorthin.
Irgendwie schaffe ich es nicht, mit Bend warm zu werden. Zu groß, zu viel Verkehr, der „Old Mill District“ ist (zumindest, was wir gesehen haben) komplett neu aufgebaut, sehr viele moderne und neue Häuser. Es ist mit Sicherheit ein lebenswertes Städchen, zum einen wegen des sehr häufigen Sonnenscheins, zum anderen, weil Freizeitaktivitäten in allen vier Himmelsrichtungen angeboten werden.
Machen wir noch einen Abstecher zum Walmart und dann dürfen wir heute ein wenig früher im Hotel sein.