Die Nacht war angenehm und wir wurden (ich mit einer kleinen Melatonin-Hilfe) erst gegen sechs Uhr wach.
Da dieses Hotel – wie alle anderen in Reno auch – kein Frühstück anbietet, war es gut, dass wir vorgesorgt hatten. Überbackenes Baquette von Costco mit Turkey Bacon und Käse, das kann mit jedem Hotel-Frühstück problemlos mithalten.
Dazu dieser Ausblick. Was kann das Hotel-Leben schöneres bieten?
Heute geht es zum Lake Tahoe. Dazu eine kleine Unterrichststunde: Tahoe wird auf der ersten Silbe betont. Daher nicht Tahoe, sondern Tahoe. OK? Bekanntheit hatte der genau auf der Grenze von Kalifornien und Nevada liegende See durch die 1989 stattgefundenen Winterspiele erlangt. Seine Tiefe (501 m) und das extrem blaue Wasser sind immer wieder Anziehungspunkt für Millionen von Touristen. Auch wir hatten schon verschiedene Anläufe unternommen, um etwas von der Schönheit dieser Pfütze mitzubekommen. In Erinnerung geblieben sind mir ein Besuch, als wir mit den Kindern und Wohnmobil bei Eisregen durch die am südlichen Rand liegende Stadt Stateline fuhren und das andere Mal, als wir im strömenden Regen einen geschlossenen McDonalds entern wollten.
Heute war uns der Wettergott wohlgesonnen, auf nach Süden von Reno aus. Zwischendurch einen Abstecher nach Costco in Carson City machen (liegt direkt auf dem Weg) und den Tank vorsichtshalber füllen. Dort kostet der Sprit fast einen Dollar weniger als fast überall ringsherum. Dann geht es über die 50 in die Berge und wir sehen den See erstmalig auf mittlerer Höhe des Ostufers. Tiefblau zieht sich die Wasseroberfläche, so weit das Auge reicht.
Wir quälen uns durch Stateline (ist auch bei gutem Wetter nicht besser) und machen uns auf den Weg zum berühmtesten Teil, der Emerald Bay. Wie es Berühmtheiten so an sich haben, sind sie gut besucht und dieser Teil machte auch keine Ausnahme. Auf den Parkplatz passen vielleicht 40 Autos und um 11 Uhr waren diese alle belegt. Zuerst versuchten wir, den nächsten freien Platz einfach auszustehen, aber ein Parkranger meinte: keep moving. Also drehten wir langsam Runde um Runde, bis wir nach ca. 20 Minuten (gefühlt 2,5 Stunden) endlich eine Parkbucht ergattern konnten.
Nun nur noch ein Tagesticket für 10 USD lösen (gilt für alle Stateparks am See für diesen Tag) und schön können wir uns an der Bucht ergötzen.
Der Weg nach unten zum See ist mit ca. einer Meile ausgeschildert. In ein paar sanften Kehren geht es nach unten.
Auf der Route gibt immer wieder andere Ausblicke auf die einzige Insel im Lake Tahoe, welche Fanette Island genannt wird. Dort steht eine Ruine mit Namen „Teehaus“, welche von Lora Josephine Knight, der ehemaligen Besitzerin von Vikingsholm, errichtet wurde.
Unten angekommen fällt als erstes ein großes Gebäude auf: Vikingsholm. Es wurde vor fast 100 Jahr von eben jener Dame errichtet, im nordischen Stil mit dortigen Baumethoden, aber lokalen Materialien.
Heute kann man eine Führung für ca. 17 USD pro Person mitmachen. Ich fragte eine der Führerinnen, ob irgendwo eine Plakette „sponsored by IKEA“ stände, aber das wäre nicht so.
Interessant ist auch, dass ein Teil des Hauses mit Grassoden gedeckt ist, also einer Technik, die bei uns auch langsam wieder Einzug hält. Das wussten die vor 100 Jahren schon.
Wenn man sich dann dem See zuwendet, kann man auch abseits der Bootsverleihe die Ruhe am blauen Wasser genießen.
Wir ließen uns auf einer Bank nieder und genossen ein paar mitgebrachte Snacks.
Und ließen die Ruhe und ein paar Boote an uns vorbeiziehen.
Die nächste Attraktion sollten die Lower Eagle Falls sein. Etwa eine Viertel Meile geht es bergauf, bis man dann vor im Frühjahr bestimmt sehr schönen, aber zur Zeit nur sehr dürftigen Wasserfällen steht.
Da lohnen sich die Upper Falls auch nicht mehr. Also machten wir uns auf den Rückweg, immer schön langsam und bergauf. Denn die Höhe von ca. 2000 Metern machte sich bei meiner Göttergattin langsam bemerkbar.
Aber man sieht es ihr nicht an.
Oben angekommen Beratung, was tun?
Wir beschlossen, am Westufer des Sees entlang zu fahren und bei einer geeigneten Stelle ans Wasser zu gelangen. Selbiges ist gar nicht so leicht, da entweder Steilküste, Privateigentum oder kommerzielle Institutionen das Ufer für sich eingenommen haben.
Schließlich gelangten wir zum Sugar Pine Point Statepark, den wir mit unserer Parkplakette auch befahren durften.
Wir suchten uns ein stilles Stückchen See und genossen die heranplätschernden Wellen.
Ein Touristen-Schaufelraddampfer kam vorbeigecruist,
aber ansonsten war es sehr ruhig dort.
Noch ist es früh am Tag und noch durchströmt uns ein wenig Restenergie. Wir schwingen uns in unsere Black Beauty, um die Reno-Arch zu besuchen. Das ist ein Torbogen, der ein Wahrzeichen der Stadt ist. Wir kommen über Truckee und den Interstate 80 nach Reno rein.
Aber als es dann auf der Hauptstraße in Richtung des Bogens geht, Straßensperren an allen Ecken und Kanten: Straßenfest in Downtown.
So weit reicht unsere Energie dann doch nicht, dass ich mich mit dem Dicken in ein Parkhaus quetsche. Wir geben das Hotel in unser Navi ein und sind dann doch froh, in relativer Ruhe das Abendessen genießen zu können. Aber es war ein toller Tag.