23.09.2023 – In den Black Hills, Teil 3

Gestern Abend schaute meine Göttergattin noch in diversen Foren etc. vorbei, um zu schauen, was sich so um uns herum ereignet. Der Wetterbericht beim Frühstücksfernsehen berichtete regelmäßig vom Unwetter Ophelia, welches sich über dem Atlantik zusammengebraut hatte und sich nun seinen Weg in die Oststaaten, hauptsächlich North und South Carolina, suchte. Davon sind wir weit genug entfernt.

Aber eine andere Nachricht ließ uns aufhorchen: Der Beartooth Pass, den wir vor knapp einer Woche überquert hatten, war im Augenblick wegen Schnees gesperrt. Da haben wir nochmal Glück gehabt.

So ganz viel Glück mit dem Wetter hatten wir heute allerdings nicht. Es war nicht direkt regnerisch, dafür aber ziemlich kühl. Erstes Ziel war die Downtown von Rapid City. Dort sollen sich Statuen der Präsidenten der USA befinden, fast in Lebensgröße.

Wir suchten uns den Weg und stellten fest: Die ganze Stadt ist in Aufruhr. Hier eine Parade,

dort Stände mit Verkaufs- und Fressbuden.

Das einzige, was fehlte, waren logischerweise Parkplätze. Wir drehten gefühlt drei Runden, bis wir an der Ecke 6th/Kansas City einen kostenlosen Platz fanden.

Zur Main Street war es dann nur ein Block, eine übliche Häuserzeile mit alten Backsteinhäusern, wie man sie aus vielen Städten kennt.

Und natürliche dürfen die Präsidenten nicht fehlen. Da traf es sich gut, dass der erste gut gekleidete Herr in Bronze Jimmy Carter war. Ich bat meine Göttergattin, sich bei ihm einzuhaken, aber aufgrund ihrer Vorgeschichte wollte sie irgendwie nicht:

Im zarten Alter von 19 war sie mit der Familie auf Besichtigungstour in Wien unterwegs, als sie vor Schloss Schönbrunn standen. Da rauschte der übliche Tross mit Motorrädern und Security an, J.C. stieg aus und (scheint zwanghaft bei Politikern zu ein) und schüttelte ihrer Mutter die Hand (machen die bei allen, die nicht bei 3 auf den Bäumen sind). Entgegen aller Vermutungen hat sich meine Schwiegemutter die Hand anschließend doch mal wieder gewaschen…

Auch Statuen von Native Americans gab es, allerdings war zumindest diese namenlos.

Es geht weiter. Auf uns wartet die Stadt Deadwood. Diese ist mit ihren 1156 Einwohnern als Deadwood Historic District in der Liste der National Historic Landmarks aufgeführt.

Einen Namen hat sich die im alten Stil erhaltene Stadt durch ihre Gesetzlosen und ihre Spielhöllen gemacht.

Und als Besonderheit ist aufzuführen, dass in der Downtown-Area an den Bordsteinen Parkverbot herrscht. Eine sehr löbliche Einrichtung, die ich als Fotograf zu schätzen weiß. Irgendwie stören moderne Autos das ca. 100 Jahre ältere Straßenbild.

Wir zwängten uns also in ein Parkhaus (Tagesgage 10 USD) und fuhren seeeehr vorsichtig so weit wie möglich nach oben, um auch Platz zum Rangieren zu haben. So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn man mit einem Ford Ranger in ein deutsches Parkhaus fährt.

Und da lagen nun die alten Gebäude (leider fast nie im Sonnenschein) vor uns.

Wir liefen auf der einen Seite runter und standen plötzlich vor dem Saloon, in dem Wild Bill Hickock sein Leben ausgehaucht hatte. Für die, die in der Westerngeschichte nicht so firm sind: Hickock war ein Abenteurer, Revolverheld, Sheriff, Soldat und Scout, bis es ihn nach Deadwood verschlug.

Dort schoss ihn John McCall von hinten in den Kopf, während er beim Kartenspiel zwei Buben und zwei Achten auf der Hand hatte. Dieses Blatt wird seitdem Dead Man’s Hand genannt.

Im Saloon ist davon nichts mehr zu sehen, es ist eine “normale” Westernkneipe mit dem üblichen Lokalkolorit.

Weiter geht es auf der anderen Straßenseite. Jeweils um 12, 14 und 16 Uhr gibt es ein Shootout. Einer der Revolverhelden war noch in friedlicher Stimmung und unterhielt sich mit den Touristen.

 

Wir verzichteten auf eine solche Vorführung, mit einem platten Reifen fährt es sich schlecht.

Auf dem Weg aus der Stadt nach draußen standen noch ein paar wirklich hübsche Häuser.

Das Hotel am Anfang des Beitrages ist von aussen sehenswert und imposant und wir erwarteten, eine schöne Lobby wie nach Art der Lodges in den Nationalparks zu sehen. Leider weit gefehlt. Wie schon anfangs erwähnt, lebte die Stadt damals durch das Glücksspiel. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Entert man das Hotel, wird man von einem original antik gekleideten Herren empfangen, der einem die Erlaubnis gibt, sich alles anzusehen. Und damit meinte er die ganzen Spielautomaten. Viva Las Vegas. Auf meine Nachfrage erklärte er mir, dass die Stadt die Konzession für Glücksspiel erhalten hat. Das würde ich an Stelle der Stadt auch ausnutzen. In fast jedem zweiten Haus standen einarmige Banditen.

Wir fahren weiter auf der 85 nach Lead. Hier erwartet uns ein weiteres “Dorf” im Stile von Deadwood, nur ohne den Touristenrummel und es darf wieder am Straßenrand geparkt werden.

Von Lead aus wollten wir noch einmal den Spearfish Canyon durchfahren und schlugen den Weg zur I90 ein.

Kurz nach dem Verlassen der Autobahn wiesen uns Schilder auf die Spearfish Fish Hatchery hin. Die DC Booth Historic National Fish Hatchery ist eine der ältesten ihrer Art und liegt in einer schönen parkähnlichen Anlage. Überall stehen Freiwillige (Volonteers) rum und versorgen einen mit Informationen.

In einem der Häuser z.B. erfuhren wir, dass eine spezielle Forellenart sogar aus Deutschland importiert wurde – und sich hier prächtig vermehrt.

Eine kurze Klettertour auf den Hügel im Hintergrund beschert einen schönen Überblick.

Wir erfuhren, dass die im obigen Bild sichtbare Anlage bei einem Hochwasser total überschwemmt wurde. Die Mitarbeiterin zeigte uns auf ihrem Handy ein Video davon. Bei der Gelegenheit gelangten auch so einige Fische in die Flüsse und die Freiheit. Ein Eldorado für die ortsansässigen Angler – wie sie dachten. Doch die Forellen waren nur die Pellets aus den Aufzuchtbecken gewohnt und hatten keine Ahnung, was sie mit Fliegen oder Würmern anfangen sollten. So ein Pech.

In einer anderen Ecke stand ein Eisenbahnwaggon, auch liebevoll restauriert. In diesem wurden an die 15.000 Fische von einem Ort zum anderen transportiert. Die Fische, die für eine Premium-Passage bezahlt hatten, konnten sich sogar ein Bett leisten.

Und ihr seht auch eine Sitzgelegenheit, die sich verschieben lässt. Das hatte einen ganz bestimmten Grund: Da diese Aufbewahrungsbehälter noch nicht an eine externe Sauerstoffversorgung angeschlossen waren, mussten die Mitarbeiter im Zug (oder war das Bett für sie bestimmt?) regelmäßig das Wasser hochschöpfen und damit mit Sauerstoff versorgen.

Dann ging es wieder in Richtung Spearfish Canyon. Wir hielten vorsichtshalber am Anfang des Canyons Ausschau nach den Bergziegen. Und da waren sie: Ben, Augustus und Mel und weitere, deren Name und nicht bekannt war.

Wie schon beim letzten Mal kamen sie auf die Straße und leckten am gelben Mittelstreifen. Warum? Uns wurde erklärt, dass die Straßen im Winter gesalzen werden und speziell am Mittelstreifen kein Abrieb durch Reifen erfolgt. Wenn ihr meint…

Es fing an zu regnen. Das hatte den Vorteil, dass es keine so harten Kontraste durch sonnige und verschattete Bergpartien gab. Aber den Nachteil, dass es so auch nicht attraktiv aussah.

Nachdem wir in Savoy angekommen waren, mussten wir eine Entscheidung fällen: Weiter nach Süden, z.B. zur Game Loop oder auf andere Weise durch den State Park oder noch weiter nach Süden zu einem angrenzenden Nationalpark? Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass der direkte Weg nach Rapid City (im Navi hörte sich das an wie Rabbit City) wohl das Beste wäre.

Wir machten extra noch einen Umweg, um durch Central City zu fahren. Diese Großstadt (93 Einwohner) liegt an einer Parallelstraße zur 85 und hat sich bisher der Eingemeindung durch Lead oder Deadwood erfolgreich widersetzt. Warum auch eingemeinden lassen, wir haben schließlich ein eigenes Casino.

Kurze Zeit später trafen wir wieder auf den Interstate und Karin gab “Lowe” ins Navi ein. Sie sucht noch immer verzweifelt nach Blumensamen und Lowe ist ein Baumarkt wie Obi oder Bauhaus, nur größer. Was den deutschen und amerikanischen Baumärkten gemeinsam ist, ist die schwierige Auffindbarkeit von Mitarbeitern. Offensichtlich werden sie an der gleichen Bildungsstätte oder zumindest nach dem gleichen Programm ausgebildet.

Jedenfalls hatten sie keine Blumensamen. Versuchen wir es in Colorado noch einmal.

Dann stießen wir noch auf eines dieser Riesenschilder am Straßenrand: Boot Barn. Von Las Vegas wussten wir, dass es hier alles zu kaufen gibt, was der Farmer und Cowboy an Kleidung benötigt. Ich wollte mich mal für den nächsten Winter nach Cowboystiefeln umsehen (aber nicht die spitzen, sondern die abgeflachten). Nur für meine breiten Füße brauche ich eine besondere Weite. Und die wird hier nicht in Wide oder ähnlichem gemessen, sondern in e, ee und eee.

Ee kann ich mir noch erklären: Elefant Extinguisher, für die anderen Buchstaben habe ich keine Erklärung. Und Boot Barn auch keine Schuhe für mich.

Also ab nach Hause, im Hotel gibt es eine Tortilla-Rolle mit Käse überbacken und mit Artichoken-Jalapeno-Dip verfeinert. Da kann kein Restaurant mithalten.