23.09.2024 – 17 Mile-Drive

Guten Morgen Monterey.

Nach dem gestrigen nebulösen Tag war ich nicht erstaunt, mit dem gleichen grauen Himmel wieder begrüßt zu werden. Aber auch mit der Hoffnung, dass sich das im Laufe einiger weniger Stunden ändern wird. Plan für den heutigen Tag: Eine Wal-Sichtungs-Tour buchen und dann den berühmten 17-Mile-Drive zu fahren.

Zu ersterem mussten wir erstmal zu Fishermans Warf fahren, um über den Pier zu einem der Tourveranstalter zu gelangen.

Da wir den Nebel im Zimmer einfach ausgesessen hatten, kamen wir bei schönstem Wetter auf dem Pier an. Erstmal ein Parkticket ziehen und dann gemütlich über die Holzplanken an den gesamten Andenkenläden, Fressbuden und was sonst noch da rum steht, vorbeilatschen.

Am Ende lag dann einer der vielen Waltouren-Veranstalter. Wir hatten uns für diesen entschieden, weil a) die freundliche Dame an der Rezeption ihn empfohlen hatte und b) weil diese Touren von Meeresbiologen und -studenten durchgeführt werden, die entsprechende Achtung von den Tieren haben und die notwendigen Abstände halten. Pro Person bekamen wir aufgrund eines Gutscheins noch 10 USD/Person nachgelassen. Auf dem Pier selbst eine mächtige Geräuschkulisse und dazu passende Geruchsbelästigung: Sealions trampelten sich an den Stegen auf die Flossen.

Da unsere Parkuhr noch etwas Zeit übrig hatte, spazierten wir ein wenig am Hafen entlang.

Dort tummeln sich die putzigen Meeressäuger und belustigen die nicht zahlenden Zuschauer.

Auch Pelikane stehen majestätisch – oder sollte ich sagen, gelangweilt? – auf den Felsen rum, als könne sie das Gegröle der pelzigen Säuger überhaupt nicht belasten.

Die Ruhe möchte ich haben.

Anschließend machten wir uns auf den Weg an der Küste entlang. Zuerst durch die Cannery Row, bekannt durch John Steinbecks “Straße der Ölsardinen” und dann vorbei am Lovers Point und den felsigen Stränden vor Pacific Grove bis zum Gate des 17 Mile Drive. Dieser ist kostenpflichtig und wir entrichteten den Straßenzoll von 12 USD.

Es geht zuerst zum Moss Beach. Durch unsere Trödelei und den Ticketkauf ist es mittlerweile Mittag geworden und wir richten die Ladefläche unseres Trucks für ein Päuschen ein.

Dann, aus den Augenwinkeln eine ungewohnte “Bewegung”. Weit hinten auf dem Wasser “Spritzer”, die nicht einem Boot ähneln. Wale. Was für welche? Keine Ahnung. Also hole ich die Dicke Berta raus und versuche, den einen oder anderen Schuss zu erreichen.

Hinterher bei der Entwicklung und Postproduktion kann man wage erkennen, dass es sich vermutlich um einen Humpback Wal gehandelt hat, der dort solche Kapriolen im Wasser vollführt hat. Ich hoffe, dass wir morgen deutlich näher rankommen.

Am Joe Vista Point machen wir wieder einen Stop, um die herrlich wilde Küste auf uns einwirken zu lassen.

Sowohl in die eine als auch in die andere Richtung.

Und selbst wenn man sich umdreht und nach hinten schaut, sieht man einen der vielen wunderschön angelegten Golfplätze, die schon die berühmtesten Spieler wie z.B. Tiger Woods gesehen haben.

An einem Turnout hinter dem China Rock Vista Point sehen wir Felsen, die gar nicht chinesisch aussehen,

aber dafür tummeln sich mehrere Otter im Wasser. Einer hält einen Stein zwischen den Pfoten und lässt sich in den Tangwäldern treiben, als gäbe es kein Morgen. Ein süßer Anblick.

Davon total ungerührt ziehen viele Pelikane von links nach rechts und umgekehrt. Wahrscheinlich haben sie dieses Schauspiel schon öfters gesehen.

Dann kommen wir zu berümtesten Attraktion des Drives: Der Lonely Cypress. Einsam steht sie auf einem Felsen, der mittlerweile schon untermauert wurde, damit diese Attraktion noch lange bestehen bleibt. Mit Seilen wird sie abgesichert, damit sie weder geklaut noch von einem Wintersturm weggeweht wird. Wir alle kennen diesen markanten Baum bei Sonnenschein. Aber wer hat ihn schon einmal bei Küstennebel gezeigt? Eben keiner. Und das ist jetzt eine der wenigen Gelegenheiten, dieses Bild auf sich wirken zu lassen.

Etwas weiter an Küste entlang stehen die Ghost Trees des Pescadero Points an der Straße. Mir kommt als erstes der Gespensterwald in Nienhagen in McPom in den Sinn, aber eine Ähnlichkeit gibt es da nicht.

Wir fahren den Drive weiter, aber da er sich ins Landesinnere bewegt, sind außer teuren Villen für die Reichen und Schönen nur noch Bäume in Wäldern zu sehen. Unterbrochen von dem einen oder anderen Golfplatz.

Wir kehren zur Küste zurück und begrüßen die Sonne. Der Nebel hatte sich ausschließlich an diesem kleine Stück breit gemacht.

Am Fan Shell Beach Lookout kann man deutlich sehen, wie sich die Erbsensuppe vom Wasser ins Landesinnere bewegt.

Wieder ein Stück weiter Richtung Monterey machen wir am Bird Rock Vista Point Halt, um eine Art von Abendessen bei guter Aussicht zu genießen.

Wir bekommen schnell Zaungäste, die anscheinend darauf trainiert sind, schnell zuzuschnappen, wenn was runterfällt.

Und obwohl auf großen Schildern “nicht füttern” steht, sind einige Touristen des Lesens offensichtlich unkundig und halten den Tieren doch etwas hin.

Na ja, wir wissen nicht, wie man abgebissene Finger behandelt. Komplett ungerührt von diesen Fütterungsaktionen sind die pelzigen Meeressäuger gegenüber auf den Felsen. Wobei wir uns fragen, wie die da wohl raufgekommen sind. Ob es einen Aufzug auf der Rückseite gibt?

Langsam steht die Sonne tiefer und wir brauchen dann doch noch bis deutlich nach 18 Uhr, bis wir im Hotel angekommen sind. What a day.