Man macht nur einmal einen Plan. Und den ändert man, bis er passt.
Aber fangen wir vorne an. Wir hatten trotz (oder wegen?) der harten Betten gut geschlafen und gingen ausgeruht zum Frühstück. Dieses wurde – wie in diesem Hotel üblich, an einer Theke von einem freundlichen und gut gelaunten Bediensteten ausgeschenkt.
Kaffee aus Porzellantassen, Porzellanteller und Metallbesteck, das hatten wir in diesem Urlaub noch nicht. Üblicherweise poste ich ja mein Essen nicht im Netz, aber hier ist es eine Erwähnung wert.
Zum heutigen Plan: Es war angedacht, zum Hetch Hetchy Reservoir zu fahren, um dort die Wapama Falls zu besichtigen. Leider erfuhren wir über das Internet, dass diese komplett ausgetrocknet seien. Und nur für das Reservoir 2,5 Stunden zu fahren, erschien uns dann doch ein wenig übertrieben.
Das geht also schonmal nicht. Als Alternativplan Nummer 1 gibt es noch den Sentinel Dome, eine merkwürdige Erhebung inmitten der Berge, die man aber problemlos und ohne schwindelig zu werden, raufkraxeln kann. Der Parkplatz war der gleiche wie gestern zum Taft Point. Nur eines war anders: Der Wochentag.
Heute, Samstag, sind viele andere Reisende unterwegs.
Wir verlassen relativ zeitig unsere Herberge
und machen uns auf den Weg in die Berge. Ca. 17 Meilen gewundene Bergstraße mit einem Maximaltempo von 35 mph kosten ihren Zeit. Und so stehen wir SCHON um 9.17 Uhr am Gate zum Yosemite National Park. Bzw. wir stehen in der Schlange mit vielen anderen.
Ca. 47 Minuten dauerte es, bis wir unser spezielles Permit, den Nationalpark Pass und den Ausweis vorzeigen konnten. Ob die Ranger in dem Bus vor uns jedem einzelnen eine Karte verkauft haben?
Kurz hinter Wawona (mit eigenem Golfplatz, das braucht der Amerikaner) biegen wir auf die Glacier Point Road ab. Nach weiteren ca. 11 Meilen kommen die beiden Parkplätze in Sicht. Und, oh Wunder, alles rappelvoll. Selbst mit meinen Parkkünsten hätte ich mich nirgendwo legal hinstellen können.
Kommen wir also zu Plan b). Vom Glacier Point aus geht angeblich auch ein Trail zum Sentinel Dome. Und dort wissen wir, sind viele Parkplätze, von denen immer welche frei werden. Wenn wir es denn schaffen, erstmalig einen zu bekommen. Denn gerade als wir dort ankommen, blockiert ein Abschleppwagen in Aktion die gesamte Straße. Abreisende können nicht raus, wir können nicht in eine Parklücke. Ob es ein defekter oder illegal geparkter Wagen war, wir wissen es nicht.
Schließlich quetschen wir unsere Black Beauty in eine hinreichend große Lücke und beschließen, erstmal in Ruhe den Glacier Point zu besichtigen.
Da gibt es einen kleinen – auch rollstuhlgängigen – Weg, der am Endpunkt den Blick in beide Seiten des Tals freigibt.
Aber keine Angst, es ist alles gut abgesichert. Man kann übrigens auch von dort aus ca. vier Meilen ins Tal runterlaufen (bzw. raufsteigen), muss es aber nicht.
Dann suchen wir den Trailhead zum Sentinel Dome. Der ist schnell gefunden, es sind auch nur 1,3 Meilen. Aber dieses nur bergauf. Wir beschließen, dass das aufgrund unsere jetzt schon erlangten Höhe inkompatibel ist, zumal wir auf den Dome ja auch noch raufkraxeln müssten.
Wir versuchen unser Glück lieber noch einmal auf einem der anderen Parkplätze. Nachdem wir ca. 15 Minuten in der Sonne gebraten haben und sich kein Auto bequemte, uns einen Platz freizumachen, beschlossen wir, zu Plan C überzugehen:
Wir fahren ins Tal und schauen uns da um. Vielleicht laufen wir sogar anfänglich den Weg zu den Vernal Falls.
Auf dem Weg nach unten machen wir an einem Aussichtspunkt einen Stop und können gerade noch sehen, wie ein Raubvogel etwas Atzung von der Straße aufliest und wieder verschwindet. In der Hoffnung, diesen wiederzusehen, warten wir und starren in den Himmel und die Landschaft.
Das einzige, was sich zu uns gesellt, sind zwei Krähen, die sich auch über ein frisches Stück Squirrel freuen.
Offensichtlich schon mit Kräutern gewürzt, da braucht man nicht mehr ins Regal zu greifen.
Von der Glacier Point Road biegen wir wieder auf die Wanona Road ein, um durch den Tunnel ins Tal zu fahren.
Diesmal gelingt es uns, auf einem der gut besuchten Parkplätze unseren Dicken unterzubringen. Der Anblick ist wie immer besonders.
Aber ich klettere den Weg zum Inspiration Point ein paar Meter hoch, um auch den Parkplatz zu Dokumentationszwecken zu zeigen. Dort werden pro Minute geschätzt 100 Selfies und Fremdies geschossen.
Als ich wieder unten auf dem Parkplatz bin, kommt mir ein Ranger entgegen. Sieht aus wie ein Gemütsmensch. Ich frage ihn, was man wohl mit ihm machen würde, wenn er allen Besuchern erzählt, dass sie für ein Selfie-Foto ein spezielles Permit brauchen? Er vermutet lachend, dass man ihn tottrampeln würde.
Kurze Zeit später sind wir im Tal angekommen und lassen den Abzweig zu den Bridalveil Falls rechts liegen. Brauchen wir nicht? Doch. Aber ein paar Meter weiter an der Straße gibt es einen Parkstreifen, von dem aus man ohne zu Laufen den Fall auch schön sehen kann. Hier ist er. Je nach Wind in immer anderer Form.
Auf dem weiteren Weg durch das Tal linker Hand El Capitan. Senkrecht und mächtig reckt er sich in den Himmel.
Wie klein Menschen in Relation dazu sind, sehen wir erst auf dem Rückweg, als die Straße näher an dem Felsbrocken vorbeiführt.
Kleiner als Ameisen hängen ein halbes Dutzend Kletterer in der Wand. Ich bräuchte das nicht.
Auf der Straße geht es noch ein wenig weiter zu einem der schönsten Punkte zum Fotografieren in diesem Tal.
Der Fluss macht eine Biegung und die Felsen und die Bäume spiegeln sich im ruhigen Wasser.
Auch hier finden wir einen Parkplatz und ich kann in Ruhe den besten Punkt ausprobieren. Die Vernal Falls bekommen wir nicht mehr mit, mittlerweile ist es schon 16 Uhr und wir müssen schließlich noch die 40 Meilen in ca. 1 1/4 Stunden zurücklegen. Und im Grocery Outlet noch etwas für das Abendessen organisieren.
Soviel zu Plänen. Aber das sind unsere Urlaube.