OK, wir sind auf einer Seen-Tour. Aber nach der Erfahrung, die wir am Convict Lake gemacht haben, erscheint es uns sehr erholsam, damit fortzufahren.
Wir suchen uns einen weiteren in den Bergen gelegenen See aus (bzw. gleich mehrere): Die Virginia Lakes. Leider liegen diese ein ganzes Stück nach Norden, so dass wir vorbei an Mammoth und vorbei an der Abfahrt zum Tioga Pass auf der 395 fahren.
An diesem Morgen liegt der Crowley Lake in der Sonne. Ich versuche mein Glück mit etwas Telewirkung. Wenn man dann in das Bild hineinzoomt, kann man wahrhaftig die Säulen erkennen. Aber direkt davor zu stehen ist noch etwas ganz anderes.
Kurz vor dem Conway Summit geht nach Westen die Virginia Lakes Road ab und nach ein paar Meilen stehen wir auf dem Parkplatz. Genauso ruhig und überschaubar wie gestern der Convict Lake.
Da es sich hierbei um mehrere Seen handelt, die wie Perlen auf einer Perlenkette aufgereit sind, werde ich sie in der Reihenfolge des Besuches vorstellen. Dabei hilft mir ungemein die Tatsache, dass meine Kamera ein eingebautes GPS hat. D.h. in meinem Fotobearbeitungsprogramm Lightroom klicke ich bei jedem Foto einfach auf Karte und bekomme angezeigt, wo das Foto gemacht wurde.
Obiges entstand beim ersten See, dem Big Valley Lake. Malerisch fügt er sich in die Landschaft ein, umgeben von hohen Bergen, die zum Teil mit Schee bedeckt sind.
Wir wandern daran entlang und müssen dann unseren ersten Anstieg bewältigen. Ingesamt erwarten uns auf dem Green Creek Trail ca. 250 Höhenmeter. Was insofern beachtlich ist, fangen wir doch laut meinem Kamera-Navi auf 2.991 Meter an.
Nachdem der erste Anstieg bewältigt ist, stehen wir – etwas außer Atem – vor dem Blue Lake. Der Name erklärt sich von selbst.
Wir laufen auch an diesem entlang und auch der Blick zurück offeriert eine schöne Aussicht auf diesen See.
Mittlerweile haben wir die 3.000 Meter überschritten. Und bei der besten Bergwanderin von allen stellen sich – wie schön – keine Anzeichen von Höhenkrankheit ein. Was habe ich ihr heute morgen in den Kaffee getan. OK, wir sind an einigen Dispensaries vorbei gekommen (die die grünen Blätter im Logo haben). Aber ich kann mich nicht erinnern, dort angehalten zu haben.
Auf dem weiteren Weg nach oben geraten wir in ein Trümmerfeld von Bäumen. Ich vermute, dass hier ein Orkan durchgerast ist. Sieht richtig unheimlich aus und erinnert ein wenig an den Sturm Ela, der mal in NRW gewütet hat.
Als nächstes passieren wir eine Cabin. Ich werfe einen Blick hinein und stelle fest: Diese Hütte bietet niemand bei Booking.com oder auf irgendeinem anderen Portal an. Ein Bettrahmen ist vorhanden, aber eine Matratze und Bettzeug muss man selbst mitbringen. Gleiches gilt für Küchengeschirr etc.
Die Türe sieht aus, als hätte sie Hagrid beim Abholen von Harry Potter eingetreten.
Hier bleiben wir heute nach nicht. Auf dem weiteren Weg höre ich ein deutliches Rauschen, welches nicht vom Wind und den Blättern stammt. Ein Wasserfall befindet sich am Auslass des nächsten Sees, des Cooney Lakes.
Und da ich mich sowieso gerade umdrehe, kann ich auch einen Blick zurück ins Tal und die weite Ebene werfen. Die Wolkenformationen sind es wert.
OK, jetzt sind wir also am Cooney Lake. Genauso hübsch wie die anderen, mit einer interessanten Felsenkulisse am gegenüberliegenden Ufer.
Die könnte man glatt für eine Winnetou-Verfilmung nutzen. Weiter geht es. Rechter Hand lassen wir einen der Frog Lakes liegen, aber ein Foto muss sein.
Dann endlich erreichen wir DEN Frog Lake, der laut Alltrails den Endpunkt dieser Wanderroute markiert.
Der Himmel reißt auf und diese wahnsinnige Bergkulisse und die Wolken spiegeln sich in dem ruhigen Wasser.
Wir marschieren noch ein kleines Stückchen am See entlang, bis wir einen Felsen gefunden haben, auf dem wir Pause machen können.
Dort verdrücken wir jeder einen Müsli Riegel und beobachten am gegenüberliegenden Ufer einen Coyoten, der auf dem Weg zur Arbeit durch das Gebüsch streift. Uns hat er offensichtlich nicht wahrgenommen oder wir stören ihn nicht.
Die Wegstrecke betrug bis hierhin ca. 2,5 Kilometer und das letzte Foto wurde auf einer Höhe von 3.155 Metern aufgenommen. Und immer noch keine Anzeichen von Höhenkrankheit. So langsam hat sich meine Göttergattin dran gewöhnt. Und das ausgerechnet jetzt, wo wir morgen Bishop verlassen müssen.
Aber jetzt geht es erstmal zurück ins Tal. Vereinzelt begegnen wir Wanderern. Einen fragen wir, wohin es schwer bepackt geht. Seine Antwort: Yosemite. Na ja, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Wir wünschen ihm eine gute Reise und hoffen, dass er nicht eines Tages in der Zeitung auftaucht. Denn in diesen Bergen hat es Bären. Am Anfang des Trails hatte ich einen deutlichen Haufen “bear poop” gesehen. Erkenntlich an den zum Teil unverdauten Beeren, mit denen sich Meister Petz gestärkt hatte. Meine liebe Gattin fragte mich doch glatt, warum ich den nicht fotografiert hätte. Meine Antwort: Ich fotografiere doch nicht jeden Sch…
Der Rückweg war deutlich weniger beschwerlich und an der Straße tummelten sich mal wieder Rehe.
Die Straße selbst ist ja gut ausgebaut und wenn man dann ins Tal und hinüber zu den White Mountains schaut, ist man immer wieder vom Anblick überwältigt.
Eigentlich wollten wir direkt nach Bishop zurück fahren, aber ein Zusatzziel gestatteten wir uns: Wie schon erwähnt, führen immer wieder Straßen in die Berge der Sierra, die wie heute auch interessante Endpunkte haben.
So auch die McGee Creek Road. Der Name erinnert an einen Mitarbeiter der US-Serie Navy CIS, aber das war nicht der Grund. Wir wollten einfach sehen, wohin die Straße führt.
Sie führt in ein enger werdendes Tal. Dort werden Trail Rides angeboten, aber auch ein Parkplatz für Wanderer ist vorhanden.
Und die Bergwelt? Muss man nicht kommentieren, sondern einfach nur genießen. Ein ingesamt 8 Meilen langer Trail führt zu einem Biberteich, aber das schaffen wir heute Abend nicht mehr.
Also drehen wir um und machen vom Mono Lake Vista Point auf der 395 noch ein Foto vom Mono Lake.
Als wir dann langsam nach Bishop reinrollen, türmt sich vor den White Mountains eine riesige Gewitterwand auf. Gut, dass wir da nicht drin sind.
Noch einmal kurz Tanken und Vorräte auffrischen, denn morgen soll es nach Oakhurst auf der anderen Seite der Sierra Nevada gehen. Gestern war der Tioga Pass im Yosemite Nationalpark wegen Schnees gesperrt, heute nachmittag war er wieder offen. Hoffentlich bleibt das morgen so.