14.09.2024 – Von Reno nach Bishop

Wir verlassen die Biggest Little City. Viele Tränen weinen wir ihr nicht nach. Auch wenn wir aus den Bergen einen Blick zurück warfen.

Das Hotel war für den Preis OK, Frühstück haben wir uns wieder selbst gemacht. Diesmal Bagles mit Schinken und dann mit Käse überbacken.

Heute geht es nach Süden, nach Bishop in Kalifornien. Eigentlich kartentechnisch total langweilig, weil wir auf der 395 beginnen und unser Hotel liegt an eben dieser Straße. Aber damit ein wenig Abwechselung reinkommt, hat sich die Behörde etwas Besonderes einfallen lassen: Auf dem Stück zwischen Topaz Lake und Bridgeport wird eine Wilduntersquerung gebaut. Und deshalb ist die Straße an einer bestimmten Stelle komplett gesperrt. Natürlich nicht für die Tiere. Und wir dürfen einige zig Meilen Umweg fahren. OK, lernen wir mal was Neues kennen.

Aber vorher haben wir noch ein Zwischenziel eingeplant. Wer wie ich früher die Westernserie Bonanza gesehen hat, dem ist Virginia City durchaus ein Begriff. Wir waren vor mehr als 30 Jahren schon einmal dort gewesen. Das ist so lange her, meine Göttergattin (und die ist normalerweise der Inbegriff eines guten Gedächtnisses) konnte sich zuerst nicht daran erinnern. Aber als ich ihr dann den Laden zeigte, in dem wir im Westernstil ein Foto hatten machen lassen, kam die Erinnerung langsam wieder.

Ansonsten unterscheidet sich diese alte Minenstadt nur wenig von Jerome in Arizona.

Bar reiht sich an Andenkenladen und diese an Läden mit Western-Wear. Da wir zu sehr früher Stunde unterwegs waren, entgingen uns viele dieser Attraktionen, da manche Läden erst um 11 Uhr öffnen. Auch das Shootout auf offener Straße haben wir verpasst. Und darüber bin ich nicht unfroh. Denn wir hatten – oh Wunder – auf der Hauptstraße mittendrin einen Parkplatz ergattert. Ich hätte nicht gewusst, wie ich dem Autovermieter die Kugellöcher hätte erklären können.

Wir warfen noch ein paar Blicke in die wenigen geöffneten Türen und schwangen uns wieder in unsere (intakte) Black Beauty.

Über kurvige Bergstraßen landeten wir wieder in Carson City, diesmal nicht nur zum Tanken. Auch ein paar frische Lebensmittel landeten im Einkaufswagen. Unter anderem ein Cranberry-Walnuss-Brot. Dieses war von Konsistenz (also der Knautschbarkeit) sehr ähnlich unserem deutschen Brot. Ein Laib kostet 8,99 USD, aber das probieren wir. Werde demnächst darüber berichten.

Frisch getankt ging es dann weiter Richtung Süden auf der 395, bis wir etwas nördlich von Topaz Lake nach Osten auf die 208 abbogen. Diese führte uns dann direkt nach Bridgeport, einem kleinen Nest, was zumindest mit einem geschlossenen Visitor Center aufwarten konnte. Aber das dörfliche Museum war geöffnet und die Dame dort konnte uns bei der Suche nach heißen Quellen weiterhelfen.

Karin war von ihren Recherchen im Gedächtnis geblieben, dass es in der Gegend Hot Springs geben sollte. Die Einheimischen geben solche Quellen im allgemeinen nicht gerne bekannt. So auch diesmal. Erst nach einigem Bohren kam die Lady mit einer handgezeichneten Karte (immerhin eine Fotokopie und nicht auf Tierhaut eingeritzt) hervor: Noch ca. 2-3 Meilen auf der 395 nach Süden, dann auf die Jack Sawyer Road abbiegen. Und ab da war es dann sowieso ausgeschildert.

Wir passierten in Bridgeport noch das schöne Courthouse und setzten uns auf die 395.

So klein ist Bridgeport.

Man kommt sich bei den Travertine Hotsprings fast vor wie in Little Yellowstone. Es führt ein Rundweg zu verschiedenen heißen Quellen.

In manchen kann man baden (mehr als einmal). In anderen kann man nur Eier kochen. Manche sind extrem farbenprächtig.

 

Andere blubbern aus dem Boden einfach nur vor sich hin.

Es geht weiter nach Süden. Als nächstes Ziel haben wir die alte Minenstadt Bodie ausgewählt. Diese hatten wir schon einige Male besucht, das letzte Mal bei extrem schlechtem Wetter. Von Norden kommend biegt man nach Osten auf die 270 ab. 10 Meilen sind asphaltiert, danach folgen in Statepark 3 Meilen Gravelroad. Pro Person darf man 8 USD abdrücken und schon ist man in der Zeit einige Jahrzehnte zurückversetzt.

Der Unterschied zu Virginia City liegt darin, dass man diese Stadt im Status quo behält, maximal vor dem Verfall bewahrt, aber ansonsten keine touristischen Attraktionen zur Verfügung stellt. Das einzige ist eine Minenführung.

Aber man kann sich in Ruhe die alten Gebäude anschauen.

Auch ein Blick nach innen ist erlaubt. Ob diese Unterkunft allerdings auch nur für eine Ein-Sterne-Berwertung gereicht hätte, das wage ich zu bezweifeln.

Im Museum gibt es vieles aus den alten Tagen. Unter anderem gab es dort einen Elektromotor. Das ist nichts Besonderes. Fakt ist aber, dass dies der erste Motor war, dessen Strom nicht vor Ort produziert wurde, sondern in einem 13 Meilen entfernten Kraftwerk am Virginia Creek.

Wie mache ich mich vor dieser Kulisse? Vom Alter her passe ich schon ganz gut dazu.

Unser Wagen war deutlich bequemer als dieses Gefährt. Und dazu noch eine Anmerkung: Wir sind ja in den letzten Jahren in den USA regelmäßig “big trucks” gefahren. Also immer die Klasse Ford F150 bzw. Dodge RAM 1500. Diese Autos bieten bei extremer Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit einen großen Komfort. Unser jetziger Dodge RAM 2500 ist deutlich mehr als Arbeitstier ausgelegt und ist auf der Straße (zumindest nach meinem Empfinden) ruppiger als seine kleineren Brüder. Dafür nahm er (vielleicht hat er größere Reifen) die Waschbrett-Wellen auf der Dirt Road wesentlich besser.

Während bei uns Selfie-Time war, trafen wir noch auf zwei Stuttgarter Pärchen, die mit zwei Trikes unterwegs waren. Nachdem die Verständigungsprobleme überwunden waren, konnten wir ihnen noch ein paar gute Tipps für den Yosemite geben und machten uns danach auf die weitere Reise.

Am Conway Pass gibt es einen Aussichtspunkt, von wo aus man das ganze Tal incl. Mono Lake gut überblicken kann.

Ein bisschen später waren wir dem See noch ein Stückchen näher und hielten für ein weiteres Foto an.

Dann kamen alte Erinnerungen hoch: Am westlichen Rand gibt es Tufa-Formationen, die wir bei einem früheren Urlaub besucht hatten. In meinem fotografischen Eifer war ich ein wenig über das Ziel (bzw. den festen Weg) hinausgeschossen und bis Mitte Oberschenkel in die matschige Brühe eingesunken. Gut, dass wir auch damals schon einen Truck fuhren, die dreckigen Klamotten hätten wir auf keinen Fall ins Wageninnere nehmen können.

Aber jetzt war ich ja vorgewarnt und holte ganz gemütlich meine dicke Berta raus und holte mir die Tufa-Formationen einfach nah ran. Geht doch.

Jetzt ist es nur noch eine knappe Stunde bis nach Bishop, wo wir 6 Nächte verbringen werden. Für die ersten 3 Nächte haben wir ein Upgrade auf eine Suite bekommen, hoffentlich klappt das auch für die nächsten drei Nächte.