25.09.2023 – Von Dillon nach Alamoso

Dillon ist gemütlich. Nach einer kühlen Nacht (unter warmen Decken) konnten wir vom Bett aus sehen, wie die Sonne langsam das Dillon Reservoir beleuchtete.

Wir gehen jetzt erstmal frühstücken (übrigens ein sehr reichhaltiges Frühstück mit mehr Auswahlmöglichkeiten als bei den meisten anderen Hotels, die wir in diesem Urlaub erlebt hatten).

Und dann haben wir ein wenig Zeit, uns in der Gegend umzusehen. Wir müssen ja heute “nur” nach Alamoso, dass sind drei Stunden reine Fahrzeit. Als wir im letzten Jahr hier waren, ging es nur noch nach Denver zum Flughafen und da blieb keine Zeit für Extratouren.

So können wir jetzt in aller Ruhe den See umrunden. Auf dem Weg zum Sapphire Overlook geht die Straße an einer Seite eines Arms hoch. Und auf der anderen Seite, direkt oben auf der Klippe der wirklich steilen Felswand stehen einige Wohnhäuser.

Wagemut? Luxus? Verrückt? Wir wissen es nicht.

Oben auf dem Berg angekommen gibt es einen ein Meilen langen Rundweg, der uns zum Overlook führt.

Schöne Aussicht. Gut, dass man hier (noch) keine Häuser hingesetzt hat.

Wieder zurück lassen wir uns den Weg zur ortsansässigen Outletmall zeigen. Ich bin ja – wie schon erwähnt – auf eine gefütterte Jeansjacke scharf. Und hier gibt es einen Levis Shop. Und was soll ich sagen? Sie hatten eine in meiner Größe. Werde ich, wenn das Wetter mal kalt genug ist, vorführen.

Aber jetzt geht es auf die Straße. Wir wählen die Strecke, die über Leadville führt. Dazu geht es zuerst ein Stück auf dem I70 Richtung Westen, bis die 91 nach Süden abbiegt. Zuerst verunzieren noch Minenabraumgebiete die Berge, aber auch ein wunderschöner Bergsee (das Clinton Gulch Dam Reservoir) liegt vor uns.

Wir befinden uns mittlerweile in über 3300 m Höhe, wir könnten locker 400 m tiefer auf die Zugspitze hinabblicken. Aber es geht noch weiter in die Höhe.

Nach einigen weiteren Meilen verkünden die Straßenschildern mit reduzierter Geschwindigkeit, dass wir eine Stadt erreichen, Leadville liegt vor uns.

Wir haben ja mittlerweile einige dieser Städtchen durchfahren und durchlaufen, aber (liegt es am Sonnenschein?) diese gefiel zumindest mir bisher am besten.

Leadville ist laut Wikipedia die am höchsten gelegene inkorporierte City der Vereinigten Staaten. Und mit knapp über 3000 m ganz schön hoch.

Und es gibt dort auch den mit 3028 m höchstgelegenen Flughafen der USA (ist aber kein International Airport).

Was das Transportwesen anbelangt, ist man dort offensichtlich sehr umtriebig. Auch eine Eisenbahn, die LC&S, Leadville Colorado & Southern. Sie bietet Zugfahrten nach Norden bis zum Freemont Pass an.

Wir hatten keine Zeit, um Zug zu bekommen (soll ja auch ungesund sein) und machten uns auf die Reifen nach Süden.

Da die Strecke als Scenic Byway ausgezeichnet war, musste ich doch das eine oder andere Mal anhalten, um den Fluss und die ihn umgebende Landschaft abzulichten.

Schließlich erreichten wir Buena Vista. Hier hatten wir vor einem Jahr schon einmal genächtigt. Aber da nicht zu erwarten war, dass wir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatten (keine Kneipenschlägerei, kein demoliertes Hotelzimmer etc.) stoppten wir dort nicht. Unser Augenmerk war auf den Citypark zu unserer Rechten gerichtet, wo es bestimmt saubere Toiletten gab.

Aber es fiel noch etwas anderes ins Auge: Eine lange und bisher vergeblich gesuchte “Gartenhandlung”.

Schon das Schild “Wildflower Seed” ließ das Herz meiner Göttergattin höher springen. Logisch, dass wir dort reinfuhren und nach einem sehr netten Plausch mit der Angestellten (oder war es die Besitzerin?) fuhren wir mit einer zweistelligen Zahl an Pflanzensamentütchen (auch als Mitbringsel gedacht) weiter. Das Stille Örtchen hatten wir übrigens auch noch aufgesucht.

Die Landschaft neben uns wurde flacher und flacher (und langweiliger). Berge mit weißen Spitzen tauchten im Dunst auf. Oder war es ein Feuer, dessen Rauch rübertrieb?

Jedenfalls erreichten wir schließlich Alamosa. Wir konnten uns gar nicht daran erinnern, dass das 7000 Seelen Kaff so groß war. Sei es drum. Wir bekamen ein schönes Zimmer, packten noch kurz ein paar Lebensmittel zusammen und fuhren weiter zum Great Sand Dunes National Park.

Auch diesen hatten wir – wie auch das Hotel – im letzten Jahr schon besucht, allerdings mit ziemlich wenig Zeit.

Diesmal wollten wir es besser machen. Von Alamosa aus sind es 15 Meilen auf der 160 stur nach Osten. Dann biegt rechtwinklig die 150 nach Norden ab bis in den Nationalpark.

Als wir uns der Parkgrenze näherten, war es mittlerweile auch schon kurz vor 17 Uhr. Die Schatten in den riesigen Sanddünen wurden immer länger.

Und das heißt im Endeffekt auch immer schöner.

Die Parkwache hatte schon geschlossen, aber wir kannten uns ja aus und begaben uns direkt (also nicht über Los) zur Picnic Area, denn seit heute morgen knurrte der Magen.

Die Picnic Plätze bieten einen tollen Ausblick auf die Dünen und man hat einfach keine Vorstellung, wie groß diese sind.

Nach dem Abendessen ging es dann auf einen näheren Parkplatz und wir wollten den Sandbergen etwas näher kommen – oder vielleicht sogar raufklettern.

Schuhe anziehen uns losmarschieren. Der Sand war tief und schwer und mir schwante, dass wir das obere Ende auch nur einer Düne wohl kaum erreichen würden.

Es kam noch hinzu, dass aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit die Schatten noch viel länger wurden. Und bei diesem Motiv ist irgendwann der Zeitpunkt erreicht, wo attraktive Fotos nicht mehr möglich sind.

Und das war genau jetzt. Auf dem ersten kleinen Hügel, den wir noch erklommen hatten, drehten wir um und marschierten gen Auto. Auch dieses kurze Stück war schon mehr als ein Kilometer.

Aber jetzt sind wir früh genug dran, um noch bei Tageslicht im Hotel anzukommen. Eigentlich. Denn die tieferstehende Sonne lockte immer wieder meine Kamera hervor, damit ich doch bitte, bitte vom Sonnenuntergang auch Fotos machen mögen.

Auf dem Rückweg eine Art Sandsturm? Oder war es nur ein Auto, welches über eine Dirtroad geheizt war? Auch hier: Wir wissen es nicht.

Dafür kam auf der gegenüberliegenden Seite der Mond schön raus zwischen den Bergen. Ich habe versucht, die Stromleitungen so gut wie möglich wegzuretuschieren. Bitte seht es mir nach, wenn es nicht perfekt gelungen ist.

Und dann kam die Sonne endlich richtig zur Geltung. So hatte ich sie zuerst noch auf der rechten Seite (wir fuhren nach Süden).

Bis wir dann auf die 160 zurück abbogen und sie uns voll ins Gesicht schien.

Das ganze Ungeziefer auf der Windschutzscheibe war dabei nicht gerade hilfreich, so dass ich jedesmal für ein Foto aussteigen musste.

Dann war die Sonne hinter dem Berg verschwunden und das Nachglühen der von hinten angestrahlten Wolken begann. Auch nicht schlecht.

Trotz diverser Unterbrechungen landeten wir im Hotel und freuen uns auf eine ruhige Nacht.