Wie üblich endet die erste Nacht in den USA sehr früh. Um neun Uhr am Vortag war der Ofen aus, dafür stand ich um 11 Uhr wieder wach im Bett. Also wurden Melatonin-Tabletten eingeworfen und versucht, den Matrazen-Horchdienst fortzusetzen.
Aber da das Hotel direkt am Flughafen liegt, gibt es zum Glück schon ab sechs Uhr Frühstück. Viel länger hätte ich auch nicht durchgehalten. Dieses war sehr gut, die Fleischpatties waren deutlich besser gewürzt, als ich es bisher kannte. Und als ich schon satt war, wurden noch Omlette bereitgestellt. Pech gehabt.
Der Blick aus dem Fenster auf die Bucht von Süden offerierte eigentlich einen schönen Tag.
Also machten wir uns auf den Weg nach Pazifica, welches nur eine Viertelstunde westlich liegt. Wie auch üblich liegt in den Morgenstunden die Küste im Nebel, die Friesen würden sagen: Küstennebel. Und sich drüber freuen.
Aber es begann schnell aufzuklaren. Am äußersten westlichen Rand des Golden Gate Parks liegt die Dutch Windmill. Was die Amis nicht alles importieren. Ich sage nur: Leavenworth in Washington State.
Fährt man die Straße ein Stückchen weiter, geht es in einer weiten Kurve bergauf und man sieht links unter sich die Sutro Baths liegen. Vom Lands End Lookout hat man einen schönen Blick auf das blaue Wasser. Und da der Lookout von der Nationalpark-Verwaltung betrieben wird, konnten wir dort sofort einen neuen Nationalpark-Pass zum Preis von 80 USD erstehen.
Etwas oberhalb liegt der Camino del Mar, von dessen Parkplatz ein schöner Blick auf die Golden Gate Bridge möglich ist.
Ein Schild wies darauf hin, dass man die “Legion of Honor” in 0,4 Meilen erreichen könne. Also machte ich mich zu Fuß auf den Weg. Aber irgendwo bog ich wohl falsch ab, so dass ich in einem riesigen Krankenhauskomplex landete. Kontrolle bei Google Maps: Ich weiß jetzt, wo ich hingehen muss, aber das wäre mir inclusive Rückweg dann doch zu weit gewesen. Also geht es die gleiche Strecke zurück.
Man kann das Museum auch mit dem Auto innerhalb von ein paar Minuten erreichen.
Dies taten wir dann auch und ich machte zumindest einen Rundgang durch den Innenhof des imposanten Gebäudes.
Besonders sprach mich die Säulengalerie an. Der Innenhof war fast menschenleer, eine friedliche Stille, nur das Rauschen des Windes und des Meeres umgab mich.
Vom Parkplatz aus kann man mit einem entsprechenden Tele Downtown etwas näher ranholen. Dort hatte es die Sonne noch nicht geschafft, die Wolken und den Nebel zu vertreiben.
Folgt man dem Lincoln Boulevard weiter Richtung Norden, lohnt sich immer ein Abstecher an den Baker Beach.
Dort stand unsere Black Beauty schön in der Sonne und ich stellte zum Größenvergleich einmal meine Göttergattin daneben. Bei diesem Wagen braucht man die Runningboards auf jeden Fall. Auch das Heraufklettern auf die heruntergeklappte Ladeklappe gestaltet sich nicht so einfach wie bei den kleineren Pickups.
Nächster Halt ist der vielfotografierte Aussichtspunkt, der Golden Gate Overlook.
Danach wollten wir eigentlich noch direkt an der Brücke parken, aber es war leider nichts frei.
Ok, nächster TOP: Das Museum of fine arts hatte es mir früher schon angetan, ich hatte es sowohl bei Tag als auch bei Nacht vom gegenüberliegenden Ufer des kleinen Sees abgelichtet.
Aber ich wolllte es aus der Nähe sehen. Und ich war mächtig beeindruckt.
Man kommt sich vor, als wäre man ins alte Griechenland versetzt worden: Säulen, aber ohne die Trümmer.
Und wenn wir schon soviel Glück mit Parkplätzen haben, dann versuchen wir es auch einmal mit den Painted Ladies. Diese wunderschönen viktorianischen Häuser sind eine der großen Sehenswürdigkeiten von San Francisco. Und es gibt rund um den Alamo Square (den direkt angrenzenden Park) so gut wie keine Parkplätze. Schon gar nicht für unsere Black Beauty. Aber das Glück war uns hold. Zwischen zwei Ausfahrten war gerade genug Platz, um den Hausbesitzern noch das Herauskommen zu ermöglichen. Also hüpfte ich schnell wie ein Reh in den oberen Teil des Parks, um endlich mal ein Foto der Häuser zu bekommen.
Und man hat von dort aus auch einen schönen Blick auf Downtown.
Für die weitere Planung des Tages (es war mittlerweile Mittag geworden) hatten wir uns vorgenommen, auf der Durchreise quasi von der Oakland Bay Bridge einen Abstecher nach Treasure Island zu machen.
Beim Befahren der Brücke hat man zuerst ein Highlight: Man kommt sehr nah an den in der Sonne glänzenden Hochhäusern vorbei.
Nachteil danach: Fährt man auf dem unteren Teil der Brücke, beschleicht einen der Gedanke: Was, wenn jetzt ein Erdbeben kommt…?
Die entsprechende Fotolocation war schnell gefunden. Allerdings trieb mich eines fast in den Wahnsinn: Das GPS der Kamera war nicht in der Lage, ein Ortssignal festzumachen. Ich vermute, dass dort irgendwo ein militärischer Störsender aufgestellt ist, der den Empfang unmöglich macht.
Jedenfalls verließen wir Treasure Island und fuhren im direkt angrenzenen Yerba Buena Island zum Panoramapark, wo das Satellitensignal genauso schlecht, aber die Aussicht noch ein bisschen besser war.
Der Blick nach Westen zeigt die Skyline von San Francisco und die Oakland Bay Bridge,
im Osten sieht man den anderen Teil: “The Bay Bridge”.
Und schaut man nach oben, sieht man eine spitze Nadel, die wohl die Wolken ansticht, was das Wetter in SFO erklären würde. Es ist der “Point of Infinity” von Hiroshi Sugimoto.
Genug gesehen und fotografiert, wir wollen ins Hotel. Und an dieser Stelle begann unsere große Odyssee.
WIR kennen es, dass die aus SFO führenden Brücken ohne Gebühren zu befahren sind, in die Stadt hinein bezahlt man Brückenzoll. Im Navi meiner Göttergattin war deshalb vermutlich verankert: Mautstraßen vermeiden.
Die Strecke nach Dixon (wo sich unser Hotel befindet) sollte ungefähr 79 Meilen betragen.
Aber plötzlich leitete uns das Navi über eine komplett andere Route um. Wegstrecke über 140 Meilen, Fahrzeit eine Stunde länger. Wir waren etwas verwirrt. Starteten das Navi neu, wendeten Beschwörungsformeln an :”Ommm”. Aber nichts half. Bis Karin bei einem erneuten Neustart die Option “Mautstraßen vermeiden” ausschaltete. Des Rätsels Lösung: Folgende Brücken sind “outbound” mittlerweile mautpflichtig:
- Alfred Zampa Memorial Bridge
- Benicia-Martinez Bridge (so laut Google, sie hat mittlerweile einen anderen Namen: Congressman George Miller Bridge)
- Antioch Bridge
Wenn man sich das auf der Karte anschaut, wird man sehen, dass wir eine halbe Weltreise hätten unternehmen müssen, um ohne Maut an unser Ziel zu gelangen.
Als wir dann die Mautpflicht akzeptiert hatten, ging es komischerweise deutlich schneller. Ein paar Staus gab es immer noch, aber kurz nach 17 Uhr erreichten wir unser Hotel.
Obwohl wir nicht vorher mit der Herberge gesprochen haben (die Telefonverbindung klappte mehrfach nicht),
gab uns die gute Anabelle ein Upgrade auf eine King Suite, die ich hiermit kurz präsentiere.
Ach ja, ein kleines Update zu unserer Black Beauty: Es ist äußerst praktisch, die doppelten Spiegel zu haben. Eigentlich sind sie für den Anhängerbetrieb gedacht, aber richtig eingestellt zeigen sie sehr gut den toten Winkel.
Und die Einstellung für den Bordcomputer habe ich mittlerweile auch gefunden.