18.09.2023 – Von West Yellowstone nach Billings

Wir müssen das gemütliche Hotel verlassen. Es hat uns wirklich gut gefallen, die familiäre Atmosphäre, das Schwätzchen am Morgen mit den Mitarbeitern, das Frühstück war gut, wir konnten unsere Kaffeekannen vor der Fahrt auffüllen. Das alles muss man erstmal finden.

Heute geht es nach Billings in Montana. Im Endeffekt nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Rapid City. Aber direkt durchzufahren wäre einfach zu weit geworden.

Und wer uns kennt, weiß, dass es bei der prognostizierten Fahrzeit selten bleibt. Als Zwischenziel hatten wir als erstes die Mammoth Hot Springs Area eingeschoben. Heißt: Von West Yellowstone bis zur Madison Junction, dort nach Norden auf die Grand Loop Road und an der Norris Junction weiter nach Norden bis Mammoth.

Dort wollte ich einfach nur das andere Tageslicht für die Minerva-Terrassen ausnutzen, was mir auch gelang.

Es geht weiter Richtung Tower Junction und von dort ab in die Baustellen.

Wir erinnern uns: Auf dem Weg zum Lamar Valley haben wir vor einer Road Construction umgedreht. Diesmal mussten wir durch. Wartezeit + langsames Durchfahren kostete für ca. 1 Meile ungefähr 30 Minuten. Aber die Straße hatte es nötig. Sie war vor einem Jahr komplett weggespült worden und wurde jetzt mühsam wieder rekonstruiert.

Im Lamar Valley Büffelherden zu Hauf. So viele hatten wir den ganzen Urlaub noch nicht gesehen. Zum Glück fast alle in recht großer Entfernung. So fühlte ich mich nicht genötigt, aus dem Auto zu springen und wieder einen halben Film vollzuknipsen. Und es entstanden auch keine Schlangen von anderen Autos, die mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatten.

Dieser hier lief mir direkt vor die Kamera, ich musste nur noch abdrücken. Und ein Bison pro Tag ist erlaubt.

Das Lamar Valley ist ein wunderschönes Tal, eingebettet in bewaldete Berge und mit dem Lamar River in der Mitte. Im Endeffekt kann man sich daran gar nicht satt sehen.

Aber wir wollten ja nach Billings. Dazu mussten wir aus dem Tal raus und wurden dann von einem halben Dutzend parkender Autos aufgehalten. Wir wissen ja: Wenn mehrere Autos am Straßenrand stehen UND viele Menschen in die gleiche Richtung starren, dann sind irgendwo Viecher in der Nähe. Nun, in der Nähe waren sie nicht direkt, denn wir sahen absolut nichts. Erst als wir uns einer Dame mit einem Fernrohr genähert hatten, erklärte diese uns, dass hoch oben in den Bergen Mountain Goats – Bergziegen – zu sehen seien. Nach einer Weile, und nachdem ich meine Dicke Berta incl. größtmöglicher Verlängerung aufgeschnallt hatte, gelang es mir, ein paar winzige weiße Pünktchen zu sichten, die sich am steilen Abhang bewegten.

Ich versuchte mein Glück, aber die Qualität der Aufnahme läßt doch etwas zu wünschen übrig. Aber dafür, dass man mit dem bloßen Auge so gut wie nichts erkennen konnte, ist es noch ganz passabel geworden.

Es ging weiter, wir passierten die “Stadt” Cooke City, ein hübsches Nest mit ein paar netten neuen Häusern

und zumindest einem, welches schon etwas länger steht.

Wobei ich mich frage: Wer kehrt dort ein?

Um nach Billings in Montana zu gelangen, steht uns jetzt noch der eigentlich schönste Teil (vom Lamar Valley mal abgesehen) bevor: Die Fahrt über den Beartooth Highway (oder auch Beartooth Scenic Byway). Diese Straße geistert schon seit 36 Jahren in unseren Köpfen rum, ohne dass wir die Fahrt darüber jemals realisieren konnten. Wie sieht es da aus? Keine Vorstellung. Aber alleine Beartooth klingt schon aufregend. Ob wir irgendwo Bärenzähne sehen?

Die Straße zog sich in langsamen Kehren die Berge hinauf.

Immer wieder müssen wir stoppen (nicht um zu Atem zu kommen, unser Auto schafft das prima), sondern um die großartige Landschaft auf uns wirken zu lassen. Hinter uns haben sich die Wolken zugezogen und es gehen heftige Schauer runter. Auch unsere Scheibe wird von einzelnen Schneeflocken benetzt.

Irgendwann haben wir die vermutlich höchste Stelle erreicht und es geht ein Stückchen bergab. Vorbei an einem Wasserfall,

bevor es wieder bergauf geht. Draußen ist es ganz schön kalt geworden, aber ich weigere mich, eine lange Hose oder gar ein Sweatshirt überzuziehen. Kommt nicht in Frage.

An einem Aussichtspunkt plötzlich im Beton dieser Anblick. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob die Spuren der Bärentatzen von der Verwaltung aus Jux dort platziert wurden, oder ob sich die vierbeinigen Fleischfresser den Spaß erlaubt haben, den Beton zu verunzieren.

Aber da hier alles mit Bear anfängt, ist die zweite Möglichkeit nicht auszuschließen.

Apropos Bear: Hier mal unser Dicker vor dem Bärensee.

Wieder geht es bergauf und auf einem der höchsten Punkte bei über 3.300 Metern genießen wir den Blick zurück:

Zur Abfahrt stelle ich einen niedrigen Gang ein, denn der Weg bergrunter ist wesentlich steiler als bergauf.

Dann ein letzter Aussichtspunkt vor den vielen Kehren.

Und nach einiger Kurverei landen wir schließlich im Tal. Wir merken, dass wir in Montana sind, an der der Tatsache, dass wir auf einer normalen Landstraße 70 mph fahren dürfen.

Nach kurzer Zeit kommen wir zum ersten Mal wieder in eine größere “Stadt”: Red Lodge. Ich schätze mal, dass man hier vom (Ski-) Tourismus im Winter lebt. Die Stadt sieht sehr ordentlich und sauber aus. Hier könnte man Urlaub machen.

Weiter geht es auf schnurgeraden Straßen durch Felder und Weiden bis zum Interstate 90 für ca. 11 Meilen bis nach Billings.

Juchu, die Zivilisation hat uns wieder. Wir tauschen Nadel- und Tannenduft mit Ölgestank und finden unser Hotel recht zügig. Es ist diesmal wieder ein Surestay Plus Hotel, ein Billig-Ableger der Best Western Kette. Mit dieser Sorte hatten wir vor einem Jahr in Albuquerque sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Aber wenn man die Erwartungen nicht zu hoch schraubt, kann man nicht enttäuscht werden.

Umso angenehmer waren wir überrascht, als wir vor einem modernen Gebäude standen. Das Personal war freundlich und zuvorkommend und wir haben ein super Zimmer bekommen.

Der nächste Costco ist nur eine Meile entfernt. Zeit für die Göttergattin, die mittlerweile getragenen Sachen durch frische zu ergänzen.

Ach ja, ein Baguette und etwas Artischoken-Jalapeno-Dip landete auch im Einkaufswagen.

Dann noch auf einen Sprung zu Ross rein (hier hatten sich schon echte Entzugserscheinungen bemerkbar gemacht) und dann ab in das gemütliche Hotelzimmer.