15.05.2023 – Subway Cave

Es wird wieder Zeit, aktiver zu sein. Für den heutigen Tag hatte ich mir rausgesucht, eine Wanderung zur sogenannten Subway Cave zu machen. Ich hatte viele Fotos davon gesehen. Allerdings gab es bei Alltrails keine exakte Beschreibung, nur im Internet wage Instruktionen nach dem Motto: Boynton Canyon Trail, dann nach 2 Meilen rechts abbiegen und ca. 0.4 Meilen dem Weg folgen. Na toll. Meiner Alltrails-hörigen Gattin gefiel das gar nicht, obgleich zumindest ein Pfad in ihrer App eingezeichnet war. Aber der Schwierigkeitsgrad wurde auch nur sehr wage beschrieben. Trotzdem: Wir schaffen das. Alles in allem betrug meine Kalkulation ca. 5 Meilen. Damit wir nicht Hin- und Rückweg in der prallen Mittagssonne durchlaufen mussten, quälten wir uns quasi zu mitternächtlicher Stunde aus dem Bett, um um 6 Uhr beim Frühstück zu sein. So ganz klappte das nicht, aber immerhin waren wir um 7 Uhr auf der Straße und hatten noch eine halbe Stunde Weg vor uns.

Vor uns leuchteten die Berge im Sedona-Rot. Der Parkplatz war – wie befürchtet und auch nicht anders zu erwarten – zu dieser frühen Stunde schon komplett voll. Aber wir fanden an der Ecke Boynton Pass und Boynton Canyon Road noch eine Stelle am Straßenrand, wo wir unseren Dicken legal abstellen konnten.

Vorher überquerten wir noch eine Brücke eines Baches, die uns irgenwie vertraut vorkam. Hier hatten wir vor über 20 Jahren mal mit dem Wohnmobil gestanden, die Kids hatten im Bach gespielt, in Sedona war die Welt noch in Ordnung. Heute ist das alles sehr restriktiv geregelt und wildes Campen gehört eindeutig der Vergangenheit an. Zumindest in Gegenden wie diesen.

Zum Trailhead waren es dann noch ca. 100 Meter, die schaffen wir hoffentlich auch wieder zurück. Sonst warten wir halt auf das nächste Shuttle, welches voraussichtlich in 5 Tagen wieder fährt.

Ich stellte meine “Running” App extra von metrischen Einheiten auf US-Einheiten um, um den Abzweig ja nicht zu verpassen.

Der Weg ging entlang der Felswand, teilweise noch im Schatten der Berge, einfach los. Gut. Das macht den Rückweg leichter.

Ich teilte meiner Göttergattin mit, dass ich es leider versäumt hätte, eine Playlist mit deutschen Wanderliedern runterzuladen und erntete dafür giftige Blicke. Verstehe gar nicht, was sie gegen Heino hat.

Wenn man so den Boynton Canyon entlang schlendert, sieht man linker Hand immer wieder Häuser, die sich in Adobe-Farben und -Stil versuchen, an die Umgebung anzupassen. Das ist das Enchantment Resort, die haben sich ein tolles Plätzchen ausgesucht. Zwischendurch immer wieder Schreie, wie man sie nur auf dem Tennisplatz hört. Schon eine schräge Welt. Die Tennisplätze hatten wir von früher noch in Erinnerung, als wir mit den Kids ein kleines Stück des Weges gegangen waren. Aber mittlerweile ist das Gelände wesentlich weiter bebaut.

Wenn man es dann schafft, die Häuser vor dem inneren Auge und auch der Kameralinse auszublenden, schaut man in eine fantastische Landschaft.

Nach wirklich ca. 2 Meilen (wir hatten auch andere Wanderer befragt, und derer gab es viele) standen wir dann vor dem Abzweig (man beachte die rock piles, den Steinhaufen).

Für alle, die sich mit GPS orientieren wollen, das sind die Koordinaten: 34°55’40.446″ N 111°51’43.278″ W.

Von da aus ging es nicht ganz so flach weiter, wir mussten etwas in die Höhe und standen dann vor der “U-Bahn”. Warum Subway? Vermutlich, weil alle davor stehen und darauf warten, einzusteigen.

Der Aufstieg ohne Rolltreppe war nicht ganz trivial und ich hätte schon beinahe an meinen Schuhen gezweifelt, weil die Felsen derart steil waren, dass selbst die guten Merrels etwas rutschten. Aber dank meiner gemsenartigen Klettertechnik erreichte ich die “Cave” unbeschadet und hatte den erwarteten Ausblick. Erwartet heißt leider nicht erhofft: Die ganzen Leute, die – wie ich – raufgestiegen waren, mussten sich logischerweise in der Cave ablichten lassen.

Eine ruhige Minute ohne Menschen? Undenkbar.

Die beste Felsenkletterin von allen hatte beschlossen, sich nicht von der Manie der anderen anstecken zu lassen und wachte als Sicherheitsposten über meinen sicheren Abstieg. Einige Leute zuvor hatte ich nur auf dem Hosenboden herabgleiten sehen, aber die rote Farbe der Felsen hätte sich nicht mit dem Grün meiner Cargo Pants vertragen. Also versuchte ich es auf etwas eleganterem Weg, was mir natürlich auch gelang.

Mein Meilenzähler zeigte 2.38 Meilen, die müssen wir jetzt wieder zurück.

Mittlerweile stand die Sonne auch etwas höher und wir schafften es, uns trotz Alltrails kurz zu verfransen, kamen aber nach kurzem Umweg wieder auf den Hauptweg zurück. Dieser war aufgrund der Hitze nicht unbedingt einfacher und wir waren zum Schluss froh, wieder den Parkplatz zu sehen und uns von dort aus zum Wagen zu schleppen. Mein Kilometerzähler zeigte knapp 8 Kilometer, ein guter Wert.

Sedona selbst ist immer wieder schön zu durchfahren. Auch wenn wir seit langem mal wieder in stauähnliche Zustände kamen.

Die Geschäfte und Häuser in “Downtown” am Straßenrand sind die gleichen wie immer: Kunst, Klamotten, Souveniers.

Jetzt gönnen wir uns was zur Belohnung: Es muss ein Burger sein. Nicht nur wegen der Kalorien, die es aufzutanken gilt, einfach auch einen Augenblick in kühler Atmosphäre sitzen und entspannen.

Zum Glück gibt es in Sedona zumindest noch McDonalds. Die Stadt hat es geschafft sich gegen andere Fastfood-Ketten außer dieser Marke und Subway zu wehren. Und auch die Burgerbude hebt sich ab: Es ist (meines Wissens nach) die einzige Filiale, bei der das “M” in blauer Farbe außen prangt.

Jedenfalls ließen wir uns die Frikadelle mit Brötchen schmecken, schoben zur Abkühlung noch einen großen Milchshake hinterher und fühlten, wie so langsam die Kräfte wiederkamen.

Wenn wir schon in Sedona sind, können wir auch eines der Highlights dort besuchen: Die Chapel of the Holy Cross ist eine in den Felsen gebaute Kirche, die einen der besten Überblicke über das Land hat. Wir fuhren auf den Parkplatz so hoch wie möglich, um dann festzustellen, dass weiter oben noch freie Parkplätze gewesen wären. Passiert mir nicht nochmal.

Jedenfalls genossen wir den Blick und die Aussicht und beschlossen, dass es erstmal genug für heute sei.

Setzten uns in den Wagen und fuhren ins Hotel zurück, wo wir beide aufs Bett fielen und einschliefen.

Als ich wieder aufwachte und mich an den Rechner setzte, um diese Zeilen zu “Papier” zu bringen, war der Himmel “overcast”, wie man hier so schön sagt. Bedeckt und in der Ferne war auch ein Donner zu hören. Das durchkreuzt unsere Pläne, nochmal rauszufahren und den Sonnenuntergang an einer erhöhten Stelle zu genießen.

Macht nichts, wir sind schließlich im Urlaub. Auch so ein wunderschöner Tag.