15.09.2023 -Yellowstone Nationalpark, Teil 2

So langsam gewöhnen WIR uns an die Zeitumstellung. Dafür wird man dann um 4.30 Uhr am Morgen vom Telefon geweckt. Die ständige Erreichbarkeit ist Segen und Fluch zugleich.

Aber ich kann die Zeit bis zum Frühstück sinnvoll nutzen und schreibe bzw. setze meinen Reisebericht in Buchform, damit diese Arbeit nicht bis nach dem Urlaub liegenbleibt.

Das Frühstück ist gut wie gestern und wir freuen uns über die Freundlichkeit des Personals. Sue und Hal an der Rezeption und Jamie in der Küche, die drei verbreiten eine nette Stimmung und sind die Seele des Hauses, wenn ich das einmal so sagen darf. Vielleicht kann ich morgen mal ein Foto von den beiden/dreien machen.

Für heute haben den Grand Canyon of the Yellowstone auf dem Plan. Aber man weiß ja, wie bei uns Pläne verlaufen: Häufig im Sande. Hier ist kein Strand in der Nähe, vielleicht klappt es ja.

Aber zuerst mal Tanken. Drei Tankstellen habe ich im Ort gesehen. Eine bietet den Sprit für 4,699 USD/Ga an, die beiden anderen 4,499 USD/Ga. Logisch, dass ich die preiswertere anfahre. Es gibt auch wieder Kraftstoff mit 87 Oktan, da fühlt sich unser Motor doch gleich besser.

Die Straßenführung des Parks gleicht, wie schon erwähnt, einer Null, der man eine Bauchbinde umgeschnürt hat. Um zum Grand Canyon zu kommen, muss man über den “Gürtel” in der Mitte fahren.

West Yellowstone ist um kurz vor neun Uhr noch ein verschlafenes Nest.

Danach geht es wieder weiter mit der Einfahrt in den Park. Es ist Freitag und es geht wieder darum, welche Schlange ist die langsamste. Bzw. welche Schlange bremse ich allein durch meine Gegenwart aus. Dabei fiel uns auf, dass ganz rechts eine Schlange existiert, die anscheinend schneller ist als die anderen drei. Das ist die für die Besitzer von Jahrespässen und anderen Prepaid-“Eintrittskarten”. Werden wir morgen auch ausprobieren, schließlich besitzen wir ja den Pass “America the beautiful”. Letztes Jahr im Mai für 80 USD gekauft, bietet er uns freien Eintritt für den letzten, den jetzigen und einen weiteren Urlaub, so er denn bis einschließlich Mai 2024 stattfindet. Da kann man nicht meckern. Allein der Eintritt in den Teton NP und den Yellowstone NP kosten jeweils 35 USD.

Auf der Straße nach Osten, wo wir gestern so uncharmant durch einen Büffel ausgebremst worden waren, bildete sich an der gleichen Stelle schon wieder ein Stau. Anscheinend war Quincy (so nenne ich ihn einfach) wieder unterwegs. Habe mich dann gefragt, ob er von der Parkverwaltung losgeschickt oder auf eigene Hufe unterwegs ist, um die Geschwindigkeit auf natürliche Art runterzuregeln.

Auf dem Weg nach Osten liegen noch die Gibbon Falls. Hier legten wir einen kurzen Stop für ein Foto ein.

Es waren aber keine Affen zu sehen. Dafür aber unser erster Osprey, ein Fischadler. Logisch, dass ich mein langes Tele nicht im Fotorucksack hatte, aber mit 2xTelekonverter und meinem 70-200mm kam ich auch nah genug ran.

Schließlich hatten wir ohne weitere Verzögerungen die Madison Junction erreicht und bogen nach Norden zur Norris Junction auf die 89 ein. Kurze Zeit später wollten wir diese verlassen und nach Osten auf der Norris Canyon Road weiterfahren. Aber das Wetter war so schön (man macht nur einmal einen Plan) und wir entschlossen uns kurz um, um nach links auf den Parkplatz zum Norris Geysir Basin abzubiegen. Zumindest wollten wir das. Aber eine ziemlich energische Rangerin winkte ab und wurde ziemlich laut, als wir in der Einfahrt einen U-Turn machten, um uns an der Straße einen Parkplatz zu suchen. Was sollte ich denn machen? Auf der Kreuzung stehenbleiben?

Jedenfalls waren am Straßenrand schon Overflow-Parkplätze ausgeschildert und dazu passend eine Abkürzung durch den Wald zum Norris Geysir Basin. Als wir nach dem Wald auf dem Parkplatz ankamen, gab es dort noch reichlich freie Plätze…

Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein Becken, d.h. man muss erstmal den Abstieg in die Wege leiten. Vorteil: Man hat schon ganz zu Anfang einen prächtigen Überblick über das, was einen erwartet.

Und zwar sind das zwei Loops: Das eine ist das Norris Back Basin und das andere das Porcelain Basin.

Wir starteten mit der größeren Runde im Back Basin mit dem Steamboat Geyser. Schon imposant, was dieser an Wasser und Dampf in die Luft schleudert.

Zu den stilleren Vertretern, die sich eher durch schöne Farben hervortun, gehört die Green Dragon Spring.

In diesem Fall erklärt sich der Name halbwegs von selbst. Bei manchen anderen stände ich ziemlich auf dem Schlauch.

Ich werde hier jetzt nicht jede heiße Quelle zeigen, die ich fotografiert habe. Sie sehen alle schön und besonders aus, aber im Endeffekt ist es ein Topf mit heißem Wasser und unterschiedlich intensiver Färbung.

Oberhalb des Porcelain Basins ging ein Weg zum Campground ab, welcher aber abgesperrt war. Warum? Dahinter hatte sich durch Erdveränderungen ein See gebildet und Schlauchboote wollte die Parkverwaltung offensichtlich nicht anbieten.

Einen besonders schönen Pool muss ich Euch noch zeigen: Den Cracklin Lake.

Auf der Suche nach dem Namen bei Google Maps klickte ich spaßeshalber auf Street View und siehe da: die ganzen Wanderwege im Norris Basin sind per Streetview abzulaufen. Warum sind wir eigentlich 5 km gewandert?

Endlich hatten wir die Höhe wieder erklommen und machten uns auf den Weg zu unserem Overflow Parkplatz. Jetzt aber in Richtung Grand Canyon of the Yellowstone.

Wir bogen zuerst auf den North Rim Drive ein und machten einen Halt am Lookout Point.

Ein imposanter Anblick, wie unteren Fälle (lower falls) sich den Berg runterstürzen.

Apropos unten: Beim Anblick ins Tal sahen wir tief unter uns eine Aussichtsplatform mit Leuten drauf. Schaut interessant aus. Machen wir uns auf den Weg. Ca. 100 m tiefer trafen wir auf etwas, dem der Höhenunterschied nicht viel auszumachen schien:

Und unten angekommen, packte ich mein Stativ aus (ja, das hatte ich in weiser Voraussicht und unvernünftigerweise eingepackt) und machte eine schöne Langzeitbelichtung der Fälle.

Nächstes Problem (auch als das Grand Canyon Syndrom bekannt): Wer runter läuft, muss auch wieder rauf. Ich machte es wie die Beamten: Immer einen Fuß vor den anderen, das in abwechselnd umgekehrter Reihenfolge. Und irgendwann kam ich am Wagen an. Spaßeshalber mal mit dem Handy Puls messen: 97, geht doch.

Als die beste Bergsteigerin von allen schließlich ein paar Stunden später die 100 Höhenmeter überwunden hatte, schloss ich auch sie an die Pulsmessung an. Das Ergebnis ist Privatsache.

Die Straße am North Rim ist eine Einbahnstraße, folglich fuhren wir ein Stückchen weiter bis zum Inspiration Point, wo man vom Fall nichts oder nicht mehr viel, aber dafür umso mehr vom farbenprächtigen Canyon zu sehen bekommt.

Ein Anblick, der für vieles belohnt. Der Puls meiner Beifahrerin hatte sich mittlerweile auch wieder auf Normalmaß eingependelt und auch sie konnte das wunderschöne Panorama genießen.

Ein letzter Blick ins Tal

und wir steuerten unser nächstes Ziel an: Den South Rim, von wo aus man einen guten Blick auf die “Upper Falls” hat. Ein netter Anblick, aber nicht zu vergleichen mit den Lower Falls.

Was machen wir mit dem angebrochenen Tag? Es war knapp 15.30 Uhr und wir waren mit Eindrücken ziemlich übersättigt. Ein weiteres “Hauptziel” anfahren schien uns nicht ratsam. Machen wir uns auf den Weg zum Hotel und nehmen die eine oder andere “kleine” Attraktion mit.

Als da wären die Virginia Cascades, aber das Foto lohnt sich nicht zu zeigen.

Auf der Strecke liegen noch die Artists Paintpots. Ich hatte angekommen, man ist in ein paar Schritten bei den Pötten und hatte deshalb meine Wanderschuhe aus- und die Flipflops angezogen. Ein Fehler, wie sich hinterher herausstellte. 1,64 km zeigte meine Running App zum Schluss.

Aber das schmälerte nicht die Attraktivität dieses kleinen Geysirbeckens.

Ein schöner Schlammtopf lud geradezu für eine Schlammpackung ein.

Aber wir konnten uns beherrschen (so gerade noch) und wanderten zurück.

Letzte Station auf dem Weg nach Hause war die Beryl Spring. Die letzten beiden Male, als wir hier auf dem Weg nach West Yellowstone vorbeigekommen waren, waren die Parkplätze immer gerammelt voll gewesen.

Heute war nichts los. Foto schießen und dann endgültig zum Hotel.

Quincy hatte entweder keinen Dienst oder sich schon ins Wochenende verabschiedet, wir kamen schnell durch.

Was für ein erlebnisreicher Tag.