Kleines Update bzgl. Jetlag: 4 Uhr war die Nacht zu Ende. Was kann man in der Zeit alles erledigen, bis es Frühstück gibt? Wer elektronisches Spielzeug dabei hat, der findet was.
Plan für heute: Fahrt nach Reno in Nevada. Die nach eigenem Bekunden “The biggest little city in the world”. Wir wollten diesen Ort allerdings nicht zum Gamblen, sondern als Ausgangspunkt für den Lake Tahoe nutzen. Und das Aiden Hotel war das deutlich preisgünstigste Best Western Hotel der Umgebung.
Auf dem kürzesten Weg wären es ca. 140 Meilen gewesen, knapp drei Stunden Fahrt. Aber was sollen wir schon mittags in Reno? Die Zeit können wir interessanter gestalten. Da gibt es nördlich der direkten Strecke den Feather River Canyon, der sich mit dem Feather River entlang der 70 durch ein mehr oder weniger enges Tal windet. Nehmen wir.
Aber vorher noch die letzten Vorräte ergänzen. Ein Walmart liegt auf der Strecke und wir ergänzen noch Lebensmittel, die wir vorher nicht bekommen haben. Und die unser Körper gaanz dringend benötigen.
Den Tank sollten wir vorher auch noch einmal füllen, wer weiß, wo und wie teuer es abseits der großen Städte wird.
In Yuba City finden wir einen Costco und laden uns den Tank für 4,149 USD/Ga voll.
Kurz hinter Oroville biegen wir auf die 70 ab. Kurz hinter Cherokee stoßen wir auf einen Arm des Lake Oroville, einem riesigen Stausee, der zur Wasserversorgung und zum Wassersport genutzt wird.
Zur Zeit ist der Wasserstand nicht ganz hoch, aber der Sommer ist ja auch schon einige Zeit aktiv.
Wir steigen höher und unter uns schlängelt sich der Feather River durch die Schlucht. Rechter Hand begleitet von Strom- und Telefonleitungen, links schmiegt sich die Eisenbahn einspurig an die Felswand. Wir sehen sogar einen Zug, der uns entgegenkommt.
Und mit der Eisenbahn werden wir noch des öfteren Kontakt haben. Eine der Besonderheiten dieser Strecke ist nämlich, dass sich die Railroad und die Autostraße auf Stahlbrücken über- und untereinander kreuzen. Ein äußerst interessanter Anblick.
Der Fluss gewinnt mit zunehmender Enge an Wildheit.
Die Stromschnellen zaubern eine tolle Stimmung in diesen sonnigen Tag. Es ist warm, aber nicht zu warm.
Eigentlich möchte man sofort die Badehose anziehen und in eines der vielen Swimmingholes springen.
Und da passiert es schon wieder: Eisenbahn- und Straßenbrücke kreuzen den Weg, um die Flussseite zu wechseln.
Immer wieder kommen uns schwere mit Baumstämmen beladene Logtrucks entgegen. Und manchmal fahren sie in der gleichen Richtung an uns vorbei, während wir einen Fotostop machen. Merkwürdig. Fahren die die Bäume wieder in den Wald?
Der Canyon weitet sich langsam wieder und das Wasser wird ruhiger. Es erinnert mich stark an den Black Canyon of the Gunnison, wo vor einer Staustufe das Bild sehr ähnlich aussah.
Während wir weiter fahren, stoßen wir immer wieder auf Bauarbeiten. Teilweise mit Ampelschaltungen, teilweise mit Flagmen. Und schauen auf die Straße, um herauszufinden, was dort gearbeitet wird. Wir sehen ca. 60cm breite und knapp zwei Meter lange Öffnungen im Boden, die bitteschön welchen Zweck haben? Und dann 10-20 Meter lange Gräben die unvermittelt anfangen und auch genauso unvermittelt aufhören. Beschäftigungstherapie? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber da wir es nicht eilig haben (und diesmal auch bzgl. der Mautstraßen keinen Fehler gemacht haben), üben wir uns in Geduld und zockeln gemütlich hinter den anderen Autos her.
Das Tal öffnet sich und plötzlich gibt es wieder urbanes Leben in der Einöde. Wir passieren die Stadt Quincy (deren Namen ich bisher nur aus einer alten Krimiserie kannte). Schön mit den Blumenampeln macht die Stadt einen ruhigen und friedlichen Eindruck.
Da unsere Blasen sich so langsam wieder vom Kaffee und anderen Flüssigkeiten trennen möchten, biegen wir kurzerhand auf einen verlassenen “Campground” ein. Die Straße – eigentlich darf man sie nicht so nennen – würde ich mit einem PKW nicht befahren, ein Achsbruch wäre die Folge. Aber unsere Black Beauty schüttelt sich nur kurz und die Dixie-Toiletten im Nirgendwo sind sauberer als die meisten Autobahntoiletten in Deutschland.
Auf einer offiziellen Restarea tönt uns laute Musik entgegen. Zwei halbwegs wild, aber nicht ungemütlich aussehende Kerle sitzen auf einer Mauer vor ihren Harleys und lassen sich jeder eine Dose Coors schmecken. Wir kommen ins Gespräch und die Verwunderung ist groß, dass deutsche Urlauber mit einem Dodge Ram 2500 durch die Landschaft fahren. Sie erinnern mich irgendwie an den Film Wild Hogs. Die Jungs kamen von Calgary in Kanada herunter, waren durch Montana und Idaho gefahren und wollten bis zur Küste durch.
Ein Foto durfte ich machen und dann setzten auch wir uns wieder auf die Straße.
Es geht durch die weite und hügelige, aber sehr trockene Landschaft.
Vorbei an alten Farmhäusern von einer Bergkette zur nächsten.
Dann endlich biegen wir auf unsere Lieblingsstraße in Kalifornien ein: die 395. OK, wir sind noch sehr weit nördlich, die Sierra Nevada ist noch nicht mal in Sicht, aber wir sind schon fast “zuhause”.
Jetzt nur noch ein paar Meilen bis Reno durchfahren. Das Aiden-Hotel sieht aus wie eines der billigen Motels, die man entlang der Autobahnen sieht.
Ein Zimmerupgrade war leider nicht möglich, sie sind aufgrund der Brände, die in der Gegend lodern, ausgebucht.
Aber als wir unseren Raum betreten, sind wir angenehm überrascht. Sehr modern eingerichtet, funktional. Ein großer Kühlschrank ist auch vorhanden. Hier halten wir es zwei Tage aus.
Jetzt erstmal Abendessen, Vorräte haben wir ja genug gebunkert.