22.09.2023 – In den Black Hills, Teil 2

Als ich aus dem Fenster schaute, graute dem Morgen. Oder sollte ich besser schreiben: Graute der Morgen?

Jedenfalls hätten wir heute Mt Rushmore so wie auf der Postkarte gesehen, die ich gestern gepostet hatte. Was hatten wir ein Glück mit dem Wetter.

Da wir gestern so fleißig waren, legten wir uns nach dem Frühstück noch ein wenig aufs Ohr. Der Regen prasselte vor unsere Scheibe, da muss man nicht draußen rumturnen. Und wenn ich Wasser um mich herum möchte, gehe ich in den Pool.

Wir hatten sowieso noch einige “lästige” Sachen zu erledigen: Unser Dicker beklagte sich, dass er gerne frisches Öl bekommen würde. Also wühlten wir uns durch die Hertz-Hotline, bis wir einem freundlichen Angestellten unser Anliegen begreiflich gemacht hatten. Er nannte uns die Adresse zu einem Ölwechselservice, der nur ca. 3 Meilen entfernt war. Dort angekommen führten wir die üblichen Verhandlungen (der Service muss die Authorisierung von Hertz bekommen und sich dann nochmal rückversichern, dass das mit der Bezahlung klar geht). Irgendwann hatten wir auch das hinter uns und unser Auto schnurrte vor Begeisterung ob des frischen Schmierstoffes.

Jetzt noch kurz beim Walmart reinschneien und frische Lebensmittel bunkern für den heutigen Tag. Das ist der Vorteil, wenn man in Großstädten wie Rapid City (ca. 80.000 Einwohner) nächtigt. Es gibt meistens einen Walmart.

Unser Ziel für heute war erneut der Custer State Park, wir erinnern uns: Unsere Plakette gilt für eine Woche.

Aber da das Wetter noch immer nicht so richtig prickelte, schoben wir kurzerhand noch das South Dakota Air and Space Museum ein. Dies liegt in der Nähe des I90, Abfahrt 67B und auch direkt angrenzend an die Ellsworth Airforce Base. Der Zutritt zum (Freiluft-) Museum ist kostenlos und man kann sich ca. zwei Dutzend Luftfahrzeuge von aussen anschauen.

“Stars” der Ausstellung sind zweifelsohne die B-1B Lancer

und der noch im aktiven Dienst befindliche B52 Langstreckenbomber.

Aber auch der sogenannte Rosinenbomber, der damals die Luftbrücke nach Berlin am Ende des 2. Weltkrieges bildete und vielen Menschen das Leben rettete, war ausgestellt.

Zum Custer State Park mussten wir erst wieder bis zum Hotel zurück, dann die 16 runter und auf die 79 abbiegen, bis man nach Hermosa nach Westen auf die 36 abbiegt.

Im Custer State Park wollten wir diesmal die südliche Schleife abfahren, die sogenannte Wildlife Loop Road. Sie geht am Visitor Center nach Süden ab und hat zuerst hauptsächlich schöne Landschaft zu bieten.

Tiere sahen wir erstmal keine, warum sind wir dann auf der Wildlife Loop?

Das änderte sich schlagartig, als wir in die Nähe des Bison Centers kamen.

Hier frequentierten die sympathischen Dickhäuter mit dem weichen Fell zu Hauf die Straße und es dauerte eine Weile, bis wir uns zum Parkplatz vorgearbeitet hatten.

Im Center selbst wurden wir über alles informiert, was es rund um den Büffel zu wissen gibt: Dass versucht wird, aus verschiedenen genetischen Pools eine große Vielfalt an Genommaterial zur Zucht zu verwenden. Dass die Zahll der Tiere im Park zwischen 950 und 1400 liegt. Dass es einmal im Jahr (ausgerechnet nächstes Wochenende, wenn wir weg sind) ein großes Bison Roundup gibt, bei dem eine gewisse Anzahl an Tieren zu Pferd in Corrals getrieben wird (so wie es früher die Cowboys auch machten). Und dass die Tiere dann zu Preisen zwischen 900 und 2000 USD verkauft werden. Was die Besitzer dann damit machen, ist ihnen überlassen. Manche nutzen sie zum Aufzucht eigener Herden, andere verarbeiten sie zu Bison-Burgern weiter.

Wir wollten uns nicht daran beteiligen, solch unschuldige Augen beim Metzger zu sehen und holten unseren mitgebrachten Salat heraus, um ihn in der Picnic Area zu vertilgen.

Meine Göttergattin meinte noch: Lass uns die äußerste Bank nehmen, dann können wir die Büffel besser sehen.

Gesagt, getan. Aber als sie dann feststellte, dass a) zwischen den Tieren und uns keinerlei Zäune existierten und b) die Tiere langsam (ich würde nicht sagen, bedrohlich) immer näher kamen, schmeckte der Dame neben mir plötzlich der Salat nicht mehr und sie begann hektisch einzupacken.

Verstehe ich nicht. Schließlich sind Büffel Pflanzenfresser und meinen Salat hatte ich schon aufgegessen.

Wir unterhielten uns anschließend auf der sicheren Terrasse des Besucherzentrums (so sieht es übrigens von innen aus) mit ein paar Angestellten:

Und erfuhren so ganz nebenbei, was es mit den Mountain Goats auf sich hatte: Diese waren wohl für eine Art Streichelzoo angeschafft worden. Aber die Zäune hielten die Tiere für genau 1,5 Tage auf, dann waren sie ausgebüchst und vermehren sich jetzt in den Black Hills. Und wir hatten das Glück, sie zu sehen.

Irgendwann mussten wir weiter (ich hätte noch stundenlang die Büffel beobachten können) und setzten uns wieder auf die Loop Road. Kurze Zeit später die nächste Wildtiersichtung, hier sind sie also alle:

Wilde Esel, Burros, standen am Straßenrand. Und im Gegensatz zu den Bisons geht von ihnen offensichtlich keine Gefahr aus. Es stehen auch nirgendwo Schilder: Don’t feed the burros.

Genau das hatten die Viecher wohl auch mitbekommen und gelernt. D.h. wenn man dort mit einer offenen Fensterscheibe stehenbleibt, wird man sofort bedrängt. Andere Touristen stiegen aus und fütterten die Tiere.

Es geht weiter, am Straßenrand plötzlich wilde Truthähne, ziemlich scheu. Die wussten wahrscheinlich, dass ihre Artgenossen ab und zu bei uns auf der Speisekarte stehen.

Im Wald sichteten wir im Vorüberfahren immer wieder Dammwild, aber zu weit weg und zu gut verborgen, als dass ich zum Schuss gekommen wäre (natürlich mit der Kamera).

Aber dann, kurz vor einem Kamm, wieder ein Stau. Diesmal tummelten sich ein halbes Dutzend dieser hübschen Vierbeiner ohne große Scheu auf der Straße und hielten auch brav für das eine oder andere Foto still.

Jetzt geht es aber wieder ab ins Hotel. Eine Stunde veranschlagte das Navi. Immer schön vorsichtig fahren, sonst gibt es heute Abend doch noch Rehbraten. Aber ich konnte immer rechtzeitig bremsen, alles ging gut.