22.09.2023 – In den Black Hills, Teil 2

Als ich aus dem Fenster schaute, graute dem Morgen. Oder sollte ich besser schreiben: Graute der Morgen?

Jedenfalls hätten wir heute Mt Rushmore so wie auf der Postkarte gesehen, die ich gestern gepostet hatte. Was hatten wir ein Glück mit dem Wetter.

Da wir gestern so fleißig waren, legten wir uns nach dem Frühstück noch ein wenig aufs Ohr. Der Regen prasselte vor unsere Scheibe, da muss man nicht draußen rumturnen. Und wenn ich Wasser um mich herum möchte, gehe ich in den Pool.

Wir hatten sowieso noch einige “lästige” Sachen zu erledigen: Unser Dicker beklagte sich, dass er gerne frisches Öl bekommen würde. Also wühlten wir uns durch die Hertz-Hotline, bis wir einem freundlichen Angestellten unser Anliegen begreiflich gemacht hatten. Er nannte uns die Adresse zu einem Ölwechselservice, der nur ca. 3 Meilen entfernt war. Dort angekommen führten wir die üblichen Verhandlungen (der Service muss die Authorisierung von Hertz bekommen und sich dann nochmal rückversichern, dass das mit der Bezahlung klar geht). Irgendwann hatten wir auch das hinter uns und unser Auto schnurrte vor Begeisterung ob des frischen Schmierstoffes.

Jetzt noch kurz beim Walmart reinschneien und frische Lebensmittel bunkern für den heutigen Tag. Das ist der Vorteil, wenn man in Großstädten wie Rapid City (ca. 80.000 Einwohner) nächtigt. Es gibt meistens einen Walmart.

Unser Ziel für heute war erneut der Custer State Park, wir erinnern uns: Unsere Plakette gilt für eine Woche.

Aber da das Wetter noch immer nicht so richtig prickelte, schoben wir kurzerhand noch das South Dakota Air and Space Museum ein. Dies liegt in der Nähe des I90, Abfahrt 67B und auch direkt angrenzend an die Ellsworth Airforce Base. Der Zutritt zum (Freiluft-) Museum ist kostenlos und man kann sich ca. zwei Dutzend Luftfahrzeuge von aussen anschauen.

“Stars” der Ausstellung sind zweifelsohne die B-1B Lancer

und der noch im aktiven Dienst befindliche B52 Langstreckenbomber.

Aber auch der sogenannte Rosinenbomber, der damals die Luftbrücke nach Berlin am Ende des 2. Weltkrieges bildete und vielen Menschen das Leben rettete, war ausgestellt.

Zum Custer State Park mussten wir erst wieder bis zum Hotel zurück, dann die 16 runter und auf die 79 abbiegen, bis man nach Hermosa nach Westen auf die 36 abbiegt.

Im Custer State Park wollten wir diesmal die südliche Schleife abfahren, die sogenannte Wildlife Loop Road. Sie geht am Visitor Center nach Süden ab und hat zuerst hauptsächlich schöne Landschaft zu bieten.

Tiere sahen wir erstmal keine, warum sind wir dann auf der Wildlife Loop?

Das änderte sich schlagartig, als wir in die Nähe des Bison Centers kamen.

Hier frequentierten die sympathischen Dickhäuter mit dem weichen Fell zu Hauf die Straße und es dauerte eine Weile, bis wir uns zum Parkplatz vorgearbeitet hatten.

Im Center selbst wurden wir über alles informiert, was es rund um den Büffel zu wissen gibt: Dass versucht wird, aus verschiedenen genetischen Pools eine große Vielfalt an Genommaterial zur Zucht zu verwenden. Dass die Zahll der Tiere im Park zwischen 950 und 1400 liegt. Dass es einmal im Jahr (ausgerechnet nächstes Wochenende, wenn wir weg sind) ein großes Bison Roundup gibt, bei dem eine gewisse Anzahl an Tieren zu Pferd in Corrals getrieben wird (so wie es früher die Cowboys auch machten). Und dass die Tiere dann zu Preisen zwischen 900 und 2000 USD verkauft werden. Was die Besitzer dann damit machen, ist ihnen überlassen. Manche nutzen sie zum Aufzucht eigener Herden, andere verarbeiten sie zu Bison-Burgern weiter.

Wir wollten uns nicht daran beteiligen, solch unschuldige Augen beim Metzger zu sehen und holten unseren mitgebrachten Salat heraus, um ihn in der Picnic Area zu vertilgen.

Meine Göttergattin meinte noch: Lass uns die äußerste Bank nehmen, dann können wir die Büffel besser sehen.

Gesagt, getan. Aber als sie dann feststellte, dass a) zwischen den Tieren und uns keinerlei Zäune existierten und b) die Tiere langsam (ich würde nicht sagen, bedrohlich) immer näher kamen, schmeckte der Dame neben mir plötzlich der Salat nicht mehr und sie begann hektisch einzupacken.

Verstehe ich nicht. Schließlich sind Büffel Pflanzenfresser und meinen Salat hatte ich schon aufgegessen.

Wir unterhielten uns anschließend auf der sicheren Terrasse des Besucherzentrums (so sieht es übrigens von innen aus) mit ein paar Angestellten:

Und erfuhren so ganz nebenbei, was es mit den Mountain Goats auf sich hatte: Diese waren wohl für eine Art Streichelzoo angeschafft worden. Aber die Zäune hielten die Tiere für genau 1,5 Tage auf, dann waren sie ausgebüchst und vermehren sich jetzt in den Black Hills. Und wir hatten das Glück, sie zu sehen.

Irgendwann mussten wir weiter (ich hätte noch stundenlang die Büffel beobachten können) und setzten uns wieder auf die Loop Road. Kurze Zeit später die nächste Wildtiersichtung, hier sind sie also alle:

Wilde Esel, Burros, standen am Straßenrand. Und im Gegensatz zu den Bisons geht von ihnen offensichtlich keine Gefahr aus. Es stehen auch nirgendwo Schilder: Don’t feed the burros.

Genau das hatten die Viecher wohl auch mitbekommen und gelernt. D.h. wenn man dort mit einer offenen Fensterscheibe stehenbleibt, wird man sofort bedrängt. Andere Touristen stiegen aus und fütterten die Tiere.

Es geht weiter, am Straßenrand plötzlich wilde Truthähne, ziemlich scheu. Die wussten wahrscheinlich, dass ihre Artgenossen ab und zu bei uns auf der Speisekarte stehen.

Im Wald sichteten wir im Vorüberfahren immer wieder Dammwild, aber zu weit weg und zu gut verborgen, als dass ich zum Schuss gekommen wäre (natürlich mit der Kamera).

Aber dann, kurz vor einem Kamm, wieder ein Stau. Diesmal tummelten sich ein halbes Dutzend dieser hübschen Vierbeiner ohne große Scheu auf der Straße und hielten auch brav für das eine oder andere Foto still.

Jetzt geht es aber wieder ab ins Hotel. Eine Stunde veranschlagte das Navi. Immer schön vorsichtig fahren, sonst gibt es heute Abend doch noch Rehbraten. Aber ich konnte immer rechtzeitig bremsen, alles ging gut.

17.09.2023 – Yellowstone National Park, Teil 4

Heute bricht unser letzter vollständiger Tag im Yellowstone NP an. Es war eine sehr gute Entscheidung, diesem Park soviel Zeit zu widmen. Ohne Hetze, gemütlich durchfahren (geht sowieso nicht anders bei der Straßenführung und dem Verkehr) und die Landschaft genießen.

Für heute haben wir uns vorgenommen, noch einmal bis zum Old Faithful durchzufahren und auf dem Weg ein paar Geysir-Becken mitzunehmen, die bisher noch nicht den Weg in unser Repertoire gefunden haben.

Nachdem wir wie üblich am Madison River in den Morgen fuhren – Quincy hatte anscheinend noch immer Wochende – bogen wir an der Madison Junction auf die 191 Richtung Süden ab, um kurze Zeit später rechts ab erneut die zwei Meilen lange Firehole Canyon Road zu durchfahren. Nötig wäre es nicht gewesen, die Fälle lagen wieder im Schatten. Aber manchmal weiß man ja nicht, wozu etwas gut ist. Jedenfalls stoppte mich die Chefornithologin neben mir mit dem Ausruf: Sofort rechts ranfahren. Wer den Weg kennt, weiß, dass das kein ungefährliches Unterfangen ist. Neben der Straße geht es steil einige zig Meter nach unten. Aber ich fand eine etwas breitere Stelle, wo ich unseren Dicken gefahrlos abstellen konnte und der Verkehr konnte auch noch passieren.

Der Grund für unseren Stop: Quasi auf Augenhöhe befand sich im Wipfel eines Baumes ein Nest mit einem jugendlichen Fischadler (Osprey). Und dieser quieckte ganz erbärmlich, als wäre er schon wochenlang alleine gelassen worden. Im Gegensatz zu ihm übten wir uns in Geduld, Stativ aufgestellt, die Dicke Berta an die Kamera geflanscht und gewartet.

Und irgendwann kam dann ein Elternteil und brachte dem Nachwuchs einen Fisch vorbei. Danach verzog er sich in einen nicht allzuweit entfernten Baum.

Aber wer jetzt denkt, dass das Gequieke aufgehört hätte, der irrt sich. Man konnte aus den Lauten ganz deutlich heraushören: Was soll ich mit einem ganzen Fisch? Bisher habe ich auch immer nur Hochgewürgtes bekommen. Das will ich jetzt auch wieder. Aber der Fischlieferant zeigte sich davon komplett unbeeindruckt, als wolle er sagen: Kind, du bist jetzt alt genug: Iss den Fisch, damit du groß und stark wirst. Und wie um ihm zu zeigen, dass es von den Eltern diesbezüglich keine Hilfe gibt, verschwand der erwachsene Vogel und Junior musste sich zwangsläufig selbst über den Fisch hermachen.

Bevor das bei uns auch Hungergefühle weckte, machten wir uns lieber auf den Weg.

Wenige Meilen weiter südlich kamen wir dann an das Midway Geyser Basin. Dort hatte uns die Rangerin beim letzten Besuch weggescheucht. Diesmal hatten wir mehr Glück. Von der Abbiegespur bis in eine Parkbucht brauchten wir nur ca. 20 Minuten.

Wir wanderten zur Brücke über den Firehole River. Dampfende Ufer auf der anderen Seite, die Ausflüsse der vielen Geysire, die sich auf dem Plateau befinden.

Dann ging es auf den Holzbohlensteg zuerst zum Excelsior Geyser Crater, schön in blau gehalten, die Dampfschwaden trieben zum Glück von uns weg.

Die nächste Quelle war die Grand Prismatic Spring, die wir vor einigen Tagen schon von oben gesehen hatten. Und es stimmt, von unten macht sie nicht soviel her. Gut, dass wir den Berg raufgekrabbelt sind.

Last, but not least besichtigten wir den Opal Pool, farblich ein absolutes Highlight.

Wieder zurück, wollte meine Göttergattin ein stilles Örtchen aufsuchen. Ich machte es mir auf der Ladefläche bequem und suchte den Himmel nach Vögeln ab. Und schon nach kurzer Zeit kam Mama Osprey (oder war es Papa Osprey?) vorbei, um für den Nachwuchs ein wenig Fisch zu organisieren.

Die Kamera fing den Vogel nahezu perfekt ein.

Es ging weiter nach Süden. Nächster Halt vor Old Faithful (gibt es da eigenlich Nachwuchs in Form von Young Faithful?) war das Black Sand Basin.

Klein und gemütlich gibt es nur einen kurzen Trail, der aber mit hübschen Attraktionen gespickt ist.

Zum einen eine Dauerspringquelle,

aber auch farbenprächtige Pools.

Am Ende liegt dann der Emerald Pool.

Schnell waren wir wieder im Auto, fuhren zur Old Faithful Region und suchten uns einen Parkplatz. Wann ist der nächste Ausbruch? Kriegen wir den mit? Müssen wir lange warten? Wir sahen schon, wie einige Menschen in großer Hast auf den Halbkreis mit den Bänken zustrebten. Aber über dieses Alter bin ich hinaus. Außerdem weiß ich (vom letzten Mal), dass es gar nicht nötig ist, sich einen Platz auf einer der Bänke zu reservieren. Wir hatten auch gar keine Handtücher dabei, um sie wie gute Deutsche dort zu platzieren. Nein, man geht einfach durch die Bankreihen durch und setzt sich auf die Bohlenkante. Dort stört man niemanden und sitzt trotzdem ganz vorne.

Wir mussten nur ca. 10 Minuten warten, als der Geysir hochging. Zuverlässig wie immer.

Rund um den Old Faithful gibt es noch einige andere heiße und Springquellen, die wir beim letzten Mal außer acht lassen mussten. Am Ende des Weges (ausgeschildert mit 4,4 km Rundweg) liegt der Morning Glory Pool.

Aber der Weg dahin ist schon ein Highlight. Schön am Firehole River entlang liegt als erstes der Sawmill Geyser. Schön springt das Wasser der Sonne entgegen.

Dann liegt rechts des Weges der Beauty Pool, Erklärungen für den Namen erübrigen sich.

Und schließlich am Ende des Weges der Morning Glory Pool. Passenderweise steht auf einem Schild: Faded Glory Pool. Dumme Menschen haben allerlei Gegenstände in die Quelle geworfen. Und die Reaktionen mit den verschiedenen Metallen mit dem sauren Milieu haben eine kräftige Farbveränderung bewirkt.

Aber schön ist er trotzdem noch.

Auf dem Rückweg trafen wir dann noch auf den Doublet Pool

und kurz danach auf ein kleines Skipmunk, welches sich durch einen aufdringlichen Fotografen nicht stören ließ – solange ich nicht an sein Futter wollte.

Es war mittlerweile 16.30 und wir beschlossen, keine weiteren Attraktionen mehr anzufahren. Schließlich muss ich noch reichlich Bilder auswerten.

Auf dem Weg zur Madison Junction trafen wir dann wieder auf Quincy, er hatte von der Parkverwaltung eine andere Region zugeteilt bekommen – wie er uns auf Nachfrage bestätigte.

Wieder mal: Was für ein Tag.

14.09.2023 – Yellowstone Nationalpark, Teil 1

Heute fahren wir ganz bewusst in den Yellowstone NP ein. Wir haben uns in West Yellowstone fünf Nächte einquartiert, damit wir den Park endlich mal in Ruhe erkunden können.

Das Frühstück war gut, der Frühstücksraum zwar ziemlich klein, aber das Personal freundlich und die angebotenen Speisen fanden auch unseren Geschmack. Als ich nachfragte, ob ich unsere Coffee Mugs auffüllen dürfte, strömte die Dame an der Rezeption fast über vor Begeisterung und Freundlichkeit: Natürlich, Kaffee, soviel ich mag. Also sorgte ich für einen entsprechenden Koffeinschub für einen Teil der Fahrt. Das Debakel von gestern passiert mir nicht nochmal.

Dann ging es auf die Piste. Nur etwa 3 Meilen vom Hotel entfernt ist schon das Gate zum Park. Die Schlangen hielten sich in Grenzen und wir waren schnell drin.

Was erwartet uns? Zuerst mal dichter Nebel. Man konnte die Hand vor Augen nicht erkennen, aber da hatte ich sie ja auch nicht. Das kann ja (hoffentlich) heiter werden.

Die 191 nach Osten führt bis zur Madison Junction immer schön am Madison River entlang. Logisch, dass man sich dort schon die Augen aus dem Kopf starrt, um die lang ersehnen Elche (Moose) zu sehen.

Der Nebel hatte am Fluss ein wenig aufgeklart und der Wetterbericht versprach noch mehr Besserung.

An der Madison Junction bogen wir nach Süden ab, weiter auf der 191 bleibend, um kurz danach in die Firehole Canyon Road abzubiegen. Dies ist eine Parallelstraße, die direkt an den Firehole Falls vorbeiführt.

Der Nebel hatte sich wieder zugezogen, aber bis zu den Fällen reichte die Sicht zum Glück noch.

Wieder auf der Hauptstraße, brach sich die Sonne den Weg durch die Wolken, aber der Kaffee vom Frühstück drängte mit Macht nach draußen. Und während ich auf meine Göttergattin wartete, konnte ich diesen hübschen Vogel ganz aus der Nähe auf die Platte bannen.

Kurz vor dem Fountain Paintpot ergab sich die Gelegenheit, die dampfenden Solfataren vor dem blauen Himmel und dem gelben Gras und einer Bisonherde im Vordergrund abzulichten.

Auf dem Parkplatz der Fountain Paintpot ließ sich recht schnell ein Parkplatz ergattern und wir drehten eine Runde um die Schlammlöcher, die nebenbei auch nicht angenehm rochen.

Eine Libelle hatte es sich auf dem Weg gemütlich gemacht und hatte sich für die Fotografen in Pose gesetzt.

Weiter geht es. Meine Göttergattin wollte unbedingt zur Grand Prismatic Spring, aber diese nicht aus nächster Nähe, sondern von oben betrachten.

Also reihten wir uns in die Schlange derer ein, die auf den Parkplatz zu dieser Attraktion wollten. Gerade bevor es reinging, kam ein Parkranger angelaufen und machte uns einen Strich durch die Rechnung: Der Parkplatz ist voll, hier kommt keiner mehr drauf. Also etwas missgelaunt weiterfahren zum nächsten Parkplatz, dem für die Fairy Falls.

Hier hatten wir mehr Glück, ich quetschte unseren Dicken rückwärts in eine mir passend erscheinende Lücke und wir machten uns auf die Wanderung.

Zuerst über den Fluss

an einem schönen Blue Hole vorbei zog sich der Weg in die Länge.

Irgendwann stand dann ein Schild da: Zum Prismatic Spring Overlook. Damit hatten wir nicht gerechnet. OK, der Weg bergauf brachte uns ein wenig ins Keuchen, aber der Anblick der Quelle von oben machte das mehr als wett.

Nächstes Ziel war Old Faithful, ein regelmäßig springender Geysir. Wobei man mal erwähnen sollte, dass alle Geysire dieser Welt ihren Namen von einer Springquelle in Island haben. Diese hat(te) den Namen Gesyir. Der Namensgeber auf der Insel im Nordatlantik ist mittlerweile erloschen, seinen Job dort hat eine Quelle namens Strokkur übernommen.

In einem riesigen Halbkreis waren in drei Reihen Bänke aufgestellt. Wir hatten das Glück, in der ersten Reihe eine Bank mit zwei anderen Besucherinnen zu teilen. Und dann heißt es warten. Old Faithful springt ca. alle 90 Minuten. Wie wir hinterher erfuhren, steht die Information zu seinem Springplan im Visitorcenter. Irgendwann kam eine Parkrangerin vorbei und rief wie ein Nachtwächter überall aus: Nächster Ausbruch: 15.05 Uhr. Das lässt mir genug Zeit, unsere Futtertasche zu holen und bis zur Eruptuion ein wenig zu essen.

Halbwegs pünktlich trat Old Faithful in Aktion, allerdings in meinen Augen wenig spektakulär. Ich hatte schon höhere Ausbrüche in Erinnerung.

Ein Stück hinter dem Halbkreis steht das Old Faithful Inn, ein komplett aus Holz gebautes Hotel für die gut betuchten Besucher. Ist übrigens ein Jahr vorher ausgebucht.

Innen kann man die fantastische Holzkonstruktion sehen, die heute gar nicht oder nur mit unendlichen Kosten rekonstruiert werden könnte.

Weiter ging es zum Mud Volcano, wo wir einen schönen Rundweg liefen.

Dieser begann am Dragon’s mouth spring. Die Sonne ging langsam auf den Horizont zu und wir genossen den Weg, den Gestank allerdings weniger.

Zum Schluss sahen wir noch den Mud Caldron,

bis es zum Hayden Valley ging. Das Tal ist für seine großen Tierpopulationen bekannt.

Auch hier konnten wir Büffel aus der Nähe betrachten, mittlerweile nichts Neues für uns. Werde bei der Parkverwaltung mal Elche und Adler bestellen.

Kurz bevor es dann bei Canyon Village wieder nach Westen ging, statteten wir noch dem Grand Canyon of the Yellowstone einen kurzen Besuch ab.

Die Fälle liegen um die Uhrzeit im Schatten,

wir werden morgen früh wiederkommen.

Dann ab auf die Piste in Richtung West Yellowstone. Immer wieder Schlangen, die sich lange hinzogen, vermutlich, weil mal wieder ein Büffel über die Straße zockelte.

Als wir dann auf dem letzten Stück zwischen Madison Junction und West Yellowstone waren, dunkelte es schon ein wenig und wir standen wieder in der Schlange. Endlich waren alle Autos vor uns weg, nur ein Büffel schlich ganz gemütlich schräg von links nach rechts über die Straße. Diese Gemütsruhe möchte ich haben. Aber mal eben überholen ist da verboten.

Meine Göttergattin stieß mich an: Los, fotografier ihn. Ich antwortete: Möchtest Du wirklich, dass ich auf meiner Webseite und in den sozialen Medien ein Büffelhinterteil mit deutlich sichtbarem Gehänge poste?

Zack, danach war Ruhe.

Und irgendwann waren wir dann auch zu Hause. Mal wieder ein toller Tag.

 

13.09.2023 – Von Moran nach West Yellowstone

Howdy Gents and Cowgirls,

die erste Nacht auf einer Ranch geschlafen. Erstaunlich gut. Aber was steht uns jetzt bevor? Katzenwäsche am Wassertrog? Wie die ganzen anderen Gäste, die im Planwagen genächtigt haben? Wir trafen einen dieser Vertreter, als sich dieser aus den Planen schälte. Es wäre wegen der Kälte gar nicht so schlimm gewesen, es gibt ein elektrisches Heizöfchen in der Holz- und Planensuite. Also was für Weicheier und nichts für echte Cowboys. Hatten wir auch im Zimmer, aber so weich sind wir nun doch nicht. Eigentlich haben wir den Lüfter aber aus nur Angst vor dem Lärm ausgelassen.

Es gab unter unserer Dusche heißes Wasser, eine Wohltat am frühen Morgen.

Das erste Highlight steht direkt bevor: Die Pferdeherde, die gestern ins Flusstal zum Weiden getrieben worden war, kam jetzt wieder in die Koppel.

Wir stellten uns etwas oberhalb des Weges hin und konnten aus nächster Nähe das Schauspiel (für Stadtmenschen wie uns schon aufregend) aus allernächster Nähe beobachten.

Für das Frühstück hatten wir uns etwas besonderes einfallen lassen: Karin vernichtete zwei Erdnussriegel, ich bauchte derer drei ein. Zusammen mit einem guten Schluck Cola ein reichhaltiges und nahrhaftes Frühstück, was zumindest den Magnesiumbedarf des Tages deckt.

Bevor wir losfuhren, zeigten sich die Tetons im allerschönsten Morgenlicht. So hatte ich es mir vorgestellt.

Es ging über die Moran Entrance Station in Richtung Oxbow Bend. Das Bild von gestern ließ sich nicht ganz so reproduzieren, zu dramatisch hingen die Wolken bis tief in die Berge.

Wir wollten heute die “östliche” Route nach Norden fahren und mussten logischerweise dazu erstmal nach Süden. Dies geschah auf der gleichen Strecke wie gestern, nur in umgekehrter Richtung. Die Jenny Lake Loop nahmen wir nochmal mit, diesmal war der Parkplatz deutlich leerer. Muss am Wetter und an der Uhrzeit liegen.

Dafür kann man sich den schönsten Fotopunkt aussuchen.

Am Jenny Lake Visitor Center musste ich mein doch etwas mageres Frühstück etwas aufbohren und füllte mir für nur 4,5 USD unsere Kaffeekanne mit Kaffee. Muss uns den Rest des Tages wachhalten (tat es aber nicht).

Als wir an der Moose Junction (übrigens kein einziges Moose zu sehen, die müssen die Kreuzung unbedingt umbenennen) dann auf die 89 nach Norden eingebogen waren, ging es kurze Zeit später in östlicher Richtung ca. eine Meile zur “Mormon Row”. Das ist eine Ansammlung von Gebäuden und Scheunen, die allesamt von Mitgliedern der Familie Moulton erbaut und bewirtschaftet wurden. Und da die Mormonen ja für kinderreiche Familien bekannt sind, hat es auch nie an Arbeitskräften gemangelt. Bekannt ist vor allem diese Scheune der T.A. Moulton, die mit den Bergen im Hintergrund ein häufig fotografiertes Motiv ist.

Weiter ging es zum Schwabacher Landing, einer seichten Stelle im Snake River, die wohl früher zum Überqueren des Flusses genutzt wurden.

Träge mäandert der Snake durch die Botanik, die bunten Bäume bilden einen herrlichen Vordergrund zu den Bergen, die auch verhangen nicht weniger majestätisch aussehen.

Am Willow Flats Overlook machten wir dann einen weiteren Fotostop verbunden mit einem kleinen Nickerchen, irgendwie wirkte der Kaffee nicht so richtig und bei uns beiden war gerade der Ofen aus.

Am Elk Flat Ranch turnout die erste Bison-Herde. Ziemlich weit weg, aber ich mach mal ein Foto, wer weiß, wann wir wieder welche vor die Linse bekommen.

Das nächste Ziel war die Colter Bay, eine riesige Ansammlung von touristischen Outdoor-Attraktivitäten. Uns interessierte diese stille Stelle des Sees, wo wir einen Augenblick gut abschalten konnten.

Weiter nach Norden ging es aus dem Park raus auf den John D. Rockefeller Parkway, welcher den Grand Teton NP mit dem Yellowstone Nationalpark verbindet.

Auf halber Strecke dazwischen geht nach Westen eine Straße zur Flagg Ranch ab, die, wenn man sie durchfährt, bis nach Idaho führt. Das brauchten wir gerade nicht, aber wir fuhren trotzdem ein Stückchen auf der gut gepavten Dirtroad bis zu einem freien Campground. Diesen hatten wir vor ca. 20 Jahren schon einmal mit dem Wohnmobil besucht und uns dort sehr wohl gefühlt.

Einer der Camper, mit dem wir ins Gespräch kamen, erzählte uns, dass diese Gegend voll mit Elchen, Bären und anderen Viechern sei. Die wir natürlich nicht zu sehen bekamen.

Aber wir konnten zumindest die wunderschöne und absolut friedliche Landschaft einen Augenblick genießen, bevor es weiter in Richtung Yellowstone ging.

Dieser Park ist der älteste Nationalpark der USA (Gründung 1.3.1872) und umfasst in etwa die Größe des Saarlands. Besonders für ihn sind die vielen Thermalquellen und der außergewöhnliche Reichtum an Tieren. Bisons, Elche und auch Bären werden hier häufiger als anderswo gesichtet.

Die Straßen im Yellowstone lassen sich am besten in Form einer 8 beschreiben. Wir kamen am unteren Ende an und fuhren die linke Schleife bis zu Mitte rauf.

Als erste Attraktion fällt der Lewis Canyon auf. Direkt neben der Straße fällt das Gelände steil nach unten ab und meine Göttergattin wäre aus dem Quietschen gar nicht mehr rausgekommen, wenn der Rest nicht so faszinierend gewesen wäre.

Aber damit hatte es sich auch schon mit attraktiver Landschaft fürs erste. Wenn man nicht gerade an heißen Quellen vorbeifährt, wo es aus der Erde dampft, ist die Fahrstrecke durch den Wald eher langweilig.

Als dann die Bäume zurücktraten und die offenen Wiesen sichtbar wurden, wurden wir beide wieder wacher. Besonders wenn am Straßenrand Schilder stehen: Nicht am Straßenrand stehen oder parken. Das weist normalerweise darauf hin, dass dort Viecher – also Bären, Bisons oder Elche – zu sehen sind. Man sollte dann Turnouts benutzen. Aber da diese meisten entweder voll oder nicht anwesend sind, macht man das beste aus der Situation: Man stellt sich nicht an den Straßenrand, sondern bleibt direkt auf der Straße stehen, um zu gucken. Das weist die hinter einem Fahrenden direkt auf einen “Point of Interest” hin und er kann schonmal die Kamera rausholen. Eine solche Situation erlebten wir hier auch. Nur mit dem großen Vorteil, dass in einem Turnout gerade ein Platz frei wurde. Links und rechts Bisons in nicht allzugroßer Entfernung.

Nachdem ich ein paar Fotos geschossen hatte, stellte ich die Kamera auf Video und versuchte mich an dieser Technik. Blöd nur, wenn einem ständig die vorbeifahrenden Wagen die Sicht versperren. Aber wozu haben wir einen Truck? Ab auf die Ladefläche und schon ist die Sicht zu 99% besser. Und ich bin auch noch weiter von den Hörnern der Viecher entfernt, sollten sie sich für unser Auto interessieren (was nicht der Fall war).

Genug gebüffelt, das Wetter wurde schlechter, wir kamen in einen Hagelschauer, so dass wir alle weiteren Attraktivitäten am Wegesrand sich selbst überließen und direkt das Hotel ansteuerten.

Wir bezogen unser Zimmer – gefällt uns gut – und begaben uns eingedenk des ausgefallenen Frühstück zu einer Fleischpattie-Kette mit einem goldenen M.

Danach noch im Supermarkt Vorräte ergänzen – hier ist alles ca. 2 USD teurer – und dann ab ins Hotel, den Abend ausklingen lassen.

Ein aufregender Tag.

Gefahrene Meilen heute: 162.