20.09.2024 – Von Bishop nach Oakhurst – Yosemite National Park

Nun ist es soweit. Wir werden der 395 und damit der Eastern Sierra den Rücken kehren (müssen). Hinter uns liegen wunderbare Tage in dieser tollen Landschaft. Schöne Wanderungen, nette Gespräche und dann immer wieder der Blick in diese Berge.

Nun geht es auf die andere Seite der Bergkette. Durch den Yosemite National Park wollen wir nach Oakhurst fahren. Dort zwei Nächte bleiben und uns noch einmal in den Yosemite vertiefen.

Nach dem Auschecken geht es nach Norden, wie üblich auf der 395. Unsere Lieblingsbergkette strahlt in der Sonne, als wolle sie uns den Abschied absichtlich erschweren. Hat geklappt. Wir kommen wieder.

Dann stellen wir den Tempomat auf die erlaubten 65 Meilen ein und lassen uns bis Lee Vining tragen. Und immer, wenn wir diesen Namen zum Beispiel auf einem Straßenschild sehen, kommt uns die Aussprache einer Stuttgarterin in den Sinn, sie sprach es Lewining aus. Liegt wohl daran, dass im Schwabenland viele Städte mit “ingen” enden. Ingen-Land halt.

Auf jeden Fall biegen wir auf die 120 Richtung Westen ab und klettern in die Berge. Der Tioga Pass ist offen, wir hatten uns heute morgen noch im Internet erkundigt.

Die Sonne lacht und wir haben nicht viel Verkehr (bisher jedenfalls).

Am Gate zum Nationalpark sind nur drei Autos vor uns, ich zücke den Nationalpark-Pass und meinen Perso und wir sind ruckzuck durch. Weiter unten stehen an Pfosten Hinweisschilder: Wenn Sie an diesem Pfosten in der Warteschlange sind, brauchen Sie noch 1,5 Stunden, bis sie im Park sind. Rosige Aussichten. Dann müssen wir morgen früh dran sein.

Als erstes begrüßt uns der Tioga Lake mit seinem stahlblauen Wasser. Wir folgen der Tioga Road und finden uns bald auf einer der schönsten Hochebenen wieder, der Toulumne Meadows.

Leider reicht unsere Zeit nicht für irgendwelche Wanderungen, denn unser Zeitplan ist straff.

Aber ein Halt am Tenaya Lake muss sein. Dieser See gehört zu den schönsten, den der Park zu bieten hat. Es sind die schroffen und grauen Berge, die die Küstenlinie einrahmen und einen tollen Kontrast zum Himmel bieten.

Das Internet sagt zu dem Namen:
In den indianischen Dialekten Mono und Paiute ist Tenaya der Name eines berühmten Ahwahnechee-Häuptlings und angesehenen Anführers aus dem 19. Jahrhundert sowie ein Titel, der „Vater unser“ bedeutet. Eine Etymologie wie diese erinnert Ihr Kind daran, dass Träume durch harte Arbeit, Mut und eine klare Vision Wirklichkeit werden.

Nächster Haltepunkt ist der Olmsted Point. Dieser verdankt seinen Namen dem Architekten Frederik Olmstedt, welcher auch für das Design des Central Parks verantwortlich zeichnet.

Hier tummeln sich reichlich Besucher, es wird immer voller. Aber der Blick in beide Richtungen entschädigt dafür.

Nun aber schnell auf die Straße. Diese führt ins Yosemite Valley, um sich von dort in verschiedene Richtungen zu verzweigen. Wir wählen die El Portal Road, die uns letztendlich nach Oakhurst bringen soll.

Wenn man aus dem Tal wieder den Berg hinauf fährt, gibt es einen Tunnel und direkt davor einen Parkplatz mit dem Aussichtspunkt “Tunnel View”. Da es fast unmöglich war, einen Parkplatz zu finden, schoss ich nur schnell ein Foto ins Tal.

Von der Straße 140 geht die Glacier Road ab, welche zum Glacier Point führt.

Bevor man diesen erreicht, kann man noch zum Taft Point wandern. Als wir vor einigen Jahren das erste Mal diese Wanderung unternommen haben, bestand der “Parkplatz” aus einem Turnout mit Gravel. Ein kleines Holzschild wies auf den Trail hin.

Heute gibt es dort zwei richtig große Parkplätze und Toilettenhäuschen. Dass es dort keine Pommesbude und einen Andenkenverkauf gibt, wundert mich. Aber vielleicht kommt das ja noch.

Der Trail ist etwas über eine Meile lang und endet ein einer steilen und zu großen Teilen ungesicherten Felswand, ab der es hunderte von Metern nach unten geht. Und da ist nichts, was den Fall bremsen könnte.

Auf dem Weg kommt man an mehreren (genauso ungesicherten) Fissures – Felsspalten vorbei. Wem da das Handy reinfällt, der kann sich davon verabschieden.

Dann endlich stehen wir an dem Stückchen Gitter, welches uns vor dem Abgrund schützen soll. Aber meine Göttergatting traut diesem nicht so recht und bleibt lieber etwas weiter hinten.

Aber der Blick ist wirklich atemberaubend. Und dieser Punkt hat noch ein nettes Feature, was anscheindend die wenigsten von den vielen Touris kannten. Man kann sich auf einer der Felsklippen von dem Geländer aus fotografieren lassen.

Ich verzichte ausnahmsweise darauf, die Beine runterbaumeln zu lassen. Hätte meiner Göttergattin wahrscheinlich einen Herzinfarkt beschert.

Nachdem dieses Starfoto im Kasten war, machten wir uns a) auf den Rückweg zum Auto und b) auf den Weg zum Glacier Point. Kurz davor liegt noch der Washburn Point.

Ein etwas anderer Anblick ins Tal.

Und unten links in der Ecke kann man ein paar der wenigen Wasserfälle sehen, die zur Zeit noch Wasser führen: Vernal Falls und Nevada Falls.

Dann geht es weiter zum eigentlichen Glacier Point. Hier hat sich der Tourismus (wie ich es schon für den Taft Point befürchtet hatte) breit gemacht.

Und für die Squirrels und Skipmunks fällt trotz Fütterungsverbot noch immer genug ab. Und wird im Boden versteckt.

Auch hier ein schnelles Foto in die Runde, denn wir müssen zurück. Vor uns liegen ca. 45 Meilen Bergstraße. Was anstrengend, aber nicht weiter schlimm ist. Aber wenn man dann jemanden vor sich hat, der des Autofahrens unkundig ist, kann es zur Geduldsprobe werden. Und da es sich um einen BMW-Fahrer handelt, ist ein zur Seite fahren und vorbeilassen nicht im genetischen Code verankert.

Also üben wir uns in Geduld, betrachten die Auswirkungen eines der großen Feuer.

Und werfen einen Blick ins Abendlicht in die Bergsilhuoetten. Das besänftigt ein wenig.

Als wir den Park verlassen, haben sich ein Dutzend Autos in einem Korso zusammengefügt und rollen gemächlich nach Oakhurst rein.

Das Hotel kennen wir und haben es immer gemocht. Unser heutiges Zimmer hat ziemlich harte Betten und wir hoffen, trotzdem eine gute Nacht zu verbringen.

Auf das Frühstück freuen wir uns. Bisher wurde es nämlich im angrenzenden Restaurant immer mit Metallbesteck serviert. Wir werden sehen und berichten.

 

18.09.2024 – Convict Lake

Heute wachen wir mal wieder bei grauem Himmel auf. Also kein Grund zu hetzen und um neun Uhr auf der Straße zu sein. Also trödeln wir noch etwas rum, legen noch ein Vormittagsnickerchen ein und sind dann irgendwann zwischen 11 und 12 Uhr auf der Straße.

Es geht wieder nach Norden, Ziel ist der Convict Lake. Überall an der 395 gehen Straßen in die Berge und am Ende vieler dieser Straßen befindet sich ein See. In den meisten Fällen kann man durch heftige Wanderungen auch noch weitere Wasserbehälter erreichen, aber wir hatten ja die Feststellung gemacht, dass körperliche Anstrengungen in großer Höhe nicht kompatibel mit meiner Mitwanderin sind. In diesem Fall erschien uns der Convict Lake als geeignetes Ziel.

Es geht auf der 395 ca. eine halbe Stunde Richtung Norden. Kurz vor dem Abzweig nach Westen gibt es noch einen Viewpoint nach Osten auf den Crowley Lake, wo wir die gleichnamigen Säulen gesehen hatten.

Auch wenn man sehr angestrengt schaut (und das liegt jetzt nicht am Wetter), ist es nicht möglich, das am gegenüberliegenden Ufer befindliche Naturschauspiel zu erkennen.

Aber wir wissen ja, wie es dort aussieht und wenden uns dem See in den Bergen zu.

Nach zwei Meilen ist er erreicht. Seinen Namen verdankt er der Tatsache, dass Ausbrecher aus Carson City hierhin geflohen waren und hier in einer Schießerei teilweise ihr Leben ließen.

Davon ist außer der Metallplakette nichts mehr zu erkennen.

Wir schauen von einer Brücke in die Berge. Ein gewaltiges Panorama tut sich auf. Die Felsen im Hintergrund sind eine einzigartige Kulisse, wie ich sie bisher in der Sierra noch nicht gesehen habe.

Wir rollen weiter in Richtung Parkplatz, eine Rehmutter zockelt gemächlich mit ihrem Rehkitz vorbei.

Überhaupt ist hier alles gemütlich. Einige Angler stehen am Seeufer, andere spazieren einfach nur so am Wasser entlang.

Wir schauen uns die Gegebenheiten an und beschließen, der Trail rund um den See zu wagen. Er ist ca. drei Meilen lang und wir befinden uns auf ca. 2200 Metern Höhe. Das sollte zu schaffen sein.

Als wir auf der linken Seite eine Baumgruppe erreichen, kann ich aus den Augenwinkel ein kleines Flugobjekt erkennen. Als es näher kommt, sieht man den weißen Kopf und die weißen Schwanzfedern: Ein Weißkopfseeadler. Das ist eine tolle Sichtung. Schade, dass das Wetter und die Entfernung kein vernünftiges Foto zulassen.

Als wir die Spitze des Sees erreicht haben, dort, wo die Bäche aus den Bergen ihr Wasser einspeisen, geht es über Stege weiter über den Rundweg.

Der Blick zu den Parkplätzen ist deutlich weniger spektakulär, aber auf dem weiteren Pfad können wir ja immer wieder in die Berge zurückblicken.

Von hier aus führt auch ein Trail zum Lake Meredith. Ab dem Abzweig noch ca. fünf Meilen und 700 Höhenmeter. Das lassen wir mal lieber.

Auf dem Rückweg laufen wir hinter zwei Anglern her, einer schleppt eine Regenbogenforelle an einem Haken. Wir kommen ins Gespräch und hätten die Forelle schon fast geschenkt bekommen. Aber wir haben im Hotelzimmmer ja keinen Grill oder ähnliches. Glück gehabt.

Noch ein Stückchen weiter kommen wir mit einem Oldtimer (oder sollte ich besser sagen: Waldschrat?) ins Gespräch und wir unterhalten uns über heiße Quellen in der Gegend. Wir sind uns einig (und so hatten wir ihn auch eingeschätzt), dass er weniger für die Ressorts mit Quellen als für die freien hot springs zu haben ist.

Uns hat es hier sehr gut gefallen. Die beeindruckende Bergkulisse würde ich gerne noch einmal bei Sonne betrachten. Und es ist alles so ruhig, gemütlich und unkommerziell. So lieben wir das.

Und damit uns das so richtig bewusst wird, fahren wir noch ein paar Meilen weiter zu Mammoth Lakes. Diese Stadt ist das genaue Gegenteil von Bishop. Die Einwohnerzahl ist ungefähr doppelt so hoch und ALLES ist auf Tourismus, Sommers wie Winters ausgelegt. Jedes Jahr zieht es ca. vier Millionen Touristen in dieses Bergdorf. Wir drehten einfach nur eine Runde um einen der vielen Seen, wobei schon alleine das Finden einen Parkplatzes fast zum Problem wurde.

So langsam machte sich der kleine Hunger bemerkbar und wir kehrten bei Carls Junior ein. Nichts Besonderes, aber der Magen hat was zu tun. Der Regen, der uns die ganze Zeit schon begleitet hatte, bestärkte uns in unserem Beschluss, schnellst möglich wieder ins Hotel zurückzukehren.

Wenn ich den Tag so an mir vorüberziehen lasse: Der Convict Lake war unheimlich schön, Mammoth Lakes in gewisser Weise abschreckend, obwohl die Landschaft bei entsprechendem Wetter auch unheimlich schön ist. Wenn man sie denn genießen kann.

 

16.09.2024 – Lake Sabrina

So langsam kommen wir im Urlaub an. Wir sind nicht pünktlich um neun Uhr auf der Straße, sondern lassen es gemütlich angehen, so dass wir erst um 11 Uhr den Hof verlassen. Vielleicht ein Fehler, weil das Wetter für den Nachmittag nicht mehr so gut sein soll.

Ziel für heute ist der Lake Sabrina. Dieser liegt ca. 20 Meilen südöstlich von Bishop an der 168. Wenn man an der Sierra vorbeifährt, schaut man immer sehnsüchtig in die Berge und fragt sich, was sich hinter dem ersten Wall von Felsentürmen verbirgt. Finden wir es heraus. Bevor es einige Meilen bergauf geht, machen wir noch einen Abstecher auf die Buttermilk Road.

Diese hat ihren Namen von der Buttermilch, die den Vorbeireisenden von den ansässigen Siedlern angeboten wurde. Damals eine Besonderheit und von allen sehr geschätzt. Heute ist dieser Name allerdings nicht mehr Programm, denn entlang der Straße türmen sich tonnenschwere mehr oder weniger runde Felsbrocken auf.

Diese werden gerne von Kletterern aus nah und fern zum Bouldern genutzt. Ein Vertreter dieser Spezies verriet uns, dass es das Disneyland der Kletterer wäre.

Wie schon nach der Wettervorhersage zu erwarten türmten sich im Norden die ersten größeren Wolken auf.

Wir nutzten die spärlich ausgetretenen Wege, um nach oben zu klettern und einen Blick in die Runde zu werfen.

Einige Kletterer waren auch aktiv. Sie kamen mit ihren dicken Matten angewandert, um sich dann an den Felsen zu versuchen. Ob sie wissen, dass sie dass nicht müssen?

Auf dem Weg zurück zur 168 zeigten sich auch im Süden interessante Wolkenformationen.

Da wir aber in die entgegengesetzte Richtung mussten, ignorierten wir sie einfach und kletterten weiter die 168 bergauf. An der Straße gibt es einen Turnout, den wir auch früher schon für ein Foto genutzt hatten. Das grüne Tal, die grauen, schroffen Felsen und der blaue Himmel mit den weißen Wolken. Ein Traum von einem Bild. Einziges Problem: Man muss ein wenig Geduld haben, bis die Sonne wirklich so steht, wie sie es für dieses Foto tat.

Und dann dauerte es nicht mehr lange, bis wir vor dem Lake Sabrina standen.

Er kam mir irgendwie bekannt vor. Nur die in der Sonne leuchtenden Felsen hatte ich so noch nicht gesehen (in dieser Gegend ist nicht immer gutes Wetter, habe ich gehört).

Ein paar wenige Boote liegen dort vor Anker, auf der Staumauer tummeln sich nimmermüde Angler.

Aber uns interessierten weder die einen noch die anderen. Uns zieht es weiter auf Schusters Rappen. Nach Möglichkeit um den See.

Das klappte leider nicht, aber nach ca. einem Kilometer wildem Trampelpfad begegneten wir nur wenigen Wanderern . Und das war auch gut so. Da die Temperatur deutlich niedriger als im Tal war, hatte meine Göttergattin erstens wegen der Kälte und zweitens zur Abwehr von Pumas meine neonfarbene Jacke mitgenommen. Das mit der Puma-Abwehr klappte auch bei Wanderern.

Bei ca. 3/4 des Weges machten wir dann auf einem hochgelegenen Felsen eine Pause und ließen uns die warme Sonne in den Hals scheinen.

Auf dem Rückweg dann noch ein optischer Leckerbissen: Felsen eingerahmt in Bäume, jeder Kunstliebhaber würde sich danach die Finger lecken.

Auf dem weiteren Rückweg schenkten wir der bunten Laubfärbung etwas Beachtung, das dürfte in den nächsten Tagen und Wochen so richtig losgehen.

Im Auto kurze Beratung, was tun? Auf der Straße liegt ganz grob noch der South Lake, da waren wir noch nicht, also los.

Es geht wieder weiter nach oben. Auf dem Weg linker Hand die Misty Falls, die vielleicht schon ihren ersten Regen nach unten transportierten. Am Lake Sabrina jedenfalls waren die ersten schüchternen Schneeflocken auf dem Weg nach unten.

Kurz vor dem South Lake liegt noch der Weir Lake.

Und der South Lake beeindruckt ebenfalls mit einer tollen angrenzenden Bergkulisse. Wir befinden uns laut GPS meiner Kamera auf 2.964 Metern.

Jetzt haben wir wirklich genug gesehen. Schließlich sind wir im Urlaub und nicht auf der Flucht.

Es geht mit teilweise 8% Steigung bergab, ich schalte händisch den Wagen in einen niedrigeren Gang.

Vor uns tut sich die gegenüberliegende Bergwelt unseres Tales auf. Die Schneekuppen waren heute morgen noch nicht da.

Gut, dass wir es nicht weit zum Hotel haben. Heute Abend gibt es Nudeln, verlängert mit Brühwürstchen und Schinken.

Und wir haben Glück: Wir dürfen nach unserer dritten Nacht die Suite für drei weitere Nächte behalten. Alles in Butter.

14.09.2024 – Von Reno nach Bishop

Wir verlassen die Biggest Little City. Viele Tränen weinen wir ihr nicht nach. Auch wenn wir aus den Bergen einen Blick zurück warfen.

Das Hotel war für den Preis OK, Frühstück haben wir uns wieder selbst gemacht. Diesmal Bagles mit Schinken und dann mit Käse überbacken.

Heute geht es nach Süden, nach Bishop in Kalifornien. Eigentlich kartentechnisch total langweilig, weil wir auf der 395 beginnen und unser Hotel liegt an eben dieser Straße. Aber damit ein wenig Abwechselung reinkommt, hat sich die Behörde etwas Besonderes einfallen lassen: Auf dem Stück zwischen Topaz Lake und Bridgeport wird eine Wilduntersquerung gebaut. Und deshalb ist die Straße an einer bestimmten Stelle komplett gesperrt. Natürlich nicht für die Tiere. Und wir dürfen einige zig Meilen Umweg fahren. OK, lernen wir mal was Neues kennen.

Aber vorher haben wir noch ein Zwischenziel eingeplant. Wer wie ich früher die Westernserie Bonanza gesehen hat, dem ist Virginia City durchaus ein Begriff. Wir waren vor mehr als 30 Jahren schon einmal dort gewesen. Das ist so lange her, meine Göttergattin (und die ist normalerweise der Inbegriff eines guten Gedächtnisses) konnte sich zuerst nicht daran erinnern. Aber als ich ihr dann den Laden zeigte, in dem wir im Westernstil ein Foto hatten machen lassen, kam die Erinnerung langsam wieder.

Ansonsten unterscheidet sich diese alte Minenstadt nur wenig von Jerome in Arizona.

Bar reiht sich an Andenkenladen und diese an Läden mit Western-Wear. Da wir zu sehr früher Stunde unterwegs waren, entgingen uns viele dieser Attraktionen, da manche Läden erst um 11 Uhr öffnen. Auch das Shootout auf offener Straße haben wir verpasst. Und darüber bin ich nicht unfroh. Denn wir hatten – oh Wunder – auf der Hauptstraße mittendrin einen Parkplatz ergattert. Ich hätte nicht gewusst, wie ich dem Autovermieter die Kugellöcher hätte erklären können.

Wir warfen noch ein paar Blicke in die wenigen geöffneten Türen und schwangen uns wieder in unsere (intakte) Black Beauty.

Über kurvige Bergstraßen landeten wir wieder in Carson City, diesmal nicht nur zum Tanken. Auch ein paar frische Lebensmittel landeten im Einkaufswagen. Unter anderem ein Cranberry-Walnuss-Brot. Dieses war von Konsistenz (also der Knautschbarkeit) sehr ähnlich unserem deutschen Brot. Ein Laib kostet 8,99 USD, aber das probieren wir. Werde demnächst darüber berichten.

Frisch getankt ging es dann weiter Richtung Süden auf der 395, bis wir etwas nördlich von Topaz Lake nach Osten auf die 208 abbogen. Diese führte uns dann direkt nach Bridgeport, einem kleinen Nest, was zumindest mit einem geschlossenen Visitor Center aufwarten konnte. Aber das dörfliche Museum war geöffnet und die Dame dort konnte uns bei der Suche nach heißen Quellen weiterhelfen.

Karin war von ihren Recherchen im Gedächtnis geblieben, dass es in der Gegend Hot Springs geben sollte. Die Einheimischen geben solche Quellen im allgemeinen nicht gerne bekannt. So auch diesmal. Erst nach einigem Bohren kam die Lady mit einer handgezeichneten Karte (immerhin eine Fotokopie und nicht auf Tierhaut eingeritzt) hervor: Noch ca. 2-3 Meilen auf der 395 nach Süden, dann auf die Jack Sawyer Road abbiegen. Und ab da war es dann sowieso ausgeschildert.

Wir passierten in Bridgeport noch das schöne Courthouse und setzten uns auf die 395.

So klein ist Bridgeport.

Man kommt sich bei den Travertine Hotsprings fast vor wie in Little Yellowstone. Es führt ein Rundweg zu verschiedenen heißen Quellen.

In manchen kann man baden (mehr als einmal). In anderen kann man nur Eier kochen. Manche sind extrem farbenprächtig.

 

Andere blubbern aus dem Boden einfach nur vor sich hin.

Es geht weiter nach Süden. Als nächstes Ziel haben wir die alte Minenstadt Bodie ausgewählt. Diese hatten wir schon einige Male besucht, das letzte Mal bei extrem schlechtem Wetter. Von Norden kommend biegt man nach Osten auf die 270 ab. 10 Meilen sind asphaltiert, danach folgen in Statepark 3 Meilen Gravelroad. Pro Person darf man 8 USD abdrücken und schon ist man in der Zeit einige Jahrzehnte zurückversetzt.

Der Unterschied zu Virginia City liegt darin, dass man diese Stadt im Status quo behält, maximal vor dem Verfall bewahrt, aber ansonsten keine touristischen Attraktionen zur Verfügung stellt. Das einzige ist eine Minenführung.

Aber man kann sich in Ruhe die alten Gebäude anschauen.

Auch ein Blick nach innen ist erlaubt. Ob diese Unterkunft allerdings auch nur für eine Ein-Sterne-Berwertung gereicht hätte, das wage ich zu bezweifeln.

Im Museum gibt es vieles aus den alten Tagen. Unter anderem gab es dort einen Elektromotor. Das ist nichts Besonderes. Fakt ist aber, dass dies der erste Motor war, dessen Strom nicht vor Ort produziert wurde, sondern in einem 13 Meilen entfernten Kraftwerk am Virginia Creek.

Wie mache ich mich vor dieser Kulisse? Vom Alter her passe ich schon ganz gut dazu.

Unser Wagen war deutlich bequemer als dieses Gefährt. Und dazu noch eine Anmerkung: Wir sind ja in den letzten Jahren in den USA regelmäßig “big trucks” gefahren. Also immer die Klasse Ford F150 bzw. Dodge RAM 1500. Diese Autos bieten bei extremer Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit einen großen Komfort. Unser jetziger Dodge RAM 2500 ist deutlich mehr als Arbeitstier ausgelegt und ist auf der Straße (zumindest nach meinem Empfinden) ruppiger als seine kleineren Brüder. Dafür nahm er (vielleicht hat er größere Reifen) die Waschbrett-Wellen auf der Dirt Road wesentlich besser.

Während bei uns Selfie-Time war, trafen wir noch auf zwei Stuttgarter Pärchen, die mit zwei Trikes unterwegs waren. Nachdem die Verständigungsprobleme überwunden waren, konnten wir ihnen noch ein paar gute Tipps für den Yosemite geben und machten uns danach auf die weitere Reise.

Am Conway Pass gibt es einen Aussichtspunkt, von wo aus man das ganze Tal incl. Mono Lake gut überblicken kann.

Ein bisschen später waren wir dem See noch ein Stückchen näher und hielten für ein weiteres Foto an.

Dann kamen alte Erinnerungen hoch: Am westlichen Rand gibt es Tufa-Formationen, die wir bei einem früheren Urlaub besucht hatten. In meinem fotografischen Eifer war ich ein wenig über das Ziel (bzw. den festen Weg) hinausgeschossen und bis Mitte Oberschenkel in die matschige Brühe eingesunken. Gut, dass wir auch damals schon einen Truck fuhren, die dreckigen Klamotten hätten wir auf keinen Fall ins Wageninnere nehmen können.

Aber jetzt war ich ja vorgewarnt und holte ganz gemütlich meine dicke Berta raus und holte mir die Tufa-Formationen einfach nah ran. Geht doch.

Jetzt ist es nur noch eine knappe Stunde bis nach Bishop, wo wir 6 Nächte verbringen werden. Für die ersten 3 Nächte haben wir ein Upgrade auf eine Suite bekommen, hoffentlich klappt das auch für die nächsten drei Nächte.

 

05.06.2022 – Fahrt ins Death Valley

Nun müssen wir unsere schöne Sierra Nevada verlassen.

Der Blick aus unserem Bett am Morgen direkt auf die sonnenbeschienenen Berge, das hatte schon was.

Auschecken und noch einmal zum Grocery Outlet schräg gegenüber. Wir müssen ein wenig planen für die nächsten knapp zwei Tage. Gebucht haben wir zum ersten Mal ein Zimmer IM Death Valley zu einem für unsere Verhältnisse horrenden Preis, weit über 200 USD für EINE Nacht. Der Grund?

Wir sind ja schon oft von der 395 nach Las Vegas gefahren. Und wir erinnerten uns beide daran, dass speziell der letzte Teil immer ein ziemlicher Schlauch war. Morgens ging es los, um die Mittagszeit waren wir dann im Tal. Dann im ungünstigsten Licht schnell die wichtigsten Punkte abfahren und anschließend auf die Piste, um bei Dunkelheit in Vegas anzukommen.

Damit wir etwas mehr Zeit in Sonne und Wärme verbringen können, hatte Karin uns eine Nacht in der Ranch at Death Valley gebucht. Die Vorahnung ließ Gedanken an ein Bruchbude aufkommen, wo selbst der geringste Komfort nur Wunschdenken wäre. Aber dazu später.

Von Bishop aufgebrochen, ging es zügig Richtung Süden. In Fort Independence tankten wir noch einmal voll. Die Tankstelle gehörte zu einem Casino im Indianerreservat, was geringere Spritpreis bedeutete. In diesem Fall 5,979 für eine Gallone. OK, das darf man nicht mit dem vergleichen, was wir 1987 mal in Las Vegas bezahlt haben: 70 Cent.

In Lone Pine machten wir dann noch einen kurzen Stop im Visitor Center. Aber die Mitarbeiter/innen scheinen dort auf 0 Ahnung geschult zu werden. Als wir nach Wanderungen im Death Valley fragten, verwies sie uns nur auf eine allgemeine Schautafel. Da bekommt man durch Prospekte mehr Infos.

Ein letzter Blick zurück auf die Sierra und dann geht es los.

Die Gegend wird trockener und heißer als uns lieb ist und selbst ich, der gerne offen fährt und den Manta-Arm raushängen lässt, schloss das Fenster und machte die Klimaanlage an. Wir kletterten in die Berge und machten unseren ersten Halt am Father Crowley Overlook. Von dort aus schaut man ins Panamint Valley, einem Seitental vom Death Valley.

Kurz vor Stovepipe Wells ein Eindruck dessen, was uns bevorsteht.

Die letzte Bastion vor den Annehmlichkeiten im Tal selbst ist dann Stovepipe Wells, wo man sich mit Nahrung und Kraftstoff eindecken kann. Preis für Unleaded: 7 USD. Geht doch fast noch.

An der Ranch angekommen, wurden wir in einem schönen Gebäude in Empfang genommen und bekamen unser Zimmer zugeteilt. Wir entschieden uns für eins im oberen Stock, damit uns niemand auf dem Kopf rumtrampelt.

Und dann die Überraschung: Uns erwartete ein durch Klimaanlage gekühltes (anders geht es sowieso nicht) Zimmer im von uns gewohnten Best Western Standard. Einzig eine Mikrowelle gab es nicht, aber der Kühlschrank war größer als in der Buchung beschrieben. Ach ja: Frühstück war nicht im Preis inbegriffen.

Die Hitze war schon ziemlich heftig, 43°C zeigte das Thermometer. Ich schlenderte eine Runde zum Pool, um mich abzukühlen, Karin legte ein Nickerchen ein, um die Abendstunden abzuwarten.

Um 17 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg (nicht, dass es viel kühler wäre) und fuhren zuerst zum Zabriskies Point. Das Abendlicht warf schöne Schatten, so wie wir es erwartet hatten.

Etwas weiter die 190 rauf liegt noch der Twenty Mule Team Canyon, eine Dirt Road Schleife, auf der weder ein Team, noch ein einziges Maultier zu sehen war.

So langsam kam die Sonne tiefer und uns blieb gerade noch die Zeit, den Artist Drive zu durchfahren, der mit extrem bunten Felsen lockt.

Gerade rechtzeitig schafften wir es dann noch nach Badwater, dem Punkt, der ca. 70 m unter dem Meeresspiegel liegt. Gut, dass so viele Berg bis zum Ozean dazwischen liegen, sonst wäre das Tal schon vollgelaufen.

Dort konnte ich mich dann austoben, denn die Sonne deutete gerade an, dass sie hinter den Bergen verschwinden wollte.

Die ausgelaugte Erde bringt reizvoll als Vordergrund den Untergang zur Geltung.

Die ganze Zeit blies ein heißer Wüstenwind.

Als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, ging es zurück zum Hotel.

Anstelle der Mikrowelle nutzten wir die Kaffeemaschine zur Zubereitung einer veganen Nudelsuppe, die aus Geschmacksgründen mit etwas Chickenbreast aufgepeppt wurde. Nicht mehr vegan? Kann ich mit leben.

Letzter Tagesordnungspunkt: Sternenfotografie. Das Death Valley ist als Dark Sky Park eingestuft, also darf man wenig Light Pollution erwarten.

Und zum Glück gibt es in fünf Minuten Entfernung vom Hotel ein altes Minengelände, das Harmony Borax Works. Dort stehen alte Gerätschaften, eine Lok, Wagen etc. rum und bieten einen reizvollen Vordergrund.

Leider kam gerade der Mond hoch und daher wurden die Milchstraßenfotos leider nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte.

Übrigens: Der Sprit kostet hier 8,04 USD pro Gallone. In diesem Sinne eine gute Nacht.