Heute wachen wir mal wieder bei grauem Himmel auf. Also kein Grund zu hetzen und um neun Uhr auf der Straße zu sein. Also trödeln wir noch etwas rum, legen noch ein Vormittagsnickerchen ein und sind dann irgendwann zwischen 11 und 12 Uhr auf der Straße.
Es geht wieder nach Norden, Ziel ist der Convict Lake. Überall an der 395 gehen Straßen in die Berge und am Ende vieler dieser Straßen befindet sich ein See. In den meisten Fällen kann man durch heftige Wanderungen auch noch weitere Wasserbehälter erreichen, aber wir hatten ja die Feststellung gemacht, dass körperliche Anstrengungen in großer Höhe nicht kompatibel mit meiner Mitwanderin sind. In diesem Fall erschien uns der Convict Lake als geeignetes Ziel.
Es geht auf der 395 ca. eine halbe Stunde Richtung Norden. Kurz vor dem Abzweig nach Westen gibt es noch einen Viewpoint nach Osten auf den Crowley Lake, wo wir die gleichnamigen Säulen gesehen hatten.
Auch wenn man sehr angestrengt schaut (und das liegt jetzt nicht am Wetter), ist es nicht möglich, das am gegenüberliegenden Ufer befindliche Naturschauspiel zu erkennen.
Aber wir wissen ja, wie es dort aussieht und wenden uns dem See in den Bergen zu.
Nach zwei Meilen ist er erreicht. Seinen Namen verdankt er der Tatsache, dass Ausbrecher aus Carson City hierhin geflohen waren und hier in einer Schießerei teilweise ihr Leben ließen.
Davon ist außer der Metallplakette nichts mehr zu erkennen.
Wir schauen von einer Brücke in die Berge. Ein gewaltiges Panorama tut sich auf. Die Felsen im Hintergrund sind eine einzigartige Kulisse, wie ich sie bisher in der Sierra noch nicht gesehen habe.
Wir rollen weiter in Richtung Parkplatz, eine Rehmutter zockelt gemächlich mit ihrem Rehkitz vorbei.
Überhaupt ist hier alles gemütlich. Einige Angler stehen am Seeufer, andere spazieren einfach nur so am Wasser entlang.
Wir schauen uns die Gegebenheiten an und beschließen, der Trail rund um den See zu wagen. Er ist ca. drei Meilen lang und wir befinden uns auf ca. 2200 Metern Höhe. Das sollte zu schaffen sein.
Als wir auf der linken Seite eine Baumgruppe erreichen, kann ich aus den Augenwinkel ein kleines Flugobjekt erkennen. Als es näher kommt, sieht man den weißen Kopf und die weißen Schwanzfedern: Ein Weißkopfseeadler. Das ist eine tolle Sichtung. Schade, dass das Wetter und die Entfernung kein vernünftiges Foto zulassen.
Als wir die Spitze des Sees erreicht haben, dort, wo die Bäche aus den Bergen ihr Wasser einspeisen, geht es über Stege weiter über den Rundweg.
Der Blick zu den Parkplätzen ist deutlich weniger spektakulär, aber auf dem weiteren Pfad können wir ja immer wieder in die Berge zurückblicken.
Von hier aus führt auch ein Trail zum Lake Meredith. Ab dem Abzweig noch ca. fünf Meilen und 700 Höhenmeter. Das lassen wir mal lieber.
Auf dem Rückweg laufen wir hinter zwei Anglern her, einer schleppt eine Regenbogenforelle an einem Haken. Wir kommen ins Gespräch und hätten die Forelle schon fast geschenkt bekommen. Aber wir haben im Hotelzimmmer ja keinen Grill oder ähnliches. Glück gehabt.
Noch ein Stückchen weiter kommen wir mit einem Oldtimer (oder sollte ich besser sagen: Waldschrat?) ins Gespräch und wir unterhalten uns über heiße Quellen in der Gegend. Wir sind uns einig (und so hatten wir ihn auch eingeschätzt), dass er weniger für die Ressorts mit Quellen als für die freien hot springs zu haben ist.
Uns hat es hier sehr gut gefallen. Die beeindruckende Bergkulisse würde ich gerne noch einmal bei Sonne betrachten. Und es ist alles so ruhig, gemütlich und unkommerziell. So lieben wir das.
Und damit uns das so richtig bewusst wird, fahren wir noch ein paar Meilen weiter zu Mammoth Lakes. Diese Stadt ist das genaue Gegenteil von Bishop. Die Einwohnerzahl ist ungefähr doppelt so hoch und ALLES ist auf Tourismus, Sommers wie Winters ausgelegt. Jedes Jahr zieht es ca. vier Millionen Touristen in dieses Bergdorf. Wir drehten einfach nur eine Runde um einen der vielen Seen, wobei schon alleine das Finden einen Parkplatzes fast zum Problem wurde.
So langsam machte sich der kleine Hunger bemerkbar und wir kehrten bei Carls Junior ein. Nichts Besonderes, aber der Magen hat was zu tun. Der Regen, der uns die ganze Zeit schon begleitet hatte, bestärkte uns in unserem Beschluss, schnellst möglich wieder ins Hotel zurückzukehren.
Wenn ich den Tag so an mir vorüberziehen lasse: Der Convict Lake war unheimlich schön, Mammoth Lakes in gewisser Weise abschreckend, obwohl die Landschaft bei entsprechendem Wetter auch unheimlich schön ist. Wenn man sie denn genießen kann.