21.09.2023 – In den Black Hills, Teil 1

Der Blick aus dem Fenster heute morgen versprach einen eher bedeckten Tag. Den Wetter-Apps auf den Handys traue ich ja schon seit langem nicht mehr, aber augenscheinlich kann man sich auch nicht auf die Fenster-App verlassen, wie ich im Laufe des Tages feststellen musste.

Wir machen das Beste aus dem diesigen Wetter und fahren in den Custer Statepark.

Diesen hatten wir auch vor über 30 Jahren schon einmal besucht. Woran ich mich erinnere? Es war ein Tag mit kostenlosem Eintritt und auch kostenlosem Campground. Und es goss in Strömen. Irgendwie hatte ich es vor den Sturzfluten von oben geschafft, das Zelt trocken aufzustellen und als wir zurückkamen, hatten wir eigentlich keine Lust mehr, in dem Regen am Fluss zu zelten. Aber nach einem Abbau hätten wir das klatschnasse Zelt im Auto gehabt, auch kein Vergnügen in der nächsten Nacht. Also begaben wir uns so schnell wie möglich in die schützenden Wände und die beste Köchin von allen bereitete mit unserem Trangia Sturmkocher (Regenkocher wäre passender gewesen) ein schmack- und nahrhaftes Nudelgericht zu.

Landschaft gab es in dem Park bestimmt auch, aber da versagt meine Erinnerung. Nur dass am Morgen ganz in der Nähe unseres Zeltplatzes Büffel grasten, kommt wage vor meinem geistigen Auge hoch.

Diesmal waren wir deutlich besser dran: a) es regnet nicht und b) wir haben ein schönes und trockenes Hotelzimmer.

Am Morgen, nach einem guten Frühstück, gut gesättigt, ging es los. Direkt an unserem Hotel führt die 79 nach Süden, von welcher die 36 abgeht, welche dann über die 16A in den Park führt. 20 USD Eintritt sind pro Auto zu entrichten, die Plakette gilt eine Woche.

Es ging über kurvenreiche Strecke ziemlich unaufgeregt durch die Wälder, Ziel war das Needles-Eye, das Nadelör, welches direkt nach einem Tunnel kommen sollte.

Ein Tunnel war schnell gefunden, allerdings mussten wir auch durch.

Ich hatte schon überlegt, die Seitenspiegel anzuklappen, kleine Übung für meinen Ranger nächstes Jahr in unserer Einfahrt.

Wie sich allerdings das Wohnmobil die Durchfahrt vorgestellt hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht war es ja nach Art der Busse in London in den Harry Potter-Filmen verzaubert? Beschweren darf sich der Fahrer jedenfalls nicht. Am Anfang der Strecke stehen die genauen Abmessungen, die Fahrzeuge maximal haben dürfen, es sein denn, sie stimmen einer gewaltsamen Anpassung zu.

Die Bergwelt wurde deutlich interessanter. Türmchen ragten ähnlich wie im Chiricahua National Monument in den Himmel, und doch deutlich anders.

Fast sehen sie aus wie Hinkelsteine, nur viel spitzer.

Immer wieder blicken wir zurück und lassen die Landschaft hinter uns

und auch vor uns einwirken.

Dann endlich passieren wir den Tunnel (wir verlassen ihn mit beiden Spiegeln). und stehen a) vor einer tollen Kulisse

und b) sehen wir auch das Nadelör. Selbst ein Blinder sollte keine Probleme haben, dort einen Faden oder sogar ein Seil einzufädeln.

Das Wetter spielte weiterhin mit. Der zugezogene Himmel und gar der Regen ließen zum Glück auf sich warten.

Es ging wieder bergab und nach ca. einer Meile standen wir dann vor dem Sylvan Lake incl. angrenzender Lodge.

Man möge mir verzeihen, wenn ich immer wieder Vergleiche ziehe. Aber der See erinnerte uns beide doch sehr stark an den Watson Lake in der Nähe von Prescott, Arizona. Granitfelsen rahmen den See ein und wir schickten uns an, eine Runde rundzulaufen (damit nicht nur unser Auto was zu tun hat).

Nach 1,6 km waren wir wieder am Auto und wir berieten, welches Ziel das nächstgelegene wäre.

Ein Blick auf die Karte zeigte, dass am nördlichen Ende, wenn die 87 auf die 244 stößt, zwei Optionen offenstehen:

Nach Westen (links) geht es in wenigen Meilen zum Crazy Horse Memorial, etwa die doppelte Strecke nach Osten zum Mount Rushmore National Memorial.

Wir entschieden uns erstmal für die kürzere Strecke zum Indianerhäuptling.

Das Memorial ist wie die Präsidentenköpfe bei Mount Rushmore als eine Statue aus dem Fels gehauen. Nur viel größer. Allein der Pferdekopf (der noch nicht existiert) soll groß werden wie die 4 Präsidentenköpfe zusammen.

Das Monument wurde 1948 begonnen und wird nicht wie sein Pendant durch die Regierung, sondern nur durch Spendengelder finanziert. Aus diesem Grund ist bisher nur der eindrucksvolle Kopf und der nach Osten zeigende Finger fertig. Man rechnet noch wenigstens 100 Jahre bis zur Fertigstellung.

Wir schauten uns den Felsen nur kurz aus der Entfernung an und drehten dann in Richtung Rushmore.

Auch an Mt Rushmore erinnere ich mich. Das schlechte Wetter im Custer Statepark hatte ich ja bereits erwähnt, es war auch am nächsten Tag nicht besser. Wir versuchten trotzdem unser Glück und enterten das Monument. Als wir auf der Besucherterrasse standen, fragten wir uns: Wohin sollen wir schauen, um die Köpfe zu sehen?

So ungefähr sah es damals aus.

Heute erwartete uns ein komplett neu gestaltetes Parkhaus mit mehreren Etagen und von dort aus ist man schnell auf der Zugangsallee zum Aussichtspunkt. Links und rechts säumen die Flaggen der 50 Staaten den Weg und unter jeder stand das Beitrittsdatum und der wievielte Staat es jeweils war.

Einmal holen wir die Köpfe von George Washington, Thomas Jefferson, Theodor Roosevelt und Abraham Lincoln näher ran.

Und dann geht es auf einen Rundweg, ca. eine Meile lang, unterhalb der Köpfe entlang.

 

Unten angekommen steht das Skulptur’s Studio. Dort kann man sehen, wie die Monumente aussehen würden, wären sie denn entgültig fertig gestellt worden.

Der Weg hinter den Präsidentenköpfen soll angeblich früher mal geöffnet gewesen sein.

Und wie geht es weiter? Noch haben wir Zeit genug und sind unternehmungslustig. Der Spearfish Canyon ist als Scenic Byway gekennzeichnet. Eine Auszeichnung, auf die man sich normalerweise verlassen kann.

Wir fuhren also die 16A erstmal bis Keystone, ein hübsches Nest mit einem sehr weißen Hotel

und einigen schönen, auf alt getrimmten Läden und Shops.

Bärbel gaben wir als Ziel das Städchen Savoy ein (nicht in der Schweiz, nicht der Grill, nicht das Hotel) und das Navi suchte sich seinen Weg. Zuerst bekamen wir es etwas mit der Angst zu tun, weil die ausgewählte Route nicht mehr allzuviel mit Hauptstraßen zu tun hatte. Und 20 Meilen und mehr auf gewundener und schlecht erhaltener Dirtroad brauchten wir gerade nicht.

Aber die 227 war eine schöne Dirtroad in ausgezeichnetem Zustand und führte uns auf kürzestem Weg durch schöne Wiesen und Wälder auf die 85 und anschließend auf die 14A, welche uns dann in den Spearfish Canyon brachte.

Zu Anfang direkt ein kleiner Abstecher zu den Roughlock Falls, ein kleiner und hübscher Wasserfall eine Meile von der Hauptstraße entfernt.

Das Besondere daran war, dass an dem Abzweig ein topmodernes und mit Sicherheit sündhaft teures Hotel lag, zu dem unsere Parkplatznachbarn in ihrem Mercedes-Cabrio bestens passten.

Es ging weiter durch den Canyon, der aufgrund der tiefer stehenden Sonne  nur noch selten hell erleuchtet wurde.

Wir waren schon fast am Ende des Canyons, als mal wieder die übliche Autoschlange auftauchte. Was ist jetzt schon wieder? Büffel? Hier? Nicht gut möglich. Rehe? Dafür würden die Leute nicht so einen Aufstand machen.

Aber es waren – und da waren wir beide total geflasht – Mountain Goats, Berziegen. Sie waren die extrem steilen Hänge irgendwie runtergeklettert (schließlich sind es ja Bergziegen) und labten sich am Grün des Straßenrandes, darunter auch mehrere Jungtiere.

Sie spazierten seelenruhig über die Straße und fingen auch an, an den Mittelstreifen zu lecken. Ob da Salz drin enthalten ist?

Irgendwann hatte ich meinen Film vollgeschossen und nach wenigen Meilen verließen wir den Canyon und setzten uns auf den I90.

Die Landschaft vor uns lag im schönsten Abendlicht, wer redet hier von Regen? Und fast pünktlich zum Sonnenuntergang waren wir im Hotel und ich konnte Teriaki-Nudeln aus der Mikrowelle zum Abendessen genießen.

Ein Tag, der trotz aller umgeworfener und nicht vorhandener Pläne großartig war.